Lebensdaten
1930 – 1985
Geburtsort
Erlangen
Sterbeort
Tübingen
Beruf/Funktion
evangelischer Theologe ; Historiker ; Politiker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 122211375 | OGND | VIAF: 2482375
Namensvarianten
  • Scholder, Klaus
  • Scholder, Klaus Rudolf
  • Scholder, Klaus Rudolph

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Zitierweise

Scholder, Klaus, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd122211375.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Rudolf (1896–1973), Prof. f. anorgan. Chemie an d. TH Karlsruhe, Rektor 1954–56, Mitgl. d. Heidelberger Ak. d. Wiss., Alfred-Stock-Gudächtnispreis 1958 (s. L), S d. Karl (1865–1938), Pfarrer in Winterlingen (Württ.), u. d. Katharina Lehre (1867–1961);
    M Elisabeth (1900–45), Dr. med. dent., Zahnärztin, T d. Walter Bretschneider (1874–1964), Dr. med. dent., Zahnarzt, u. d. Emilie Stender (1876–1970);
    Schw Christa Oehmichen (* 1927), Dr. med., Hautärztin;
    Tübingen 1964 Carola Lincke (* 1940), Gymn.lehrerin;
    1 S Christoph (* 1967), Soziol., freier Autor.

  • Biographie

    Nach dem Abitur am humanistischen Bismarck-Gymnasium in Karlsruhe und der Aufnahme in das Tübinger Stift 1948 studierte S. 1949-51 Ev. Theologie, Germanistik und Geschichte in Tübingen, 1951-54 in Göttingen. 1956 legte der Schüler von Hanns Rückert (1901–74) und Ernst Wolf (1902–71) das Erste Theol. Examen ab, wurde ordiniert und in Tübingen bei Klaus Ziegler (1908–78) mit einer Arbeit über „Die Verwirklichung des Imaginativen in den Romanen Jean|Pauls“ zum Dr. phil. promoviert. 1956-58 forschte S. als Stipendiat des Instituts für Europ. Geschichte in Mainz. Von Karl-Georg Pfleiderer (1899–1957) 1954 für die Politik gewonnen und an liberalen Leitfiguren wie Friedrich Naumann und Theodor Heuss orientiert, wurde er 1958 Mitbegründer der Friedrich-Naumann-Stiftung, als deren stellv. Vorsitzender er seit 1982 fungierte. Als kulturpolitischer Referent der FDP-Bundestagsfraktion in Bonn 1956-58 und Mitautor des Berliner Programms der Partei (1957) sowie danach als Pfarrverweser in Bad Überkingen (Schwäb. Alb) und 1959 als Stiftsrepetent in Tübingen sammelte der von der Theologie Karl Barths geprägte S. Erfahrungen in programmatischer Parteiarbeit, Kirchendienst und Wissenschaftsvermittlung. 1965 als DFG-Stipendiat in Tübingen mit einer Studie über „Ursprünge und Probleme der Bibelkritik im 17. Jh.“ (gedr. 1966) habilitiert, übernahm S. 1968 hier, nach Ablehnung eines Rufs an die Univ. Bonn, den Lehrstuhl für Kirchenordnung (Kooptierung in d. hist. Fak. 1971). Neben seinem akademischen Amt blieb S. ein gefragter Synodale (1969–71), Publizist und Redner sowie ein umworbenes Kommissionsmitglied. Das Angebot, 1981 ein Berliner Senatorenamt in der Regierung Richard v. Weizsäckers zu übernehmen, schlug er aus.

    S.s zentrales Anliegen war zeitlebens die kritisch-konstruktive Ausgestaltung der Konfliktbeziehungen zwischen Christentum und Liberalismus, Kirche und moderner Welt. Dieses Interesse bildete auch die Basis für seine wissenschaftliche Lebensleistung: die Etablierung der Kirchlichen Zeitgeschichte als eigenständiger Wissenschaftsdisziplin. Wie kein dt. Kirchenhistoriker zuvor stellte S. die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus in den Mittelpunkt seiner Arbeit und löste das Thema aus konfessionellen Engführungen, intransigentem „Kirchenkampf“- Lagerdenken und Zeitzeugenapologetik. Nicht nur seine äußerst kritische Sicht des Reichskonkordats löste heftige Debatten aus, auch die These von der Mitschuld Dialektischer Theologen am Untergang der Weimarer Republik barg Provokationspotential. Der 1. Band seines Hauptwerks „Die Kirchen und das Dritte Reich“ (1977, Neudr. 2000, engl. 1987; Bd. 2 postum hg. v. G. Besier u. a., 1985) beeindruckte als quellenerschließende Pioniertat stupenden Forscherfleißes ebenso wie als erzählerisch glanzvoll präsentiertes Zeitpanorama.

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Sachverständigenrats f. Umweltfragen (seit 1969) u. d. Wiss. Beirats d. Bundeszentrale f. pol. Bildung (seit 1970), d. Kuratoriums d. Adenauer-Hauses (seit 1975); Vors. d. Senatsausschusses f. Umweltforsch, d. DFG (seit 1972);
    stellv. Vors. d. Arbeitsgemeinschaft f. kirchl. Zeitgesch. (1975–85);
    BVK am Bande (1981).

  • Werke

    Weitere W Die Problematik d. pol. Verantwortung in unserer jüngsten Gesch., 1959;
    Ferdinand Christian Baur, Ausgew. Werke in Einzelausgg., 5 Bde., 1963-75 (Hg.);
    30 J. Dtld. u. d. Kirche, 1964;
    Die Zukunft d. Liberalismus, 1970;
    Grenzen d. Zukunft, Aporien v. Planung u. Prognose, 1973;
    Über d. Umgang mit unserer jüngsten Gesch., 1979;
    Die Mittwochs-Ges., Protokolle aus d. geistigen Dtld. 1932 bis 1944, 1982;
    Das Gustav-Adolf-Werk u. d. ev. Kirche, 1983;
    Prot. Profile, Lb. aus fünf Jhh., 1983 (mit D. Kleinmann);
    Die Kirchen zw. Rep. u. Gewaltherrschaft, Ges. Aufss., hg. v. K.-O. v. Aretin u. G. Besier, 1988, engl. 1989 (P, vollst. Bibliogr., S. 293-307);
    % Mithg.: liberal (1965-83);
    Geist u. Gesch. d. Ref., FS Hanns Rückert, 1966 (mit H. Liebing);
    Verkündigung u. Forsch. (1966–85);
    Ev. Theol. (1967–85);
    Zs. f. KGesch. (1968–85);
    Arbb. z. kirchl. Zeitgesch. (1975–85);
    % Nachlaß: BA Koblenz.

  • Literatur

    H. A. Oberman, in: Zs. f. KGesch. 96, 1985, S. 295-300;
    K. Nowak, in: Luth. Mhh. 24, 1985, S. 249 f.;
    K.-H. Faulenbach, Historie u. bleibendes Erbe d. J. 1934, Anm. zu K. S., Die Kirchen u. d. Dritte Reich, in: Ev. Theol. 46, 1986, S. 551-54;
    G. Schulz, ebd. 47, 1987, S. 477-85;
    C. A. v. Heyl, K. S.s Wirken f. d. Ev. Kirche in Dtld., ebd., S. 494-98;
    J. Moltmann, Die pol. Relevanz d. Theol., Forts. e. theol.-pol. Gesprächs mit K. S. u. e. Versuch, ihn zu verstehen, ebd., S. 498-504;
    H. Hamm-Brücher, Erinnerungen an e. christl., lb. u. süddt. Demokraten, in: liberal 29, 1987, H. 2, S. 97-103, wieder in: Ev. Theol. 47, 1987, S. 485-94;
    E. Lohse, Verantwortete Freiheit in d. pol. Entscheidung, in: Kirchl. Zeitgesch. 4, 1991, S. 367-74;
    BBKL;
    Munzinger;
    zu Rudolf:
    Nachrr. aus Chemie u. Technik 6, 158, S. 187 (P);
    Pogg. VI-VIII.

  • Autor/in

    Friedrich Wilhelm Graf
  • Zitierweise

    Graf, Friedrich Wilhelm, "Scholder, Klaus" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 440-441 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd122211375.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA