Lebensdaten
1893 – 1983
Geburtsort
Breslau
Sterbeort
London
Beruf/Funktion
Richterin
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 128550279 | OGND | VIAF: 74907779
Namensvarianten
  • Friedenthal, Erna (geborene)
  • Haslacher, Erna (verheiratete)
  • Scheffler, Erna
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Zitierweise

Scheffler, Erna, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd128550279.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus ursprüngl. jüd. Fam.;
    V Paul Friedenthal ( 1904, ev.), Ölmühlenbes. in B.;
    M Margarethe Kupfermann (ev.);
    1 B ( im 1. Weltkrieg);
    1) ( 1920er J.) Fritz Haslacher, Dr. iur., Geschäftsträger d. schles. Handelskammer in Berlin, 2) 1945 Georg Scheffler ( 1975), Kammerger.rat, später Bundesrichter (s. Wi. 1959);
    1 T aus 1) Lore Fry (* 1917), Ärztin in L.

  • Biographie

    S. studierte nach dem extern abgelegten Abitur 1911-14 zunächst ein Semester Medizin in Heidelberg, dann Rechtswissenschaften in München, Berlin und Breslau ohne Studienabschluß wegen Nichtzulassung als Frau zu den jur. Staatsexamina. Nach Tätigkeiten in Rechtsberatungsstellen der Fürsorge und bei einem Anwalt in Breslau war S. 1916-18 Hilfsreferentin in der Justizabteilung der dt. Zivilverwaltung in Belgien. 1922 und 1925 holte sie die seit 1922 auch für Frauen möglichen Jur. Staatsprüfungen nach, arbeitete 1925-28 als Rechtsanwältin in Berlin, trat 1928 als Gerichtsassessorin in den preuß. Justizdienst ein und wurde 1932 Amtsgerichtsrätin am Amtsgericht Berlin-Mitte. Nach der NS-Machtübernahme 1933 mit einer geringen Pension entlassen, überbrückte sie die Zeit bis 1945 mit nichtjuristischen Nebentätigkeiten. Nach dem 2. Weltkrieg zunächst Landgerichtsrätin, dann Landgerichtsdirektorin in Berlin, seit 1949 Verwaltungsgerichtsrätin, 1951 Verwaltungsgerichtsdirektorin in Düsseldorf, wurde S. – vom Bundesrat gewählt – am 7.9.1951 zur ersten Richterin des Bundesverfassungsgerichts im Ersten Senat ernannt; ihre Amtszeit endete 1963 (nach einer Wiederwahl 1959).

    S. trat besonders für ihre familien- und gleichstellungspolitischen Grundsätze ein, die sie u. a. in ihrem wirkmächtigen Referat auf dem 38. Dt. Juristentag 1950 in Frankfurt einer breiteren Fachöffentlichkeit vorgetragen hatte. Mit ihrem Namen als Berichterstatterin ist das frühe Urteil zum Ehegattensplitting (BVerfGE 6, 55) ebenso verbunden wie die Entscheidung zur familienrechtlichen Gleichstellung von Mann und Frau (BVerfGE 3, 225), durch welche Art. 6 und Art. 3 Abs. 2 GG bis heute fortwirkend erstmals verfassungsgerichtlich entfaltet wurden. Auch die Abschaffung des väterlichen Stichentscheids im Familienrecht (BVerfGE|10, 59), die Aufhebung der Benachteiligung der Frau im landwirtschaftlichen Höferecht (BVerfGE 15, 337) und Entscheidungen zur Gleichberechtigung im Sozialversicherungsrecht (BVerfGE 17, 1, 38, 62) wurden maßgebend von ihr beeinflußt. Dieses Engagement setzte S. nach ihrem Ausscheiden aus dem aktiven Richterdienst in Publikationen und auch institutionell als Vorsitzende des Dt. Akademikerinnenbundes, als Mitglied der Ständigen Deputation des Dt. Juristentags und in zahlreichen internationalen frauen- und gleichstellungspolitisch orientierten Vereinigungen fort. S.s Verdienst bestand nicht nur darin, den Gleichstellungsauftrag in Art. 117 Grundgesetz energisch und mit juristischer Weitsicht einzufordern und zu begründen, sondern die Implikationen des Gleichberechtigungspostulats in den verschiedenen Teilrechtsordnungen aufzuspüren und juristisch-dogmatisch zu bewältigen. Sie äußerte sich auch zu Fragen des Staatsangehörigkeitsrechts, des Beamten- und des Steuerrechts.|

  • Auszeichnungen

    Gr. BVK mit Stern u. Schulterband.

  • Werke

    Straftilgende Maßnahmen, Diss. Breslau 1915;
    Die Gleichberechtigung d. Frau, In welcher Weise empfiehlt es sich, gemäß Art. 117 GG d. geltende Recht an Art. 3 Abs. 2 GG anzupassen?, in: Verhh. d. 38. Dt. Jur.tages Frankfurt/M. 1950, 1951, S. B 3 ff.;
    Ehe u. Fam., in: K. A. Bettermann, H. C. Nipperdey u. U. Scheuner (Hg.), Die Grundrechte, Hdb. d. Theorie u. Praxis d. Grundrechte, IV/1, 1960, S. 245;
    Die Stellung d. Frau in Fam. u. Ges. im Wandel d. Rechtsordnung seit 1918, 1970.

  • Literatur

    Das Bundesvfg.ger. 1951-1971, ²1971, S. 240 (P);
    K. Zweigert, E. S. 80 J., in: Jur.Ztg. 1973, S. 605;
    K. Heck, ebd. 1983, S. 721;
    R. Ley, in: NJW 1983, S. 1653;
    E. S. (1893-1983), in: D. Frandsen, U. Huffmann u. A. Kuhn (Hg.), Frauen in Wiss. u. Pol., 1987, S. 75 (P);
    R. Jaeger, in: Juristinnen in Dtld., ³1988, S. 183 (P);
    dies., in: Dt. Juristinnenbund e. V. (Hg.), Juristinnen in Dtld., Die Zeit v. 1900 bis 1998, ⁴2003, S. 197-202 (P);
    B. Guttmann, in: dies., „Zw. Trümmern u. Träumen“, 1997, S. 105;
    A. Dertinger, Frauen d. ersten Stunde, 1999, S. 155 (P);
    U. Rust, Die Rechtsprechung d. Bundesvfg.ger. z. garantierten Gleichberechtigung, in: Aus Pol. u. Zeitgesch., Beil. 37-38, 2001, S. 26 (27);
    Wi. 1974/75;
    Munzinger.

  • Autor/in

    Christian Waldhoff
  • Zitierweise

    Waldhoff, Christian, "Scheffler, Erna" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 615-616 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd128550279.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA