Lebensdaten
1608 – 1662
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Jurist
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 124408834 | OGND | VIAF: 77247273
Namensvarianten
  • Suttinger, Johann Baptist Ritter von (seit 1641)
  • Suttinger, Johann Baptist (bis 1641)
  • Suttinger zum Thurnhoff, Johann Baptist Ritter von (seit 1649)
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Zitierweise

Suttinger zum Thurnhoff, Johann Baptist Ritter von (seit 1649), Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd124408834.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus seit d. ausgehenden 16. Jh. in W. u. in Brunn am Gebirge sowie in Perchtoldsdorf nachweisbarer, aus Landshut (Bayern) zugezogener Fam.;
    V Hieronymus S. († 1614), aus Landshut (Bayern), Beamter d. (Finanz-)Kammer in W., S d. Johann;
    M Elisabeth Khainperger ( 1622, 2] Leopold Schniczer, landständ. Buchhalter), aus W.;
    Ov Thomas S. († 1616), ksl. Raitdiener in Perchtoldsdorf, Abraham S. († vor 1642), ksl. Grundbuchshändler in W., Ger.advokat in W. u. Perchtoldsdorf;
    B Hieronymus S., Halb-B Johann Valentin Schniczer;
    Wien 1633 Benigna (1614–72), T d. Katharina Daum (Damb);
    1 T Maria Rosina (1633–69, 1] Carl Gf. Pergen, 1623–59, ungar. Kammerpräs., später Mitgl. d. erbl. Frhr.standes u. Reichgf.standes, Mitgl. d. Rr.standes in Niederösterr., 2] Ott[o] Ferdinand Vol(c)kra, Gf. v. Heidenreichstein, 1694, Reichsgf. 1670, Mitgl. d. niederösterr. Herrenstandes, 2] Maria Klara Gfn. v. Trauttmansdorff, 1650–79);
    E Johann Baptist Gf. Pergen (1656–1742, 1701 niederösterr. Rgt.rat, 1712 Mitgl. d. Verordnetenkollegs d. niederösterr. Stände, Ott(o) Christoph Vol(c)kra, Gf. v. Heidenreichstein (1660–1734), 1715–18 ksl. ao. Gesandter in England, 1716 Mitgl. d. Royal Soc. in London, Vizepräs. d. ungar. Hofkammer, 1727 Präs. d. schles. Hofkammer, 1728 niederösterr. Land-Untermarschall, Ott(o) Johann Baptist Volkra (1666–1720/21), Bf. v. Veszprém.

  • Biographie

    Nach dem Studium der Rechte an der Univ. Wien wurde S. 1633 zum Doktor der Rechte promoviert. Welche jur. Tätigkeiten er unmittelbar vorher bzw. danach ausübte, ist nicht bekannt. 1638 wurde er am ständischen Landrecht (auch Landmarschallamt) zum Landschreiber ernannt. Seit 1648 stand er als Rat am Regiment (auch Regierung) zugleich im Dienst des Landesfürsten und erreichte Ende 1649 als Kanzler den Höhepunkt seiner Laufbahn. 1650 wurde er außerdem zum landesfürstlichen Superintendenten der Univ. Wien bestellt. Kurz vor seinem Tod erhielt er noch die Würde eines Land-Untermarschalls. Da er nach der Aufnahme in den Ritterstand 1642 eine kleine Grundherrschaft mit Zentrum in Perchtoldsdorf erwarb, wurde er Grundherr in Niederösterreich und rückte damit in den Kreis der Landstände auf. Ende 1658 wurde er in das niederösterr. Ritterstands-Konsortium aufgenommen.

    S. zählt nach dem Urteil seiner Zeitgenossen zu den bedeutendsten Vertretern der österr. Rechtswissenschaft des 17. Jh. Seine aus der Gerichtspraxis erarbeiteten Darstellungen des österr. Landesrechts wurden für Generationen von Juristen bis zum Beginn des 19. Jh. eine geschätzte Anleitung. S.s bekannteste Werke gehen auf seine Tätigkeit als Richter am Landrecht bzw. beim Regiment zurück, u. a. die bis ins 18. Jh. nachgedruckten „Observationes practicae . . .“, ein Prozeßrechtshandbuch zum Verfahren am Regiment. Außerdem führte er die beim Regiment als Sammlungen des Gewohnheitsrechtes angelegten „Consuetudinarien-“ und „Motivenbücher“ fort und ergänzte sie durch eine eigene Kompilation unter dem Titel „Consuetudines Austriae“. In Zusammenhang mit den Bemühungen um die Schaffung einer Landesordnung für Niederösterreich wurde S. in den 1650er Jahren mit der Leitung einer Kommission zur Ausarbeitung des Entwurfs betraut, welcher nahezu das gesamte Justiz- und Teile des Verwaltungsrechts dieser Zeit in einem Gesetzbuch erfassen sollte. Aus dem Entwurf (1654) gingen später Einzelgesetze hervor, an welche die Ende des 18. Jh. einsetzenden Justiz-Gesetzbücher des Kaisertums Österreich anknüpfen. Hinzu kommt eine Sammlung der Freiheiten und Privilegien der Stände („Der niederösterr. Landschaft Gedenkbuch“) als Grundlage für eine Landhandfeste, welche das Landesordnungs-Projekt ergänzen sollte. Aus den legislativen Aktivitäten S.s rührt auch der Ks. Ferdinand III. gewidmete „Codex Ferdinandeus“, eine Kompilation von niederösterr. Gesetzen, welche dem 1704 herausgegebenen Codex Austriacus, der ersten offiziösen Gesetzsammlung in Österreich, als Vorlage diente.

  • Werke

    Observationes practicae ad stylum Judicij Provincialis Austriae infra Anasum accomodatae, Wien 1650, Nürnberg²1656, dort unter dems. Titel nachgedr. 1669 u. 1678, 1703 mit Titelzusatz „nach denen diß Jahrs [1656] publicirten Neuen Executions- und Revisions-Ordnungen“, 1713 nachgedr. u. d. T. „Verneuerte Observationes practicae (…);
    „Consuetudines Austriae“ (Ms. ohne Datum), zunächst nur hsl. verbreitet, etwa als „Consuetudinarii Austriaci ordine alphabetico“ (Österr. Nat.bibl., codex 8208) oder „Digesta Consuetudinum & Rerum Judicatarum Excelsi Regiminis Inferioris Austria“ (Niederösterr. Landesarchiv, Hs. 182), später gedr. u. d. T. „Consuetudines Austriae ad stylum excelsi regiminis infra Anasum accomodatae“, Nürnberg 1716 u. 1718;
    Codex Ferdinandeus (Ms. ohne Datum, Österr. Nat.bibl., codex 7547), mit Ergg. d. bis um 1660 kundgemachten Normen posthum v. Ott Ferdinand Volkra Ks. Leopold gewidmet (Ms. 1862, Österr. Nat.bibl., codex 7870);
    Der niederösterr. Landschaft Gedenkbuch (Ms. ohne Datum, Niederösterr. Landesarchiv, Hs. 242);
    Fasciculus Florum Historicorum (Ms. ohne Datum, Österr. Nat.bibl., codex 7383).

  • Literatur

    Ch. Neschwara, Habent sua fata fontes iuris, Zur „Wiederentdeckung“ d. österr. Advokatenordnung 1648, in: ders. u. T. Olechowski u. a. (Hg.), FS f. Werner Ogris z. 75. Geb.tag, 2010, S. 293–317, bes. S. 310 f.;
    ders., J. B. S. (1608–1662), Porträt e. bed. Jur. Österr. im Rechtsleben seiner Zeit, in: ders., G. Kohl u. a. (Hg.), FS f. Wilhelm Brauneder z. 65. Geb.tag, 2008, S. 363–84;
    ders., Landständ. Einfluß auf d. Gesetzgebung in d. Frühneuzeit, Am Bsp. d. Landesordnungsprojekts f. Österr. unter d. Enns v. 1650, in: H. Gehringer u. H.-J. Hecker u. a. (Hg.), Landesordnungen u. Gute Policey in Bayern u. Österr., 2008, S. 169–210;
    G. Wesener, J. B. S. u. Benedikt Finsterwalder, Zwei bed. Jur. Österr. im 17. Jh., in: H. Valentinitsch u. M. Steppan (Hg.), FS f. Gernot Kocher z. 60. Geb.tag, 2002, S. 367–81;
    Qu
    Marktarchiv Perchtoldsdorf (Johannes Seidl, Kurze Zus.fassung Vita S., Typoskr., ohne Datum).

  • Autor/in

    Christian Neschwara
  • Zitierweise

    Neschwara, Christian, "Suttinger zum Thurnhoff, Johann Baptist Ritter von" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 718-719 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124408834.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA