Lebensdaten
1880 – 1951
Geburtsort
Rehme bei Minden
Sterbeort
Bad Orb
Beruf/Funktion
Gewerkschafter ; Politiker ; Vorsitzender des Deutschen Holzarbeiter-Verbands
Konfession
konfessionslos
Normdaten
GND: 124790925 | OGND | VIAF: 956005
Namensvarianten
  • Tarnow, Friedrich Wilhelm (eigentlich)
  • Tarnow, Fritz
  • Tarnow, Friedrich Wilhelm (eigentlich)
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Zitierweise

Tarnow, Fritz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd124790925.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Friedrich (?), Schreiner;
    M Johanna Schuck (?);
    ⚭ Anna Pauline Doebbeling (* 1883);
    2 S Reinhold († 1974), Rudolf Fritz (* 1927).

  • Biographie

    Aufgewachsen in Hannover, besuchte T. die Volksschule, erlernte das Tischlerhandwerk, ging 1898 auf Wanderschaft und trat 1899 dem Dt. Holzarbeiter-Verband (DHV) bei. Seit 1903 war er aktiv in der Berliner SPD, besuchte Abendkurse der Arbeiterbildungsschule und wurde 1906 Gewerkschaftssekretär beim Hauptvorstand des DHV in Stuttgart, später Berlin. 1908/09 besuchte er die zentrale Parteischule der SPD in Berlin.

    Seit 1915 leistete er Kriegsdienst, im April 1918 wurde er verwundet, bis Jan. 1919 war er im Lazarett. Er war Mitglied des Soldatenrates Brandenburg/Havel. Im Sept. 1919 wurde er Vorstandssekretär beim DHV und im Febr. 1920 als Nachfolger von Theodor Leipart (1867–1947) zum Vorsitzenden des Verbands gewählt. Seit 1920 war er Mitglied des Exekutivkomitees der Internationalen Union der Holzarbeiter und kam 1928 in|den Bundesvorstand des Allgemeinen Dt. Gewerkschaftsbundes.

    Seine politischen Mandate reichten vom Gemeindevertreter (1909–15) über den vorläufigen Reichswirtschaftsrat (1921–33), den Enquete-Ausschuß zur Untersuchung der dt. Wirtschaft bis zum Reichstagsabgeordneten (1928–33). Er wurde wirtschaftspolitischer Sprecher und legte Ende 1931 mit Fritz Baade (1893–1974) und Wladimir Woytinsky (1885–1960) einen Arbeitsbeschaffungsplan (WTB-Plan) vor, der eine Wirtschaftsstabilisierung durch kreditfinanzierte öffentliche Ausgaben beinhaltete.

    Nach der Zerschlagung der Gewerkschaften am 2. Mai 1933 wurde T., der gegen das Ermächtigungsgesetz gestimmt hatte, verhaftet, konnte jedoch nach seiner Freilassung 1934 zunächst in die Niederlande, später nach Dänemark und Schweden emigrieren. Vom Exil aus hielt er enge Kontakte zu den illegalen Gewerkschaften um Wilhelm Leuschner (1890–1944). 1938 wurde er als Nachfolger des tödlich verunglückten Heinrich Schliestedt (1883–1938) Leiter der Auslandsvertretung der dt. Gewerkschaften. Seit 1943 gehörte er der Landesgruppe Dt. Gewerkschafter in Schweden an. Sein im Exil entwickelter Plan, nach dem Zusammenbruch des „Dritten Reiches“ die Organisationsstrukturen der „Dt. Arbeitsfront“ für den Wiederaufbau der Gewerkschaften zu nutzen, fand weder Verständnis noch Zustimmung bei den anderen emigrierten Gewerkschaftern. Bei den politischen Planungen des Widerstandes vom 20. Juli 1944 war er von der Gruppe um Wilhelm Leuschner als Reichswirtschaftsminister vorgesehen.

    1946/47 kam er nach Deutschland zurück, leitete anfänglich in Stuttgart das gewerkschaftliche Zonensekretariat der amerik. Zone und später, gemeinsam mit Ludwig Rosenberg (1903–77), den Gewerkschaftsrat der Bizone in Frankfurt/M. Die von T. verfaßte „gewerkschaftliche Prinzipienerklärung“, welche die Gegensätze zwischen freien und kommunistischen Gewerkschaften hinsichtlich Demokratieverständnis und Menschenrechten thematisierte, verstärkte den Entfremdungsprozeß der Gewerkschaften der SBZ und der Westzonen.

    Für die SPD gehörte er 1948/49 dem Parlamentarischen Rat an. Nach dem Münchner Gründungskongreß des DGB im Okt. 1949 zog er sich aus der aktiven Organisationsarbeit zurück und wirkte in den letzten Jahren vor seinem Tod als Dozent an der Akademie für Arbeit mit an der Ausbildung des gewerkschaftlichen Nachwuchses.

  • Auszeichnungen

    A T.-Str. in Frankfurt/M.

  • Werke

    Das Organisationsproblem im ADGB, 1923;
    Die Amerikareise dt. Gewerkschaftsführer, 1926 (Mitverf.);
    Warum arm sein?, 1928, ³1929;
    Die Stellungnahme d. freien Gewerkschaften z. Frage d. Wirtsch.demokratie, 1929;
    Kapitalist. Wirtsch.demokratie u. Arbeiterklasse, 1931;
    Von der Wirtsch.demokratie z. Planwirtschaft, 1932;
    Gewerkschaften im neuen Staat, 1947;
    Gewerkschaftl. u. wirtsch.pol. Schrr. u. Aufss.;
    Nachlaß:
    DGB-Archiv im Archiv d. soz. Demokratie d. Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn (P).

  • Literatur

    LW. Maschke, Eine Auseinandersetzung mit F. T., 1948;
    D. Lange, F. T.s Pläne z. Umwandlung d. faschist. Dt. Arbeitsfront in Gewerkschaften, in: ZfG 24, 1976, S. 150–67;
    Dieter Günther, Die Tätigkeit F. T.s im schwed. Exil 1940–45, Dipl.arb. Marburg 1977 (u. a. im Archiv d. soz. Demokratie d. Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn);
    R. Schulze, in: Das Holz-Arbeiter-Buch, hg. v. H. Grebing u. a., 1993, S. 145–49 (P);
    BHdE I;
    Biogr. Lex. Sozialismus;
    Ll. Gewerkschafter;
    Biogr. Lex. Arbeiterbewegung;
    Biogr. Lex. Weimarer Rep.;
    Sozialdemokrat. Parlamentarier;
    Frankfurter Biogr. (P);
    Demokrat. Wege (P);
    Schumacher, M. d. R.

  • Autor/in

    Klaus Mertsching
  • Zitierweise

    Mertsching, Klaus, "Tarnow, Fritz" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 789-790 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124790925.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA