Lebensdaten
erwähnt 1718, gestorben 1739
Sterbeort
Mainz
Beruf/Funktion
Stukkator ; Baumeister ; Zeichner ; Grottierer
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 129320366 | OGND | VIAF: 77390238
Namensvarianten
  • Heneca, Georg
  • Honicke, Georg
  • Heinicke, Georg
  • mehr

Quellen(nachweise)

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Zitierweise

Hennicke, Georg, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd129320366.html [19.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Über die Herkunft H.s wissen wir nichts. Seit 1718 arbeitete er in Franken als Stukkator, Grottierer, Architekt und Zeichner. Als Stukkator fand er sowohl beim Kloster Ebrach (Ebrach, Kloster 1718–25; Burgwindheim, Amtshof 1723–34; Sulzheim, Amtshof etwa 1728-29) als auch beim Hause Schönborn (Pommersfelden, Schloß 1719–23; Gaibach, Schloß 1720–21; Wiesentheid, Schloß 1719–24; Jägersburg bei Forchheim 1726) reichlich Beschäftigung. Höchstwahrscheinlich durch Fürsprache des Mainzer Kurfürsten Lothar Franz von Schönborn erlangte H. den Auftrag zur Ausstuckierung der Wallfahrtskirche Walldürn im Mainzischen 1724–29. Spätestens seit 1723 stand er mit dem nachmaligen Mainzer Baudirektor Anselm Franz von Ritter in Verbindung; im März 1731 ist er zum Mainzer Werkmeister ernannt worden; wir begegnen fortan seinem Namen im Zusammenhang von Bauaufgaben (Mainz, Favorite 1731; Worms, Bischofshof, u. Bürstadt, katholische Kirche 1732; Mainz, Erthaler Hof 1734; Eibingen, Klosterbau [Mitteilung(en) F. Arens] und Mainz, Margarethengasse 19, 1737; Kronberg, katholische Kirche 1738). Als Stukkator-Unternehmer beschäftigte er zeitweise 6-8 Gesellen.

    Nur als Stukkator verdient H. allgemeine Wertschätzung. Er gehört zu jenen Künstlern, die etwas erfinden: „Er hat nicht eine Dekorationsart, mit der er gleichmäßig verschiedenen Zwecken dienende Räume ausstattet, sondern er trägt eine Fülle von Möglichkeiten in sich und variiert seine Dekorationen nach Bestimmung und Größe des Raumes“ (Trepplin). Als fertiger Meister taucht er in Ebrach, Würzburg und Pommersfelden auf: Bereits hier vertritt er das Bandlwerkornament in der typischen Prägung, in der es sich im Anschluß an das späte Louis XIV um 1710-15 in Deutschland allmählich durchgesetzt hatte. Aber schon in seinen Walldürner Stukaturen kündigt sich jene Stilstufe an, die während H.s Mainzer Jahren seinen Ruhm ausmachen wird (Kiedrich 1732; Frankfurt a. M., Römer 1732–33; Mainz, Stadioner Hof, um 1732 u. 1737). Bis zu welchem Grade der in Paris ausgebildete A. F. von Ritter H. beeinflußt haben mag, ist immer noch nicht untersucht. In diesen späten Werken wird der Schmuck auf die wesentlichen Punkte konzentriert oder entlang wichtiger Linien aufgereiht. H.s Weg führt von der hochbarocken, flächendurchbrechenden Dekorationstradition Italiens und der richtungslos-flächenfüllenden deutschen Tendenz des Bandlwerks zum funktionellen französischen, ganz modernen Régencedekor. Seine Leistung ist deshalb besonders beachtlich, weil er nicht die französischen Vorbilder kopierte, sondern sein deutsches Bandlwerk mit dem strengen französischen System zu vereinigen wußte. Neben dem kurpfälzischen Hofbildhauer Johann Paul Egell und dem Arbeitsteam Castelli-Morsegni im Kurkölnischen stellt H.s Spätwerk das bedeutendste Denkmal dieser westlich orientierten, und nicht zuletzt deshalb „westdeutschen“ Kunstübung dar.

    Als Architekt schuf H. Pläne zur Schönbornkapelle am Würzburger Dom (1718) und zur Wallfahrtskirche in Burgwindheim. Für beide Gruppen gilt Bolls Charakterisierung, wonach diese „zwar eine große formschöpferische Begabung, aber keine bedeutende architektonische Schulung erkennen lassen. Ein in sich nach festen Gesetzen gegliederter Aufbau ist nicht vorhanden, überall überwiegt das Interesse am Detail und am Ornamentalen“. Dieser Wesenszug H.s mag der wirkliche, freilich nicht überlieferte Grund gewesen sein, daß er als Architekt bedeutender Bauten nicht zum Zuge kam. Einzig in Ebrach scheint sein, die ungünstige Situation „genial“ (von Freeden) verbessernder architektonischdekorativer Entwurf ausgeführt worden zu sein. Nichtsdestoweniger wurde H.s zeichnerische Begabung gern in Anspruch genommen, wiederholt hat man ihn mit wichtigen Bauaufnahmen betraut (Würzburg, Residenz, 1721; Pommersfelden, Schloß, 1723; Gaibach, Schloß, 1727; Walldürn, Heilige(r)-Blut-Altar, 1728), ganz zu schweigen von seinen dekorativen Entwürfen.

  • Literatur

    Qu. z. Gesch. d. Barocks in Franken unter d. Einfluß d. Hauses Schönborn, 2 Bde., hrsg. v. H. Hantsch u. A. Schert, fortges. v. M. H. v. Freeden, 1931, 1951;
    W. Boll, Die Schönbornkapelle am Würzburger Dom, 1925;
    D. Trepplin, Bau u. Ausstattung d. Klosters Ebrach im 17. u. 18. Jh., (Diss. Würzburg 1930), 1937 (dazu M. H. v. Freeden, in: Zs. f. Kunstgesch. 7, 1938, S. 80 f.);
    L. Baron Döry, Die Mainzer Stuckateure d. Bandlwerkzeit, in: Mainzer Zs. 48/49, 1953/54, S. 116-23 (Monogr.);
    ThB (L).

  • Autor/in

    Ludwig Baron Döry
  • Zitierweise

    Döry, Ludwig Baron, "Hennicke, Georg" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 544 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd129320366.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA