Lebensdaten
1741 – 1825
Geburtsort
Rheine (Westfalen)
Sterbeort
Paderborn
Beruf/Funktion
Franziskaner ; theologischer Schriftsteller
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 123527252 | OGND | VIAF: 15681109
Namensvarianten
  • Molkenbuhr, Bernd Anton (Taufname)
  • Molckenbuhr, Bernd Anton (Taufname)
  • Molckenbuhr, Marcellinus
  • mehr

Quellen(nachweise)

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen im NDB Artikel

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Molkenbuhr, Marcellinus, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd123527252.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Friedrich Christian (Frerick) (1689–1746), S d. Fredericus u. d. Anna Rost;
    M wahrsch. Anna (* 1698), T d. Johan Lentzing (Lensinck, Lansing) u. d. Gertrud Sroder.

  • Biographie

    Höhere Schulbildung erhielt M. bei den Franziskanern in Rheine und bei den Jesuiten in Münster. 1758 trat er in das Franziskanerkloster strenger Observanz in Hamm ein. Nach dem Noviziat studierte er in den Hausstudien der Franziskaner in Warendorf Philosophie, in Halberstadt Dogmatik und Moral sowie in Bielefeld Exegese und Kirchenrecht. Im Oktober 1764 empfing er die Priesterweihe. 1766-74 wirkte er als Lehrer der Mathematik an den Gymnasien und als Lektor der Philosophie in Klöstern seines Ordens in Geseke, Vreden und Rietberg sowie 1774-86 als Lektor der Dogmatik und Moral in Paderborn. 1786 übernahm er als Guardian die Leitung des Franziskanerklosters in Paderborn. In drei Amtsperioden (1789–92, 1798-1801, 1807-10) leitete er als Provinzial die ca. 700 Mitglieder zählende Sächs. Ordensprovinz der Franziskaner. Ferner diente er seiner Ordensprovinz in den Amtsperioden 1787 und 1805 als Custos (Vertreter und Berater des Provinzials), 1792, 1793, 1795 und 1802 als Provinzsekretär sowie 1804 als Visitator Generalis. Im Auftrag der Diözese Paderborn war er als Synodalexaminator tätig. Die von Napoleon im November 1811 verfügte Aufhebung des Franziskanerklosters in Münster, wo er als Jubilar seinen Lebensabend verbringen wollte, zwang ihn, seit 1811 in Rheine und Dorsten, seit 1815 wieder im Kloster in Paderborn zu leben.

    M. prägte die Entwicklung der Sächs. Ordensprovinz der Franziskaner, die er in politischer wie religions- und kirchenpolitischer Umbruchzeit leitete, entscheidend mit, indem er ihre spirituelle Erneuerung und Formung durch Rückbesinnung auf die ursprünglichen franziskanischen Ideale betrieb und dadurch ihren von den Zeitströmungen bedrohten äußeren Zusammenhalt sicherte und sogar auszubauen suchte; auch im Gesamtorden wurde er deswegen z. B. vom Kardinalprotektor und Ordensgeneral hochgeschätzt. Er gehört zu den Gelehrten und theologischen Schriftstellern, die durch entschiedene Stellungnahmen zu den Tagesthemen und durch Verteidigung von Lehre und Praxis der kath. Kirche in die Geistesgeschichte und -kämpfe ihrer Zeit eingriffen. Unter den kath. Theologen des 18. Jh. zeichnet er sich durch geistige Regsamkeit und schriftstellerische Fruchtbarkeit aus. Aufgrund seiner ersten 18 Dissertationes promovierte ihn die Theologische Fakultät in Heidelberg 1796 zum Dr. theol. h. c. Noch im Alter von 77 Jahren wurde er 1818 von Hieronymus Windischmann zum Professor der Theologischen Fakultät Bonn vorgeschlagen.

    M. zeigte sich im Umgang mit seinen Ordensbrüdern wie mit kirchlichen und staatlichen Behörden selbstbewußt und offen. Er verstand sich als Freund der Wahrheit, der – neben der Behandlung aktueller Fragen des kirchlichen Alltags und der Beantwortung polemischer Angriffe – vor allem die Beschäftigung mit der Exegese, Patrologie und Kirchengeschichte zur apologetischen Widerlegung religions- und kirchenfeindlicher Behauptungen, die sich seines Erachtens auf falsche Prinzipien stützten, nutzen wollte. Seine Schriften, die er bescheiden „tentamina“ nennt, fanden bei Zeitgenossen, auch bei prot. Kritikern (z. B. G. Cave), wohlwollende Anerkennung wie auch entschiedene Ablehnung. Seine Forschungsergebnisse, die auf einer reichen Quellenkenntnis basieren, aber weitgehend von einer in apologetischer Absicht vorgenommenen unhistorischen Hyperkritik im Umgang mit den Quellen und einer von kirchlicher Tradition und Disziplin vorbestimmten Quellenbewertung bedingt sind, sind inzwischen zum Großteil sowohl in der theologischen Forschung wie in der kirchlichen Praxis überholt. Seine wissenschaftliche Lauterkeit steht jedoch, wie schon seine methodisch-didaktische Aufforderung zur kritischen Lektüre auch der eigenen Schriften zeigt, außer Zweifel. Als wichtigstes Werk, das viele seiner vorausgehenden Darlegungen und Thesen zusammenfaßt, betrachtete M. selbst die als Studienhandbuch konzipierte „Historia religionis christianae in compendio et ordine chronico exhibita adiectis quibusdam notis criticis“ (2 Bde., 1818–20, ²1831).

  • Literatur

    ADB 22 (unter Molckenbuhr);
    C. Schmitz, Ein Brief d. P. M. M., in: Franziskan. Stud. 12, 1925, S. 369-74;
    W. Kullmann, Literar.-freundschaftl. Beziehungen zw. M. M. u. A. J. Binterim, ebd. 20, 1933, S. 130-44;
    B. Peters, Totenbuch d. sächs. Franziskanerprovinz, 1948, I, S. 184, II, S. 114-16;
    F. K. Felder, Gelehrten- u. Schriftst.lex. d. dt. kath. Geistlichkeit, 1817, II, S. 18 ff. (W);
    E. Raßmann, Nachrr. v. d. Leben u. d. Schrr. Münsterländ. Schriftst. d. 18. u. 19. Jh., 1866, S. 219-22 (W);
    H. Hurter, Nomenclator literarius theologiae catholicae, ⁴1926, V, S. 960-66 (W);
    LThK².

  • Autor/in

    Winfrid Cramer
  • Zitierweise

    Cramer, Winfrid, "Molkenbuhr, Marcellinus" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 731-732 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd123527252.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Molckenbuhr: Marcellin M., geb. am 1. September 1741 zu Rheine in Westfalen. 1758 Noviz der Observanten in Hamm, 1764 Priester, in mehreren Klöstern seines Ordens Lector der Philosophie und Theologie, 1786 Guardian in Paderborn, seit 1789 dreimal Provinzial der 700 Mönche zahlenden westfälischen Provinz, 1796 von Heidelberg zum Dr. theol. hon. causa promovirt, zuletzt als Jubilar im Franziscanerkloster zu Münster lebend, seit dessen Aushebung (1811) in Rheine, seit 1815 im Kloster zu Paderborn, wo er am 16. Juni 1825 starb. M. zeichnet sich unter den katholischen Theologen des 18. Jahrhunderts durch eine schriftstellerische erstaunliche Fruchtbarkeit aus. Er schrieb eine Menge von Abhandlungen, darunter 26 lateinische Dissertationen,|über historische, theologische, insbesondere patriotische Gegenstände, eine Reihe canonistischer, viele polemische; das Fastenwesen, der Cölibat, die Unauflöslichkeit des Ehebandes, die Superiorität des Papstes über das allgemeine Concil etc. geben den Stoff. Um seine Ansichten zu beweisen, erschöpft er sich in einer vielfach höchst unhistorischen Hyperkritik, sucht die Unechtheit bezw. Illegitimität der Synoden von Elvira, Ancyra, Neocäsarea, Gangra, Laodicea, der Trullanischen, der Acten des 6. allgemeinen Concils darzuthun, zu beweisen, daß P. Honorius nicht anathematisirt sei. Cephas im Briefe an die Galater II, 11 nicht Petrus sei, tritt auf gegen den Mainzer Theologen Jung u. A. Gegenüber manchem Gegner und auch überhaupt anderen Schriftstellern seiner Zeit ragt er durch Positive Kenntnisse hervor.

    • Literatur

      Seine sämmtlichen Dissertationen sind aufgezählt in: Felder, Gel.-Lex. II, 18 ff. Raßmann, Nachrichten, S. 219.

  • Autor/in

    v. Schulte.
  • Zitierweise

    Schulte, von, "Molkenbuhr, Marcellinus" in: Allgemeine Deutsche Biographie 22 (1885), S. 91-92 unter Molckenbuhr, Marcellin [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd123527252.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA