Lebensdaten
1877 – 1962
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Psychiater ; Neurologe
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 130159433 | OGND | VIAF: 65106174
Namensvarianten
  • Stransky, Erwin

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Zitierweise

Stransky, Erwin, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd130159433.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Moritz (1833–94), Fabr. in Habern (Böhmen);
    M Mathilde Schönauer (1837–1921;
    1919 Josefine (1899–1978, aus W., Konzert-, Opern- u. Oratoriensängerin (Sopran) (s. Kutsch-Riemens), T d. Josef Holas u. d. Josefa Smulnik; kinderlos.

  • Biographie

    Nach Besuch des Leopoldstädter Gymnasiums, das S. 1894 mit Auszeichnung abschloß, studierte er seit 1894 Medizin an der Univ. Wien, wo er 1900 promoviert wurde. Bereits in seiner Studienzeit war er am Institut für Anatomie und Physiologie des Zentralnervensystems bei Heinrich Obersteiner (1847–1922) und im Nervenambulatorium der I. Medizinischen Klinik bei Lothar Frankl v. Hochwart (1862–1914) tätig. Nach der Promotion zunächst „Aspirant“ im Wiener Allgemeinen Krankenhaus, trat S. 1901 in die I. Psychiatrische Klinik unter Julius Wagner v. Jauregg (1857–1940), seit 1902 unter supplierender Leitung von Alexander Pilcz (1871–1954), ein und wechselte 1907 an die II. Psychiatrische Klinik unter Wagner-Jauregg. S. habilitierte sich 1908 an der Univ. Wien für Neurologie und Psychiatrie und hielt danach Vorlesungen bis 1938 und erneut 1945–51 (1915 ao. Prof., 1946 tit. o. Prof.). 1909 schied er auf eigenen Wunsch aus der II. Psychiatrischen Klinik aus und ließ sich als Facharzt nieder, arbeitete aber auf Einladung Wagner-Jaureggs auch an dessen Klinik weiter. Seit 1906 als Gerichtssachverständiger tätig, erhielt er 1911 die Leitung des „Nervenambulatoriums“ der Wiener Genossenschaftskrankenkassen. 1920 gründete S. den „Verein für angewandte Psychopathologie und Psychologie“ und übernahm bis 1928 dessen Vorsitz (dann Ehrenmitgl. bis zur Auflösung d. Vereins 1938). S. wurde 1938 aufgrund der „Nürnberger Rassengesetze“ die ärztliche Approbation und die Lehrbefugnis entzogen. 1945–51 wirkte er als Primararzt an der Nervenheilanstalt Rosenhügel, war Obmann des „Vereins für Psychiatrie und Neurologie“ und gründete 1951 die „Gesellschaft österr. Nervenärzte und Psychiater“.

    S. hat auf den unterschiedlichsten Gebieten der Psychiatrie und Neurologie Eigenständiges geleistet. Besonders hervorzuheben ist sein Beitrag zur Lehre der Schizophrenie mit der grundlegenden Beschreibung dieses Krankheitsbildes als Funktionsdisharmonie zwischen Gemüt und Verstand, die er „Intrapsychische Ataxie“ nannte. Die von S. geprägten Begriffe „Thymopsyche“ (Gemüt) und „Noopsyche“ (Verstand) fanden Eingang in die Fachliteratur. S. verfaßte Monographien über Sprachverwirrtheit und das manisch-depressive Irresein, gab ein Lehrbuch der allgemeinen und speziellen Psychiatrie heraus, vertrat in der Neurosenlehre einen die Psychoanalyse vorwiegend ablehnenden Standpunkt, entwickelte eine eigene Form der Psychotherapie (Subordinations-Autoritäts-Relation) und praktizierte bereits Gruppentherapie. S. trat für die Anwendung psychopathologischer Erkenntnisse auch außerhalb der Psychiatrie ein, z. B. zur Begutachtung von Menschen, v. a. in Führungspositionen. Er war ein Pionier der Psychohygiene und gab das erste dt.sprachige Lehrbuch zu dieser Thematik heraus. S. beschrieb das für die forensische Psychiatrie wichtige Initialdelikt und befaßte sich mit den Pflichten des psychiatrischen Sachverständigen. Zur klinischen Neurologie trug er u. a. mit einer Monographie zur Multiplen Sklerose und der Fremdbluttherapie bei.

  • Auszeichnungen

    A Obmann d. Wiener u. d. gesamten österr. Fachärzteschaft (1918–28);
    Ehrenpräs. d. österr. Ges. f. Geriatrie u. d. österr. Ges. f. Sexualwiss.;
    Mitgl. d. Ver. f. Psychiatrie u. Neurol., Wien;
    korr. Mitgl. d. American Soc. for Multiple Sclerosis;
    Ehrenmitgl. d. American Psychiatric Association (1935);
    österr. Ehrenkreuz 1. Kl. f. Wiss. u. Kunst (1958);
    Rr.kreuz d. Franz Joseph-Ordens mit Schwertern;
    österr. Militär-Verdienstmedaille;
    Offz.kreuz d. Roten Kreuzes.

  • Werke

    Über diskontinuierl. Zerfallsprozesse an d. peripheren Nervenfaser, in: Journal f. Psychol. u. Neurol.1, 1903, S. 169–209;
    Zur Kenntnis gewisser erworbener Blödsinnsformen, in: Jbb. f. Psychiatrie u. Neurol. 24, 1903, S. 1–149;
    Schizophrenie u. intrapsych. Ataxie, neue u. alte Btrr., ebd. 36, 1914, S. 485–520;
    Über Sprachverwirrtheit, 1905;
    Über d. Dementia praecox, 1909;
    Das Irresein, in: G. Aschaffenburg (Hg.), Hdb. d. Psychiatrie, Spezieller T., 6. Abt., 1911;
    Lehrb. d. allg. u. speziellen Psychiatrie, 2 T., 1914–19;
    Angewandte Psychiatrie, Motive u. Elemente zu e. Programmentwurf, in: Allg. Zs. f. Psychiatrie 74, 1918, S. 22–53;
    Die innere Werkstatt d. Psychiaters, 1926;
    Med. Psychol., Grenzzustände u. Neurosen beim Weibe, in: J. Halban u. L. Seitz (Hg.), Biol. u. Pathol. d. Weibes, Hdb. d. Frauenheilkde. u. Geb.hilfe, Bd. V., T. 3, 1927, S. 1–102, ²1954;
    Subordination, Autorität, Psychotherapie, 1928;
    Leitfaden d. psych. Hygiene, 1931;
    Anwendung v. artgleichem Normalserum b. multipler Sklerose, in: Wiener klin. Wschr. 50, 1937, S. 1093–95;
    Das Initialdelikt, in: Archiv f. Psychiatrie u. Nervenkrankheiten 158, 1950, S. 395–413;
    Das klin. Gesicht d. multiplen Sklerose, 1951 (mit J. K. Waldschütz);
    Psychopathie u. Staatsführung, 1952;
    Psych. Hygiene, 1955 (mit E. Brezina);
    Mithg.:
    Allg. Zs. f. Psychiatrie, 1918–25;
    Arbb. z. Angewandten Psychiatrie, 1921/22;
    Zs. f. Rel.psychol., 1930–38;
    Wiener Zs. f. Nervenheilkde., 1951–62.

  • Literatur

    J. Waldschütz, in: Wiener med. Wschr. 98, 1948, S. 309 (P);
    H. Hoff, ebd. 112, 1962, S. 181 f.;
    L. Schönbauer, in: Österr. Ärzteztg. 12, 1957, S. 529 f.;
    H. Reisner, in: The American Journal of Psychiatry, 114, 1957, S. 466–76;
    M. Tyndel, ebd. 119, 1962, S. 287 f.;
    H. Reisner, in: Wiener klin. Wschr. 74, 1962, S. 213 f.;
    ders., in: Österr. Hochschulztg. 14/6, 1962, S. 5 f.;
    ders., E. S. als Mensch u. Psychiater, in: Wiener Zs. f. Nervenheilkde. 20, 1963, S. 3–6 (P);
    W. Spiel, S., ein Vorkämpfer d. Psych. Hygiene, ebd., S. 6–8;
    H. Tschabitscher, S. als Neurol., ebd., S. 8–11;
    F. Seitelberger, S. als Neuropathol., ebd., S. 11–13;
    E. Menninger-Lerchenthal, Die Bedeutung S.s als psychiatr. Sachverständiger, ebd., S. 13–28 (W-Verz.);
    Fischer;
    Hist. Lex. Wien;
    ÖBL;
    Kreuter, Neurologen (W);
    L. Staudacher, Jüd.prot. Konvertiten in Wien 1782–1914, 2004;
    Hdb. österr. Autoren jüd. Herkunft.

  • Quellen

    Univ.archiv Wien; Slgg. f. Gesch. d. Med. d. Med. Univ. Wien (Bilderslg., Hss.slg.).

  • Autor/in

    Helmut Gröger
  • Zitierweise

    Gröger, Helmut, "Stransky, Erwin" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 476-477 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd130159433.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA