Lebensdaten
um 1204 oder 1205 – 1266 oder 1267
Sterbeort
Krumau/Kamp (Niederösterreich)
Beruf/Funktion
deutsche Königin ; Königin von Böhmen
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 129199494 | OGND | VIAF: 3545969
Namensvarianten
  • Margarete
  • Margarethe
  • Margarete von Österreich
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Margarethe von Österreich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd129199494.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus d. Fam. d. Babenberger;
    V Hzg. Leopold VI. v. Österreich u. Steier ( 1230, s. NDB 14), S d. Hzg. Leopold V. v. Österreich u. Steier ( 1194, s. NDB 14) u. d. Helena, T d. Kg. Géza II. v. Ungarn ( 1199);
    M Theodora ( 1246), T d. Kaisers Isaak II. Angelos v. Byzanz;
    B Heinrich ( 1227/28?), Hzg. Friedrich II. v. Österreich ( 1246, s. NDB V);
    - 1) Nürnberg 1225 Kg. Heinrich (VII.) ( 1242, s. NDB VIII), 2) Hainburg/Donau (Niederösterreich) 1252 ( 1261/62) Ottokar II. Přemysl (1230-78), Mgf. v. Mähren, 1253 Kg. v. Böhmen, S d. Wenzel I., Kg. v. Böhmen ( 1253), u. d. Kunigunde ( 1248); Gvm d. 2. Ehemanns Philipp, Hzg. v. Schwaben, Kg. 1198-1208;
    2 S Heinrich ( zw. 1242 u. 1245), Friedrich ( 1251);
    N Gertrud ( 1288?, 1] Mgf. Wladislaw v. Mähren, 1246/47 Hzg. v. Österreich, 1247, 2] Mgf. Hermann v. Baden, 1250, 3] Roman v. Halicz).

  • Biographie

    Da M. in zeitgenössischen Quellen als älteste Tochter Leopolds VI. angeführt wird, wurde als Geburtsjahr 1204/05 angenommen; der 1974 durchgeführte anthropologische Befund ihrer Gebeine scheint ein späteres Datum nahezulegen. 1221 begannen Verhandlungen über eine Heirat mit dem minderjährigen Kg. Heinrich III. von England unter Einschaltung des EB Engelbert von Köln; gleichzeitig betrieb dieser auch Heiratsverhandlungen betreffend Isabella von England, die Schwester Heinrichs III., und Heinrich (VII.), den Sohn Kaiser Friedrichs II. Als Leopold VI. im Sommer 1225 als Vermittler zu Kaiser und Papst nach Italien reiste, hatte er u. a. auch die näheren Absprachen über eine Eheverbindung zwischen Heinrich und Agnes, Tochter des böhm. Königs Ottokar I. Přemysl, die am babenberg. Hof erzogen wurde, übernommen. Ein Ergebnis der Reise war die überraschende Heiratsabrede zwischen dem Kaisersohn und der babenberg. Prinzessin; bereits am 29.11.1225 wurde in Nürnberg Hochzeit gefeiert. Die prunkvoll begangene Doppelhochzeit (gleichzeitig heiratete|M.s Bruder Heinrich Agnes von Thüringen) war überschattet von der kurz zuvor (am 7.11.) erfolgten Ermordung Engelberts von Köln. In den folgenden Jahren hielt sich Leopold VI. oft für längere Zeit im Gefolge seines Schwiegersohnes auf, zog sich aber nach dem Beginn von dessen Konflikt mit seinem kaiserl. Vater (1228) zurück. Am 28.3.1227 war die feierliche Krönung M.s zur röm. Königin durch den Kölner EB Heinrich v. Molenarken erfolgt.

    In den Urkunden ihres Mannes wird M. so gut wie nie genannt; zwischen Mai 1228 und Juli 1235 wurden die Söhne Heinrich und Friedrich geboren. Über die Aufenthaltsorte M.s in dieser Zeit wissen wir nichts; ihr und ihrer Söhne Schicksal wird erst nach der Gefangennahme Kg. Heinrichs wieder faßbar. Nach dem Tod Leopolds VI. hegte Heinrich Scheidungspläne: die versprochene Mitgift war noch immer nicht bezahlt worden, zudem erinnerte sich Heinrich der alten Verlobung mit Agnes von Böhmen, deren Realisierung in seiner prekären Lage einen Machtgewinn bedeuten konnte. In einer Quelle wird dem St. Gallener Abt Konrad von Busnang ein entscheidendes Verdienst an der Aufgabe des Scheidungsplanes zugeschrieben. Es ist durchaus möglich, daß das Paar schlecht harmonierte. Nach seinem Ende wurden Heinrich neben anderen Lastern auch ein lockerer Lebenswandel, Ausschweifung und Mißachtung der ehelichen Treue nachgesagt. Nach seiner Gefangennahme in Worms im Juli 1235 wurde Heinrich nach Süditalien verbracht. Während seiner Überstellung von Nicastro in Kalabrien nach San Marco Argentano stürzte er vom Pferd (Selbstmord?) und starb am 10.2.1242. Sein kaiserlicher Vater sorgte für eine feierliche Beisetzung im Dom von Cosenza; an Heinrichs Witwe richtete er ein Trostschreiben – ein Hinweis darauf, daß M. wohl in Deutschland geblieben war. Ihre Kinder allerdings waren nach Italien gebracht worden; in dem erwähnten Trostschreiben ist von ihnen, die wie Söhne angenommen und geliebt würden, in zärtlichen Worten die Rede; Friedrich wird mehrfach als Zeuge in Urkunden des Großvaters genannt. M. dürfte also 1235 allein in Deutschland zurückgeblieben sein. Vielleicht hat sie sich damals bereits ein Kloster als Aufenthaltsort gewählt. Daß sie am 8.9.1243 in Trier bzw. im Würzburger Dominikanerinnenkloster die Gelübde abgelegt habe, melden Aussagen von Zeugen in ihrem Scheidungsprozeß von 1261. Der Würzburger Klosteraufenthalt ist zudem durch M.s Nennung als Intervenientin in einer Urkunde Bischof Hermanns von Würzburg vom 1.5.1244 belegt.

    Auf die Nachricht vom Tode ihres Bruders Friedrich II., der am 15.6.1246 in der Schlacht an der Leitha gefallen war, ohne einen Erben zu hinterlassen, kehrte M. nach Österreich zurück, „um ihr Erbe einzufordern“; bereits am 13.10.1246 urkundete sie in Wien, ließ sich aber bald in Hainburg nieder. In Urkunden nannte sie sich immer röm. Königin, nie Herzogin von Österreich. Alsbald geriet sie in immer schärfere Konkurrenz zu ihrer Nichte Gertrud, die sich noch 1246 mit Wladislaw von Mähren ( 1247), bald darauf ein zweites, 1252/53 ein drittes Mal vermählte. Für M. selbst wurde von päpstlicher Seite 1247 Hermann von Henneberg als Ehekandidat ins Spiel gebracht und gleichzeitig ihr Keuschheitsgelübde aufgehoben. Zur zusätzlichen Legitimierung seiner Herrschaft in Österreich, die seit dem Herbst 1251 primär auf einem Konsens der österr. Landherrn beruhte, ließ der 19jährige Přemyslide Ottokar II. um sie werben: am 11.2.1252 fand die Hochzeit des ungleichen Paares in Hainburg statt, vom 5.7.1253 datiert eine päpstliche Dispens wegen zu naher Verwandtschaft: Papst Innozenz IV. hoffte sich den Přemysliden dadurch zu verpflichten. Bei der Hochzeit übergab M. dem Gemahl die Rechtstitel (Urkunden) ihrer Herrschaft in Österreich; Ottokar urkundete in der Folge öfter „consensu uxoris suae“. Doch urkundete M. gelegentlich auch selbständig als Herzogin von Österreich und Steier. Am 11.7.1255 zog sie feierlich in Prag ein. Nach der Konsolidierung seiner Herrschaft trug sich Ottokar schon bald mit Scheidungsgedanken; die erstmals 1256 erwähnte Absicht wurde 1261 realisiert, die päpstliche Zustimmung erfolgte am 20.4.1262. Neben der Kinderlosigkeit wurden die geistlichen Gelübde für diese Entscheidung geltend gemacht. Die Legitimierung von Ottokars Söhnen aus einer Verbindung mit einer Dame aus der Umgebung M.s war auf Schwierigkeiten gestoßen; bereits eine Woche, nachdem die Babenbergerin Prag verlassen hatte (18.10.1261), erfolgte Ottokars Heirat mit Kunigunde von Tschernigow. Die letzten Jahre ihres Lebens verbrachte M. in der Burg Krumau am Kamp, altem babenberg. Besitz. Ihre Verstoßung durch Ottokar hat mehr als andere Wechselfälle ihres Lebens Zeitgenossen und Nachwelt für die unglückliche Babenbergerin Partei ergreifen lassen.

  • Literatur

    ADB 20;
    W. Wostry, M. v. Babenberg, in: Sudetendt. Lb. I, 1926, S. 50 ff. (Qu.);
    H. M. Decker-Hauff, Spätroman. Fürstenbilder auf Fresken in d. Komburg, in: Württemberg. Franken NF 28/9, 1954;
    E. Zöllner, Das Projekt e. babenberg. Heirat Kg. Heinrichs III. v. England, in: AföG 125, 1966, S. 54-75 (Wiederabdr. in: ders., Probleme u. Aufgaben d. österr. Gesch.forschung, 1984, S. 263-81);
    1000 J. Babenberger in Österreich, Kat. d. niederösterr. Landesausst. in Lilienfeld, 1976, Nr. 52, 455, 658;
    K. Lechner, Die Babenberger, 1976 (Qu.).

  • Autor/in

    Heide Dienst
  • Zitierweise

    Dienst, Heide, "Margarethe von Österreich" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 152-154 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd129199494.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Margaretha, älteste Tochter des Herzogs Leopold VI. von Oesterreich aus dem Geschlechte der Babenberger und der Griechin Theodora, wurde am 18. Nov. 1225 zu Nürnberg mit dem Sohne Kaiser Friedrichs II., dem römischen Könige Heinrich VII. vermählt und am 29. März 1227 zu Aachen gekrönt. Doch die Ehe war keine glückliche. Obgleich sich an dieselbe, für den Fall, daß sein Schwager, Herzog Friedrich II. der Streitbare kinderlos starb, Aussicht auf die Erwerbung Oesterreichs knüpfte, faßte doch Heinrich VII., der auch sonst ein lockeres Leben führte, den Plan, sich von seiner Gemahlin zu trennen und seine einstige Verlobte, die böhmische Prinzessin Agnes zu heirathen, wozu ihm das frühere Verlöbniß und die Nichtbezahlung der Mitgift seiner Frau den Anlaß bieten sollten. Da war es der Abt von S. Gallen, Konrad von Bußnang, der den jungen König von dem unseligen Gedanken abbrachte. Der Streit über die Mitgift aber wurde vom Kaiser selbst bei einer persönlichen Zusammenkunft mit dem Herzoge von Oesterreich zu Pordenone (1232) durch hohe Gelderbietungen beigelegt. Der Sturz Heinrich VII., der sich wider den Vater empört hatte, entschied auch über das Schicksal der unglücklichen Königin. Mit Heinrich VII. zugleich wurde seine Familie — seine Gattin und die beiden Söhne, die sie ihm geboren hatte, Friedrich und Heinrich — nach Italien abgeführt. Doch kehrte M. nach dem 1242 erfolgten Tode ihres Gemahls nach Deutschland zurück, wo wir sie 1244 im Marcuskloster zu Wirzburg antreffen (ihr angeblicher Aufenthalt im Katharinenkloster zu Trier beruht auf dem falschen Pernold). Nach dem Tode ihres Bruders Friedrich (1246), mit welchem der Mannsstamm der Babenberger erlosch, kam M. nach Oesterreich, wo sie Ansprüche auf das Land geltend zu machen suchte, indem sie gleich ihrer Nichte Gertrud, sich zur Begründung ihres Erbrechts, auf gewisse in der Verwahrung der Deutschordensritter zu Starhemberg bei Neustadt befindliche Privilegien berief. Allein der Papst, an den sich die beiden Frauen wendeten, entschied sich, als M. den ihr zum Gatten bestimmten, welfisch gesinnten Grafen von Henneberg ausschlug, für Gertruden und deren Gemahl, den Markgrafen Hermann von Baden, der aber bald (1250) starb, fast gleichzeitig mit Friedrich, dem Sohne Margaretha's ( 1251), den der Kaiser im Testamente zum Herzog von Oesterreich und Steiermark eingesetzt hatte. Als hierauf der junge böhmische Prinz Ottokar (II.) Oesterreich in Besitz nahm, reichte er auf den Rath des Bischofs Berchtold von Freising der bereits alternden M. die Hand, um sich dadurch der Anhänglichkeit seiner neuen, an den babenbergischen Traditionen festhaltenden Unterthanen zu versichern. Die Hochzeit Ottokars mit M. fand am 11. Februar zu Haimburg, ihrem bisherigen Wittwensitze statt, wobei die Braut dem Bräutigam eine „goldene Handveste“ (das Minus von 1245?) überreichte und damit ihr vermeintliches Recht auf das Land übertrug. Da Ottokar mit M. verwandt war, erfolgte nachträglich die päpstliche Dispens. Da aber die Ehe kinderlos blieb und der Papst sich zur Legitimation der unehelichen Kinder Ottokars nur unter der Bedingung bereit finden ließ, daß den letzteren dadurch kein Anspruch auf die Nachfolge erwachsen dürfe, beschloß der Böhmenfürst, sich von M. zu scheiden. Der Ehescheidungsproceß wurde, wie es scheint, von den Bischöfen von Prag und Olmütz geleitet. Die Ungültigkeitserklärung der Ehe stützte sich darauf, daß M. zu Wirzburg ein Gelübde abgelegt habe und als Nonne eingekleidet worden sei. Ob M. sich selbst dazu bekannt, ob sie dem bischöflichen Ehegericht selbst die Mittel an die Hand gab, um in hochherziger Weise Ottokar eine neue Heirath kanonisch möglich zu machen, bleibt|ungewiß. Nur so viel ist zu ersehen, daß der Papst erst längere Zeit darnach den Vorgang bestätigte. Im October 1261 verließ M. ihren Gemahl und zog sich still und ohne Widerrede nach Krems zurück, wo ihr ein Hofhalt eingerichtet wurde. Sie lebte, während sich Ottokar unmittelbar darnach mit der ungarischen Prinzessin Kunigunde vermählte, noch sechs Jahre als Wohlthäterin und Mutter der Armen verehrt, und als „die Königin der Thränen“ am 28. Octbr. 1267 aus dem Leben schied und zu Lilienfeld begraben wurde, machte ein Zwettler Mönch zu ihrem Todesjahre die Bemerkung, daß mit ihr die wahre Erbin des Landes gestorben sei.

    • Literatur

      v. Meiller, Regest. der Babenb. Th. Sickel, Eine Urkunde der Königin Margarete dd. 13. Oct. 1246 (Wiener Sylvesterspende 1858/59). Winkelmann, Gesch. K. Friedr. II. Schirrmacher, Ks. Friedr. II. Winkelmann in d. Forsch. z. d. Geschichte I. Lorenz in der Ztschrft. f. d. österreich. Gymn., 1857 und dessen deutsche Geschichte I. Abbildung ihres Siegels bei Sava, Siegel österreichischer Fürstinnen.

  • Autor/in

    v. Zeißberg.
  • Zitierweise

    Zeißberg, Heinrich von, "Margarethe von Österreich" in: Allgemeine Deutsche Biographie 20 (1884), S. 320-321 unter Margaretha [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd129199494.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA