Lebensdaten
1922 – 2002
Geburtsort
Criewen bei Schwedt/ Oder
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Filmproduzent ; Drehbuchautor
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 123993954 | OGND | VIAF: 69849665
Namensvarianten
  • Gubanow, Horst (bis 1937)
  • Gubanow, Horst Otto Grigori
  • Gregor, Alfred (Pseudonym)
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Biografische Lexika/Biogramme

Porträt(nachweise)

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Zitierweise

Wendlandt, Horst, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd123993954.html [26.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Grigori Gubanow (Gubanov) (1892–1960), aus Smolensk (Rußland), Landarb., Bgm. v. Zützen b. Sch.;
    M Auguste Klempnow (1888–1969, 1] N. N. Kiewit), aus C.;
    Tante-m u. Adoptiv-M Minna Klempnow ( Fritz Wendlandt, Schmiedemeister);
    Halb-Schw Elisabeth, 1 B Otto (* 1921), 2 Schw Edeltraud (1924–2015, Gerhard Schulz), Gertraud (* 1925);
    1950 Ilsegard (1922–2011), aus Ober-Wernersdorf b. Trautenau (Trutnov, Riesengebirge), T d. Joseph Winter, Gastwirt, Förster, u. d. Maria N. N., Gastwirtin;
    1 S Matthias (* 1952), Arzt, Filmproduzent, 1 T Susan W.-Nielebock (* 1956), Filmproduzentin.

  • Biographie

    W. wuchs ab 1925 bei seiner Tante Minna Wendlandt und ihrem Mann bei Angermünde auf. 1928 zog er mit ihnen nach Berlin, 1937 wurde er von ihnen adoptiert und nahm ihren Namen an. Nach dem Besuch einer Höheren Handelsschule in Berlin absolvierte W. 1939–41 eine kaufmännische Lehre bei der „Tobis Filmkunst GmbH“ und war anschließend für das Unternehmen als Filmkassierer im Studio Johannisthal tätig, 1944 kurzzeitig auch in Prag. 1941 arbeitete W. für die Ufa mit an einem Drehbuch zu einem offenbar nicht realisierten Dokumentarfilm mit dem Titel „Der deutsche Tabakbau“. Da er als russ.|Staatsbürger interniert zu werden drohte, meldete er sich 1944 freiwillig zur dt. Luftwaffe. 1945 geriet er im lothring. Merlebach in US-amerik. Kriegsgefangenschaft. Weihnachten 1947 entlassen, kehrte W. nach Berlin zurück. 1950 fand er eine Anstellung als Filmkassierer bei dem Filmregisseur und -produzenten Carl Froelich (1875–1953). 1951 wechselte er zur „Central-Europa-Film“, zunächst als Kassierer, sammelte aber auch praktische Erfahrungen als Assistent in der Produktion. Der erste Film, bei dem W. mit Waldemar Frank (1903–61) als Produzent fungierte, war „Musik im Blut“, ein von Erik Ode (1910–83) inszenierter Spielfilm über den Jazzmusiker Kurt Widmann (1906–54). Anschließend wechselte W. als Produktions- und Herstellungsleiter in Artur Brauners (1918–2019) „Central Cinema Company“ (CCC) in Berlin-Haselhorst, wo er an rund 30 Filmen mitwirkte. 1960 nahm er das Angebot des Dänen Preben Philipsen an, in dessen Firma „Rialto Film und Filmvertrieb GmbH“ in Frankfurt/M. als Produktionschef zu arbeiten. 1961 wurde W. Geschäftsführer und kurz darauf Mitgesellschafter der nunmehrigen „Rialto Film Preben Philipsen GmbH & Co. KG“, seit 1962 mit Sitz in West-Berlin. W. sicherte der Rialto Film die Exklusivrechte an fast sämtlichen Romanen von Edgar Wallace und setzte die bereits 1959 von der Firma begründete Reihe der Wallace-Filme erfolgreich fort: Nach „Der grüne Bogenschütze“ (1961, Regie: Jürgen Roland) produzierte er im folgenden Jahrzehnt 32 Verfilmungen der Krimis, mit Hauptdarstellern wie Joachim Fuchsberger (1927–2014), Eddi Arent (1925–2013), Klaus Kinski (1926–91) und Karin Dor (1938–2017).

    Beginnend mit „Der Schatz im Silbersee“ (1962, Regie: Harald Reinl), realisierte W. bis 1966 neun Filme nach Romanen von Karl May. Für die Rolle des Apachen-Häuptlings Winnetou entdeckte W. Pierre Brice (1929–2015), neben dem u. a. Lex Barker (1919–73), Götz George (1938–2016) und Mario Adorf (* 1930) in den international erfolgreichen dt. Western mitwirkten. Dem kommerziellen Erfolg von W.s Filmen stand die häufig ablehnende Reaktion der dt. Filmkritik gegenüber (Papas Kino).

    1969 entstand in Zusammenarbeit mit Paul Hengge (1930–2015) W.s einziges Drehbuch für die sehr erfolgreiche Gaunerkomödie „Die Herren mit der weißen Weste“ (Regie: Wolfgang Staudte), eine satirische Schilderung der gesellschaftlichen Verhältnisse im West-Berlin der Wirtschaftswunderzeit mit prominenten Schauspielern wie Martin Held (1908–92), Walter Giller (1927–2011) und Mario Adorf. 1971 kaufte W. für 500000 US-Dollar die Rechte an zehn Charlie-Chaplin-Filmen und gründete für den Vertrieb seine eigene Verleihfima, die „Tobis Film GmbH & Co. KG“, die sich schnell zu einem der erfolgreichsten Unternehmen der Branche entwickelte. Neben den Komödien von Louis de Funès brachte W. u. a. in Italien gedrehte Westernkomödien mit Bud Spencer und Terence Hill in die Kinos. Ende der 1960er Jahre trat W. als Darsteller in den Spielfilmen „Der Kerl liebt mich – und das soll ich glauben?“ (1969, Regie: Marran Gosov) und „Wie kommt ein so reizendes Mädchen zu diesem Gewerbe?“ (1970, Regie: Will Tremper) auf. Als Mitwirkender ist er in den Dokumentarfilmen „Die heile Welt und ihre Märchenhelden“ (1973, Regie: Gerhard Büttenbender, Wolfgang Richter) und „Harald Reinl – Kino ohne Probleme“ (1985, Regie: Michael Feick, Gabriele Wengler) zu sehen.

    1972 erwarb W. sämtliche Anteile an der „Rialto Film“. In den folgenden Jahren arbeitete er mit international bekannten Autorenfilmern wie Ingmar Bergman (Das Schlangenei, 1977), Claude Sautet (Une histoire simple/ Eine einfache Gesch., 1978) und Rainer Werner Fassbinder (Lola, 1981; Die Sehnsucht d. Veronika Voss, 1982) zusammen. Er gab den Anstoß zur Kinokarriere des Komikers Otto Waalkes: „Otto – Der Film“ (1985, Regie: Xaver Schwarzenberger, Otto Waalkes) gilt mit knapp 15 Mio. Besuchern bis heute als erfolgreichste dt. Filmproduktion; ihr folgten vier weitere Produktionen mit Waalkes. Vicco v. Bülow alias Loriot realisierte seine beiden Kinofilme „Ödipussi“ (1988) und „Pappa ante Portas“ (1991) mit W. als Produzent, ebenso Hape Kerkeling mit seiner Fernsehsatire „Kein Pardon“ (1991).

    1992 trat W.s Sohn Matthias als Geschäftsführer in die „Rialto Film“ ein, seine Tochter Susan Wendlandt-Nielebock wurde Gesellschafterin. Seit Mitte der 1990er Jahre produzierte W. auch Fernsehfilme. So übernahm er die Gesamtleitung einer Edgar-Wallace-Reihe des Fernsehsenders RTL, die 1997 / 98 ausgestrahlt wurde. Seine letzte Produktion vor seinem Krebstod war „Otto – Der Katastrophenfilm“ (2000).

  • Auszeichnungen

    |Bambi (1963 f. „Der Schatz im Silbersee“, 1964 f. „Winnetou, 1. T.“, 1966 f. „Winnetou, 2. T.“, 1987);
    Dt. Filmpreis in Silber (1982 f. „Lola“);
    Chevalier de l’Ordre des Arts et des Lettres (1987);
    Cavaliere della Republicca Italiana, 1987;
    UFA Filmpreis (1988 u. 1993);
    Bundesfilmpreis Dt. Filmband in Gold, Ehrenpreis (1995);
    DIVA-Award (1996);
    Scharlih (1998);
    Goldene Kamera Ehrenpreis (2000);
    Berliner Bär (2001);
    Berlinale Kamera (2002);
    Ehrenmedaille d. Spitzenorganisation d. Filmwirtsch. E.V. (SPIO) (2002);
    – 38 mal Goldene Leinwand.

  • Werke

    Weitere W Unser Haus in Kamerun, 1961 (Regie: A. Vohrer);
    Der Zinker/ L’Énigme du serpent noir, 1963 (Regie: A. Vohrer);
    Winnetou, 1. T., 1963 (Regie: H. Reinl);
    Old Surehand, 1. T., 1965 (Regie: A. Vohrer);
    Die Lümmel v. d. ersten Bank, Zur Hölle mit d. Paukern, 1969 (Regie: W. Jacobs);
    Die Feuerzangenbowle, 1970 (Regie: H. Käutner);
    Unser Willi ist d. Beste, 1971 (Regie: W. Jacobs);
    Le Tueur/ Il commissario Leguen e il caso Gassot/ Der Killer u. d. Kommissar, 1972 (Regie: D. de la Patellière);
    Keine Welt f. Kinder, 1972;
    Mein Name ist Nobody/ Il mio nome è Nessuno, 1973 (Regie: T. Valerii);
    Der Mann im Pyjama, 1981 (Regie: Ch. Rateuke, H. Schmige);
    Momo, 1986 (Regie: J. Schaaf);
    Wir Enkelkinder, 1992 (Regie: B. Jonas);
    Und die Großen läßt man laufen, 1993 (Regie: P. Berglund);
    Botte di natale/ Die Troublemaker, 1994 (Regie: T. Hill);
    Schauspieler: Die heile Welt u. ihre Märchenhelden, 1973 (Regie: G. Büttenbender, W. Richter);
    Harald Reinl, Kino ohne Probleme, 1985 (Regie: M. Feick, G. Wengler);
    H. W., Filmproduzent, WDR, 1996 (Regie: I. Kalmbach);
    Ein Produzent hat Seele oder keine, 2002 (Regie: V. Schlöndorff);
    Qu BA Berlin, R 109-I / 5567 (u. a. Drehbuch mit Hans Rudloff zu „Der dt. Tabakbau“).

  • Literatur

    |Ch. Kohl, in: Variety, New York, v. 9. 9. 2002;
    V. Baer, in: Filmdienst 55, Nr. 19, v. 24. 9. 2002;
    Nachruf: epd Film 19. 10. 2002, S. 5;
    – D. Kujacinski, H. W., Der Mann, d. Winnetou & Edgar Wallace, Bud Spencer & Terence Hill, Otto & Loriot ins Kino brachte, Eine Biogr., 2006 (W-Verz., P);
    CineGraph.

  • Autor/in

    Karin Herbst-Meßlinger
  • Zitierweise

    Herbst-Meßlinger, Karin, "Wendlandt, Horst" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 774-776 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd123993954.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA