Lebensdaten
1748 – 1826
Geburtsort
Schloß Tetschen (Nordböhmen)
Sterbeort
Schloß Cibulka bei Prag
Beruf/Funktion
Bischof von Passau ; Graf von Thun
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 133047687 | OGND | VIAF: 65184644
Namensvarianten
  • Thun, Leopold Graf von
  • Leopold von Thun
  • Leopold Graf von Thun
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Porträt(nachweise)

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Zitierweise

Leopold, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd133047687.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Joseph (1711–88), Fideikommißherr auf T., Klösterle u. Choltitz, S d. Johann Franz (1686–1720), Statthalter in Böhmen, u. d. Maria Philippine Gfn. v. Harrach;
    M Maria Christine (1715–49), T d. Hermann Friedrich Gf. v. Hohenzollern-Hechingen (1665–1733) u. d. Josepha Gfn. v. Oettingen-Spielberg;
    Ov Joseph Maria (1713–63), Bischof v. Gurk seit 1741, v. Passau 1761–63;
    Vt Thomas (1738–96), Bischof v. Passau 1795/96;
    Groß-N Friedrich (1810–81), österr. Botschafter in St. Petersburg, Leo (1811–88), österr. Staatsmin.

  • Biographie

    L. erhielt 1768 ein Kanonikat am Dom zu Passau. 1772 weihte ihn der Bischof von Leitmeritz zum Priester. 1795 wurde ihm das Amt des Dompropstes in Passau übertragen. Am 29.5.1796 ernannte ihn sein Vetter Thomas von Thun, 1795/96 Fürstbischof von Passau, zum Weihbischof und Generalvikar. Bereits am 13.12.1796 wurde L. zum Fürstbischof von Passau gewählt. Am 24.7.1797 erfolgte die päpstliche Konfirmation dieser Wahl, zwei Tage später erhielt L. das Pallium, das Zeichen der Passauer Exemtion, am 27. August wurde er zum Bischof geweiht.

    Mit L. wurde das Schicksal des Bistums in stürmischer Zeit einem persönlich untadeligen, aber wenig energischen Mann anvertraut, der den außerordentlichen Staats- und kirchenpolitischen Schwierigkeiten, die ihm begegneten, nicht gewachsen war. Die erste Verordnung des Fürstbischofs galt der Abschaffung der Todesstrafe. Kaum hatte er das Wirtschaftsleben seines kleinen Fürstentums zu aktivieren begonnen, brachen 1798 die franz. Revolutionskriege auch über das Passauer Hochstift herein. Mit dem Frieden von Lunéville 1801 war das Schicksal der geistlichen Territorien besiegelt. Nach der Pariser Konvention zwischen Österreich und Frankreich vom 26.12.1802 und dem Reichsdeputationshauptschluß wurde das Hochstift mit seinen achtzehn Quadratmeilen und ca. 55 000 Einwohnern zwischen Kurbayern und Salzburg-Toskana aufgeteilt.

    Als L. im Juni 1803 in seine böhm. Heimat reiste, dachte er keineswegs, wie fälschlicherweise immer wieder behauptet wird, an den|endgültigen Abschied von Passau. War er auch seines Fürstentums beraubt, so gab er in mehreren Schreiben zu verstehen, daß er nicht gesinnt sei, sich seinen bischöfl. Aufgaben zu entziehen. Pfingsten 1804 kehrte er nach Passau zurück, um die Firmungen zu erteilen. Als Residenz beanspruchte er lediglich einen Teil des Schlosses Freudenhain. Die kurbayer. Regierung war nicht konzessionsbereit und gab ihm zu verstehen, er möge sich in Zukunft eine Sommerresidenz im kursalzburg. Anteil des Bistums auswählen. In dieser unklugen und verletzenden Haltung der Montgelas-Regierung dürfen die Gründe gesucht werden, warum L. nicht bereit war, sich in den nächsten Jahren wieder in Passau niederzulassen. Die Verwaltung des Bistums vertraute er dem damaligen Geistlichen Rat an, der den Bischof über alle wichtigen Vorgänge informierte. L. behielt sich auch weiterhin alle wichtigeren Angelegenheiten zur persönlichen Entscheidung vor. Die Spannungen zwischen dem Geistlichen Rat in Passau und dem in Böhmen weilenden Bischof häuften sich, als 1806 Generalvikar Gf. Auersperg ebenfalls Passau verließ. Ein neuer Generalvikar und Offizial wurde erst wieder 1821 ernannt. Durch das Konkordat von 1817 wurde das Bistum Passau der neuen Kirchenprovinz München und Freising eingegliedert; es erhielt 18 Pfarreien des ehemaligen Erzbistums Salzburg hinzu. L., dem die persönliche Exemtion auf Lebenszeit verblieb, wollte nun in allen geistlichen Bereichen die Erneuerung seines Bistums in Angriff nehmen. Persönliche Auseinandersetzungen zwischen dem Vertrauten des Bischofs und dem Geistlichen Rat ließen diese Bestrebungen scheitern. Nachdem Weihbischof Karl Kajetan Gf. v. Gaisruck (1769–1846) 1818 das Amt des Mailänder Erzbischofs übernommen hatte, fanden bis 1824 keinerlei Pontifikalhandlungen, keine Priesterweihen und keine Firmungen mehr im Bistum Passau statt. Das vergrößerte die allgemeine Verwirrung und Disziplinlosigkeit. – Mit L., der sich mit der Zerschlagung der alten Reichs- und Kirchenverfassung nicht abfinden konnte, sank der letzte Fürstbischof des Hl. Röm. Reiches ins Grab.

  • Literatur

    G. Schwaiger, Die altbayer. Bistümer Freising, Passau u. Regensburg zw. Säkularisation u. Konkordat (1803–17), 1959;
    K. Baumgartner, Die Seelsorge im Bistum Passau zw. barocker Tradition, Aufklärung u. Restauration, 1975;
    A. Leidl, Die Bischöfe v. Passau (739–1968) in Kurzbiogrr., ²1978;
    Wurzbach 45.

  • Autor/in

    August Leidl
  • Zitierweise

    Leidl, August, "Leopold" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 294-295 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd133047687.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA