Lebensdaten
1845 – 1926
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Sternenberg (Kanton Zürich)
Beruf/Funktion
Sozialpolitiker ; Funktionär der Arbeiterbewegung in Österreich ; Zeichner ; Holzschnitzer ; Schriftsteller
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 129263753 | OGND | VIAF: 23214234
Namensvarianten
  • Scheu, Heinrich

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Zitierweise

Scheu, Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd129263753.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joseph (1811–57, kath.), aus Ehrenbreitstein/Rhein, Schreiner u. Drechsler in Koblenz, seit Mitte d. 1830er J. in W.;
    M Wilhelmine Christine Bökenyi (1814–62, ev.), aus W., Modistin ebd.;
    B Josef (1841–1904), Komp., Musikkritiker in W., 1865-81 erster Hornist am Hofburgtheater, gründete 1868 e. Liedertafel im Arbeiterbildungsver. Gumpendorf b. W., vortonte 1868 u. a. d, „Lied d. Arbeit“ (Text v. J. Zapf), gründete 1872 d. Wiener Musikbund (seit 1873 Wiener Musikver.), 1875-79 Redakteur d. Österr. Musikztg., gründete 1878 d. Arbeitersängerbund in W., 1890 auch d. Arbeiterchor „Freie Typographia“, bei d. erstmals auch Frauen zugelassen waren, 1891 Mitgründer d. Verbands d. Arbeitergesangsvereine Niederösterr., 1894 Chormeister d. Arbeitersängerbundes „Landstraße“ (s. ÖBL), Andreas (1844–1927), Vergolder u. Modellierer 1861/62 in Prag, Redakteur. Pol. in W., seit 1867 aktiv in d. Arbeiterbewegung, Hg. d. „Volkswillen“ in W., 1870 wegen Hochverrats zu 5 J. Haft verurteilt. Anfang 1871 begnadigt, emigrierte 1874 n. England, lebte seit 1912 b. S. in St. (s. Kosch, Lit.-Lex.; Lex. Sozialist. Lit.; ÖBL; Hist. Lex. Wien); – 1) Stuttgart 1876 vor 1890 Anna (* 1854), T d. Albert Dulk (1819–84), Dramatiker, Rel.philos., Sozialist. Pol., Freidenker (s. NDB IV), 2) London 1890 Clara, T d. Otto Hesse (1811–74), Prof. d. Math., in Königsberg u. Halle (s. NDB IX), u. d. Mario Sophie Emilie Dulk ( 1877);
    1 T aus 1) Nina (* 1880), Lehrerin, wohnte bei S. bis zu dessen Tod in St., 1 S aus 2) Volker (1892–1966), Arzt in Kairo u. Zürich; Schwägerinnen Emilie Hesse, Lina Hesse (beide Julius Zumbusch, 1832–1908, Bildhauer in München, s. DBJ 13, S. 115 f. u. Tl.);
    N Robert (1873–1964), Dr. iur., 1898-1924 Beamter im österr. Handelsmin., Journ., kulturpol. Schriftst., Ehrenmedaille d. Stadt Wien 1958 (s. Hist. Lex. Wien), Gustav (1875–1935, Helene Riesz, 1880–1970, aus Olmütz, Päd., Schriftst., Verl., aktiv in soz.dem. Organisationen d. Frauenbewegung, emigrierte 1934 n. New York, seit 1954 wieder in W., s. Kürschner, Lit.-Kal., Nekr. 1936-1970, 1973; Biogr. Lex. Böhmen; BHdE II; Hist. Lex. Wien; Hdb.|österr. Autorinnen u. Autoren jüd. Herkunft, III, 2002, T e. Weinhändlers), Dr. iur., Advokat in W., gründete 1907 d. Zentralstelle f. Wohnungsreform in W., Förderer d. Gartenstadtbewegung, 1918-23 Mitgl. d. Gde.rats in W., 1919/20 Stadtrat f. Wohnungsbau (s. ÖBL; Hist. Lex. Wien);
    Gr-N Friedrich (* 1905), Dr. iur., RA in W., emigrierte 1938 n. London, arbeitete mit am „Daily Herald“ u. „News Review“, 1954-71 Hg. d. Arbeiter-Ztg. in W., Goldenes Verdienstzeichen d. Rep. Österr., Gr. BVK (s. BHdE I; Hdb. österr. Autorinnen u. Autoren jüd. Herkunft, III, 2002), Elizabeth Close (* 1912), ging 1932 in d. USA, Architektin.

  • Biographie

    S. brach offenbar wegen des frühen Todes seines Vaters die Realschule ab, absolvierte 1859-63 eine Lehre als Xylograph in Wien und besuchte anschließend ca. zwei Jahre die Maler-Vorbereitungsklasse bei Karl Mayer (1810–76) an der Akademie der Bildenden Künste. 1867 ging er nach Stuttgart, im Herbst 1869 nach Leipzig, wo er jeweils als Holzschneider arbeitete; in Leipzig besuchte er, ohne an der Universität eingeschrieben zu sein, Vorlesungen des Nationalökonomen Wilhelm Röscher (1817–94), den er neben August Bebel und Karl Liebknecht als seinen wichtigsten Lehrmeister bezeichnete. Nachdem sein Bruder Andreas 1870 wegen Teilnahme an einer Arbeiterdemonstration des Hochverrats angeklagt und und zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden war, wurde S. in Wien an dessen Stelle Herausgeber des „Volkswillen“ bis zu Andreas' Begnadigung im Frühjahr 1871 und veröffentlichte die Prozeßprotokolle. 1871 verließ S. Wien wieder. Obwohl seine Tätigkeit in Wien nur von kurzer Dauer war, wird er gemeinsam mit seinen Brüdern Josef und Andreas zu den exponiertesten Funktionären der frühen österr. Arbeiterbewegung gezählt.

    S. hielt sich in den folgenden Jahren in Brüssel, London, Stuttgart und München auf und arbeitete für verschiedene Zeitschriften. 1878-87 war er in Italien, v. a. in Florenz, wo er als Honorarprofessor an der Scuola professionale delle Arti decorative als Lehrer für Xylographie tätig war. Danach verbrachte er noch einmal vier Jahre in London, bevor er 1891 in die Schweiz übersiedelte. Nachdem er 1896 die Bürgerrechte der Stadt Zürich erlangt hatte, war S. dort auch kommunalpolitisch tätig, 1907-10 als Mitglied des Zürcher Stadtrates. In späteren Jahren schrieb er vornehmlich Kunstkritiken u. a. für das Zürcher „Volksrecht“. Er nahm regelmäßig an den Versammlungen der Internationalen Arbeiterbewegung teil, u. a. am 5. Kongreß der Internationalen Arbeiter-Association 1872 in Den Haag als Vertreter Österreichs und am Internationalen Sozialistenkongreß 1893 in Zürich als Vertreter der Schweiz. Seit 1912 engagierte er sich als entschiedener Gegner des bevorstehenden Krieges. Aus seiner künstlerischen Arbeit sind v. a. Porträts bekannt geblieben, u. a. Holzschnitte von Karl Marx, Friedrich Engels, Heinrich Pestalozzi und Gottfried Keller.

  • Werke

    Der Hochverraths-Prozeß gegen Oberwinder, Andr. Scheu, Most, Papst, Hecker, Perrin, Schönfelder, Berka, Schäftner, Pfeiffer, Dorsch, Eichinger, Gehrke u. Bandisch, Verhandelt vor d. k. k. Landesger, in Wien, begonnen am 4. Juli 1870, 1870;
    Erinnerungen, Ein Btr. z. Gesch. d. österr. Arbeiterbewegung, o. J. [1912];
    Ill. u. a. f. d. „Illustrierte Zeitung“, Leipzig u. „The Graphic“, London.

  • Literatur

    H. Steiner, Die Arbeiterbewegung Österr.s 1867-1889 1964;
    ders., Die Gebr. Scheu, in: Archiv f. Soz.gesch. VI/VII, 1966/67, S. 441-578;
    ders., Die Gebr. Scheu, Eine Biogr., Veröff. d. Arbeitsgemeinschaft f. Gesch. d. Arbeiterbewegung in Österr., 1968 (P);
    K. R. Stadler (Hg.), Sozialistenprozesse, 1986;
    Schweizer. Künstler-Lex. III, 1913;
    ThB;
    ÖBL;
    Hist. Lex. Wien.

  • Porträts

    Fotografien im Bes. d. Ver. f. Gesch. d. Arbeiterbewegung, Wien (Personenarchiv);
    Bildarchiv d. Österr. Nat.bibl., Wien.

  • Autor/in

    Christian Stadelmann
  • Zitierweise

    Stadelmann, Christian, "Scheu, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 708-709 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd129263753.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA