Lebensdaten
1542 – 1598
Geburtsort
Wetzlar
Sterbeort
Bensheim/Bergstraße
Beruf/Funktion
katholischer Priester ; reformierter Theologe ; Hebraist
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 123346541 | OGND | VIAF: 42743363
Namensvarianten
  • Isaak, Jakob (bis zu seiner Taufe 1546)
  • Isaac, Jakob (bis zu seiner Taufe 1546)
  • Isaac, Stephan
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Isaak, Stephan, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd123346541.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johannes ( 1577), Prof. f. Hebräisch in Löwen u. Köln, Vf. mehrerer Schrr.;
    Heidelberg 1586 Anna Wagner;
    2 S bekannt.

  • Biographie

    Als Kind jüd. Eltern wurde I. im Alter von 4 Jahren zusammen mit seinem Vater in Marburg durch Johannes Draconites getauft und erhielt den Vornamen Stephan. 1547 ging die Familie nach Löwen. Dort wurde auch die Mutter Christin, und die ganze Familie bekannte sich jetzt zum Katholizismus. 1551 zog man nach Köln, wo I. bis 1557 zur Schule ging. Nach weiterer Ausbildung in Zwolle begann er 1559 sein Studium in Köln und erwarb 1561 den Grad eines Magister artium. Darauf wandte er sich der Medizin zu. Dieses Studium setzte er im gleichen Jahr in Löwen fort. Dort vertrat er zeitweise den Professor für Hebräisch. 1564 wurde I. Professor für Hebräisch in Douai, wo er auch als Arzt praktizierte. 1565 erhielt er ein Kanonikat in Köln, ließ sich zum Priester weihen und wandte sich nun der Theologie zu, in der er es bis zum Lizentiaten brachte. 1572 wurde er Pfarrer von St. Maria-Ablaß in Köln. Als Prediger war I. sehr angesehen. In Diskussionen mit Protestanten vertrat er mit Nachdruck die altkirchliche Seite. Die Beschäftigung mit ev. Argumenten habe ihn aber verunsichert, berichtet er. 1582/83 sprach er sich in 2 Predigten gegen Bilderverehrung aus. Dies führte zu einem Predigtverbot und schließlich zu so starken Spannungen, daß I. im April 1584 seine Stelle aufgab und nach Heidelberg ging. Er wurde dort ref. Pfarrer und erwarb sich bei den Professoren der Universität hohes Ansehen. Zur Rechtfertigung und Verteidigung seiner Entscheidungen veröffentlichte er 2 Schriften. 1591 wurde er Superintendent in Bensheim. In diesem Amt verblieb er bis zu seinem Tod. Er ist nicht wieder Jude geworden, wie man noch im vorigen Jahrhundert angenommen hat. I. hat unter seiner jüdischen Abstammung zu leiden gehabt, sich aber dennoch das christliche Überlieferungsgut mit Überzeugung angeeignet. Seine Autobiographie legt davon Zeugnis ab.

  • Werke

    Malachias Propheta, hebraice et latine interpretatus, 1563;
    Wahre u. einfältige Hist. St. I., 1586. Teildr. in: Dt. Lit., R. Dt. Selbstzeugnisse V, 1932, S. 75-92, Nachdr. 1964;
    Sendbriff, 1592.

  • Literatur

    ADB 14;
    W. Rotscheidt, St. I., Ein Kölner Pfarrer u. Hess. Sup. im Ref.jh., 1910 (mit Abdr. v. „Historia“ u. „Sendbriff“);
    L. v. Winterfeld, Ein Empfehlungsschreiben f. St. I., in: Mhh. f. rhein. KG 6, 1912, S. 365 f.;
    R. Kunz, in: Der Odenwald 14, 1967, S. 42-52 (mit Teildr. d. „Historia“).

  • Autor/in

    Gerhard Müller
  • Zitierweise

    Müller, Gerhard, "Isaak, Stephan" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 185 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd123346541.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Isaac: Stephan J., Professor des Hebräischen an der theologischen Facultät der Universität Köln (1565—84) und daneben Pfarrer von St. Marien-Ablaß, gerieth durch eine am 13. October 1583 gegen die Ausartung des Bilderdienstes zu Köln gehaltene Predigt in den Verdacht des Einvernehmens mit den Kölner Protestanten und mit dem abgesetzten Kurfürsten Gebhard Truchseß. In Folge dessen kam es zu einigen Unruhen unter der Kölner Bürgerschaft, sowie zu gerichtlicher Verfolgung des Pfarrers durch den neuen Erzbischof Herzog Ernst von Baiern und durch den Domdechanten, unter dessen Archidiakonat die Pfarre stand. Schon zuvor wankend in seinem Glauben an einzelne römisch-katholische Dogmen, nun gereizt durch die Hetzereien der Jesuiten, durch Verfolgungen von Seiten des fanatischen Pöbels und durch die Verdrießlichkeiten eines Inquisitionsprocesses, brach J. vollends mit der römischen Kirche, resignirte (am 24. April 1584) freiwillig und ohne Entgelt all seine einträglichen Kirchenpfründen und zog sich in die Kurpfalz zurück, wo er förmlich zum reformirten Bekenntniß übertrat.— Die beiden im Dienst des neuen Kurfürsten stehenden Geschichtschreiber des kölnischen Krieges, Eitzinger und Isselt, gedachten in ihren Büchern auch der durch J. veranlaßten Unruhen. Dabei ließen sie einige Entstellungen einstießen, welche den ehemaligen Pfarrer zu einer Apologie und Antwort veranlaßten: „Wahre und einfältige Historia Stephani Isaaci .... im Druck verfertiget im jar 1586“.— Diese scharfe, für die damalige Zeit sehr gut geschriebene Streitschrift enthält über Isaac's Leben bis zu seinem Weggang von Köln ausführliche Nachrichten, deren Richtigkeit durch das, was sonst bekannt, durchweg bestätigt wird. — Danach ist J. als Jude geboren im J. 1542 zu Wetzlar, wurde mit seinem Vater Johann J. 1546 zu Marburg getauft. 1547 wurde der Vater von Kaiser Karls Kanzler Granvella als Professor des Hebräischen nach Löwen berufen, wo er sich zum Katholicismus bekannte und wo nun auch seine Frau, Isaac's Mutter, getauft wurde. 1551/52 kam der Vater als Professor des Hebräischen an die Universität Köln. J. besuchte die Schulen zu Köln und zu Zwolle, kam 1559 an die Universität Köln, wo er 1561 Magister Artium wurde. — Darauf widmete er sich zuerst hier, dann in Löwen dem Studium der Medicin. 1564 wurde er Professor des Hebräischen und Chaldäischen an der jungen Universität Douai, prakticirte aber daneben als Arzt. 1565 berief ihn der Kölner Stadtrath als Professor des Hebräischen nach Köln und verlieh ihm zugleich — gegen seinen Wunsch, wie J. nachher behauptet — eine Priesterpräbende am Collegiatstift St. Ursula. Priester geworden, warf sich J. mit Eifer auf das Studium der heil. Schrift, wurde Licentiat der Theologie und alsbald ein beliebter Kanzelredner. 1572 wurde er von Aebtissin und Capitel des hochadlichen Damenstifts St. Ursula zum Pfarrer an der von diesem Stift abhängigen reichen Pfarre Maria-Ablaß ernannt und behauptete sich in diesem Amt gegen einen durch den Domdechant begünstigten Nebenbuhler. Auch als Pfarrer setzte er seine Predigten fort und wurde besonders als Controversprediger gegen die Protestanten, sowie als Judenbekehrer gefeiert. Daneben wachte er fleißig über Rechte und Einkünfte seines Pfarramtes. Die Jesuiten und andere streng römisch gesinnte Kölner Geistliche veranlaßten ihn auch zu Disputationen mit einzelnen häretischen Domherren; ein päpstlicher Nuntius (Gropper oder Porzia ?) erlaubte ihm alle häretischen Bücher zu lesen. Aber gerade hierdurch wurde Isaac's Glaube an die römische Kirchenlehre, wie J. selbst versichert, allmählich erschüttert. Einige während der Jahre 1582/83 gehaltene Predigten gegen die Auswüchse des Kölner Bilderdienstes hielten sich jedoch noch innerhalb dieser Kirchenlehre; jedenfalls lag J. die Absicht eines Uebertritts noch fern. An Gebhard Truchseß Abfall und den damit zusammenhängenden religiösen Unruhen in Köln nahm J. keinen Antheil. Erst die Verfolgung, welche wegen|der Predigt vom 13. October (wol nicht vom 12. October, wie J. selbst angibt) über J. kam, trieb ihn auf die andere Seite. — 1591 finden wir J. als Superintendenten in dem kurpfälzischen Städtchen Bensheim (an der Bergstraße). Von hier aus richtet er gegen den Kölner Jesuiten Peter Michael gen. Brilmacker einen nachher zu Bremen ins Deutsche übersetzten und gedruckten „Sendbrief an den edlen und erenvesten Johann von Münster.“ — Aus späterer Zeit ist über J. nichts bekannt, auch nicht sein Todesjahr.

    • Literatur

      Die Geschichtschreiber des köln. Krieges, Eitzinger und Isselt.—Historia stephani Isaaci, 1586.Stephani Isaaci Sendbrief, Bremen 1592. (Brilmacker's Schrift lag mir nicht vor.) —
      Hartzheim. Bibl. Colon., 276 f. u. 298 f. —
      Ennen, Geschichte der Stadt Köln, V. 421 ff. — A. G. Stein, Die Pfarre zur heil. Ursula in Köln. 1880.

  • Autor/in

    Max Lossen.
  • Zitierweise

    Lossen, Max, "Isaak, Stephan" in: Allgemeine Deutsche Biographie 14 (1881), S. 609-610 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd123346541.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA