Lebensdaten
1666 – 1711
Geburtsort
Stein/Rhein
Sterbeort
Zürich
Beruf/Funktion
reformierter Theologe ; Verfasser satirisch-kritischer Schriften
Konfession
reformiert
Normdaten
GND: 12414960X | OGND | VIAF: 13234693
Namensvarianten
  • Winckelriedt (Pseudonym)
  • Heidegger, Gotthard
  • Winckelriedt (Pseudonym)
  • mehr

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Zitierweise

Heidegger, Gotthard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd12414960X.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Conrad ( 1679), Pfarrer in St., S d. Bariers Conrad;
    M Ursula, T d. Pfarrers Zeller in Vildberg; Vt 2. Grades Heinrich (s. 3);
    - 1688 Rosina Zollikofer aus St. Gallen;
    K.

  • Biographie

    H. erhielt in Zürich seine Ausbildung als Geistlicher. 1689 wurde er Pfarrer in Langrickenbach und im selben Jahr noch in Sankt Margrethen. 1696 machte er sich mit einer Schrift gegen den Kapuziner P. Rudolf Gasser bei den Katholiken verhaßt („Zuchtrute“) und vurde auf seine Bitte hin nach Rorbas veretzt. 1705 erfolgte seine ehrenvolle Wahl um Inspektor des Alumnats in Zürich. Er ersah dies Amt bis zu seinem Tode. Von Sankt Margrethen aus verkehrte H. mit einem chöngeistig interessierten Kreis in Sankt Gallen, dem auch Frauen angehörten (Hortensia Salis). In der Art barocker Gesprächsspiele behandelte man literarische Themen, unter anderem den modernen deutschen Roman. H.s „Mythoscopia Romantica“ (Zürich 1698) ist das Ergebnis solcher Gespräche. Mit Empörung und beißendem Spott kritisierte er die Auswüchse der barocken Romane, vor allem des „Arminius“ von Lohenstein. Die Schrift hatte zwar keinen Einfluß auf die Romanproduktion, fand aber doch, selbst in Deutschland, einigen Anklang. H. gebrauchte darin als erster das Wort „romantisch“, und zwar im Sinne von „unwahrhaftig“, „unmoralisch“. H.s besonderes Interesse galt der Geschichte. Seine Arbeiten auf diesem Gebiete übten eine nachhaltigere Wirkung aus als die theologischen. (Die Zürcher Orthodoxie hat aber H. als Theologen anerkannt.) 1708 gab er in Zürich die „Acerra Philologica“, mit Anmerkungen versehen, neu heraus, 1710 war er Herausgeber des „Mercurius Historicus“, einer|monatlich erscheinenden Zusammenstellung der wichtigsten Tagesereignisse, die er mit Kommentaren versah. Man kann ihn den „ersten Zürcher Journalisten“ nennen, da er diese Art der Berichterstattung in Zürich einführte. – H. verfolgte in seinen Schriften puritanisch-pädagogische Absichten, war aber andererseits offen für gesellig-weltliche Tendenzen; beides ließ sich am ehesten in der Form der spielerischen Satire verbinden. Gelegentlich versuchte sich H. selbst in der verpönten barocken Dichtungsart („Apollo Auricomus“, eine Verteidigungsschrift der Rothaarigen, unter Pseudonym Winckelriedt, Irgendshausen [das ist Zürich] 1692). Immer stand für ihn der erzieherische Nutzen im Vordergrund, die Sprache sollte nur Mittel zum Zweck sein. Deshalb verdammte er den Schwulst im Barockroman und verlangte Natürlichkeit. In vielem traf sich später Johann Jakob Bodmer mit H.s Ideen. Er vollendete, was H. – zwischen Barock und Aufklärung stehend – begonnen hatte. Bodmer betrachtete ihn als Stammvater seiner „Diskurse der Mahlern“. Er schätzte an ihm den offenen und kritischen Blick, die satirische Ader, die Freude an der Unterhaltung. Auch für Bodmer war Dichtung ohne praktischen Nutzen nichts wert. H. muß schon zu seiner Zeit in seinem Lande angesehen gewesen sein. Johann Jacob Scheuchzer erwähnt ihn ehrfurchtsvoll im Catalogus Auctorum seiner „Physica Sacra“. In Deutschland hat er wohl hauptsächlich ärgerliche Reaktionen ausgelöst (zwei davon sind bekannt). Seine Bedeutung wurde erst spät erkannt. Zu H.s Freunden gehörten die Theologen Johann Jakob Hottinger, Johann Heinrich Heidegger, Johann Jakob Schweizer und der Dichter Johannes Grob.

  • Werke

    Weitere W G. H.s kleinere dt. Schrr., hrsg. v. J. J. Bodmer, Zürich 1732. - Briefmss. (meist Kopien) in d. Zentralbibl. Zürich (MsS 337, MsF 197, MsD 163, MsH 372/73, MsH 337).

  • Literatur

    U. Hitzig, G. H., 1666-1711, phil. Diss. Zürich, 1954 (W-Verz., L, P);
    Kosch, Lit.-Lex.

  • Porträts

    Schweizer Portraits (Zürich, Graph. Slg. d. Zentralbibl.), Abb. b. Hitzig, s. L.

  • Autor/in

    Ursula Villiger
  • Zitierweise

    Villiger, Ursula, "Heidegger, Gotthard" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 243-244 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd12414960X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA