Lebensdaten
1833 – 1908
Geburtsort
Schloß Bedra Kreis Querfurt
Sterbeort
Schloß Bedra Kreis Querfurt
Beruf/Funktion
konservativer Politiker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 133263622 | OGND | VIAF: 13495125
Namensvarianten
  • Helldorff, Otto Heinrich von
  • Helldorff, Otto von
  • Helldorff, Otto Heinrich von
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Zitierweise

Helldorff, Otto von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd133263622.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Heinrich (1799–1873), auf B., Baumersrode usw., Landrat, S d. Heinrich (1764–1815), auf St. Ulrich, B. usw., Stiftshauptm. zu Wurzen, u. d. Friederike Gfn. v. Hohenthal;
    M Julie Charl. (1806–44), T d. preuß. Rittmeisters Werner Gf. v. d. Schulenburg a. d. H. Wolfsburg u. d. Karoline Freiin v. Friesen (1781–1857), Oberhofmeisterin d. Ghzgn. v. Sachsen;
    Ur-Gvm Gebhard Werner Gf. v. d. Schulenburg ( 1788), preuß. Staatsmin.;
    Om Adolf Gf. v. Arnim-Boitzenburg ( 1868), preuß. Staatsmin. (s. NDB I);
    - Hamburg 1867 Klara (1844–1918, Cousine), T d. Architekten Frdr. Stammann (1807–80) u. d. Friederike v. Helldorff (Tante-v); Schwager Erwin Stammann (1841–80), Geschäftsträger in Caracas;
    Vt d. Ehefrau Otto Stammann (1835–1909), reg. Bgm. v. Hamburg (s. BJ 14, Tl. 1909, L);
    1 T;
    Groß-N Wolf (s. 2).

  • Biographie

    H. schloß sein Jura- und Kameralistik-Studium (Bonn, Leipzig, Heidelberg, Berlin) mit dem Assessorexamen ab und diente bis 1874 dem preußischen Staat, zunächst am Kreisgericht und beim Regierungspräsidium in Merseburg, seit 1867 als Landrat in Wetzlar. Im Mainfeldzug 1866 wurde er schwer verwundet. 1874 übernahm er die Bewirtschaftung von Bedra und drei anderen Rittergütern. 1871-93 war er, mit Unterbrechung der Jahre 1874-77 und 1881-84, Mitglied des Reichstags, dabei 1879-81 und 1884-92 Fraktionsvorsitzender der Deutschkonservativen. 1876 an der Neugründung dieser Partei und der Formulierung ihres Programms maßgeblich beteiligt, förderte H. die Aussöhnung der preußischen Konservativen mit Bismarcks Politik. Während der Versuch der Partei, ihre Beschränkung auf die östlichen Provinzen zu überwinden, nur geringen Erfolg hatte, erreichte sie unter der um Ausgleich bemühten Leitung H.s ihre höchste Mandatszahl im Reichstag und gewann durch seine vertrauensvolle, jedoch bald als gouvernemental kritisierte Zusammenarbeit mit dem Kanzler bis 1890 starken Einfluß (Schutzzölle, Steuer- und Sozialgesetzgebung, Sozialistengesetz Bismarck schätzte die Unterstützung seiner Politik durch H. (1884 Berufung in den preußischen Staatsrat), vermied aber jede Bindung, die H. durch regelmäßige Bitte um Weisungen erstrebte. Das Bündnis mit den Nationalliberalen im Kartell entsprach H.s undoktrinären Anschauungen besonders, war aber von vornherein durch starke Gegenkräfte in seiner eigenen Partei gefährdet (Kreuzzeitung, W. Freiherr von Hammerstein, H. von Kleist-Retzow, A. Stoecker). Im Konflikt Bismarcks mit Wilhelm II. verlor H., die Taktik des Kanzlers – unter anderem im Kampf um die Verlängerung des Sozialistengesetzes – nicht verstehend, das Vertrauen zu Bismarck, der ihn später zu Unrecht der intriganten Mitwirkung an seinem Sturz verdächtigte. Die Wahlniederlage des Kartells (1890) entzog H.s Politik die feste Grundlage, für die das Vertrauen des Kaisers in der Kanzlerkrise (Mai 1890 Ernennung zum lebenslänglichen Mitglied des preußischen Herrenhauses) keinen dauernden Ersatz bot. Seine Kritik an der Agrarpolitik der Konservativen (er unterstützte die Caprivischen Handelsverträge) und das Festhalten am Kartellgedanken im Streit um das Volksschulgesetz kosteten ihn den Vorsitz der Reichstagsfraktion und der Gesamtpartei sowie seinen publizistischen Einfluß; auf dem Tivoli-Parteitag (8.12.1892) unterlag seine Richtung ihren christlich-konservativen und antisemitischen Gegnern. Auch im preußischen Herrenhaus trat er nach seinem Ausschluß aus der konservativen Fraktion kaum mehr hervor.

  • Werke

    u. a. Die heutigen Konservativen in England u. Dtld., in: Dt. Revue 22, 1897, III, S. 285-307, IV, S. 57-82;
    Der Fall d. Sozialistengesetzes, ebd. 25, 1900, I, S. 273-84, IV, S. 41-43.

  • Literatur

    H. v. Poschinger, Bismarck u. d. Parlamentarier, 3 Bde., 1894-96;
    H. Rothfels, Zur Bismarck-Krise v. 1890, in: HZ 123, 1921, S 267-96;
    ders., Bismarcks Sturz als Forschungsproblem, in: Preuß. Jb. 191, 1923, S. 1-29;
    W. Schüßler, Bismarcks Sturz, 1921;
    W. Mommsen, Bismarcks Sturz u. d. Parteien, 1924;
    P. A. Merbach, in: Dt. Aufstieg, hrsg. v. H. v. Arnim u. G. v. Below, 1925, S. 243-46;
    H. Heffter, Die Kreuzzeitungspartei u. d. Kartellpol. Bismarcks, 1927;
    E. Zechlin, Staatsstreichpläne Bismarcks u. Wilhelms II. 1890–94, 1929;
    K. H. Kröger, Die Konservativen u. d. Pol. Caprivis, Diss. Rostock 1937;
    H. Booms, Die Deutschkonservative Partei, 1954;
    W. Pack, Das parlamentar. Ringen um d. Sozialistengesetz Bismarcks 1878–90, 1961;
    H. Böhme, Dtld.s Weg z. Großmacht, 1966;
    J. C. B. Röhl, The disintegration of the Kartell and the politics of Bismarks fall from power 1887-90, in: The Historical Journal IX, 1, Cambridge 1966, S. 60-89;
    H. Diez, in: BJ XIII, S. 140 f.

  • Autor/in

    Friedrich Freiherr Hiller von Gaertringen
  • Zitierweise

    Hiller von Gaertringen, Friedrich Freiherr, "Helldorff, Otto von" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 474-475 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd133263622.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA