Lebensdaten
1706 – nach 1737 oder 1740
Geburtsort
Merseburg
Beruf/Funktion
Bildhauer ; Modelleur
Konfession
lutherisch?
Normdaten
GND: 12278992X | OGND | VIAF: 195053841
Namensvarianten
  • Kirchner, Gottlieb
  • Kirchner, Gottlob
  • Kirchner, Gottfried
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Zitierweise

Kirchner, Gottlieb, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd12278992X.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hans (s. Gen. 1);
    M Catharina Sophia Biesenroth; (Halb-?)B Christian s. 1);
    - Weimar um 1731 Erdmuthe Sabine Stahl;
    1 S, 3 T.

  • Biographie

    K. war Schüler seines Bruders. Als sicher ist anzunehmen, daß er auf dessen Empfehlung am 23.4.1726 als Modelleur an die Meißner Manufaktur berufen wurde. Dies Datum ist die Geburtsstunde des europäischen figürlichen Porzellans. K. hatte große Mühe, die Schwierigkeiten, die das Porzellan in Form und Brand bereitete, zu überwinden. Er fühlte sich zum Bildhauer, nicht zum Modelleur-Techniker berufen; so kam es 1729 zu seiner Entlassung. Er ging nach Weimar, wurde dort in Verbindung mit seiner Arbeit an der Bauplastik des Belvedere Hofbildhauer, kehrte aber auf seinen und des Manufaktur-Direktoriums Wunsch im Mai 1730 wieder nach Meißen zurück. Als 1731 Kandler als Modelleur eingestellt wurde, kam es beiderseits zu Spannungen; K. bat 1732 um Entlassung, die ihm 1733 gewährt wurde. In der Folgezeit hielt er sich in Dresden, Berlin, Meißen, endlich wieder in Dresden auf, wo er 1737 an untergeordneter Bauplastik arbeitete und möglicherweise bis 1739/40 blieb.

    Die Weimarer Bauplastik K.s verrät deutlich den Dresdner Stil. Das Grabmal für seinen Bruder, der ihm den Entwurf hinterließ, ein Saturn mit dem Bildnis des Verstorbenen, ist eine lebensvolle, erschütternde Arbeit von hoher Qualität. K.s Porzellanwerke zeigen, daß er – hierin seinem Auftraggeber, August dem Starken, gesinnungsgleich – ins Porzellan den Zug zur Größe, zum Monument und, für die Zeit unannehmbar, zu tiefem Ernst überführen wollte. Daran mußte er scheitern. Aber: die Figur Petri, die er in Porzellan schuf (1732, 97 cm hoch, das Exemplar in Leipzig 1945 zerstört, das Zweitstück in Leningrad erhalten), gehört zu den feurigsten Menschengestalten in Porzellan, hochdramatisch im Ausdruck, großzügig und dem Werkstoff gemäß scharfkantig, glatt und blätternd dünn im Gewand. Ein knieender Heiliger (1732, Dresden) zeigt die volle Beherrschung und Wesenskenntnis des Materials. Unter den übrigen Arbeiten sind die großen Tiere das Bedeutendste: ungewöhnlich in Stärke und Ernst des Ausdrucks; in gespannter Verhaltenheit das Schöne wie das Unheimliche, das Komische wie das Gefährliche, immer aber das Großartige des Tieres repräsentierend.

  • Literatur

    C. Albiker, Die Meißner Porzellantiere im 18. Jh., 1959 (Abb. d. K.schen Tiere); S.
    Asche, Bemerkungen üb. G. K.s Herkunft u. Geschick, in: Festschr. Dr. Trautschold, 1965, S. 152 ff.;
    O. Walcha, Das Charakterbild K.s im Spiegel d. Meißner Archivalien, in: Mitt. d. Keramikfreunde d. Schweiz, 1961, S. 53 f.;
    E. Zimmermann, K. der Vorläufer Kändlers …, 1929 (Irrtümer, unvollst.).

  • Literatur

    z. Gesamtartikel: S. Asche, Balthasar Permoser u. d. Barockskulptur d. Dresdner Zwingers, 1966 (W-Verz., L, Abdr. d. Testaments, Urkk.);
    ders., Chr. K.s Grabmal, in: Pantheon 20, 1962, S. 387 ff.;
    ders., Die Dresdner Bildhauer d. 18. Jh. als Meister d. Böttgersteinzeugs u. d. Böttgerporzellans, in: Keramos, 1970;
    ThB (Irrtümer).

  • Autor/in

    Sigfried Asche
  • Zitierweise

    Asche, Siegfried, "Kirchner, Gottlieb" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 657 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd12278992X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA