Lebensdaten
um 1460 – 1518
Geburtsort
Vilshofen bei Passau
Sterbeort
vermutlich in Österreich
Beruf/Funktion
Jurist ; Historiker ; Humanist
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 129038563 | OGND | VIAF: 20751167
Namensvarianten
  • Crachenberger, Johann
  • Crachenberger, Hans
  • Graccus Pierius
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Quellen(nachweise)

Orte

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Zitierweise

Krachenberger, Johann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd129038563.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    N. N.

  • Biographie

    K. begann seine Studien 1475 an der Universität Wien, war 1488 in Ingolstadt, bald darauf als Sekretär an der kaiserlichen Kanzlei in Linz. 1497 war er Protonotar in Österreich, Rat des Kaisers, Mitglied des Regiments der niederösterreichischen Länder, Gesandter in Ungarn. Zuletzt lebte er mit seiner Frau auf dem Lande. Er war ein eifriger Förderer des Humanismus und Mitglied der „Sodalitas literaria Danubiana“. Seiner Mithilfe ist es zu verdanken, daß Celtis nach Wien berufen wurde. Dieser widmete ihm und Fuchsmagen die Ausgabe der „Kosmographie“ des Apulejus (1497) und verschiedene Gedichte. Cuspinian dedizierte ihm seine Ausgabe der Hymnen des Prudentius (1494). J. Spiegel gab 1514 aus K.s Bibliothek die lateinische Übersetzung der Schrift des Isokrates „De regno gubernando“ heraus. J. von Watt widmete ihm seine „Aegloga, cui titulus Faustus“ (1517). Die 6 Briefe, die K. 1492-97 an Celtis schrieb, zeigen eine Persönlichkeit voll Gemüt, Güte, Humor und Sehnsucht nach geistigem Umgang. Aus Watts Vorrede zu dem Lobgedicht auf Friedrich III. und Maximilian I. (1514) erfahren wir, daß K. mit großem Fleiß Landesannalen (provinciae annales) ausgearbeitet hatte. Cuspinian rühmt in seiner „Austria“ (1528) K.s Prosa und Verse, besonders die Elegien, welche deutsche Dinge behandeln, und berichtet, daß K. beabsichtigt habe, eine deutsche Grammatik mit Regeln und Deklinationen zu schreiben. Aber von all diesen Schriften ist bisher nichts Näheres bekannt geworden.

  • Literatur

    ADB IV (unter Crachenberger);
    K. Grohmann, in: Jb. f. Landeskde. v. Nd.österreich NF 22, 1929, S. 279 ff.;
    Der Briefwechsel d. Konrad Celtis, hrsg. v. H. Rupprich, 1934, S. 50 ff.;
    de Boor-Newald IV, 1.

  • Autor/in

    Hans Rupprich
  • Zitierweise

    Rupprich, Hans, "Krachenberger, Johann" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 631 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd129038563.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Crachenberger: Hans C. (auch Krachenberger), Rath Friedrichs III. und Maximilians I., hieß mit seinem — wie es scheint durch Reuchlin geschaffenen — Gelehrtennamen Pierius Gracchus (auch Graccus). Er war zu Passau geboren, Soldat, Jurist und Poet und in seiner Stellung als Protonotar, Landschreiber Oesterreichs und Rath am kaiserlichen Hofe äußerst beschäftigt. Trotzdem behielt er Zeit und Lust zu gelehrten Studien und dichterischen Versuchen und wurde ein warmer Freund der Gelehrten. — Es ist Wiens geistesrege Epoche, in der hier der junge Humanismus hoffähig wird, C. ist ihm Mäcenas. Jak. Spiegel verdankt ihm das Original zu seiner Uebersetzung der Schrift des Isokrates De regno gubernando (Viennae 1514). Vor allem aber war ihm Celtis verpflichtet, denn C. war es, der sich mit dem kais. Rathe J. Fuchsmag am meisten für die Berufung des berühmten Dichters verwandte, wie sich aus den Briefen des C. in der handschriftlichen Correspondenz des Celtis auf der kaiserl. königl. Hofbibliothek zu Wien ergibt. Diese Briefe bezeugen aber auch die hohe Verehrung Crachenberger's gegen den Meister. Sehnsüchtig erwartet er dessen Briefe; um 1492 beruft er sich u. a. auf Reuchlin und Bonnamus als Zeugen seiner Begeisterung für Celtis, in einem andern Briefe nennt er ihn seinen Lehrer und bittet ihn nach Friedrichs III. Tode ein Epitaph auf diesen zu verfassen, später wieder drückt er seine Uebereinstimmung mit Celtis Gedichten gegen die Mönche und die Roheit des Adels aus, sendet ihm ein Pröbchen eigener Poesien und dgl. Sehr gemüthlich und für ihn einnehmend sind seine deutschen Briefe (l. c.), in denen er von seiner Ueberbürdung mit Amtsgeschäften spricht: „Ich leb ... mit solcher beschwerd und purdten, das Ich selbst nicht wol weiß, ob Ich gelebt hab bisher.“ Er hofft sich aber Erholung von dem Verkehr mit gleichgesinnten Freunden, vor allem mit Celtis. C. besaß, wie es scheint, eine gute Bibliothek von der z. B. Spiegel manches erhielt; mit namhaften Gelehrten, wie mit Reuchlin, der ihn einmal Amphion nennt, stand er in Verbindung (Brief an diesen in Geiger's Briefsammlung Reuchlin's S. 35). C. soll auch litterarisch thätig gewesen sein; es werden ihm „Libri elegiarum“ die Philipp Gundelius heraus gegeben haben soll, ein Gedicht auf die Stadt Retz in Niederösterreich, Annales Austriae (auch Vadian nennt sie zusammen mit den Arbeiten des Cuspinian in seinem Briefe an Bischof Georg von Wien vor der Ausgabe seines Carmen Maximorum Caesarum, Wien 1514) zugeschrieben, aber keines dieser Werke ist aufzufinden. In der Abfassung eines Opus grammaticale de lingua Germanica certis legibus adstricta, in welchem er als der Erste eine Grammatik der deutschen Sprache in Angriff genommen, wurde er leider durch den Tod unterbrochen. Wann er gestorben, konnte ich bisher nicht ermitteln, einem Registraturbuche des Wiener kaiserl.|königl. Haus- und Staatsarchivs entnehme ich die Notiz, daß C. am 7. Jan. 1515 das Landschreiberamt niedergelegt, da er „es seines leibs halber nit mehr versehen mag“.

  • Autor/in

    Horawitz.
  • Zitierweise

    Horawitz, Adalbert, "Krachenberger, Johann" in: Allgemeine Deutsche Biographie 4 (1876), S. 543-544 unter Crachenberger, Hans [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd129038563.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA