Lebensdaten
1909 – 1991
Geburtsort
Dresden
Sterbeort
Bad Kissingen
Beruf/Funktion
Rechtshistoriker ; Altorientalist
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 124869629 | OGND | VIAF: 25548187
Namensvarianten
  • Petschow, Herbert Paul Hermann
  • Petschow, Herbert
  • Petschow, Herbert Paul Hermann

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Zitierweise

Petschow, Herbert, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd124869629.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Max Paul (* 1872), Bäcker in D.;
    M Marie Herold (* 1874);
    Dresden 1941 Gertraude Hartmann (1912–84); kinderlos.

  • Biographie

    Nach dem Abitur an der Landesschule Dresden 1930 studierte P. Rechtswissenschaft an der Univ. Leipzig. Wegweisend für seine Spezialisierung auf die Erforschung der in Keilschrift überlieferten altoriental. Rechtsquellen wurde im Wintersemester 1930/31 eine „Einführung in das altoriental. Recht“ durch Martin David (1898–1986), der P. an das Leipziger „Semitistische Institut“ und das „Seminar für oriental. Rechtsgeschichte“ empfahl. Dort vermittelten die gemeinsamen Seminare des Rechtshistorikers Paul Koschaker (1879–1951) und des Assyriologen Benno Landsberger (1890–1968) P. die Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit von Rechtsgeschichte und Philologie bei der Erschließung keilschriftlicher Rechtsquellen erkennen. Nach Studienende 1934 arbeitete er bis zum Assessorexamen 1937 als Gerichtsreferendar, danach als Jurist in der Wirtschaft. 1939 wurde er bei Koschaker mit einer Untersuchung über „Die neubabylon. Kaufformulare“ (Nachdr. 1970) promoviert. Fast aller wissenschaftlichen Vorarbeiten beraubt, verschlug es ihn nach Kriegsonde in einen kleinen thüring. Ort, wo er neben seiner Tätigkeit als Jurist die schwer überschaubare Fülle neu- und spätbabylon. Rechtsurkunden durchzuarbeiten begann. Erst seit 1954, seit seiner Anstellung als Assistent am Leipziger „Oriental. Institut“, konnte sich P. voll seiner wissenschaftlichen Arbeit widmen. 1956 habilitierte er sich mit einer Monographie zum „Neubabylon, Pfandrecht“ (Abhh. d. Sächs. Ak. d. Wiss., Phil.-hist. Kl. 48/1, 1956). Mit dieser die Quellen sorgfältig analysierenden, methodisch mustergültigen Arbeit schuf P. in Fortsetzung der keilschriftrechtlichen Forschungen Koschakers und Mariano San Nicolòs ein auf das Thema bezogenes Standardwerk sowie ein für viele Probleme des neubabylon. Rechts grundlegendes Nachschlagewerk. Im selben Jahr erfolgte seine Ernennung zum Dozenten für Altoriental. Rechtsgeschichte und gleichzeitig zum Gastdozenten an der Univ. München. Dort wurde er 1959 auf einen (ao., seit 1965 o.) Lehrstuhl für Antike Rechtsgeschichte berufen (1975 emeritiert). Bis 1978 erfüllte P. eine für die Zeit der Spaltung Deutschlands außergewöhnliche Übereinkunft, indem er seine Tätigkeit an der Univ. Leipzig in Form einer Gastprofessur während der Münchener Semesterpausen fortsetzte.

    P.s Forschungen waren geprägt von der Überzeugung, daß die altoriental. Rechtsgeschichte vordringlich der Entwicklung solider, ausbaufähiger Fundamente durch philologisch und juristisch exakte Detail- und Grundlagenforschung bedarf. Während P. sich in seinen frühen Forschungen auf das neu- und spätbabylon. Recht konzentrierte, erstreckten sich die späteren auch auf die älteren altmesopotam. Perioden, die sog. Randgebiete und rechtsvergleichend auf das röm. Recht. Berücksichtigung fanden in stärkerem Maße auch wirtschaftliche und sozialgeschichtliche Gesichtspunkte. Neuland beschritt er mit der Edition und Auswertung unpublizierter mittelbabylon. Keilschrifttexte. Im Mittelpunkt stand für P. die strittige Frage nach der historischen Bewertung, der „Geltung“ der altoriental. Gesetze. Aufgrund seiner Untersuchungen zu ihrer Stilistik und Systematik sowie durch den detaillierten Vergleich von Bestimmungen des Codex Hammurapi mit Urkunden der zeitgenössischen Rechtspraxis konnte er deren Übereinstimmung feststellen.|

  • Auszeichnungen

    o. Mitgl. d. Bayer. Ak. d. Wiss. (1962);
    korr. Mitgl. d. Sächs. Ak. d. Wiss. (1962);
    Mitgl. d. Dt. Morgenländ. Ges. u. d. Soc. Jean Bodin, Brüssel.

  • Werke

    Weitere W Das neubabylon. Gesetzesfragment, in: ZSRGR 76, 1959, S. 37-96;
    Babylon. Rachtsurkk. aus d. 6. Jh. v. Chr., 1960 (mit M. San Nicolò);
    Zur Systematik u. Gesetzestechnik im Codex Hammurabi, in: Zs. f. Assyriol. 57, 1965, S. 146-72;
    Die §§ 45 u. 46 d. Codex Hammurapi, Ein Btr. z. altbabylon. Bodenpachtrecht u. z. Problem: Was ist d. Codex Hammurapi?, ebd. 74, 1984, S. 181-212;
    Btrr. z. Codex Hammurapi, ebd. 76, 1986, S. 17-75;
    Mittelbabylon. Rechts- u. Wirtsch.urkk. d. Hilprecht-Slg., 1974. – Mithg. Veröff. d. Komm. z. Erschließung v. Keilschr.texten d. Bayer. Ak. d. Wiss.;
    Die Schlußklauseln d. altbabylon. Kauf- u. Tauschverträge, ²1974 (mit M. San Nicolò). |

  • Quellen

    Qu Univ.archiv Leipzig (Personalakte).

  • Literatur

    Die Welt d. Orients 8/2, 1976;
    D. Nörr, in: Jb. d. Bayer. Ak. d. Wiss. 1991, S. 234-38 (P), erneut in: ders., Historiae Antiqui Juris, Ges. Stud., 2000;
    M. Müller, in: Jb. d. Sächs. Ak. d. Wiss. 1991-1992,|S. 345-53 (W-Verz., P);
    H. Neumann, in: Mitt. d. Dt. Orient-Ges. 124, 1992, S. 7-9 (P);
    J. Oelsner, in: Zs. f. Assyriol. u. Vorderasiat. Archäol. 82, 1992, S. 1-3;
    G. Ries, in: ZSRGR 109, 1992, S. 786-90.

  • Autor/in

    Manfred Müller
  • Zitierweise

    Müller, Manfred, "Petschow, Herbert" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 270-271 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124869629.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA