Lebensdaten
1804 – 1883
Geburtsort
Rüti Kanton Zürich
Sterbeort
Rüti Kanton Zürich
Beruf/Funktion
Industrieller ; Maschinenfabrikant
Konfession
reformiert
Normdaten
GND: 123908817 | OGND | VIAF: 45221326
Namensvarianten
  • Honegger, Caspar
  • Honegger, Kaspar

Quellen(nachweise)

Orte

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Zitierweise

Honegger, Caspar, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd123908817.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Salomon ( 1830), Bauer u. Bes. e. kl. Spinnerei in R., S d. Heinr., Schneider und Bauer in Ferrach;
    M Regula Honneger ( 1830);
    Zürich 1826 Susanne (1808–75), T d. Hans Caspar Haupt, Landwirt, Gastwirt u. Ziegeleibes., u. d. Anna Barbara Schaufelberger;
    K.

  • Biographie

    H. ist eine der bedeutendsten Persönlichkeiten aus der Zeit der Mechanisierung der schweizerischen Textilindustrie. Er genoß wenig Schulbildung, doch wurde er mit 15 Jahren Aufseher in der kleinen Spinnerei seines Vaters in Rüti. Mit seinem Bruder Heinrich übernahm er 1827 diese Spinnerei, 1828 Landwirtschaft, Gasthof und Ziegelei seines verstorbenen Schwiegervaters. 1829 gründete er eine Wollspinnerei und trennte sich dann von seinem Bruder.

    In der schwyzerischen March in der Linthebene am obern Zürichsee herrschte damals wegen großer Überschwemmungen durch Bergbäche Armut und Not. Die Gemeindebehörden von Siebnen baten H., in ihrem Dorf eine Fabrik zu bauen, um Erwerbsmöglichkeiten für die Bevölkerung zu schaffen. Er leitete auf eigene Kosten umfangreiche Bachkorrektionen ein, die gleichzeitig der Beschaffung von Wasserkraft dienten, und erbaute dort 1834 eine mechanische Weberei, die bald einen großen Aufschwung nahm; 1842 wurde eine mechanische Werkstätte für den Bau von Webstühlen angegliedert. Eine entscheidende Wendung brachte der im Herbst 1847 ausgebrochene Bürgerkrieg (Sonderbundskrieg). Im Einverständnis mit den mit ihm aus dem Kanton Zürich eingewanderten Arbeitern reformierten Glaubens verlegte H. die Werkstätte bei Nacht und Nebel nach seinem zürcherischen Heimatort Rüti, um nicht im Schwyzer Landsturm gegen Zürich kämpfen zu müssen. Der Betrieb der Weberei wurde durch die dort arbeitenden Frauen aufrecht erhalten. Aus dieser Verlegung der mechanischen Werkstätte entstand dann die Maschinenfabrik Rüti, die anfänglich nur den Namen des Gründers trug.

    H. verbesserte die aus England importierten Webstühle unablässig. Bedeutungsvoll wurde zunächst der „Honegger-Schlag“, eine Schlagvorrichtung, die dem Schützen die notwendige Energie zum raschen Flug durch das Fach abgibt. In den 1840er Jahren konnte er der Nachfrage nach Baumwollwebstühlen kaum genügen. Später wandte er sich der Mechanisierung der Seidenweberei zu, wodurch diese alte schweizerische Spezialität einen neuen Aufschwung nahm und auch die USA als Absatzgebiet gewinnen konnte. H.s Fabrikationsprogramm war höchst mannigfaltig, umfaßte es doch außerdem Spul- und Zwirnmaschinen, Zettel- und Schlichtmaschinen. Er baute auch Werkzeugmaschinen, Dampfmaschinen, Turbinen, Pumpen, Pressen, Bohrmaschinen, Stanzen und vieles andere. Den Welterfolg verdankte er jedoch seinen Verbesserungen des Webstuhls. Auf der Weltausstellung in Paris 1867 zeigte er verschiedene Seidenmaschinen im Betrieb, darunter einen Webstuhl mit 150 cm Kettenbreite und 85 Schuß in der Minute, für jene Zeit Rekorde (2 Goldmedaillen). Ebenfalls 2 Goldmedaillen und dazu die Ernennung zum Ritter der Ehrenlegion erhielt er 1878 in Paris; in Wien 1873 hatte er die Fortschritts-Medaille erhalten. Außer den genannten Betrieben in Rüti und Siebnen gründete H. unter anderem 1846 in Kottern bei Kempten im bayerischen Allgäu eine mechanische Spinnerei und Weberei, die er auf 30 000 Spindeln und 800 Webstühle ausbaute; eine gleich große Spinnerei entstand 1857 in Kempten. 1852 und 1854 baute er in Wangen bei Siebnen eine Spinnerei mit 18 000 Spindeln. Weitere Webereien wurden in Lachen und in der Nähe von Chur ins Leben gerufen. Den mechanischen Werkstätten in Rüti und Kempten gliederten sich Eisen- und Metallgießereien an.

    Charakteristisch für H. ist auch sein Wirken in der Öffentlichkeit; er war mit 24 Jahren Gemeindepräsident von Rüti. Umfangreich sind seine sozialen Gründungen; Schulen (Sekundarschulen, Fachschulen) und Hilfswerke aller Art für Benachteiligte. – In den 100 Jahren des Bestehens hat die Maschinenfabrik Rüti 400 000 Webmaschinen geliefert. 1969 wurde die Firma den Georg-Fischer-Werken, Schaffhausen, angegliedert.

  • Literatur

    K. Guggenheim, Rüti 1842-1967, 100 J. Webereimaschinen, 1967;
    A. Gasser, C. H. 1804-83, 1968 (L, P);
    HBLS (P; auch f. Fam.).

  • Autor/in

    Hans Rudolf Schmid
  • Zitierweise

    Schmid, Hans Rudolf, "Honegger, Caspar" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 596-597 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd123908817.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA