Lebensdaten
1861 – 1935
Geburtsort
Madrid
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Kolonialpolitiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 133444937 | OGND | VIAF: 43027810
Namensvarianten
  • Rechenberg, Albrecht Freiherr von
  • Rechenberg, Albert von
  • Rechenberg, Albrecht von
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Weitere Erwähnungen in der NDB-online/NDB/ADB

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Rechenberg, Albrecht Freiherr von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd133444937.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus 1270 erstmals erw. meißn. Adelsfam., d. 1534 in d. Freiherrenstand erhoben wurde;
    V Julius (1812–92), aus Lübben (Niederlausitz), ksl. dt. Wirkl. Geh. Legationsrat, Gen.konsul in Warschau, S d. Georg (1785–1854);
    M Helene (1841–1911), T d. Carl Anton Fiedler, Bankier, u. d. Barbara Wokurka;
    Ov Bernhard (1813–69), anhalt. Konsistorialrat, Sup. u. Hofprediger;
    Marienbad 1914 Gabriele (1875–1965, 1] Dr. iur. Hans Wellenberg), T d. Hugo Mittenzweig (1839–1904), Dr. med., Ger.arzt d. Stadtkr. Berlin, preuß. Med.rat (s. Pagel; BJ X, Tl.), u. d. Gabriele Sandmann; kinderlos;
    Vt Georg (1846–1920), preuß. Gen.lt., Carl (1852–1926), Dr. phil., Dir. e. chem. Fabrik in Bühlau b. Dresden, Hon.prof. d. Univ. Leipzig (s. Pogg V-VI).

  • Biographie

    Als Sohn eines Diplomaten in der Tradition preuß. Aristokratie erzogen, nahm R. nach dem Besuch des Gymnasiums in Prag ein Jurastudium in Prag und Berlin auf. Nach Staatsexamen und Promotion 1883 zunächst Gerichtsassessor, wurde er noch im selben Jahr ins Auswärtige Amt berufen. Im Rahmen des Verwaltungsaufbaus in den gerade erworbenen Kolonien wurde R. 1893 Bezirksrichter sowie Bezirksamtmann in Tanga und Daressalam in Dt.-Ostafrika. Seit 1896 war er als Vizekonsul, seit 1898 als Konsul von Sansibar tätig, wechselte 1900 als Konsul nach Moskau und war 1905/06 in Nachfolge seines Vaters Generalkonsul in Warschau. Auf seine Erfahrungen im Kolonialdienst konnte indes bei der Verwaltung der überseeischen Gebiete nicht verzichtet werden: 1906 wurde R. nach der Niederschlagung des MaĴi-MaĴi-Aufstandes zum ersten zivilen Gouverneur von Dt.-Ostafrika berufen. Er zeichnete sich in diesem Amt durch eine realistische Einschätzung der Möglichkeiten der dt. Kolonialpolitik aus und galt als Gefolgsmann des 1906 neu ernannten Leiters der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes (des späteren Reichskolonialministeriums), Bernhard Demburg (1865–1937), an dessen reformerische Kolonialpolitik er sich anlehnte. R. bemühte sich mit seiner „Rekonstruktionspolitik“ um einen „billigen Interessenausgleich“ (Gründer) zwischen Weißen und Schwarzen und ging davon aus, daß die für eine effektive Plantagenwirtschaft benötigten afrikan. Arbeitskräfte nicht durch Zwang und Grausamkeiten zu Aufständen provoziert werden sollten. Er hob das von der dt. Kolonialverwaltung dekretierte System des Anbaus von Exportkulturen, v. a. Baumwolle, auf, worin er eine Hauptursache des MaĴi-MaĴi-Aufstandes sah. R. lehnte, wie auch Dernburg, die Begrenzung der Zuwanderung von Indern in die Kolonie ab; sein Ziel war ein unter dt. Verwaltung stehender internat. Handelsplatz. R.s weitreichende Vorhaben, wie etwa die begrenzte Mitbestimmung der afrikan. Bevölkerung in den regionalen Selbstverwaltungsgremien der dt. Kolonie, waren ebensowenig zu verwirklichen wie andere Reformvorschläge, z. B. Strafmilderungen für Afrikaner in der Kolonialgesetzgebung oder Abschaffung der Zwangsarbeit. R. sprach Arabisch sowie mehrere afrikan. Sprachen bzw. Dialekte. Im Mai 1912 wurde er auf seinen Antrag hin nach heftigen Angriffen im Reichstag und in kolonialpropagandistischen Schriften in den einstweiligen, Anfang 1914 unter Verleihung des Charakters als Wirkl. Geh. Rat mit dem Prädikat Exzellenz in den endgültigen Ruhestand versetzt und zog nach Berlin. 1914 für das Zentrum in den Reichstag gewählt, engagierte er sich für die Rückgabe der im Friedensvertrag von Versailles verlorengegangenen Kolonien an Deutschland. In den neueren Forschungen zur Geschichte des dt. Kolonialismus wurde die Rolle R.s für Ostafrika bislang kaum gewürdigt, wenngleich auf seine Initiative eine Reihe von landwirtschaftlichen Versuchsstationen und wissenschaftlichen Einrichtungen geschaffen wurden, die zur wirtschaftlichen Prosperität der Kolonie beitrugen.|

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Dt. Ges., d. Ges. f. Weltwirtsch. u. d. Ges. f. Eingeborenenkunde;
    Roter Adlerorden;
    Kronenorden.

  • Literatur

    D. Bald, Die Reformpol. v. Gouverneur R., Koloniale Handelsexpansion u. ind. Minderheit in Dt-Ostafrika, in: D. Oberndörfer (Hg.), Africana Collecta II, 1971, S. 242-61;
    H. Gründer, Gesch. d. dt. Kolonien, ⁴2000;
    H. Schnee, Dt. Koloniallex. III, 1920, S. 133;
    Rhdb. (P);
    Hist. Dict. of Tanzania I, 1978, ²1997, S. 171, II, S. 156 f.;
    RT-Abg. Zentrum;
    GHdA Frhrl. Häuser XVII, 1994, S. 308.

  • Autor/in

    Ulrich van der Heyden
  • Zitierweise

    Heyden, Ulrich van der, "Rechenberg, Albrecht Freiherr von" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 231-232 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd133444937.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA