Lebensdaten
1905 – 1947
Geburtsort
Freiburg (Breisgau)
Sterbeort
Preßburg
Beruf/Funktion
Politiker ; Offizier
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 128654465 | OGND | VIAF: 5990157
Namensvarianten
  • Ludin, Hanns
  • Ludin, Hanns Elard

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie
Personen im NDB Artikel

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Aus dem Register von NDB/ADB

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Ludin, Hanns, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd128654465.html [16.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Friedrich (1875–1941), aus Steinen b. Lörrach, Dr. phil., Oberrealschuldir. in F.;
    M Johanna (1875–1963), T d. Kaufm. Eugen Tanner in Lörrach u. d. Bertha Hihn;
    Ov Adolf (s. 1);
    - Schwerin 1932 Erla (* 1905), T d. Finanzpräs. Gustav v. Jordan (1869–1943) in Schwerin u. d. Marie Grimmel;
    2 S, 4 T.

  • Biographie

    Nach dem Abitur trat L. 1924 in die Reichswehr ein (5. Artillerie-Rgt. in Ulm) und wurde 1927 Leutnant. In Ablehnung des behutsamen, der Revisionspolitik Stresemanns folgenden Kurses der älteren Generalität öffnete er sich mit dem Ziel einer entschieden nationalen Ausrichtung der Reichswehr der nationalsozialistischen Propaganda. Zusammen mit seinen Offizierskameraden Richard Scheringer (1904–86) u. Hans Friedrich Wendt (* 1903) knüpfte er im Okt. 1929 Kontakt zur Reichsleitung der NSDAP in München und begann mit dem Aufbau nationalsozialistischer Zellen unter den Offizieren in Ulm, Hannover, Berlin und Eisenach: Falls der Volksentscheid gegen den Young-Plan scheitern und es zu einem nationalsozialistischen Umsturzversuch kommen sollte, dürfe die Reichswehr nicht wie beim Kapp- und Hitlerputsch einschreiten. Die Verschwörung wurde bald aufgedeckt. Die drei Ulmer Offiziere wurden im Sept. 1930 vom Reichsgericht in Leipzig wegen Hochverrats zu 18 Monaten Festungshaft verurteilt und gleichzeitig aus der Reichswehr entlassen (Wendt war schon zum 31.12.1929 ausgeschieden). Der Prozeß erregte höchste Aufmerksamkeit wegen des grundsätzlichen Verhältnisses der Reichswehr zur Republik und wegen des Legalitätseids, den Hitler, als Zeuge geladen, kurz nach seinem Erfolg bei den Reichstagswahlen vom 14.9.1930 leistete. Am Tage seines Ausscheidens aus der Reichswehr (1.10.1930) trat L in die NSDAP ein. Im Juni 1931 vorzeitig begnadigt, wurde ihm von Hitler die Führung des SA-Gausturms Baden übertragen; im Frühjahr 1933 war er kurzfristig Polizeipräsident von Karlsruhe. Obwohl er Röhms Anspruch eines Primats der SA vor der Reichswehr teilte, wurde er in dem Machtkampf des 30.6.1934 von Hitler unter Belassung aller Ämter verschont.

    1932-45 Mitglied des Reichstags, nahm L. 1940 als Hauptmann am Frankreichfeldzug teil. Im Jan. 1941 wurde er zum Gesandten in der Satellitenrepublik Slowakei ernannt. Unter den dortigen Politikern genoß L., der über geschliffene Umgangsformen und eine gediegene Bildung verfügte, erhebliches Ansehen; Ribbentrop warf ihm indes eine „weiche Tour“ vor. Offenbar nahm er bei der Deportation slowak. Juden nach Polen 1942-44 eine verzögernde Haltung ein, wurde aber von Sonderbeauftragten der SS in den Hintergrund gedrängt. – Von den Nürnberger Anklägern wurde L., der sich den Amerikanern gestellt hatte, wegen seiner Tätigkeit in der Slowakei zeitweilig als „War Criminal“ eingestuft und als Zeuge im Tiso-Prozeß an die Tschechoslowakei ausgeliefert. Dort wurde er dann in eigener Sache nach mehrmonatigem Prozeß am 3.12.1947 zum Tode verurteilt und sechs Tage später durch Erdrosseln hingerichtet.

  • Literatur

    E. v. Salomon, Der Fragebogen, 1951;
    R. Scheringer, Der Prozeß d. Ulmer Reichswehroffiziere, in: Völk. Beobachter v. 6.9.1930;
    ders., Das große Los, 1959;
    Th. Vogelsang, Reichswehr, Staat u. NSDAP, Btrr. z. dt. Gesch. 1930–32, 1962;
    F. L. Carsten, Reichswehr u. Pol. 1918–33, 1964;
    Fauck, Das dt.-slowak. Verhältnis 1941-43 u. s. Rückwirkung auf d. slowak. Judenpol., in: Gutachten d. Inst. f. Zeitgesch. II, 1966, S. 61-73;
    H. Graml, Der dt. Gesandte in d. Slowakei, ebd., S. 337-43;
    P. Bucher, Der Reichswehrprozeß, Der Hochverrat d. Ulmer Reichswehroffiziere 1929/30, 1967;
    W. Venohr, Aufstand f. d. Tschechoslowakei, Der slowak. Freiheitskampf v. 1944, 1969;
    Staat u. NSDAP 1930–32, Qu. z. Ära Brüning, eingel. v. Gerh. Schulz, bearb. v. Ilse Maurer u. U. Wengst, 1977;
    J. K. Hoensch, Gesch. d. Tschechoslowak. Republik 1918–78, ²1978;
    L. Lipscher, Die Juden im Slowak. Staat 1939–45, 1980. -
    Eigene Archivstud.

  • Porträts

    in: Reichstagshdb., VI. Wahlperiode 1932, S. 293.

  • Autor/in

    Franz Knipping
  • Zitierweise

    Knipping, Franz, "Ludin, Hanns" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 295-296 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd128654465.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA