Lebensdaten
1851 – 1919
Geburtsort
Münster
Sterbeort
Köln
Beruf/Funktion
Erzbischof von Köln ; Bischof von Münster ; Kardinal
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 126370834 | OGND | VIAF: 18214139
Namensvarianten
  • Hartmann, Bruno Felix Bernard Albert von
  • Hartmann, Felix von
  • Hartmann, Bruno Felix Bernard Albert von

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Zitierweise

Hartmann, Felix von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd126370834.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Albert (1805–65), preuß. Oberregierungsrat, S d. Matthias (1777–1867), preuß. Geh. Justiz- u. Appellationsgerichtsrat, u. d. Antoinette v. Bruchhausen;
    M Maria (1826–61), T d. Gutsbes. Felix v. Heister u. d. Pauline v. u. zur Mühlen;
    Halb-B Julian (1842–1916), preuß. Reg.präs.;
    Schw Maria (1857–1937), Oberin d. regul. Chorfrauen v. hl. Augustinus in Berlaymont.

  • Biographie

    Von seiner streng katholischen, politisch und sozial konservativen Umwelt bezog H. für seinen Lebensweg Maßstab und Richtung. Bereits mit seinem Eintritt in die bischöfliche Erziehungsanstalt Gaesdonck bei Goch (1864) dürfte die Entscheidung für den Priesterberuf gefallen sein. Letzte Zweifel hat das Vorbild seines Lehrers, Hermann Dingelstad, beseitigt. So nahm H. 1870 das Studium der Theologie in Münster auf. Kulturkampf und Auseinandersetzungen um die Unfehlbarkeit des Papstes, die seine Studienzeit begleiteten, bestärkten seine Romtreue und seinen Konservativismus. Die Kulturkampfgesetze bildeten schließlich auch den äußeren Anlaß dafür, daß H. zum Studium des Kirchenrechts nach Rom übersiedelte; denn die Diözese Münster vermochte ihm nach der Priesterweihe (19.12.1874) keine Anstellung zu bieten. – 1879 kehrte er als Dr. jur. can. in seine Heimatdiözese zurück und war bis 1889 als Kaplan tätig. Als 1889 Dingelstad (1835–1911) Bischof von Münster wurde, holte er H. noch im gleichen Jahr als Geheimsekretär und Bischöflichen Kaplan zu sich. In der Folgezeit stieg H. stetig (1894 Geistlicher Assessor und Geistlicher Rat; 1903 Domkapitular) in der geistlichen Hierarchie bis zum Generalvikar (1905) und Domdechanten (1910) auf. Nahezu folgerichtig wurde er schließlich nach dem Tode seines Mentors zum Bischof von Münster gewählt und am 26.10.1911 inthronisiert. Ein Jahr später schon folgte er Antonius Kardinal Fischer im Amt des Erzbischofs von Köln (Wahl am 29.10.1912; Inthronisation am 9.4.1913) nach. 1914 ernannte ihn Pius X. zum Kardinalpriester.

    H. wechselte aus der Arbeit in der kirchlichen Verwaltung in eine politisch exponierte Stelle im deutschen Episkopat am Höhepunkt heftiger Auseinandersetzungen im deutschen Katholizismus. Gerade fand der Gewerkschaftsstreit durch päpstliches Rundschreiben zugunsten der christlichen Gewerkschaften sein Ende. Aber weiter schwelte der Streit um die „Kölner Richtung“ im Zentrum, die den Katholizismus vom Geist des Kulturkampfes befreien und aus dem konfessionellen Ghetto herausführen wollte. H. wirkte dem im konservativen Sinne entgegen, indem er den Volksverein für das katholische Deutschland – der mit seiner Organisation die „Kölner Richtung“ unterstützte – von der sozialen und politischen Aufklärungsarbeit abzudrängen und auf bloße geistliche Belehrung festzulegen suchte. Zwar überdeckte der Burgfriede von 1914 auch die sozialen und politischen Spannungen im Katholizismus; als jedoch die Osterbotschaft von 1917 Diskussionen und Verhandlungen um eine Wahlrechtsreform in Preußen ausgelöst hatte, brachen jene Fronten wieder auf und gruppierten sich um das Für und Wider der Wahlrechtsreform.

    Wieder finden wir H. an der Spitze der katholischen Reformgegner. Im Zusammenspiel mit dem rechten Flügel des Zentrums und den Konservativen, wobei sich seine Verbindungen zum westfälischen Adel auswirkten, wollte er den fortschrittlichen Flügel des Zentrums zerreiben. Positive Stellungnahmen zur Wahlrechtsreform, insbesondere aus den katholischen Arbeitervereinen, ja deren politische Stellungnahmen überhaupt, suchte er mit härtesten Mitteln zu unterbinden. Während er zu Anfang noch mit dem deutschen Episkopat übereinstimmte, beharrte er weiter auf seiner starren Position, als die übrigen deutschen Bischöfe zu einer realistischen Beurteilung der Situation gekommen waren: daß es nämlich nur noch darum gehen könne, kulturpolitische Sicherungen für die katholische Kirche durchzusetzen.

    Jetzt wurde deutlich, daß H. über spezifische Anliegen der Kirche hinaus auch die Sicherung der konstitutionellen Monarchie in Preußen, die Erhaltung des sozialen und politischen Status quo erstrebte. – H.s politische Aktivitäten haben erheblich dazu beigetragen, daß die Verabschiedung eines neuen Wahlgesetzes für Preußen immer wieder scheiterte. Wenn sich dieser „Erfolg“ schließlich ins totale Gegenteil verkehrte, so mag man persönliche Tragik nennen, was in mangelnder politischer Weitsicht seine Ursache hatte: die Revolution erzwang das allgemeine Wahlrecht – jetzt jedoch ohne kulturpolitische Sicherungen, die früher möglich gewesen wären; und die dauernden Verzögerungen haben das bestehende Regime zusätzlich diskreditiert und so mit zerstört, was sie erhalten sollten.

    Im 1. Weltkrieg bemühte sich H. um die Betreuung von Kriegsgefangenen, danach vermittelte er zwischen der Reichsregierung und dem Vatikan bei dessen Friedensbemühungen. – 1919 gründete er im Zuge der Erneuerungsbewegung des deutschen Katholizismus den Jugendbund „Neudeutschland“.|

  • Auszeichnungen

    1916-18 Mitgl. d. preuß. Herrenhauses.

  • Literatur

    J. Dieninghoff, F. Kardinalpriester v. H., 1914;
    E. Ritter, Die kath.-soz. Bewegung Dtld.s im 19. Jh. u. d. Volksver., 1954;
    R. Patemann, Der Kampf um d. preuß. Wahlreform im 1. Weltkrieg, 1964;
    ders., Der Dt. Episkopat u. d. preuß. Wahlrechtsproblem 1917/18, in: Vj.hh. f. Zeitgesch. 4, 1965;
    G. Plum, Studie z. Problem Kath. Kirche u. Demokratie (in Vorbereitung);
    DBJ II (Tl. 1919, L);
    Kosch, Kath. Dtld.;
    LThK;
    - Ahnentafel in:
    Mitt. d. Westdt. Ges. f. Fam.kde. 1, 1913-17, S. 97. - Zu Hermann Dingelstad:
    Hüls, in: BJ 16 (u. Tl. 1911, L).

  • Autor/in

    Günter Plum
  • Zitierweise

    Plum, Günter, "Hartmann, Felix von" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 741-742 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd126370834.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA