Lebensdaten
1663 – 1738
Geburtsort
Zabern
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Kirchenkomponist ; Chorleiter
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 122325176 | OGND | VIAF: 276238
Namensvarianten
  • Murschhauser, Franz Xaver Anton
  • Murschhauser, Franz Xaver
  • Murschhauser, Franz Xaver Anton
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Zitierweise

Murschhauser, Franz Xaver, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd122325176.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Urban Ludwig ( 1666) aus M., lat. Schulmeister in Moosburg/Donau, seit 1655 in Schlettstadt (Elsaß), seit 1658 in Z.;
    M Apollonia ( 1705), seit 1667 in M.; vermutl. B Ignaz ( 1734), Hofbassist (s. L);
    München 1691 Maria Oberhoffer ( 1741);
    1 T.

  • Biographie

    M. besuchte die Petersschule in München, wo u. a. J. Ch. Pez sein Mitschüler war. Seit 1676 war er Mitglied in Chor und Orchester der Peterskirche, unterrichtet zunächst vom dortigen Kantor S. Auer, 1684-93 durch den Hofkapellmeister J. K. Kerll. 1682 hatte M. den Musikverlag von P. Parstorffer, München, gekauft; noch um 1730 vermittelte er dem Lexikographen J. G. Walther Nachrichten über süddeutsche Kirchenmusiker. Wohl auf Empfehlung Kerlls erhielt M. im Juli 1690 die Vertretung für den erkrankten Chorregenten der Münchener Frauenkirche, L. Hölzl. Nach dessen Tod 1691 wurde er definitiver Nachfolger und versah dieses Amt zeit seines Lebens.

    In seinen Vesperkompositionen für 4 Vokalstimmen, Instrumente und Orgel (1700) fügte|M. in 9 Psalmen und im Canticum gregorianische Formeln ein, meist im 1. Vers und in der Doxologie. Damit stellte er sich in eine Tradition, die über J. Stadlmayrs Drucke bis zu C. Monteverdis „Vespro della Beata Vergine“ (1610) zurückreichte. Die 2. Vertonung von Psalm 112 formte er hingegen als geistliches Solokonzert (Umfang der Solobaß-Stimme A1 bis e1). Der Hauptinhalt des Drucks steht stilistisch zwischen den Vesperkompositionen von H. I. F. Biber (1693) und J. C. F. Fischer (1701). In einem undatierten, wohl um 1700 anzusetzenden Verzeichnis seiner Leistungen zählte M. Neukompositionen von einstimmigen Antiphonen, Falsibordoni, Introitus- und Hymnen-Vertonungen „super cantum firmum alla Romana“ sowie Orgelbegleitungen zu Choralgesängen auf. Derartige Arbeiten dürfte er auch in den weiteren Dienstjahren ausgeführt haben. In seinem „Octi-Tonium Novum Organicum“ von 1696 hatte er 8 Orgelzyklen (und einen alternativen) von je 6 Versetten in den Kirchentonarten vorgelegt, wofür Kerlls „Modulatio organica“ (1686), außerdem J. Speths „Ars magna consoni et dissoni“ (1693) als Vorbilder dienten. Auf Choralthemen verzichtete er, um die Sätze für Offizium und Messe verwendbar zu machen. Satztechnisch sind die Kleinformen durchweg gelungen. Im „Prototypon Longo-Breve Organicum“ bündelte er 8 Zyklen von wechselnder Satzzahl, wobei er in 20 längeren Nummern Kürzungsstellen anmerkte (longo-breve). Die Themen formulierte wiederum M., in Nr. 4 legte er das gregorianische Kyrie XI zugrunde. Im weihnachtlichen Anhang des „Octi-Tonium“ und in Teil II des „Opus Organicum Tripartitum“ (1714) versammelte M. Figuralvariationen für Orgel zu Weihnachtsliedern und instrumentalen Arien. Sie dürften für die Elevation in der Messe und für das „Kindlwiegen“ in weihnachtlichen Volksandachten bestimmt gewesen sein. Als stilistisches Vorbild für die Variationstechnik ist J. Pachelbel neben J. K. Kerll anzunehmen. Aus der Tätigkeit M.s als Chorleiter erwuchsen die „Fundamentalische Handleitung“ (17 Blätter), ein Lehrbuch für Sängerknaben, sowie die „Academia Musico-Poetica“ als Kompositionslehre für Regentes chori. Letztere ist wie M.s Kompositionen dem Herkommen verpflichtet, für die Geschichte der kath. Kirchenmusik entgegen J. Matthesons Verdikt jedoch noch immer beachtenswert.

  • Werke

    Octi-Tonium Novum Organicum, 1696;
    Vespertinus Latriae Hyperduliae Cultus sive Psalmi Vespertini Consueti de Dominica et Beatissima Virgine, 1700, ²1726;
    Prototypon Longo Breve Organicum, 2 T., o. J. (1703 u. 1707);
    Fundamentalische, kurz u. bequeme Handtleithung, so wohl zur Figurat- als Choral-Music, 1707;
    Operis Organici Tripartiti Pars secunda, 1714 (T. 1, 1712, noch nicht gefunden, T. 3 wohl nicht ersch.);
    Academia Musico-Poetica Bipartita, od.: Hohe Schul d. musical. Composition, I, 1721 (II nicht ersch.). – Editionen: Octi-Tonium, in: Süddt. Orgelmeister d. Barock VI, 1961;
    Prototypon, ebd. X, 1969;
    Operis Organici Tripartiti Pars Secunda, ebd. 17, 1989;
    Psalmi Vespertini, in: DTB NF IX, 1992, alle mit wiss. Vorwort hrsg. v. R. Walter. |

  • Nachlass

    Nachlaß: Bibl. d. Metropolitankapitels, München.

  • Literatur

    J. Mattheson, Critica Musica, 1722;
    J. G. Walther, Musical. Lexicon, 1732, S. 428 u. Vorwort;
    F. J. Lipowski, Baier. Musiklex., 1811, S. 225;
    E. L. Gerber, Neues hist.-bibliogr. Lex. d. Tonkünstler, 1812/14. Sp. 529 ff.;
    F.-J. Fétis, Biographie universelle des Musiciens, T. 5, 1863, S. 268 f.;
    M. Seiffert, Vorwort zu DTB (Alte Folge) 30, Jg. 18, 1917, S. XXXIX-LIV;
    L. Söhner, Die Gesch. d. Begleitung d. gregorian. Chorals in Dtld., vornehml. im 18. Jh., 1931;
    ders., Die Musik im Münchener Dom Unsere Liebe Frau in Vergangenheit u. Gegenwart, 1934, S. 75 ff.;
    G. Frotscher, Gesch. d. Orgelspiels u. d. Orgelkomposition, I, 1935, S. 527 ff. (mit Verz. d. Nachdrucke);
    W. Apel, Gesch. d. Orgel- u. Klaviermusik bis 1700, 1967, S. 569 f.;
    RISM A/I/6, 1976, M 8202, M 8203, M 8204, u. B VI², 1971, S. 605 f.;
    MGG;
    Riemann mit Erg.bd.;
    New Grove;
    Encyclopédie de l'Alsace IX, 1984. – Zu Ignaz:
    R. Eitner, Biogr.-bibliogr. Quellenlex. d. Musiker, VII, 1902, S. 123 f.;
    M. Leitschuh, Die Matrikeln d. Oberklassen d. Wilhelmsgymnasiums in München, I, 1561/62-1679/80, 1970.

  • Autor/in

    Rudolf Walter
  • Zitierweise

    Walter, Rudolf, "Murschhauser, Franz Xaver" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 620-621 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd122325176.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA