Lebensdaten
erwähnt 1172, gestorben 1190
Sterbeort
Antiochia
Beruf/Funktion
Bischof von Würzburg ; Graf von Spitzenberg-Helfenstein ; kaiserlicher Kanzler
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 131768093 | OGND | VIAF: 8528794
Namensvarianten
  • Gottfried von Spitzenberg-Helfenstein
  • Gottfried von Helfenstein-Spitzenberg
  • Gottfried I.
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Gottfried I., Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd131768093.html [16.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Rudolf Gf. v. Sigmaringen u. Spitzenberg, der wohl mit d. Erb-T d. Geschl. v. Helfenstein vermählt war;
    B Ludwig Gf. v. Helfenstein.

  • Biographie

    G. war 1172-86 kaiserlicher Kanzler und wirkte in dieser Eigenschaft an den Friedensschlüssen von Venedig (1177) und Konstanz (1183) mit. Spätestens 1172 wurde er Domherr, 1174 Dompropst in Würzburg, 1174-85 war er auch Propst von Aachen. Am 18.6.1185 wurde G. zum Bischof von Regensburg gewählt, verzichtete aber, ohne die Weihe empfangen zu haben, bereits am 19.2. des folgenden Jahres. Etwa September-Oktober 1186 erfolgte, sicher auf Veranlassung Heinrichs VI., seine Wahl zum Bischof von Würzburg. Auch als solcher stand G. häufig im Reichsdienst. 1187 vermittelte er zusammen mit Bischof Otto II. von Bamberg und Abt Siegfried von Hersfeld im Trierer Schisma und verhinderte so einen neuen Ausbruch des Kirchenstreites. An der Vorbereitung und Durchführung des 3. Kreuzzuges hatte G. als Diplomat und Heerführer bedeutenden Anteil. Nach Barbarossas Tod im Saleph (10.6.1190) berichtete er EB Philipp von Köln die Katastrophe. Er selbst starb bald danach an einer Seuche zu Antiochia, wo er auch beigesetzt wurde (im Würzburger Dome nur Kenotaph). Die Beanspruchung durch den Reichsdienst ließ ihn nur wenig zur Beschäftigung mit den inneren Angelegenheiten des Bistums kommen. Sein Anteil am Bau des Würzburger Domes, den er am 24.10.1188 weihte, läßt sich noch nicht sicher abgrenzen, kann aber schon angesichts seiner kurzen Regierungszeit kaum so groß gewesen sein, wie gemeinhin angenommen wird. Die zeitgenössische Geschichtsschreibung hebt übereinstimmend seine Gelehrsamkeit und Wortgewandtheit hervor.

  • Werke

    De sanctitate meritorum et gloria miraculorum beati Karoli magni, hrsg. v. G. Rauschen, Die Legende Karls d. Gr., 1890, S. 17-93;
    Epistola de morte Friderici imperatoris, in: MGH SS NS V, S. 173-78 (beide mit großer Wahrscheinlichkeit G. zugeschrieben).

  • Literatur

    ADB IX;
    L. Fries, in: J. P. Ludewig, Geschicht-Schreiber v. d. Bischoffthum Wirtzburg, Frankfurt/M. 1713, S. 526-29;
    Ae. Ussermann, Episcopatus Wirceburgensis, St. Blasien 1794, S. 72 f.;
    P. Scheffer-Boichorst, Kaiser Friedrich' I. letzter Kampf mit d. Kurie, 1866;
    K. Zimmert, Reichskanzler G., Bischof v. Würzburg, d. anonyme Vf. d. „epistola de morte Friderici imperatoris“, in: NA 26, 1901, S. 198-202;
    M. Buchner, Zur Biogr. d. Würzburger Bischofs G. v. S., in: Archiv d. Hist. Ver. v. Unterfranken 68, 1929, S. 480-92;
    H. Bresslau, Hdb. d. Urkk.lehre I, ³1958,|S. 580 f.;
    A. Wendehorst, Das Bistum Würzburg I (= Germania sacra NF I), 1962, S. 174-79.

  • Autor/in

    Alfred Wendehorst
  • Zitierweise

    Wendehorst, Alfred, "Gottfried I." in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 667-668 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd131768093.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Gottfried I., Bischof von Wirzburg (1186—90). Er stammte aus dem Hause der Grafen von Helfenstein-Spitzenberg (welch' letzterer Name in fränkischen Geschichtswerken bis in die neuere Zeit in der verderbten Form „Pisenberg“ erscheint). 14 Jahre lang (1172—86) hat er das Amt eines kaiserlichen Kanzlers bei Friedrich I. und schließlich bei dessen Sohn Heinrich VI. und in den Jahren 1184 und 85 auch das eines kaiserlichen Legaten in Italien bekleidet. Unter jenen Ungehörigen schwäbischer Adelsgeschlechter, deren sich Friedrich I. mit Vorliebe bei den Regierungsgeschäften bediente, nimmt G. einen hervorragenden Platz ein. Die zeitgenössischen Geschichtschreiber sind voll des Lobes über seine Kenntnisse, seine Beredsamkeit und sein gewandtes, achtunggebietendes Wesen. In seiner Stellung als Kanzler hatte er an den wichtigsten Vorgängen jener Epoche erheblichen Antheil, so besonders an den Friedensschlüssen von Venedig und Constanz. Als dann am 11. Juni 1185 durch den Tod Bischof Conrads II. der Regensburger Stuhl erledigt wurde, wählte man am 18. Juni G. zum Nachfolger; allein er leistete am Anfang des folgenden Jahres auf diese Würde Verzicht, angeblich weil er bei den schwierig gewordenen Regensburger Verhältnissen sich keine ruhige Wirksamkeit versprach. Sehr bald schon sollte er aber für diesen Verzicht mehr als entschädigt werden. Am 15. Juni 1186|starb der Bischof von Wirzburg, Reinhard von Abenberg, und man hat es ohne Frage dem bestimmenden Einfluß und der besonderen Gunst des Kaisers zuzuschreiben, daß auf diesen Stuhl, der damals für den ersten im Reiche galt, G. erhoben wurde. Nach wie vor lag indessen der Schwerpunkt seiner Thätigkeit in der Theilnahme an den Reichsangelegenheiten. Wir begegnen ihm sehr häufig am Hoflager seines kaiserlichen Gönners, und besonders in jenem letzten Streit, den Friedrich I. mit der päpstlichen Curie zu bestehen hatte, fiel ihm eine ebenso wichtige als schwierige Rolle zu. Auf einem zu Anfang 1187 abgehaltenen Hoftage zu Regensburg schickte man ihn in Gesellschaft des Bischofs von Bamberg und des Abts von Hersfeld an Papst Urban III. nach Verona, um den drohenden Conflict durch Unterhandlungen zu beschwören. Er wußte sich dieser Sendung mit solchem Erfolg zu entledigen, daß ihn der Kaiser zum Zweck eines definitiven Friedensschlusses mit einer zweiten Gesandtschaft betraute; jedoch Urban III., der ohnedem wieder anderen Sinnes geworden, starb vor dem Eintreffen Gottfrieds. Einen noch ausgedehnteren Wirkungskreis verschaffte ihm dann die durch den Fall Jerusalems hervorgerufene neue Kreuzzugsbewegung. Seine zündende Redegabe brachte am 27. März 1188 auf dem sogenannten Hoftage Christi zu Mainz den Entschluß des Kaisers zur Kreuzfahrt zu völliger Reife; es war ihm vergönnt, hier dem Kaiser und dessen jungen Sohn Friedrich, sowie zahlreichen anderen Anwesenden das Kreuz anzuheften. Aber auch in dem weiteren Verlauf erscheint G. geradezu als die leitende Seele dieses Kreuzzugs, wenngleich der Kaiser seinem weisen Rathe, den Seeweg statt des mühseligen Landwegs zu wählen, keine Folge gab. Im Frühjahr 1189 brach er mit dem Heere Friedrichs auf, gefolgt von einer stattlichen Kriegerschaar aus seinem Hochstift unter dem Grafen Poppo von Henneberg als Bannerträger. Alle Mühen und Gefahren dieses Zuges hat er redlich getheilt, um dann nach des Kaisers jähem Tode mit den Resten des Heeres in Antiochien anzulangen; aber die dort ausbrechenden Epidemieen setzten seinem Leben, wie dem vieler anderer gerade der vornehmen Kreuzfahrer ein vorzeitiges Ende, am 8. Juli 1190. Seine Leiche ruht in Antiochien. Von seiner Thätigkeit für sein Bisthum mag erwähnt werden, daß er mit der Wirzburger Domkirche umfassende Umbauten vornahm. Ein dortselbst befindlicher Grabstein Gottfrieds entstammt einer späteren Zeit.

    • Literatur

      Ussermann, Episc. Wirceb. p. 72 s. Stälin, Wirtemberg. Geschichte II. S. 390. Scheffer-Boichorst, K. Friedrich I. letzter Streit mit der Kurie.

  • Autor/in

    Henner.
  • Zitierweise

    Henner, Theodor, "Gottfried I." in: Allgemeine Deutsche Biographie 9 (1879), S. 477-478 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd131768093.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA