Lebensdaten
1900 – 1942
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Wilna
Beruf/Funktion
Widerstandskämpfer
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 12423058X | OGND | VIAF: 55075347
Namensvarianten
  • Schmid, Anton

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Zitierweise

Schmid, Anton, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd12423058X.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann, Bäckergehilfe: M Anna Thomas;
    ⚭ Stefanie N. N.;
    1 T Gertrude(* 1921/22).

  • Biographie

    S. arbeitete zunächst als Telegraphenjunge bei der Post, bis er im Juli 1918 zum Kriegsdienst eingezogen wurde. 1919 schied er hei der Post aus und arbeitete als Installateur, seit 1926 mit einem Elektrogeschäft in Wien-Brigittenau. S. setzte sich nach dem „Anschluß“ Österreichs im März 1938 für verfolgte Juden ein. Nach Kriegsbeginn zur Wehrmacht eingezogen, diente er in Landesschützen-Einheiten im besetzten Polen. Nach dem Angriff auf die Sowjetunion wurde seine Einheit im Sommer 1941 nach Wilna verlegt. S. übernahm dort die Leitung der Versprengtensammelstelle, die auch jüd. Zwangsarbeiter beschäftigte. Er war bald über die Massenmorde an den Juden Wilnas informiert und half einzelnen seiner Mitarbeiter. Im Herbst 1941 wurde er von den Angehörigen einer jüd. Jugendgruppe (Dror Hasorner Hazair) angesprochen, denen er als kooperativ empfohlen worden war. Während der periodisch wiederkehrenden Mordaktionen versteckte er verfolgte Juden in seiner Dienststelle oder seiner Wohnung. Es gelang ihm sogar, die Entlassung von Häftlingen aus dem berüchtigten Lukiszki-Gefängnis zu erreichen. Darüber hinaus arbeitete S. mit der sich etablierenden Untergrundbewegung des Ghettos in Wilna zusammen und schmuggelte zahlreiche Juden aus Wilna heraus. Man schätzt, daß S. mindestens 300-400 Menschen das Leben gerettet hat. Im Jan. 1942 wurde S. verhaftet, am 25.2.1942 vom Gericht der Feldkommandantur 814 in Wilna zum Tode verurteilt und am 13. April im Militärgefängnis Stefanska erschossen.

    S.s Schicksal wurde bereits 1945 durch Hermann Adler (* 1911), mit dem er in Wilna eng zusammengearbeitet hatte, bekannt. Eine öffentliche Anerkennung erfolgte jedoch erst Ende der 1960er Jahre. Nach seiner Ehrung als „Gerechter unter den Völkern“ am 22.12.1966 wurden S.s Rettungsaktionen Gegenstand von Rundfunk- und Fernsehsendungen.

  • Auszeichnungen

    Benennung e. Wohnanlage in Wien-Brigittenau (1990) u. e. Kaserne d. Bundeswehr in Rendsburg nach S. (2000);
    litau. Lebensretterkreuz (postum 2000).

  • Literatur

    H. Adler, Gesänge aus d. Stadt d. Todes, 1945 (Ostra brama);
    S. Wiesenthal, Doch d. Mörder leben, 1967;
    Y. Arad, Ghetto in Flames, 1980;
    A. Bronowski, Es waren so wenige, 1991;
    M. Meisels, Die Gerechten Österr. s, Eine Dok. d. Menschlichkeit, 1996;
    Ch. Jahr, in: NZZ v. 9.12.2000;
    A. Lustiger, in: FAZ v. 3.6.2000 (P);
    ders., in: Holocaust in Litauen, hg. v. V. Bartusevisius u. a., 2003, S. 185-98;
    Ch. M. Papst u. M. Wieninger, in: Solidarität u. Hilfe f. Juden, hg. v. W. Benz, 2001. S. 187-205;
    S. Ganglmair, in: Jb. d. Dok. archivs d. österr. Widerstands 2002, S. 25-40;
    ÖBL;
    D. Fraenkel u. J. Borut (Hg.), Lex. d. Gerechten unter d. Völkern, 2005; |

  • Quellen

    Qu Dt. Exilarchiv, Frankfurt/M. (EB 2004/38 Nachlaß Hermann Adler): Dok. archiv d. österr. Widerstands, Wien (20.000/S229); – Film: Feldwebel S., Dok.spiel v. Hermann Adler u. Hans Wiemuth, Sator-Film-GmbH, ARD Erstausstrahlung 22.3.1968.

  • Autor/in

    Dieter Pohl
  • Zitierweise

    Pohl, Dieter, "Schmid, Anton" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 143-144 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd12423058X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA