Lebensdaten
um 1603 – 1655
Geburtsort
Leipzig (oder nähere Umgebung)
Sterbeort
Utrecht
Beruf/Funktion
Maler
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 129704083 | OGND | VIAF: 44258459
Namensvarianten
  • Knupfer, Nikolaus
  • Knufer, Nikolaus
  • Knipper, Nikolaus
  • mehr

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Zitierweise

Knüpfer, Nikolaus, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd129704083.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Utrecht 7.11.1610 Cornelia ( 1643), T d. Corneliuszon Back ( 1617) aus Montfoort, Getreidehändler in U., u. d. Sibylle Spijcker;
    1 S, 1 T (früh †) Johannes ( 1660), Maler u. Zeichner.

  • Biographie

    K. soll in Leipzig 2 Jahre lang bei Emanuel Nyssen in die Lehre gegangen sein und sich danach vorübergehend in Magdeburg und im Haag aufgehalten haben. Seit 1630 war er Schüler bei Abraham Bloemaert in Utrecht, wo er 1637 als „Passant“ in die Malergilde Sankt Lukas aufgenommen wurde. K.s Werk wurde durch die Helldunkelmalerei des frühen Rembrandt, die barock-theatralischen Kompositionen Rubens' und der Utrechter Caravaggisten, insbesondere aber thematisch durch Adam Elsheimer beeinflußt. Seine Allegorie der „Jagd nach dem Glück“ (das sogenannte „Contento“, um 1630) in der Alten Pinakothek in München wurde lange Zeit als Werk Elsheimers angesehen, bis sie Friedrich Schlie 1896 als freie Kopie K.s nach Elsheimers verschollenem Gemälde erkannte; das verloren geglaubte Gemälde Elsheimers wurde 1970 von der National Gallery of Scotland in Edinburgh erworben. Als sein frühestes uns bekanntes datiertes Werk entstand 1643 die „Landschaft mit Philemon und Baucis“, die heute in Nîmes aufbewahrt wird. 1647 schuf K. das Gemälde „Solon vor Krösus“, das Leonaert Bramer kopierte. Andere Werke Bramers stehen K.s Gemälde so nahe, daß C. Willnau auf eine Zusammenarbeit schloß. Die Gemälde K.s wurden bereits zu seinen Lebzeiten hoch geschätzt; sie erzielten auf einer Bilderlotterie des Malers Jan de Bondt auf Schloß Wyck ungewöhnlich hohe Preise. 1649 gab Christian IV. von Dänemark bei ihm 3 Schlachtenbilder in Auftrag, die wahrscheinlich 1794 beim Kopenhagener Schloßbrand zerstört wurden. Als Hauptwerk K.s gilt das 1651 datierte „Contento“ im Schweriner Museum, in dem er das Thema der „Jagd nach dem Glück“ erneut, aber in anderer Form wieder aufnahm. Für dieses Gemälde ist eine Beteiligung des Landschaftsmalers Jan Both und des Tiermalers Jan Baptist Weenix bezeugt; daraus wird K.s Spezialisierung auf die Figurenmalerei abgeleitet. Eine entsprechende Zusammenarbeit der drei Maler nimmt Willnau auch bei dem Kasseler Gemälde „Die sieben Werke der Barmherzigkeit“ an, das jedoch von Renckens dem Maerten Stoop zugeschrieben wird. Die stilistische Nähe der beiden Künstler ist die Ursache bisher noch ungeklärter Fragen. K. malte 1654 das „Gebet des Tobias und der Sarah“. Dasselbe Thema behandelte sein Schüler Jan Steen in einem deutlich von K. beeinflußten und ebenfalls in Utrecht aufbewahrten Gemälde. Ary de Vois, ein weiterer Schüler K.s, zeigt eine ähnliche Abhängigkeit von seinem Lehrmeister. Die wenigen erhaltenen Werke K.s sind selten datiert. Vorzugsweise behandelt er biblische, historische und allegorische Themen. Obgleich er seinen künstlerischen Werdegang in Deutschland begann, muß er der Utrechter Schule der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts zugerechnet werden. Eine auffällige stilistische Besonderheit sind perspektivische Spielereien. Vielfach rückt er die Handlung in den Hintergrund, beleuchtet sie effektvoll und umrahmt sie mit dunklen Repoussoir-Figuren im Vordergrund, während er den Mittelgrund überspringt.

  • Werke

    u. a. in: Amsterdam, Rijksmus.;
    Braunschweig, Hzg.-Anton-Ulrich-Mus.;
    Dresden, Gem.gal.;
    Kiew;
    Kopenhagen, Statens Mus. for Kunst;
    Leipzig, Mus. d. Bildenden Künste;
    Leningrad, Ermitage;
    Moskau, Puschkin-Mus.;
    München, Alte Pinakothek;
    Narbonne, Musée;
    Paris, Louvre;
    Prag, Národní Gal.;
    Stockholm, Universitet;
    Utrecht, Centraal Mus.

  • Literatur

    ADB 16;
    F. Schlie, Über N. K. u. einige s. Gem., 1896;
    H. Wichmann, Leonaert Bramer, 1923,|S. 52 f.;
    C. Willnau, Neue Urkk. üb. N. K., in: Fam.geschichtl. Bll. 34, 1936, Sp. 265-68;
    B. J. A. Renckens, De Zeven Werken van Barmhartigheid, in: Oud Holland 65, 1950, S. 74 ff.;
    C. Willnau, Die Zusammenarb. d. N. K. mit anderen Künstlern, ebd. 67, 1952, S. 210 ff.;
    J. I. Kuznetzow, ebd. 79, 1964, S. 229 f., 88, 1974, S. 169-219;
    C. H. Dejonge, in: Catalogus d. Schilderijen, 1952;
    Veröff. d. Staatl. Ermitage, Westeurop. Kunst 8, 1963/64, S. 187 f.;
    P. Eikemeier, Dt. u. niederländ. Malerei zw. Renaissance u. Barock, Alte Pinakothek München, Kat. I, 1973, S. 44 f.;
    A. v. Wurzbach, Niederländ. Künstler-Lex. I, 1906, S. 300 f.;
    ThB;
    Kindlers Malerei Lex.

  • Porträts

    Selbstbildnis mit vermutl. eigenen Angaben üb. s. Leben 1661 in Guldencab. d. C. de Bie, gestochen n. K.s eigenem Gem. v. Pieter de Jode;
    Der Künstler u. s. Fam. Gem. v. K., 1640 (Dresden, Staatl. Gem.gal.), Abb. in: H. Kronberger-Frentzen, Das dt. Fam.bildnis, 1940, Tafel 18.

  • Autor/in

    Heidi Praël-Himmer
  • Zitierweise

    Praël-Himmer, Heidi, "Knüpfer, Nikolaus" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 229-230 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd129704083.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Knüpfer: Nicolaus K., vortrefflicher Maler der holländischen Schule. Gewöhnlich schreibt man seinen Namen Knupfer, wir halten jedoch Knüpfer für die richtige Schreibart im Deutschen, die Holländer übertrugen sie in Knupfer, weil sie den Laut ü nach französischer Weise durch u wiedergeben. Sandrart schreibt Knipfer, und der wußte doch die Aussprache im Deutschen, bekanntlich wird in vielen Dialecten bei uns zwischen ü und i nicht unterschieden. Unser Maler erblickte im J. 1603 zu Leipzig das Licht der Welt. Houbraken weiß allerlei über Knüpfer's Jugendzeit zu erzählen, seine Mittheilungen sehen aber etwas erfunden aus, um die Biographie für den größeren Leserkreis interessanter zu machen; da sie freilich auch wahr sein können, müssen wir sie hier bringen. Danach hat K. schon von seiner Jugend auf, statt die Schulaufgaben zu lernen, seine Bücher mit Menschen und Thieren beklext, weshalb er sich oft die Züchtigung des Lehrers zuzog. Aber es half nichts, denn wurden ihm Papier und Feder vorenthalten, so griff er zur Holzkohle und bemalte damit die Wände so hoch, als er sie erreichen konnte. Dies zog ihm den speciellen Zorn der Hausmagd zu, besonders auch deshalb, weil er seine Wandfiguren in paradisischem Costüme hielt; unter Anderem stellte er Odysseus, wie er nackt zu Nausikaa kommt, dar. Sein Vater dachte, was soll daraus nur werden, und schrieb alle Handwerke, die er kannte, auf ein Blatt Papier, legte dies seinem Sohne vor und forderte ihn auf, sich eines auszuwählen. K. entschied sich für die Malerei und der Vater that ihn zu Emanuel Niß oder Nysse. Bei diesem blieb er zwei Jahre, profitirte aber nicht viel davon, weil der Lehrherr, statt ihn zur Kunst anzuhalten, sich von ihm bei seinen Ausgängen den Mantel nachtragen ließ. Diese Bedientenrolle ärgerte den Jungen, er lief weg und kam nach Magdeburg, wo er seinen Unterhalt zuerst durch Verfertigung von Malerpinseln gewann, hierauf zu einem ordinären Hausmaler ging, bis er im J. 1630 zu Utrecht das Glück hatte, mit dem berühmten Abraham Bloemaert bekannt zu werden, der in Anbetracht seiner Talente ihn in sein Haus aufnahm und ihm Unterricht ertheilte. In Kurzem war K. einer der besten holländischen Maler und erfreute sich vornehmer Patrone, unter Anderem malte er viel für den König von Dänemark, so drei Schlachten, in denen die Dänen gesiegt hatten. Der Kopenhagener Schloßbrand von 1794 mag auch diese Werke vernichtet haben. Am 31. Juli, 1. und 2. August 1649 veranstaltete der Maler Jan de Bondt auf dem Schlosse zu Wyck-by-Duurstede eine große Verloosung von Gemälden meist Utrechter Künstler, worunter auch unser Maler, der hier Knipper und Cnipfer genannt wird; zuerst kommt von ihm eine Sophonisbe vor, geschätzt auf 36 Gulden, ferner ein „Addolonibus“ nach ihm, geschätzt auf 40 Gulden, sodann ein Original „Addolonidus“, geschätzt auf 100 Gulden und endlich ein Diogenes, geschätzt auf ebensoviel. (Was Addolonibus bedeutet, ist mir unklar, vielleicht Adonis). Diese Preise sind im Vergleich zu anderen sehr ansehnlich und zeigen, welchen Ruf|K. damals genoß; die Schätzung wurde durch die Maler C. Poelenburg, Jan Both, W. de Heusch und Jan Weenix vorgenommen. Nach Kramm soll K. auch lange im Haag gewohnt und im J. 1660 das Zeitliche gesegnet haben. Zu Schülern hatte K. den berühmten Jan Steen, ferner Ary de Vois. Er malte kleine Historien, Schlachten und Genrebilder, in trefflicher Zeichnung, solider Farbe und feiner Durchführung; ohne Zweifel hat er, der verhältnißmäßig frühe Meister, auf die Entwickelung der holländischen Genremalerei eingewirkt. J. B. Weenix besonders dürfte Manches von ihm gelernt haben. Ob K. auch in Italien war, darüber ist nichts Sicheres bekannt, doch machen es einzelne Spuren in seinen Gemälden nicht eben unwahrscheinlich. Seine Werke sind nicht häufig. Ein Prachtbild sind die sieben Werke der Barmherzigkeit in der Kasseler Galerie. Ein kleines Bild ist in Dresden, das der Katalog so beschreibt: der Maler fitzt in einem Gartenzimmer an einem Tische, auf den seine Frau ihr Kind gestellt hat, beide singen aus einem Notenbuche. In der königl. Galerie zu Kopenhagen finden wir: „Paulus mit Ketten beladen vertheidigt sich vor Festus in Agrippa's und Berenike's Beisein“, ferner „Merkur führt die Psyche zum Himmel“. C. G. Geyser stach unter dem Titel „Das Johannesfest“ eine Darstellung von blumengeschmückten Kindern. Das Porträt unseres Künstlers erschien im Guldencabinet des C. de Bie; es ist nach dem eigenen Gemälde Knüpfer's von P. de Jode ausdrucksvoll gestochen und zeigt ein energisches, ziemlich rundes Gesicht mit dunkeln Augen und Haaren, die nach der Mode der Zeit bis auf die Schulter herabwallen.

    • Literatur

      Zufolge Nagler's Künstlerlexikon lebte ein Kupferstecher K. zu Meißen in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts. Er lieferte bunte Kupfer zu Rosenmüller's „Beschreibung merkwürdiger Höhlen bei Muggendorf“, 1796.

  • Autor/in

    Wilhelm Schmidt.
  • Zitierweise

    Schmidt, Wilhelm, "Knüpfer, Nikolaus" in: Allgemeine Deutsche Biographie 16 (1882), S. 331-332 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd129704083.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA