Lebensdaten
1874 – 1946
Geburtsort
Nieuwediep Gemeinde Helder (Nordholland)
Sterbeort
Leipzig
Beruf/Funktion
niederländischer Kunst- und Literaturwissenschaftler ; Schriftsteller
Konfession
reformiert
Normdaten
GND: 122521102 | OGND | VIAF: 32138682
Namensvarianten
  • Jolles, Johannes Andreas (eigentlich)
  • Andres, Karl (Kollektiv-Pseudonym mit Carl Mönckeberg)
  • Jolles, André
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Zitierweise

Jolles, André, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd122521102.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hendrik (1848–88), Offizier der Handelsmarine, dann Bankbeamter, S d. Johs. Andreas, Börsenmakler in Amsterdam, u. d. Marg. Magdalena Luber;
    M Jakoba Cornelia (Ps. Catharina, 1848–1901), Novellendichterin, Mitbegründerin v. „Nieuwe Gids“ 1884, T d. Adrian Singels u. d. Catharina van der Straaten;
    1) 1900 ( 1918) Mathilde (1879–1958), T d. J. Georg Mönckeberg (1839–1908), Bgm. v. Hamburg, u. d. Elise Mathilde Borberg, 2) 1918 Grittli (* 1895), T d. Eberhard Boecklen, Ing. in Fa. Krupp; Schwager Carl Mönckeberg (1873–1939), Redakteur d. „Neuen Hamburger Ztg.“, Syndikus d. Hamburger Bürgerschaft;
    3 S, 3 T aus 1), u. a. Mattijs (* 1911), Prof. f. dt. Lit. in Chicago, 2 S, 2 T aus 2).

  • Biographie

    J. verließ das Gymnasium (Amsterdam) ohne Abitur, um Gesundung in Italien (Florenz) zu suchen, schrieb Gedichte und betätigte sich als Schriftsteller und Privatgelehrter. Mit einigen Freunden gründete er 1892 einen mystischen Bund „Joreka“ zur Pflege des Symbolismus und gab in der programmatischen Brüsseler Zeitschrift der Fläm. Bewegung, der 1893 von August Vermeylen gegründeten „Van Nu en Straks“, erste Proben der symbolistischen Wortkunst in Holland. Als Sprachrohr der literarischen Generation um 1890 gründete er mit anderen 1895 das Amsterdamer Wochenblatt „De Kroniek“, das zum „Brennpunkt der niederländ. Kultur“ (Thys) wurde und in dem J. seine für die Kunstgeschichte epochemachenden Aufsätze über die Primitiven, d. h. die ital. Maler vor der Renaissance, erscheinen ließ, ebenso wie Kritiken über Kunst, Literatur und Theater. Seine Theaterreformpläne förderte J. in einem Theaterverein „Der junge Joost“. Später verfaßte er mit seinem Schwager Carl Mönckeberg unter Kollektivpseudonym auch deutsche Bühnenstücke (1906/07), 1913 ein holländ. geistreich-frivoles Spiel „Idylle“ (1924) und ein Festspiel zur Feier des 300jährigen Jubiläums der Univ. Amsterdam (1932), das preisgekrönt wurde.

    1894 begann J. mit dem Studium, das er freilich durch mehrere Studienaufenthalte in Paris und Italien (z. B. 1899-1902) unterbrach, zunächst in Amsterdam (Kunstwissenschaft), 1899 in Leiden (Ägyptisch, semit. Sprachen), seit 1902 in Freiburg i. Br. (Archäologie, Geschichte). Nach Promotion (1904) und Habilitation (Freiburg 1905) war J. seit 1905 Privatdozent für altorientalische, ägyptische und frühgriech. Kunstgeschichte in Berlin; seit 1913 war er auch im Kultusministerium tätig. Nach Teilnahme am 1. Weltkrieg als Freiwilliger 1914 (Oberleutnant, EK I), wurde er 1916 o. Professor für Archäologie und Kunstgeschichte in Gent, 1918 planm. ao. Professor für vgl. Literaturgeschichte und fläm. und nordniederländ. Sprache und Literatur in Leipzig. Freundschaft und Briefwechsel, die ihn seit 1897 mit dem Kulturhistoriker J. Huizinga eng verbanden, kündigte er 1933 als Anhänger des Nationalsozialismus auf. J. wurde 1941 emeritiert. Gemäß seiner künstlerischen Veranlagung, und da er german. Sprach- und Literaturwissenschaft nicht studiert hatte, lagen ihm philologische Arbeitsweise und Auseinandersetzung mit dem Forschungsstand weniger als einfühlende Interpretation von Kunst und Literatur (z. B. in der Aufsatzsammlung., Bezieling en Vorm“, 1923) sowie poetologische Klassifikation. Unberührt von der Formanalyse Wölfflins und der sogen. „wechselseitigen Erhellung der Künste“, arbeitete er in Weiterführung der völkerpsychologischen Erwägungen A. Bastians und W. Wundts in seinen literaturwissenschaftlichen Arbeiten sogen, „spezifische Geistesbeschäftigungen“ als Grundlage der einfachsten Formen erzählender Dichtung heraus, wobei er allerdings bei der Sage fälschlich statt der Volkssage die literarische Hochform der Isländersaga zugrundelegte. Seine Lehre von den „Einfachen Formen“ (1930, Neudr. Tübingen 1958), durch Aufsätze in „De Gids“ (1922-28) und den Festschriften E. Mogk (1924) und E. Sievers (1925) vorbereitet, hat zwar die morphologischen Probleme nicht endgültig gelöst, aber mit künstlerischer Intuition in erregender Weise aufgewiesen. Als Anreger zur morphologischen Betrachtung der einfachen Dichtungsformen hat er sich einen bleibenden Platz in der Geschichte der Literaturwissenschaft gesichert.|

  • Auszeichnungen

    Goethemedaille (1944).

  • Werke

    Weitere W Die Bedeutung d. Naturwahrheit in d. Bildkunst, 1904;
    Vitruvs Ästhetik, 1905;
    Die ägypt.-myken. Prunkgefäße, 1910;
    Ausgelöste Klänge, 1916 (üb. antike Kunst);
    Wege zu Phidias, 1918;
    Von Schiller z. Gemeinschaftsbühne, 1919;
    Einfache Formen, Legende, Sage, Mythe, Rätsel, Spruch, Casus, Memmorabile, Märchen, 1930, ²HalIe 1956 (W-Verz.). - Aufsätze u. a. in: Kroniek 1897, 1898, Aula 1917, Niederländ. Jbb. 45, 1920, Gids, 1931.

  • Literatur

    W. Thys, in: De Nieuwe Taalgids 47, 1954, S. 129-37, 199-208;
    ders., De Kroniek van P. L. Tak, 1955;
    H. Rosenfeld, Legende, ³1972, S. 9-15.

  • Autor/in

    Hellmut Rosenfeld
  • Zitierweise

    Rosenfeld, Hellmut, "Jolles, André" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 586-587 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd122521102.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA