Lebensdaten
1870 – 1920
Geburtsort
Schönborn (Studanka bei Reichenberg, Liberec, Böhmen)
Sterbeort
Teplitz-Schönau (Teplice, Böhmen)
Beruf/Funktion
sozialdemokratischer Politiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 128662638 | OGND | VIAF: 57670771
Namensvarianten
  • Seliger, Josef Emilian
  • Seliger, Josef
  • Seliger, Josef Emilian
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Seliger, Josef, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd128662638.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Josef (1822–91), Landwirt u. Handweber, S d. Jakob, Landwirt u. Tagelöhner, u. d. Maria Anna Rieger;
    M Anna Preißler ( 1918), T e. Gärtners aus Johannesberg;
    1893 Marie Pietsch (* 1873), aus Althabendorf, Textilarb.; 8 K.

  • Biographie

    S. war nach Abschluß der Volksschule als Handweber im elterlichen Betrieb sowie in einer mechanischen Weberei tätig. Die anschließende Wanderschaft, die ihn über Schlesien und Sachsen bis nach Aachen führte, machte ihn mit sozialistischen Ideen vertraut. Mit der Rückkehr nach Böhmen 1888 schloß er sich der österr. Arbeiterbewegung an und war als Textil- und Gelegenheitsarbeiter tätig. 1893 wurde er vom Konsumverein Teplitz angestellt, um die lokale Partei- und Gewerkschaftsorganisation aufzubauen. Als Redner sowie seit 1894 als Redakteur der „Teplitzer Volksstimme“ bzw. der „Freiheit“ avancierte S. zum Führer der lokalen Sozialdemokratie. In diese Zeit fallen auch Tätigkeiten als Obmann des neu gegründeten Vereins der Textilarbeiter und der Bezirkskrankenkasse in Böhmen. Sein politisches Engagement war bestimmt vom Kampf um soziale Reformen und das Selbstbestimmungsrecht der Sudetendeutschen. S. trat für den Aufbau eines böhm. Landesverbandes der Sozialdemokratie ein, der 1907 gegründet und dessen erster Vorsitzender er wurde. Im selben Jahr wurde er für den Wahlkreis Teplitz-Land in den Reichsrat gewählt. Als Mitglied des Fraktionsvorstands machte er sich einen Namen als Verfassungs- und Haushaltsexperte. Bei Kriegsausbruch verteidigte S. die Burgfriedenspolitik, die zu massiven innerparteilichen Auseinandersetzungen mit der Parteilinken führte.

    Bereits auf dem Parteitag der österr. Sozialdemokratie 1899 in Brünn hatte S. das Nationalitätenprogramm im Sinne einer ethnischen Föderalisierung Österreich-Ungarns erläutert. Als nach dem Zusammenbruch der Donaumonarchie 1918 die tschechoslowak. Republik proklamiert wurde, riefen die dt. Parlamentarier Böhmens die Provinz Dt.böhmen aus und wählten S. zum stellv. Landeshauptmann. Im Verbund mit den bürgerlichen Parteien Böhmens und zum Teil vom Wiener Exil aus trat S. für einen Anschluß an Deutschland ein. Als dieser aufgrund der Etablierung der Prager Zentralgewalt scheiterte, plädierte er für eine weitgehende Autonomie des Sudetenlandes und konzentrierte seine Aktivitäten auf den neuen tschechoslowak. Staat. Im Aug. 1919 wurde er zum ersten Vorsitzenden der Dt. Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (DSAP), im April 1920 in die tschechoslowak. Nationalversammlung gewählt. Als Vorsitzender verteidigte er 1920 auf dem Parteitag der DSAP in Karlsbad die Parteieinheit gegen auseinanderstrebende Kräfte. Die Spaltung der Partei erlebte der demokratische Sozialist nicht mehr.

  • Auszeichnungen

    S.-Gde. (seit 1951 als „Gesinnungsgemeinschaft sudetendt. Sozialdemokraten“).

  • Literatur

    J. Hofbauer u. E. Strauß, J. S., Ein Lb., 1930 (P);
    E. Paul, J. S., Ein gr. Sohn d. Sudetendeutschen, 1948 (P);
    K. Zeßner, J. S. u. d. nat. Frage in Böhmen, Eine Unters. über d. nat. Pol. d. dt.böhm. Soz.demokratie 1899–1920, 1976;
    ders., in: Lb. Böhmen II, 1976, S. 187–216 (L, P);
    Biogr. Lex. Böhmen;
    ÖBL.

  • Autor/in

    Jürgen Mittag
  • Zitierweise

    Mittag, Jürgen, "Seliger, Josef" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 218-219 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd128662638.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA