Lebensdaten
1858 – 1927
Geburtsort
Lemberg (Galizien)
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Architekt
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 123798345 | OGND | VIAF: 52606337
Namensvarianten
  • Ohmann, Friedrich

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Zitierweise

Ohmann, Friedrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd123798345.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Karl (1813–89), aus Georgswalde (Böhmen), k. k. Oberbaurat in Czernowitz (Bukowina);
    M Helena Wilhelmina Johanna Jordan (1823–63), aus Neusandaz (Galizien);
    1889 Amelie Isabella Schäffer (1866–1942), aus Wien;
    1 S, 1 T.

  • Biographie

    O. besuchte das Gymnasium in Lemberg und seit 1870 in Czernowitz. 1877 begann er das Studium an der TH in Wien, wo die Professoren Karl König (1841–1915) und Heinrich v. Ferstel (1828–83) maßgeblich zu seiner baukünstlerischen und zeichnerischen Ausbildung beitrugen. Im Studienjahr 1882/83 inskribierte O. bei Friedrich v. Schmidt (1825–91) an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Es folgte ein intensives Studium der Barockarchitektur. Die entsprechenden Zeichnungen nach Originalen wurden publiziert im Tafel werk „Barock“, dessen Weiterführung und Vollendung O. übernahm (bis 1888). 1883-86 war er Supplent an der Staatsgewerbeschule in Wien in den Fächern Architektur, Formenlehre, Eisenkonstruktion und Freihandzeichnen, 1885-88 Assistent an der Lehrkanzel für Baukunst bei Karl König.

    Mit der Empfehlung seiner Publikationen und dem zweiten Preis beim Wettbewerb um die Börse von Amsterdam 1884/85 (gemeinsam mit Jan Groll), wechselte O. 1888 als Lehrer für dekorative Architektur an die Kunstgewerbeschule nach Prag, wo er 1892 zum Professor ernannt wurde. Seit 1896 hatte er zudem eine Dozentur für Architektur, Stillehre und Perspektive an der Kunstakademie in Prag inne. Im Laufe seiner zehnjährigen Prager Tätigkeit ging O. vom Nachempfinden barocker Bauformen (Haus „Zum goldenen Kreuz“, 1890, Palais Valtera, 1891/92) aus und wurde schließlich zum Protagonisten|von Jugendstilelementen in der Prager Architektur (Café Corso, 1897/98, Hotel Central, 1899–1902). Mit seinen im Zentrum Prags entstandenen kombinierten Wohn- und Geschäftshäusern (Haus „Zu den drei Widdern“, 1895, Haus Adler, 1896/97, Haus Storch, 1897) war er ein Eklektiker mit umfangreicher Kenntnis der historischen Stile, ein Umstand, der ihm auch bei seinen zahlreichen Restaurierungsarbeiten (u. a. in Teplitz und Zlonic) zugute kam. Die beiden Kunstgewerbemuseen in Reichenberg (1897/98) und Magdeburg (1901–06) projektierte er als reich gegliederte, an keine Symmetrie gebundenen Anlagen, deren Außenerscheinung Bezug auf den Sammlungsinhalt nimmt. Seine Arbeiten waren stets eine Reflexion auf den „genius loci“: Orientierte er sich anfangs vor allem an den bekannten barocken Baumeistern, allen voran Kilian Ignaz Dientzenhofer, begann er gegen Ende seiner Tätigkeit in Prag die Tradition der böhm. Architektur für das beginnende 20. Jh. aufzubereiten.

    1898 übersiedelte O. nach Wien, wo er architektonischer Leiter der Wienflußregulierung und ein Jahr später artistischer Leiter des Hofburgbaues wurde; diese Funktion bekleidete er bis 1907. O. gestaltete wichtige Bauten an der Ringstraße (Ausbau der Hofburg mit Glashaus im Burggarten, Wienflußabschluß im Stadtpark, Kaiserin Elisabeth-Denkmal im Volksgarten) und entwarf wiederholt städtebauliche Konzepte für diesen Bereich. 1897-1904 gehörte O. der Wiener Secession als Mitglied an, 1907 trat er der „Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens“ im Künstlerhaus bei. 1904-23 war er Professor an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Zu seinen Schülern zählten u. a. Wilhelm Baumgarten, Josef Hofbauer, Karl Krist und Dagobert Peche. In der Zeit vor dem 1. Weltkrieg verwirklichte er als vielbeschäftigter Architekt zahlreiche Bauvorhaben sowohl in Wien (u. a. Villa Regenstreif, 1913–17) als auch in anderen bedeutenden Städten der Monarchie: Meran (Kurhaus, 1913/14), Karlsbad (Schloßbrunnkolonnade, 1910–12, Haus „Zu den drei Mohren“, 1910, Schillerdenkmal, 1909) und Prag (Villa Kramar, 1912/13).

    Im Werk O.s spiegelt sich exemplarisch die umfassende Problematik der Architektur der Jahrhundertwende und die um sie geführte Diskussion wider. Sein zeitgenössischer Biograph Ferdinand v. Feldegg charakterisierte ihn als Historiker und Modernen zugleich. O. führte keinen „Kampf um den Stil“. Die meisten seiner Arbeiten zeigen eine ausgeprägte Symbiose von traditionellen mit modernen Elementen und berücksichtigen die lokale Überlieferung. Daher arbeitete O., dessen Bauten sich in fast allen Gebieten der ehemaligen Monarchie Finden, häufig bewußt mit ortsansässigen Baumeistern und Architekten zusammen.

  • Werke

    Weitere Bauten u. a. Hernalserhof, Wien (mit R. Krieghammer), 1888-89;
    Kaiserpavillon (mit C. Kloucek), Prag, 1891;
    Assicurazioni Generali, Prag (etwas verändert v. O. Polivka ausgeführt), 1895-96;
    Pfarrkirche in Zlonic (Umbau), 1896-98;
    Theater Variété (Umbau), Prag, 1897;
    Fürstl. Clarysche Burg auf d. Schloßberg in Teplitz (Erweiterung), 1897;
    Teplitzer Dreifaltigkeitssäule (Restaurierung), 1897-98;
    Kapelle d. Ursulinerklosters in Kuttenberg, 1898-1901;
    Villa Schopp, Wien (mit J. Hackhofer), 1899-1901;
    Pfarrkirche in Maffersdorf (Umbau), 1900-01;
    Museum Carnuntinum Bad Deutsch-Altenburg (mit A. Kirstein), 1901-02;
    Kaiserin Elisabeth-Denkmal im Volksgarten Wien (mit H. Bitterlich), 1904-07;
    Landhaus Dr. Josef Kranz, Raach am Hochgebirge, 1904-25;
    Archäolog. Mus. in Split (mit A. Kirstein), 1906-20;
    Malerschule Delug, Wien, 1911/12;
    Haus Dr. Zipser, Grado (abgerissen), 1912/13;
    Palais Dr. Josef Kranz, Wien, 1912-14;
    Altaraufbau Pfarrkirche Aggsbach Dorf, 1913. – Architekton. Bauleitung Wienflußregulierung (Planung mit J. Hackhofer): Hietzingerbrücke (Kaiser Franz Josef-Brücke), 1899–1901, Kl. Marxerbrücke, 1899–1900, Radetzkybrücke, 1899–1900, Schönbrunner Brücke, 1900–01, Stubenbrücke, 1899-1900 (Brückenpfeiler 1907–08), Zollamtssteg, 1899–1900, Wienflußaufsichtsgebäude Hadersdorf, 1901–02, Milchtrinkhalle Stadtpark, 1902–03, Abschluß d. Wienflußeinwölbung, Stadtpark, 1903-06;
    Bauleitung Hofburg 1899-1907:
    Umbau u. Erweiterung d. Hofbibl. (Vestibül, Garderobe, Kat.zimmer, Augustinerlesesaal), 1903-07, Glashaus Burggarten 1901–07, Ausbau Neue Hofburg 1899-1907. – Weitere Schrr.: Architektur u. Kunstgewerbe d. Barockzeit, d. Rococo u. Empires (Hg.). Bd. 1, 2., o. J.;
    Die architekton. Ausgestaltung d. Wienfluß-Regulierung, in: ZÖIAV 59, 1907, S. 37-42;
    Arbeiten aus d. Ohmann-Schule, 1910;
    Im Kampf um d. Stil, in: Dt. Bauztg. 47, 1913, S. 54-57. – Zahlreiche Entwürfe. |

  • Nachlass

    Nachlaß: Ak. d. bildenden Künste Wien, Hist. Mus. d. Stadt Wien, TU Wien, Ostdt. Gal. Regensburg.

  • Literatur

    F. v. Feldegg, F. O.s Entwürfe u. ausgeführte Bauten, 2 Bde., 1906/14;
    Gedächtnisausst. F. O. u. Ausst. v. österr. Wettbewerbsarbeiten f. d. Völkerbundpalast in Genf, Ausst.kat. Wien (Künstlerhaus) 1928 (P);
    D. Raffeiner, F. O. u. d. Meraner Kurhaus, Diplomarbeit Univ. Innsbruck 1993 (ungedr.);
    A. Nielsen, F. O.s Wienfluß-Anlagen, Hausarbeit Univ. Kiel 1996 (ungedr);
    J. E. Svoboda, Z. Lukeš u. E. Havlová, Praha 1891-1918, 1997;
    ThB;
    ÖBL.

  • Porträts

    Radierung v. Ferd. Schmutzer, Abb. in: Gedächtnisausst. F. O., 1928 (s. L) u. in: Wiener Bauhütte 15, Nr. 1-3, März 1929;
    Ölgem. v. J. A. v. Koppay (Wien, Ak. d. bildenden Künste).

  • Autor/in

    Reinhard Pühringer
  • Zitierweise

    Pühringer, Reinhard, "Ohmann, Friedrich" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 492-493 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd123798345.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA