Lebensdaten
1894 – 1946
Geburtsort
Haßfurt (Unterfranken)
Sterbeort
Nürnberg
Beruf/Funktion
NS-Gauleiter von Thüringen
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 122685547 | OGND | VIAF: 45189540
Namensvarianten
  • Sauckel, Fritz

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Zitierweise

Sauckel, Fritz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd122685547.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Georg Adolf (1868–1938), Postbeamter, Oberpostassistent;
    M Magdalene Dette (* 1865), Näherin: 1924 Elisabeth Wetzel (* 1898);
    8 S, 2 T.

  • Biographie

    1904-09 besuchte S. das Gymnasium in Schweinfurt, das er ohne Abschluß verließ, um Seemann zu werden. Zu Beginn des 1. Weltkriegs geriet er in Australien in franz. Gefangenschaft. 1919 entlassen, arbeitete er mehrere Jahre in der Schweinfurter Kugellagerfabrik Fischer als Hilfsarbeiter; 1922 und 1923 besuchte er die Ingenieurschule in Ilmenau (ohne Abschluß). Bereits 1919/20 schloß S. sich dem frühfaschistischen „Dt.völkischen Schutz- und Trutzbund“ an, dessen Schweinfurter Ortsgruppe er bis zu seinem Wohnortwechsel Anfang 1922 leitete. Mitglied der SA wurde er noch vor seinem|Umzug nach Thüringen. Der NSDAP trat S. am 1.1.1923 bei (Mitglieds-Nr. 17357, seit März 1925: Mitglieds-Nr. 1395 „ehrenhalber“). Nach dem gescheiterten Hitler-Putsch gründete S. in Ilmenau den „Bund Teja“ als lokale Tarn- bzw. Nachfolgeorganisation der verbotenen NSDAP sowie den „Dt. Wanderverein“ als SA-Ersatz. Seit 1923 war er enger Mitarbeiter Artur Dinters (1876–1948), seit 1924 als Gaugeschäftsführer der NSDAP. Am 28.9.1927 ernannte Hitler S. als Nachfolger Dinters zum NSDAP-Gauleiter für Thüringen. Martin Bormann (1900–45), zunächst sein Chauffeur, dann Presseobmann und schließlich Gaugeschäftsführer, blieb nach 1933 ein wichtiger Bündnispartner S.s im polykratischen Gefüge des Dritten Reichs. Bei den Landtagswahlen vom 8.12.1929 erreichte die von S. geführte thür. NSDAP 11,3% und wurde daraufhin an der Landesregierung beteiligt (mit Wilhelm Frick als Innen- u. Volksbildungsmin.). Nach den Landtagswahlen vom 31.7.1932, bei denen die NSDAP 43,9% der Stimmen erhielt, übernahm S. das Amt des thür. Ministerpräsidenten. Am 5.5.1933 wurde S. zum Reichsstatthalter ernannt. Seit dem 10.9.1936 fungierte er als Vorsitzender der nominell als Stiftung firmierenden Wilhelm-Gustloff-Werke, eines rasch expandierenden Rüstungskonzerns, der u. a. aus der „Arisierung“ der Firma Simson (Suhl) hervorgegangen war. Mit Kriegsbeginn erhielt er zudem die Funktion des „Reichsverteidigungskommissars“ des Wehrkreises IX (Kassel).

    Zu einer der zentralen Figuren des Dritten Reichs stieg S. am 21.3.1942 auf, als Hitler ihn zum „Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz“ (GBA) bestimmte. Göring und dessen Vierjahresplan-Behörde war er lediglich nominell unterstellt; tatsächlich besaß er eine selbst von Speer relativ unabhängige Stellung. Dem GBA wurde der gesamte „Arbeitseinsatz“ innerhalb des Reichs inklusive sämtlicher Arbeitsämter unterstellt. Zudem war S. seit Frühjahr 1942 für die zunehmend brutalere Rekrutierung von „Fremdarbeitern“ in den besetzten Gebieten und deren zumeist höchst elende Arbeits- und Lebensverhältnisse verantwortlich. Bis Ende 1943, als die Zahl der im Reich beschäftigten „Fremdarbeiter“ und Kriegsgefangenen mit knapp acht Millionen einen Höchststand erreichte, hatte der (wie Albert Speer lobte) „ungeheuer energische“ und „rücksichtslos unbekümmerte“ S. erhebliche „Erfolge“ vorzuweisen. Es gelang ihm, die zuvor zersplitterte „Arbeitseinsatz-Politik“ zu zentralisieren und im Sinne der NSNationalsozialismus-Kriegswirtschaft zu effektivieren. Seit 1944 vermochten S. und seine Behörden kaum noch, neue Zwangsarbeiter zu rekrutieren; infolgedessen schwand sein politischer Einfluß. Mitte April 1945 setzte sich S. nach Salzburg ab, einen Monat später stellte er sich amerik. Behörden. Das Internationale Militärtribunal verurteilte ihn im Nürnberger Prozeß wegen Kriegsverbrechen sowie Verbrechen gegen die Menschlichkeit zum Tode.

    S. zeigte sich schon frühzeitig als skrupelloser, ideologisch fanatischer, machtbewußter Nationalsozialist, der Hitler bedingungslos ergeben war. Ein (im nat.soz. Sinne) politisch origineller Kopf war er allerdings nie. Als GBA verstand er es vorzüglich, „Ideologie und Effizienzdruck miteinander zu verbinden“ (U. Herbert). Der amerik. Hauptankläger Robert H. Jackson bezeichnete S. daher als den „größten und grausamsten Sklavenhalter seit den ägypt. Pharaonen“.

  • Werke

    Kampfreden, Dok. aus d. Zeit d. Wende u. d. Aufbaus, 1934;
    Der Kampf um Thür., Ein Ber. über d. Tätigkeit d. ersten nat.soz. Staatsmin. u. d. thür. nat.soz. LTfraktion im J. 1930, 1939;
    Das Progr. d. Arbeitseinsatzes, 1942.

  • Literatur

    D. Eichholtz, Gesch. d. dt. Kriegswirtsch. 1939-1945, II, 1985, S. 179-287;
    U. Herbert, Fremdarbeiter, Pol. u. Praxis d. „Ausländer-Einsatzes“ in d. Kriegswirtsch. d. Dritten Reiches, 1985, S. 149-79, 251-69;
    P. W. Becker, in: R. Smelser u. R. Zitelmann (Hg.), Die braune Elite, 1990, S. 236-45;
    W. Naasner, Neue Machtzentren in d. dt. Kriegswirtsch. 1942-1945, Die Wirtsch.organisation d. SS, d. Amt d. GBA u. das Reichsmin. f. Bewaffnung u. Munition/Reichsmin. f. Rüstung u. Kriegsproduktion im nat.soz. Herrschaftssystem, 1995;
    M. Weißbecker, F. S., „Wir werden die letzten Schlakken unserer Humanitätsduselei ablegen …“, in: ders. u. K. Pätzold (Hg.), Stufen zum Galgen, Lebenswege vor d. Nürnberger Urteil, 1996, S. 297-331;
    ders., „So e. Arbeitseinsatz wie in Dtld. gibt es nicht noch einmal auf d. Welt!“ F. S., Gen.bevollmächtigter f. d. Arbeitseinsatz, in: U. Winkler (Hg.), Stiften gehen. NS-Zwangsarbeit u. Entschädigungsdebatte, 2000, S. 41-66;
    B. Post, Vorgezogene Machtübertragung 1932, Die nat.soz. Reg. Sauckel, in: D. Haiden u. G. Mai (Hg.), Thür. auf d. Weg ins „Dritte Reich“, 1995, S. 147-81;
    ders., Thür. unter nat.soz. Herrschaft 1932-1945, in: A. Dornheim, B. Post u. B. Stenzel (Hg.), Thür. 1933-1945, Aspekte nat.soz. Herrschaft, 1997, S. 9-48;
    W. Schilling, Die Sauckel-Marschler-Reg. u. d. Ende d. Parlamentarismus in Thür. 1932/33, in: Reg.bildungen in Thür. seit 1920 u. d. Ende d. Parl. Demokratie, hg. v. thür. LT, 2001, S. 43-152;
    M. Spoerer, Zwangsarbeit unter d. Hakenkreuz, Ausländ. Zivilarbeiter, Kriegsgefangene u. Häftlinge im Dt. Reich u. im besetzten Europa, 1939–1945, 2001;
    K. Höffkes, Hitlers pol. Generale, 1986 (P);
    Biogr. Lex. Weimarer Rep.;
    Weimar Lex.;
    Biogr. Lex. Drittes Reich.

  • Autor/in

    Rüdiger Hachtmann
  • Zitierweise

    Hachtmann, Rüdiger, "Sauckel, Fritz" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 448-449 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd122685547.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA