Lebensdaten
1872 – 1938
Geburtsort
Bralin (Kreis Groß-Wartenberg, Schlesien)
Sterbeort
Glatz (Schlesien)
Beruf/Funktion
Politiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 124758800 | OGND | VIAF: 74793831
Namensvarianten
  • Perlitius, Ludwig

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Zitierweise

Perlitius, Ludwig, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd124758800.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johannes (1838–1922), Kreis-Chausseeaufseher, S d. Schneiders August (1800–87) u. d. Josefa Flak (1809–80);
    M Franziska (1849–1918), T d. Ackerbürgers Johannes Kempa (1810–49) u. d. Agnes Linka (1815–78);
    1910 Konstadt (Oberschlesien) Edith Langer (1889–1965), aus Konstadt;
    1 T.

  • Biographie

    Nach dem Besuch des St. Matthias-Gymnasiums in Breslau studierte P. 1894-97 an der dortigen Universität kath. Theologie und Philosophie und anschließend bis 1900 Landwirtschaft und Nationalökonomie (u. a. bei Otto Auhagen, Oskar Brefeld, Ferdinand Pax, Werner Sombart u. Julius Wolf). Danach war er drei Jahre überwiegend auf dem Rittergut Tscheschenhammer tätig, wo ein Onkel Verwalter war. Während dieser Zeit bereitete er seine von Kurt v. Rümker betreute Dissertation vor (Der Einfluss d. Begrannung auf d. Wasserverdunstung d. Ähren u. d. Kornqualität, 1903). Darin plädierte P. für Brache. Gründüngung und besonders für extensive Bewässerung zur Steigerung der Getreideproduktion. Nach der Promotion 1903 zum Dr. phil. legte er im Frühjahr 1904 das Staatsexamen ab. 1903/04 war P. Aushilfslehrer an der Landwirtschaftlichen Schule in Herford (Westfalen). 1904 trat er in den Dienst der Landwirtschaftskammer für die Provinz Schlesien ein, zunächst als Landwirtschaftslehrer in Tarnowitz (Oberschlesien), seit 1906 als landwirtschaftlicher Wanderlehrer und Direktor der Landwirtschaftlichen Winterschule der Kammer in Glatz (1914 Beamter auf Lebenszeit, 1927 Landwirtschaftsrat). Mit Beginn des Weltkriegs meldete er sich zum Militärdienst; 1917-19 war er Abteilungsleiter im Kriegswirtschaftsamt Breslau.

    Seit 1922 Vertreter der Beamtenschaft in der Schles. Landwirtschaftskammer, vertrat P. seit Mai 1924 bis zum Ende der Weimarer Republik als Zentrumsabgeordneter den Wahlkreis 7 (Breslau) im Reichstag. Als Vorsitzender des Handelspolitischen Ausschusses bewährte er sich 1925 bei den interfraktionellen Verhandlungen über das Zollgesetz, einer wirtschaftspolitischen Weichenstellung der Republik. Am 1.12.1927 wurde P. zum 2. Stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden, ein Jahr später als Beisitzer in den Reichsparteivorstand und den Geschäftsführenden Vorstand gewählt. Wegen der Krankheit des Vorsitzenden Theodor v. Guérard (1863–1943) und dem raschen Wechsel des neuen Fraktionsvorsitzenden Heinrich Brüning (1885–1970) ins Kanzleramt übernahm er zusammen mit dem jeweils 1. Stellvertreter faktisch die geschäftsmäßige Leitung der Fraktion, die ihn am 10.2.1931 zu ihrem Vorsitzenden wählte. P. war eine zuverlässige Stütze der Politik Brünings, der ihn in seinen Memoiren als „Treuesten der Treuen“ lobt. P. beschränkte sich auf „vorbildliche Geschäftsführung“ und den Ausgleich der Interessen durch sein „freundliches und vermittelndes Wesen“ (so Parteipresse u. Fraktion zu seinem 60. Geb.tag). Nach dem Sturz Brünings Ende Mai 1932 trat er mit der Mehrheit seiner Partei zusammen mit dem Parteivorsitzenden Ludwig Kaas (1881–1952) dafür ein, die NSDAF in die Regierungsverantwortung einzubinden, in der trügerischen Hoffnung, diese werde sich dabei verschleißen. An den Verhandlungen mit der inzwischen auf anderem Weg ins Amt gelangten Regierung Hitler, die die Zentrumsfraktion schließlich bewogen, der Selbstentmachtung des Reichstags zuzustimmen, war deren Vorsitzender gar nicht mehr beteiligt, ebenso wenig an der Auflösung von Partei und Reichstagsfraktion im Juli 1933. Als einer der ersten des Zentrums wurde er nach der nationalsozialistischen Machtergreifung aus dem öffentlichen Dienst entfernt, Ende April 1933 vorläufig, am 1.11.1933 endgültig. Im September trennte sich das Zentralkomitee der deutschen Katholiken von ihm. Wegen des Verdachts, mit der Gegenpropaganda aus der Tschechoslowakei zusammenzuarbeiten, wurde P. von der Gestapo überwacht. Den völligen Rückzug aus der Öffentlichkeit förderte eine Ende 1934 einsetzende Nervenlähmung, die 1937 zu Bewegungs- und Sprachlosigkeit führte.

  • Literatur

    RT-Hdbb. II. VIII. Wahlperiode 1924-1933, 1924-33 (P);
    Schles. Volksztg. 348 v. 29.7.1932 (P);
    Schumacher. M.d.R.Nachlaßsplitter in Privatbes.

  • Autor/in

    Karsten Ruppert
  • Zitierweise

    Ruppert, Karsten, "Perlitius, Ludwig" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 190 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124758800.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA