Lebensdaten
um 1435 – 1489
Sterbeort
Königsberg
Beruf/Funktion
Hochmeister des Deutschen Ordens
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 132549115 | OGND | VIAF: 20848263
Namensvarianten
  • Martin
  • Wetzhausen, Martin Truchseß von
  • Truchseß von Wetzhausen, Martin
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Zitierweise

Martin Truchseß von Wetzhausen, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd132549115.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Entstammt e. aus henneberg. Ministerialität kommenden, im Hochstift Würzburg ansässigen Ritterfam.;
    V Hans (?);
    M N. N. v. Laufenholz;
    N bzw. Groß-N (?) Georg, Dt.ordensbruder, Großkomtur 1514–17, Jobst, Dt.ordensbruder, Großkomtur 1522–23, Konrad (spätestens seit 1484 in Preußen ansässig), Stammvater d. preuß., 1740 ausgestorbenen Linie.

  • Biographie

    Die Quellen nennen M. erstmals im Juni 1461 als Vogt von Stuhm, einer kleinen Nebenresidenz des bereits seit 1457 verlorenen Haupthauses Marienburg. Dieses Amt versah er bis wenigstens 1464, vermutlich in noch verhältnismäßig jungen Jahren, da er zugleich seit Juni 1462 als unterer Kumpan des Hochmeisters Ludwig v. Erlichshausen genannt wird. Im Februar 1467 - wenige Monate nach Abschluß des Zweiten Thorner Friedens (19.10.1466) - stieg er zum Komtur von Osterode auf. Politisch gehörte er zu einer Gruppe vornehmlich oberländischer Gebietiger, die die Auseinandersetzung zwischen König Kasimir IV. von Polen und dem ermländ. Bischof Nikolaus v. Thüngen dazu nutzen wollte, die mit den Thorner Abmachungen entstandene Lage für den Orden zu verbessern. 1476 kam ein Bündnis mit dem Bischof zustande. Danach wurde M. Anfang 1477 zu entsprechenden Verhandlungen mit Kg. Matthias Corvinus von Ungarn entsandt; der dabei geschlossene Vorvertrag wurde vom Orden bestätigt.

    Am 4.8.1477 zum neuen Hochmeister gewählt, rüstete M. sofort zum Krieg gegen Polen. Bei den Ständen des Ordenslandes stieß er damit zunächst auf keinen Widerspruch, da auch sie die Folgen des Friedens von 1466 nur widerwillig hingenommen hatten, doch die Stände des königl. poln. Preußen versagten ihm ihre Hilfe. Infolgedessen konnte der König von Polen im sog. Pfaffenkrieg (1478/79) das Ermland weitgehend besetzen. Als schließlich Kasimir IV. von Polen und Matthias Corvinus übereinkamen, die Herrschaft über die böhm. Länder zu teilen, verlor M. seinen eigentlichen Verbündeten. Unter dem Druck insbesondere der Stände, die einen militärisch aussichtslosen Krieg vermeiden wollten, sah er sich zu Verhandlungen genötigt. Nachdem sich Nikolaus v. Thüngen bereits im Mai 1479 unterworfen hatte, leistete M. schließlich am 9. Okt. in Neustadt-Korczyn bei Krakau den Huldigungseid.

    Innenpolitisch konnte M. gegenüber den Ständen den Anspruch aufrechterhalten, daß nicht nur der Hochmeister, sondern der Orden im ganzen als Landesherr anzusehen sei. Dazu trug wesentlich bei, daß es den regionalen Gebietigern (Komturen und Pflegern) gelang, ihren Wohlstand zu steigern und sich daher ein Mitspracherecht zu sichern, während der Hochmeister kaum die finanziellen Anforderungen seines Amtes erfüllen konnte. Als er die Verhältnisse innerhalb des Ordens reformieren wollte, ließen sich die Ordenszweige in Deutschland und Livland nicht mehr mit einbeziehen. Das Kapitel im März 1480 blieb ein konservativer Reformversuch für Preußen, als es M. besonders um eine Kontrolle der Finanz- und Vermögensverhältnisse gegangen war. Trotz der Rückbesinnung auf die alten Grundsätze des Ritterordens ließ sich keine politisch-wirtschaftliche Stärkung der Ordensleitung erreichen, dazu waren die ständischen Eigeninteressen der Ritterbrüder zu stark. Entsprechend der äußeren Lage hatte M. 1478 bei der Beratung einer Ordnung für Bauern und Gesinde gegenüber den Ständen einen größeren Handlungsspielraum, während diese 1482 ihre Beschlüsse ohne Hochmeister und Gebietiger faßten.

    In den folgenden Jahren wurde M. wiederholt vom poln. König zur Teilnahme an Türkenzügen aufgefordert, wobei es offenbar mehr um eine Demonstration der Machtverhältnisse als um tatsächliche Notwendigkeiten ging. M., der vergeblich versucht hatte, gegen übermächtige innere und äußere Widerstände die alte Ordensmacht wieder aufzurichten, starb als ein kranker Mann noch in mittleren Jahren.

  • Literatur

    ADB 38;
    Acten d. Ständetage Preußens, hrsg. v. M. Toeppen. 5, 1886;
    Regesta historico-diplomatica Ordinis S. Mariae Theutonicorum 1198-1525, bearb. v. E. Joachim, hrsg. v. W. Hubatsch, I-II, 1948/73;
    O. Schreiber, Die Personal- u. Amtsdaten d. Hochmeister d. Dt. Ritterordens v. s. Gründung bis z. J. 1525, in: Oberländ. Gesch.bll., H. 15, 1913, S. 738-41;
    A. B. E. v. d. Oelsnitz, Herkunft u. Wappen d. Hochmeister d. Dt. Ordens 1198-1525, 1926, S. 77, 132;
    H. Kößler, Art. Wetzhausen, in: Bayern, Hdb. d. Hist. Stätten 7, ²1965, S. 815;
    L. Dralle, Der Staat d. Dt. Ordens nach d. II. Thorner Frieden, 1975;
    B. Jähnig, Die Osteroder Komture d. Dt. Ordens u. ihre Laufbahnen, in: Zs. f. Ostforschung 36, 1987, S. 400;
    Altpreuß. Biogr. II, 1969, S. 747 f.;
    E. Wermke, Bibliogr. d. Gesch. v. Ost- u. Westpreußen, 4 Bde. (bis 1974), 1933-78.

  • Porträts

    im Königsberger Dom. vielleicht aus d. Zeit d. Hochmeisters Friedrich v. Sachsen (1498–1510), seil 1945 verschollen.

  • Autor/in

    Bernhart Jähnig
  • Zitierweise

    Jähnig, Bernhart, "Martin Truchseß von Wetzhausen" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 276-277 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd132549115.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Truchseß: Martin T. v. Wetzhausen, Hochmeister des Deutschen Ordens vom 4. August 1477 bis an seinen Tod, 5. Januar 1489. Die vom Vorgänger überkommene Erbschaft war, nicht ohne seine eigene Schuld, keine sonderlich schöne. Dieser, Heinrich v. Richtenberg, hatte zwar dem Polenkönige den Huldigungseid, welcher ihm durch den Thorner ewigen Frieden von 1466, der dem Orden den Verlust der Selbstständigkeit und der bessern Hälfte des Preußenlandes gebracht hatte, auferlegt war, seiner Zeit freiwillig geleistet, aber zuletzt hatte er sich doch verleiten lassen, mit dem ermländischen Bischof Nikolaus v. Tüngen, der gegen den Willen des polnischen Oberherrn erhoben worden war, gemeinsame Sache zu machen. Im Auftrage des Meisters, fast an demselben Tage, da dieser selbst starb, hatte T., damals Komtur von Osterode, nach dem Beispiele des Bischofs ein Schutzbündniß mit dem Ungarnkönige Matthias Corvinus, dem Hauptfeinde der Jagiellonen, abgeschlossen und führte, ein halbes Jahr später zum Meister erhoben, zunächst dieselbe Politik weiter fort. Der dadurch hervorgerufene „Pfaffenkrieg“ tobte zwar fast ausschließlich im Ermland, trieb aber zuletzt den Bischof selbst aus seinem Lande, zur Flucht nach Königsberg. Doch weder dieses Mißgeschick, noch die eigene Mittellosigkeit, selbst nicht der auf den Landtagen wiederholt hervortretende entschiedene Widerwille der eigenen Stände gegen den Krieg vermochten den Hochmeister von seinem Wege abzubringen. Hatten den Polenkönig eine Weile die von Süden, von den Ungarn drohenden Gefahren verhindert, den preußischen Krieg mit allem Nachdruck zu Ende zu führen, so brachte die weitere Entwicklung jener Verhältnisse auch hier die Sache zur Entscheidung, zur völligen Niederlage wie des Bischofs, so des Meisters und seines Ordens. Erst als König Matthias mit dem Kaiser und mit dem Könige von Böhmen, dem Sohne des Polenkönigs, seinen Frieden schloß und auch dem Polenkönige sich näherte, bald auch im Vertrage mit diesem die durch den Thorner Frieden|geschaffene Lage Preußens anerkannte, endlich als sich jede Hoffnung auf eine andere auswärtige Hülfe als nichtig erwies, dagegen der Polenkönig sehr energische Maßregeln ergriff, fanden es der Bischof und der Hochmeister für gut, den polnischen Aufforderungen endlich nachzugeben und zu persönlichen Unterhandlungen nach Polen zu gehen, wenn auch noch mit dem gegenseitigen Versprechen, auf keinen Fall die Huldigung zu leisten. Sobald aber der Bischof dem Könige von Angesicht zu Angesicht gegenübertrat, ließ er seinen Verbündeten im Stich, that einen Kniefall und gewann durch diese Unterwerfung seine Anerkennung Der Hochmeister dagegen, der sich früher verschworen hatte, „lieber in seinem eigenen Blute zu ertrinken“, verharrte in vergeblichem Hoffen auf den Ungarnkönig noch ein volles Vierteljahr bei seinem trotzigen Widerstande: erst sehr allmählich erkannte er seine Lage und leistete am 9. October 1479 zu Neustadt-Korczyn bei Krakau den Huldigungseid. Das Verhältniß zu Polen blieb weiterhin so freundschaftlich, wie es unter solchen Umständen, wo noch dazu Münzverhältnisse, Grenzirrungen, Räubereien, Handelsstörungen fortwährend Anlaß zu Klagen gaben, nur sein konnte; mehrmals kam der Meister mit dem Könige persönlich zusammen. Aber wie tief dennoch der Orden gedemüthigt war, zeigte sich bei der Türkenhülfe des Jahres 1485: als T. auf die dringende Aufforderung des Königs endlich trotz der Armuth des Landes wenigstens ein kleines Häuflein Truppen zusammengebracht hatte und damit an der Grenze erschien, wurde ihm zugemuthet, da sich die Gefahr vorläufig verzogen hatte, das Kriegsvolk bis zum nächsten Jahre unter den Waffen zu behalten. — Daß T. während der zwölf Jahre seines hochmeisterlichen „Stilllebens“ nicht den guten Willen und die nöthige Einsicht besessen und gezeigt hätte, um die noch andauernden schweren Schäden vom dreizehnjährigen Kriege her zu heilen, darf doch nicht gesagt werden: in den neun Friedensjahren begann das Land in der That schon allmählich wieder aufzuathmen. Aber nicht so einsichtsvoll will es erscheinen, wenn er vermeinte, seinen Orden, die stark verrottete, überlebte halbgeistliche Körperschaft, durch Erneuerung und Verschärfung von Regel und Gesetz noch länger lebensfähig zu erhalten; auch wenn die ohne Frage weniger von besserer Einsicht als von Selbstsucht geleiteten Meister von Livland und von Deutschland nicht gewußt hätten, seinen Plan eines Generalcapitels die ganze Zeit über zu hintertreiben, eine ernstliche Förderung in seinem Sinne war nicht mehr zu erreichen.

    • Literatur

      Joh. Voigt, Geschichte Preußens, IX (1839). — Caro, Geschichte Polens, V, 1 (1886). — Scriptores rerum Prussicarum, IV u. V (1870 u. 1874). — Acten der Ständetage Preußens, herausgeg. von Toeppen, V (1886).

  • Autor/in

    K. Lohmeyer.
  • Zitierweise

    Lohmeyer, K., "Martin Truchseß von Wetzhausen" in: Allgemeine Deutsche Biographie 38 (1894), S. 682-683 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd132549115.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA