Lebensdaten
1914 – 1997
Geburtsort
Lemberg (Lwiw, Galizien)
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Historiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 123222613 | OGND | VIAF: 59095135
Namensvarianten
  • Wandruszka Edler von Wanstetten, Adam (bis 1919)
  • Wandruszka, Adam
  • Wandruszka Edler von Wanstetten, Adam (bis 1919)
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Wandruszka, Adam, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd123222613.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    B Mario (s. 1);
    1) Venedig 1949 Lina Fessia (1914–78), Dr. phil., Anglistin, 2) Wien 1979 Helga Haupt (1927–2006), Dr. phil., Musikwiss. in W. (s. W);
    1 S Alexander (* 1956), Musikpäd. in W., 2 T Maria Luise (* 1950, Mario Mancini, * 1941, Dr. phil., o. Prof. f. Romanistik in Bologna), Dr. phil., assoziierte Prof. f. Germanistik in Bologna, Marina (* 1954), Schausp., Regisseurin in Hamburg.

  • Biographie

    W. gehörte einer Generation an, die den Untergang der k. u. k. Monarchie als politische und persönliche Katastrophe wahrnahm. Während seiner Zeit am Bundesgymnasium in Wien-Döbling schloß er sich der national politisierten Jugendbewegung an. Nach Abitur und Beginn des Studiums der Germanistik, Kunstgeschichte und v. a. Geschichte in Wien 1932 wurde er Mitglied der illegalen nationalsozialistischen SA. Während der Studienzeit prägte ihn die in Wien vorherrschende großdt. Geschichtsauffassung; zu W.s Lehrern zählten Hans Hirsch (1878–1940) und Heinrich Rr. v. Srbik (1878–1951), bei dem W. 1936 mit der Arbeit „Karl Moering, ein Soldat und Politiker“ zum Dr. phil. promoviert wurde. Parallel absolvierte er 1935–38 den Kurs am Institut für österr. Geschichtsforschung mit Auszeichnung. Die dabei entstandene Prüfungsarbeit „Reichspatriotismus und Reichspolitik zur Zeit des Prager Friedens von 1635“ wurde erst 1955 veröffentlicht.

    Nach dem „Anschluß“ Österreichs 1938 trat W. öffentlich als NS-Anhänger auf (SA-Obertruppführer; NSDAP-Mitgl. 1941). Ein ihm zuerkanntes Stipendium trat er wegen der Einberufung zum Militär- bzw. Kriegsdienst 1938 nicht an. Eine Kriegsverwundung erlaubte im Herbst 1940 die Aufnahme der Arbeit als Forschungsassistent am DHI in Rom. 1941 wurde W. dem Dt. Afrikakorps zugeteilt, kam 1943 in US-amerik. Kriegsgefangenschaft und nutzte seine Zeit im Lager von Concordia (Kansas, USA) bis 1946 zur politischen Besinnung und Neuorientierung. W. beteiligte sich an der improvisierten „Lageruniversität“, wo Karl Dietrich Bracher (1922–2016) zu seinen Hörern zählte. Auch wenn sich W. nach 1945 wiederholt zu seinen politischen Verstrickungen bekannte und ihnen abschwor, sah man in ihm zunächst den getreuen Meisterschüler des verfemten Srbik und verwehrte ihm die Rückkehr an die Universität.

    W. schlug eine journalistische Laufbahn ein, zunächst 1946 bei der Wochenzeitung „Die|Furche“. Als Leiter des außenpolitischen Ressorts der bürgerlich-liberalen Zeitung „Die Presse“ (seit 1948), für die er die „Geschichte einer Zeitung, Das Schicksal der ‚Presse‘ und der ‚Neuen Freien Presse‘ von 1848 bis zur Zweiten Republik“ (1958) verfaßte, machte sich W. einen Namen als politischer Essayist. 1953 brachte er die in Rom begonnene Edition „Nuntiaturberichte aus Deutschland, Nuntius Commendone 1560–1562“ zum Abschluß und übernahm den großen Beitrag über „Österreichs politische Struktur, Die Entwicklung der Parteien und politischen Bewegungen“ für die von Heinrich Benedikt (1886–1981) konzipierte „Geschichte der Republik Österreich“ (1954, S. 289–485). Die darin grundlegende und vieldiskutierte Herausarbeitung der österr. Parteienstruktur ermöglichte W. 1955 die Habilitation in Wien. Auf diese zeithistorische Arbeit folgte das Buch „Das Haus Habsburg, Die Geschichte einer europäischen Dynastie“ (1956 u. ö., mehrere Überss.), das den Auftakt für die in Österreich einsetzende Neubewertung der Habsburger bildete.

    1959 erhielt W. einen Ruf als o. Professor für Neuere Geschichte an die Univ. Köln (Dekan 1963 / 64), wo er neben Theodor Schieder (1908–84) lehrte. Hier entstand sein Hauptwerk, „Leopold II. Erzherzog von Österreich, Großherzog von Toskana, König von Ungarn und Böhmen, Römischer Kaiser“ (2 Bde., 1963 / 65), das sein Ansehen als einer der führenden Historiker Österreichs festigte. Seitdem galt W.s besonderes Interesse den engen Beziehungen zwischen österr. und ital. Aufklärung. 1969 wurde W. Nachfolger Alphons Lhotskys (1903–68) auf dem Lehrstuhl für Österr. Geschichte in Wien (em. 1984). Von hier aus entfaltete er in zahlreichen österr. und internationalen Gremien und Gesellschaften eine bedeutende Tätigkeit als Wissenschaftsorganisator, Herausgeber, Anreger und Vermittler. Das galt für die österr.-ital. Historikergespräche oder das entsprechende bilaterale Schulbuch. Vor allem in Italien wurden W.s Verdienste um die kulturellen Wechselbeziehungen hochgeachtet. Seinem Wunsch entsprechend, ging W.s umfangreiche Bibliothek 2002 als „Fondo Librario A. W.“ an das Istituto per gli Incontri Culturali Mitteleuropei in Gorizia (Italien). Trotz zahlreicher Doktoranden begründete W. keine eigene Schule. Hervorzuheben ist sein Habilitand Hartmut Lehmann (* 1936).

  • Auszeichnungen

    |korr. (1969) u. wirkl. Mitgl. d. Österr. Ak. d. Wiss. (1970, 1972–95 Vors. d. Komm. f. d. Gesch. d. Habsburgermonarchie);
    o. Mitgl. d. Hist. Komm. b. d. Bayer. Ak. d. Wiss. (1970), u. d. Acc. Virgiliana di scienze, lettere ed arti (Mantua);
    ausw. Mitgl. d. Acc. Nazionale dei Lincei (Rom) u. d. Acc. Selinuntiana di scienze, lettere ed arti (Mazara del Vallo);
    korr. Mitgl. d. Acc. Roveretana degli Agiati di lettere, scienze ed arti, Ehrenpräs. d. Ital.-Dt. Hist. Inst. (Trient);
    Ehrenmitgl. d. Deputazione di Storia Patria per le Venezie u. d. Soc. Storica Pisana;
    ausw. Mitgl. d. Istituto Veneto di scienze, lettere ed arti (Venedig) u. d. Deputazione di Storia Patria per la Toscana;
    Österr. Ehrenkreuz f. Wiss. u. Kunst I. Kl. (1974);
    Gr. BVK (1974);
    Kommandeurskreuz d. nat. Verdienstordens v. Frankr. (1976);
    Grande Ufficiale della Repubblica Italiana (1977);
    Ehrenmedaille d. Bundeshauptstadt Wien in Gold (1979);
    Goldenes Komturkreuz d. Ehrenzeichens f. Verdienste um d. Bundesland Niederösterr. (1981);
    Ehrenbürger d. Marktgde. Neuhofen/ Ybbs u. d. Stadtgde. Hardegg;
    Siegel d. Stadt Trient;
    Dr. h. c. (Venedig 1987);
    Wilhelm-Hartel-Preis (1990).

  • Werke

    Weitere W Heinrich Rr. v. Srbik, in: MIÖG 59, 1951, S. 228–36;
    Österr. u. Italien im 18. Jh., 1963;
    Schicksalsj. 1866, 1966;
    Pietro Leopoldo, un grande riformatore, 1968;
    Die „Zweite Ges.“ d. Donaumonarchie, in: H. Siegert (Hg.), Adel in Österr., 1971, S. 56–67;
    Oskar v. Mitis, Das Leben d. Kronprinzen Rudolf, Mit Briefen u. Schrr. aus d. Nachlaß, 1971 (Hg.);
    Die dt. Jugendbewegung als hist. Phänomen, in: QFIAB 51, 1972, S. 516–40;
    Anton Steindl Rr. v. Plessenet, Ein österr. Dipl. in d. Levante, in: MÖStA 25, 1972, S. 449–64;
    Friedrich Walter, Österr. Vfg.- u. Verw. gesch. v. 1500 bis 1955, 1972 (Hg.);
    Gerard van Swieten u. seine Zeit, 1973 (Hg. mit E. Lesky);
    Die Habsburgermonarchie 1848–1918, Bd. 1–2 u. 4–6, 1973–93 (Hg. mit P. Urbanitsch);
    Österr. u. Italien, e. bilaterales Gesch.buch, 1973, ital. 1974 (mit S. Furlani);
    Btrr. z. Zeitgesch., FS L. Jedlicka, 1976 (Hg. mit R. Neck);
    Il movimento operaio e socialista in Italia e in Germania dal 1870 al 1920, 1978 (Hg. mit L. Valiani);
    Maria Theresia, Die gr. Ksn., 1980;
    Protokolle d. Min.rates d. Ersten Rep. 1918–1938, Abt. 8, Bd. 1–3 u. 5, 1980–84 (Hg. mit R. Neck);
    Austria e province italiane 1815–1918, Potere centrale e amministrazioni locali, 1981 (Hg. mit F. Valsecchi);
    Ungarn u. Österr. unter Maria Theresia u. Joseph II., 1982 (Mithg.);
    Der Ballhausplatz, 1984 (mit M. Reininghaus);
    Il luogo di cura nel tramonto della monarchia d’Asburgo, Arco alla fine dell’Ottocento, 1996 (mit P. Prodi);
    Mithg.: Kölner Hist. Abhh. 1–14, 1959–68;
    Technikgesch. 32–36, 1965–69;
    Röm. Hist. Mitt. 17–24, 1975–82;
    Hg.: Österr. Hochschulztg. 1972–83;
    vollst. Verz. d. Schrr. u. Edd.: Bibliogr. A. W. 1936–1995, hg. v. W. Häusler u. K. Vocelka mit Ergg. v. H. Haupt-Wandruszka, in: Annali dell’Istituto storico italo-germanico in Trento 21, 1995, S. 561–610;
    wiss. Nachlaß: Privatbes.

  • Literatur

    |Btrr. z. neueren Gesch. Österr., FS A. W., hg. v. H. Fichtenau u. E. Zöllner, 1974;
    FS A. W. z. Vollendung d. 75. Lebensj., Röm. hist. Mitt. 31, 1989;
    B. Mazohl-Wallnig, Laudatio f. Univ.-Prof. Dr. A. W., ebd. 37, 1995, S. 271–87;
    A. Ara, ebd. 40, 1998, S. 21–27;
    F. Fellner, A. W. z. 70. Geb.tag, in: Südostdt. Archiv 26 / 27, 1983 / 84, S. 5–14;
    ders., in: MIÖG 106, 1998, S. 443–50;
    W. Häusler, A. W. z. 70. Geb.tag, in: Österr. in Gesch. u. Lit. 28, 1984, S. 87–89;
    Laurea honoris causa in Lingue e Litterature straniere ad A. W., 1987 (P);
    R. G. Plaschka, in: Österr. Ak. d. Wiss., Alm. 147, 1996 / 97, S. 587–602 (P);
    A. W., Uno storico fra Austria e Italia/A. W., Ein Hist. zw. Österr. u. Italien, in: Annali dell’Istituto storico italo-germanico in Trento 23, 2007, S. 165–289;
    Österr. Personenlex.;
    Österr. Gesch.wiss. 20. Jh., (W, L);
    Biogr. Lex. Gesch.wiss.;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L).

  • Autor/in

    Norbert Conrads
  • Zitierweise

    Conrads, Norbert, "Wandruszka, Adam" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 400-402 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd123222613.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA