Lebensdaten
1866 – 1947
Geburtsort
Ansbach
Sterbeort
Blankenburg (Harz)
Beruf/Funktion
bayerischer Generalmajor ; Präsident des Reichsarchivs
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 126191565 | OGND | VIAF: 67451961
Namensvarianten
  • Mertz von Quirnheim, Hermann
  • Mertz, Hermann von
  • Quirnheim, Hermann M. von
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Mertz von Quirnheim, Hermann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd126191565.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus Fam. in d. Pfalz, d. 1675 in d. Reichsritterstand erhoben wurde;
    V Albrecht (1824–78), Brandversicherungsinsp., S d. Karl Joseph (1789–1846), Malzaufseher, u. d. Juliane Ludwig ( 1862);
    M Friederike (1837–1908), T d. Pfarrers Johann Caspar Hetzel (1803–56) u. d. Auguste Esper (1808–84);
    Bremen 1899 Eleonore (1875–1954), T d. Dr. med. Rudolf Hohmann (1845–1919), prakt. Arzt in Port Elizabeth (Südafrika), u. d. Emma Drube (1843–1928); Schwager Walter Hohmann (1880–1945), Raumfahrting. (s. NDB IX);
    1 S, 2 T, Albrecht (s. 2), Erika (* 1900, Dr. Wilhelm Dieckmann, 1893–1944, Oberreg.rat, nach d. 20. Juli hingerichtet), Gudrun (* 1907, Dr. Otto Korfes, 1889–1964, Gen. u. Dir. d. Zentralarchivs Potsdam).

  • Biographie

    M. trat 1887 als Dreijährig-Freiwilliger (Offizier-Aspirant) in das 9. Infanterie-Rgt. in Würzburg ein. Nach dem Besuch der Kriegsschule 1888/89 und der Bayer. Kriegsakademie 1894-97 absolvierte er die für einen Generalstabsoffizier übliche militärische Laufbahn in häufigem Wechsel zwischen Adjutantur, Generalstab, Lehrtätigkeit an der Kriegsakademie und Truppendienst. Mit Kriegsbeginn 1914 übernahm er die Stelle des Ersten Generalstabsoffiziers (I a) beim Armee-Oberkommando VI (Kronprinz Rupprecht v. Bayern). Am 10.8.1916 wurde M., noch von Falkenhayn, zum Chef der neu errichteten Operationsabteilung B (mazedon. und türk. Kriegsschauplatz) im Generalstab des Feldheeres berufen. Hier, und bald zusätzlich als Stellvertretender Bayer. Militärbevollmächtigter, erwies er sich nicht nur als hervorragender Generalstabsoffizier, der im Sommer 1918 für seine Verdienste mit dem „Pour le mérite“ ausgezeichnet wurde, sondern auch als politischer Kopf, der mehrfach mit heiklen Missionen betraut wurde. Weil er politisch zu denken und zu handeln verstand, mißfielen M. das mangelnde Zusammenwirken von Heeres- und Reichsleitung sowie die Eingriffe Ludendorffs in die Politik. Als im Spätsommer 1918 die Westfront zusammenbrach und sich abzeichnete, daß die Widerstandskraft der Verbündeten gebrochen war, notierte M. am 26.9.1918 in seinem Tagebuch, Ludendorff habe nicht den Mut, ein Ende zu machen; er müsse daher dazu gezwungen werden. Drei Tage später ergriff M. – als einziger Offizier der Obersten Heeresleitung – die entsprechende Initiative. Ihm ist aus seinem Handeln kein Nachteil erwachsen; er erfreute sich weiter der Achtung und Wertschätzung Hindenburgs. Dieser zog ihn unmittelbar nach Kriegsende bei der Abfassung seiner Erinnerungen heran. Hindenburg sorgte auch dafür, daß M. im Februar 1919 als Oberquartiermeister die Führung der Kriegsgeschichtlichen Abteilung im Großen Generalstab übernahm. Nachdem einige Monate später aus dieser Abteilung das Reichsarchiv formiert worden war, wurde M. auf Wunsch Hindenburgs zu dessen erstem Präsidenten berufen.

    Frühere Pläne zur Errichtung eines zentralen Archivs für das Aktengut der Reichsbehörden konnten nun realisiert werden, weil im Vollzug des Friedensvertrags und der Auflösung der alten Armee deren Aktengut sicherzustellen war. Das Reichsarchiv ist zur Aufnahme von Aktengut entstanden, das von Kommandobehörden und Truppen stammte, die nun gerade nicht zu den Einrichtungen des Reichs zählten. Indem das Reichsarchiv die bisherige Aufgabe der Kriegsgeschichtlichen Abteilung des Großen Generalstabs, die dienstliche Militärgeschichtsforschung, übernahm, glich es dem 1885 errichteten Bayer. Kriegsarchiv. M. brachte für sein neues Amt die Erfahrung des mit der Bewältigung von Organisationsfragen vertrauten Generalstabsoffiziers und dank seiner Herkunft aus der Bayer. Armee eine gewisse kritische Distanz gegenüber dem üblichen militärischen Selbstverständnis mit. Mit der geglückten Archivierung der immensen Aktenbestände waren die Voraussetzungen für die schon bald beim Reichsarchiv einsetzende Militärgeschichtsforschung geschaffen. Bereits 1925 konnte der erste Band des Reichsarchivwerkes „Der Weltkrieg 1914-1918“ erscheinen. Das Werk war begleitet von der Schriftenreihe „Forschungen und Darstellungen aus dem Reichsarchiv“. Eine eigene Abteilung betreute die Schriftenreihen „Erinnerungsblätter deutscher Regimenter“ und „Schlachten des Weltkriegs“, beide als mehr volkstümliche Darstellungen des Kriegsgeschehens gedacht. Als M. im Herbst 1931 in den Ruhestand trat, konnte er seinem Nachfolger Hans v. Haeften eine wohlorganisierte Behörde übergeben, die durch Aktenabgaben von Reichsbehörden mehr und mehr zum wirklichen Reichsarchiv geworden war. In den folgenden Jahren arbeitete er an seinen Erinnerungen „Im großen Hauptquartier“. Nach dem 20.7.1944 wurde er in Sippenhaft genommen; seine persönlichen Papiere, von der Gestapo beschlagnahmt, müssen heute zum großen Teil als verloren gelten.|

  • Auszeichnungen

    Dr. phil. h. c. (Leipzig 1925).

  • Werke

    Der Führerwille in Entstehung u. Durchführung, erl. an d. Vorgängen b. Gemeinsamen Oberbefehl in d. Reichslanden, Aug.-Sept. 1914, 1932.

  • Literatur

    H. Möller, Gesch. d. Ritter d. Ordens „Pour le mérite“ im Weltkrieg II, 1935, S. 33 ff.;
    C. Heyl, Zivilkarrieren v. Absolventen d. Bayer. Kriegsak.: Der Archivar M., in: R. Braun, Bayern u. seine Armee, Ausst.kat. Nr. 21 d. Staatl. Archive Bayerns, 1987, S. 37 f. (P);
    W. Foerster, Der Feldherr Ludendorff im Unglück, 1952, bes. S. 87;
    W. Deist, Militär u. Innenpol. im Weltkrieg 1914–18, 1970, bes. S. 651, Anm. 3, u. S. 1283 f., Anm. 8;
    W. A. Mommsen, Die Nachlässe in d. dt. Archiven, T. II, 1983, S. 968;
    K. Demeter, Das Reichsarchiv, Tatsachen u. Personen, 1969 (P);
    Rhdb. (P).

  • Porträts

    2 Karikaturen v. F. Behn u. 2 Phot. (Bayer. Hauptstaatsarchiv, Abt. IV – Kriegsarchiv);
    Das Armee-Oberkommando VI im Kriege 1914/15, gez. v. H. v. Hayek, o. J. (Privatdr.).

  • Autor/in

    Gerhard Heyl
  • Zitierweise

    Heyl, Gerhard, "Mertz von Quirnheim, Hermann" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 189-190 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd126191565.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA