Lebensdaten
um 1620 – 1701
Geburtsort
vermutlich in Thüringen
Sterbeort
Arnstadt
Beruf/Funktion
Komponist ; Musiker
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 130014737 | OGND | VIAF: 54330749
Namensvarianten
  • Dreße, Adam
  • Dresen, Adam
  • Drese, Adam
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Zitierweise

Drese, Adam, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd130014737.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Herkunft unbekannt;
    Vt Joh. Samuel (1844–1716) u. dessen S Joh. Wilh., ab 1716 Musiker in weimarischen Diensten; Verwandter Wilh. Frdr., Musiker in Arnstadt;
    Weimar 24.7.1654 Maria Marg. Kriegers ( 1698);
    1 T.

  • Biographie

    D., der bedeutendste Vertreter des in Thüringen zur Zeit Johann Sebastian Bachs nachweisbaren Musikergeschlechtes, 1637-46 als Kollaborator, 1643 als Domkapellangehöriger in Merseburg, ab 1652 als Hofkapellmeister in Weimar bezeugt, wurde 1667 als ein alter, „beym Hause Weymar wohlemeritirter Diener“ entlassen und 1662 bereits als Kapellmeister und Kammersekretär am Herzogshof zu Jena verpflichtet, 1669 als Amtsverwalter von Jena und Burgau vereidigt. Ab 1683 sodann Kapellmeister und Kammersekretär am schwarzburgischen Hofe zu Arnstadt, stand D. mit den Arnstädter Bachs und vermutlich auch mit Johann Sebastian Bach in persönlicher Verbindung. Auf Veranlassung von Herzog Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar bei Marco Scacchi in Warschau ausgebildet, führte D. 1652 und 1656 einen persönlichen Kontakt mit Heinrich Schütz und vermutlich Johann Rosenmüller zugunsten der weimarischen Hofkapelle herbei (vergleiche den von D. 1662 verfaßten Katalog mit zahlreichen Werken von H. Schütz). In Weimar pflegte D. freundschaftliche Zusammenarbeit mit Georg Neumark. Ebenso scheint sein Einfluß auf die Rudolstädter (schwarzburgische) Hofkapelle bedeutsam gewesen zu sein sowie auf die Hofbühne des kleinen Herzogtums Sachsen-Römhild. Er ist somit eine der hervorragendsten Musikerpersönlichkeiten des 17. Jahrhunderts in Thüringen und als Vorbereiter und Mittler der großen Meister der mitteldeutschen Musikkultur zu bezeichnen

    Sein Lebens- und Charakterbild ist durch eine erste Schaffensphase mit vorwiegend weltlichen Kompositionen (Instrumental-Suiten, Intraden und Arien, musikdramatische Arbeiten) aus seiner Weimarer und Jenaer Zeit und durch eine vorwiegend der geistlichen Musik zugewandte, zweite Phase (Jena, Arnstadt, Rudolstadt) bestimmt. Dieser letztere Abschnitt fand aus der Bindung D.s zu den pietistischen Strömungen (Spener) seiner Zeit starke Impulse. Melodien aus dieser Schaffenszeit, wie die geistlichen Lieder „Seelenbräutigam“ (Jesu, geh voran), „Seelenweide“ und andere mehr führten der evangelischen Hymnologie heute noch lebendige Werte zu. Im Hause D.s zu Arnstadt fanden musikalische Zirkel statt, über die neuaufgefundene Berichte (Staatsarchiv Rudolstadt) eine über die kirchenpolitischen Kontroversen der pietistischen Auseinandersetzung erhabene Stellung D.s erkennen lassen, obwohl D. unmittelbar diesem durch seinen Eidam Ehlers (Oehlers) angeführten Arnstädter Pietistonzirkel angehörte (vergleiche die Verteidigung D.s gegenüber dem Urteil der Universität Wittenberg). Starke folklore und melodiöse Elemente verbinden sich in seinem Schaffensstil mit rhythmisch profilierten, rezitativischen Grundzügen und Vorformen des Orchesterliedes. Wie Heinrich Bach, der Arnstädter Großoheim Johann Sebastian Bachs, hebt sich die Erscheinung D.s als die eines Patriarchen der in die Bach-Zeit führenden mitteldeutschen Musiktradition hervor.

  • Werke

    Kompos. etwa 50 Titel überliefert, wenige vollst. erhalten; Hinweise in d. Inventarien-Verz. Weimar u. Rudolstadt (Kat. Erlebach); Weltl, u. Instrumental-W Der Musen Freudengesang, 5 v. 5 instr., Der Musen Glückwunsch, in: Neumark, Musikal. Lustwäldlein, 1653;
    Erster T. etlicher Allemanden, Couranten, Sarabanden, Balletten, Intraden u. Arien, Jena 1672;
    Theatral. Vorstellung e. Weisen u. zugleich Tapfern Regenten (mit Gg. Neumark);
    Musik zu Adam u. Eva, Oper, 1676;
    Die erhöhte Dienstbarkeit, Weimar 1697;
    Geistl. Lieder u. Motetten: Trauer- u. Begräbnislied auf Obrist Caspar Ermes, Erfurt 1648;
    Flos passionis od. geistl. Creutz-Bluhme, Jena 1666;
    Das Himmelreich ist gleich e. König, Motette à 9 v.;
    O, lieber Herre Gott, Herzlich lieb habe ich Dich, Es ist ein köstlich Ding (Begräbnisstücke);
    Arien mit Ritornellen, Advents- u. Weihnachtsmusik (Gehet durch die thore, 9 voc., Lobet d. Herren alle Heyden, 13 voc.); zahlr. weitere genannte W lassen in ihrer Struktur auf e. starke Gestaltungskunst, nach d. Beispiel v. H. Schütz, schließen, vgl. Verz. in MGG, s. L.

  • Literatur

    ADB V (unter Dresen); Ph. Spitta, Joh. Seb. Bach, 2 Bde. 1872-88;
    M. Friedländer, Das dt. Lied im 18. Jh., 1902;
    A. Aber, Die Pflege d. Musik unter d. Wettinern, 1921;
    E. W. Böhme, Die frühdt. Oper in Thüringen, 1931;
    H. Koch, A. D., e. thüring. Kapellmeister, in: Thür. Fähnlein 4, 1935;
    R. Jauernig, Joh. Seb. Bach in Weimar, in: Joh. Seb. Bach in Thüringen, 1950 (zur Fam. D.);
    K. Müller, Der junge Bach, in: Joh. Seb. Bach u. s. Anverwandten in Arnstadt, hrsg. v. F. Wiegand, 1950;
    A. Dürr, Stud. üb. d. frühen Kantaten J. S. Bachs, 1951 (üb. Joh. Sam.);
    W. Lidke, Das Musikleben in Weimar 1683-1735, 1954;
    G. Kraft, Die Stellung A. D.s im thür. Pietistenstreit, in: Thür. Heimat, 1958/I; ders., in: MGG III, Sp. 795-98 (W, L).

  • Autor/in

    Günther Kraft
  • Zitierweise

    Kraft, Günther, "Drese, Adam" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 110-111 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd130014737.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Drese: Adam D., namhafter Tonkünstler des 17. Jahrhunderts, war 1620, wahrscheinlich zu Weimar, geboren. Herzog Wilhelm IV. ließ ihn durch den Capellmeister Marco Sacchi zu Warschau ausbilden und machte ihn dann an seinem Hofe selbst zum Capellmeister. Nach dem im J. 1662 erfolgten Tode des Herzogs trat D. in den Dienst seines Sohnes Bernhard von Sachsen-Jena, welcher ihn nicht nur als Capellmeister, sondern auch als Kammersecretär, als Stadt- und Amts-Schulzen verwendete. 1667 wurde er aus unbekannten Gründen entlassen und scheint sich aus Jena entfernt zu haben. Aber nach einigen Jahren taucht er dort von neuem auf. 1683 wurde er Capellmeister am Hofe des Grafen Anton Günther von Schwarzburg-Arnstadt und starb in dieser Stellung am 15. Febr. 1701. — D. war ein vielseitig gebildeter, leicht erregter Geist. In seiner Jugend lebenslustig und weltlich gesinnt, fühlte er sich in späteren Jahren durch die Schriften Spener's angezogen und wurde allmählich zu einem eifrigen Anhänger des Pietismus. Zu einer Schrift „Unbetrügliche Prüfung des wahren, lebendigen und seligmachenden Glaubens“, welche er 1690 zu Jena erscheinen ließ, schrieb Spener die Vorrede. Auch veranstaltete D. zu Arnstadt in seinem Hause pietistische Versammlungen und hatte deshalb mancherlei Anfeindungen zu erfahren. Theils zu den religiösen Liedern des Consistorialraths Büttner in Arnstadt (confer, vergleiche Allg. d. Biogr. III. S. 661), theils zu eigenen geistlichen Dichtungen setzte er Tonweisen, von denen sich diejenige zu dem Liede „Seelenbräutigam, Jesu, Gottes Lamm“ im Gebrauche erhalten hat. 14 Georg Neumark's „Fortgepflanztem musikalisch-poetischem Lustwalde“ (Jena 1657). Seine übrigen Compositionen sind bis auf weiteres verloren gegangen: er soll Claviersuiten, Instrumentalsonaten, Kirchenstücke und auch theatralische Compositionen in Menge verfaßt haben. Ueberdies schrieb er eine Anleitung zur Composition, die aber gleichfalls in Vergessenheit gerathen ist. Sein Hauptinstrument war die Viola da gamba.

  • Autor/in

    Spitta.
  • Zitierweise

    Spitta, "Drese, Adam" in: Allgemeine Deutsche Biographie 5 (1877), S. 397 unter Dresen [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd130014737.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA