Lebensdaten
1695 – 1770
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Maler ; Hofmaler in Wien
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 121987000 | OGND | VIAF: 52559379
Namensvarianten
  • Mytens, Martin van
  • Mijtens, Martin van
  • Meytens, Martin van
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Zitierweise

Meytens, Martin van, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd121987000.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus weit verzweigter, urspr. fläm. Künstlerfam., d. im 16. Jh. unter Hzg. Alba nach Holland übersiedeln mußte, von wo zahlr. Mitglieder als Hofmaler in versch. europ. Staaten gingen. – V Martin d. Ä. (1648–1736), Bildnismaler, seit 1677 in St. ansässig, wo er e. Malschule führte u. eine d. größten Gemäldeslgg. Schwedens besaß (s. ThB unter Mytens), S d. Isaac (1602–66), Maler in Den Haag (s. ThB, auch zu d. übrigen künstler. tätigen Verwandten), u. d. Hendrickje Harpers ( n. 1648);
    M Jeanne (1658–1741), T d. Franz de Bruyn, Kaufm. in Gorcum, u. d. Marije Verbeeck; ledig; Verwandte Georges des Marées (1697–1776), Maler, Hans v. Marées (1837–87), Maler (beide s. NDB 16), Sophonias de Derichs (1712–73), Historienmaler (s. ThB).

  • Biographie

    Gemeinsam mit seinem Verwandten Georges des Marées erhielt M. zunächst eine sorgfältige Ausbildung bei seinem Vater. 1714 ging er nach England, studierte die Porträtgemälde van Dycks und erlernte die Technik der Emailmalerei. 1717 wurde er in Paris Schüler des Emailmalers Charles Boit, mit dem er auch eine Reise nach Dresden unternahm, wo er für August den Starken arbeitete. In Frankreich war M. bald ein hochgeschätzter Miniaturist, der vom Herzog von Orléans protegiert wurde. Für Zar Peter d. Gr. fertigte er 40 Emailbildnisse an. 1721 kam er erstmals für zwei Jahre nach Wien. Ein Angebot, als Hofmaler in den Dienst Kaiser Karls VI. zu treten, veranlaßte ihn, sich zuvor noch in Italien zu vervollkommnen. 1723-27 hielt er sich in Venedig, Rom, Neapel, Florenz, Bologna, Modena, Mailand, Turin und Genua auf und eignete sich umfassende Kenntnisse in der Ölmalerei an. Zu seinen Auftraggebern zählten wieder der Hochadel und – trotz seiner prot. Konfession – auch Papst Benedikt XIII. und der hohe röm. Klerus. Nach der Rückkehr aus Italien und einem längeren Besuch in seiner Heimat ließ sich M. 1731 endgültig in Wien nieder, wurde ein Jahr später kaiserl. Kammermaler und erhielt das sonst nur Katholiken zustehende Recht, ein Haus zu kaufen. Unter Maria Theresia erreichte er als bevorzugter Maler des Kaiserhauses den Höhepunkt seines Ruhms; 1759 wurde er zum Direktor der Wiener Kunstakademie ernannt. Ein großer Werkstattbetrieb unter der Leitung seines Verwandten und Schülers Sophonias de Derichs ermöglichte ihm die Massenproduktion von repräsentativen Einzel- und Gruppenporträts der Kaiserin, ihrer Familie und ihres Hofstaates. Er beschränkte sich dabei auf die Ausführung der Hauptpartien, während Draperien und Hintergründe von spezialisierten Mitarbeitern stammten. Dieses arbeitsteilige Verfahren, verbunden mit dem Umstand, daß M. selten Bilder signierte, erschwert eine genaue Bestimmung seines eigenhändigen Anteils. Sein leidenschaftliches Interesse für Physik und Alchimie kam ihm bei der Herstellung der Malfarben zugute und brachte ihm 1743 das kaiserliche Privileg zur Errichtung einer Farbenfabrik ein.

    Entsprechend M.s Ausbildung setzt sich sein Werk aus sehr verschiedenen künstlerischen Komponenten zusammen: Der Typus des höfischen Repräsentationsporträts mit dem starren Formenkanon steht in der Tradition des franz. Hochbarocks, koloristisch ist eine Annäherung an das Rokoko festzustellen, dessen sinnliche Qualität allerdings dem strengen Geist des maria-theresianischen Österreich zum Opfer fällt. Die geglättete Oberfläche und die minutiöse Feinmalerei bei den prunkvollen Requisiten verraten den ehemaligen Email-Miniaturisten, der in Italien zur statuarischen Plastizität der Großform fand. Dazu kommen gelegentliche Reminiszenzen seiner niederländ. und engl. Anfänge. Daraus resultiert eine mit maltechnischer Perfektion vorgetragene Bildnisauffassung, die der offiziellen Funktion inhaltlich völlig gerecht wird, wobei die individuelle Charakterisierung der Dargestellten bisweilen Gefahr läuft, einer puppenhaften Typisierung zu unterliegen. Der von M. geprägte Stil erfreute sich außerordentlicher Beliebtheit und wurde vielfach imitiert, galt aber bereits in den letzten Lebensjahren des Künstlers als überholt.

  • Werke

    Fam. Grill, 1730/31 (Göteborg, Konstmuseet);
    Maria Theresia als Kgn. v. Ungarn, nach 1741 (Wien, Österr. Gal.);
    Kaiser Franz I. Stephan v. Lothringen, um 1745-50 (ebd.);
    Die Fam. d. Gf. Nikolaus Pálffy v. Erdöd, 1752/53 (ebd.);
    Maria Theresia als Herrscherin, 1750-55 (Wien, Schloß Schönbrunn);
    Kaiserl. Fam., 1754 (ebd.);
    Kaiserin Maria Theresia, 1759 (Wien, Ak. d. bildenden Künste).

  • Literatur

    ADB 21;
    T. Baden (Hrsg.), La vie de Mr. de Meytens à Vienne communiquée par lui-même, in: Briefe üb. d. Kunst v. u. an Ch. L. v. Hagedorn, 1797, S. 213-23 (vermutl. nicht v. M. selbst verfaßt);
    A. Gauffin, M. v. M. d. y. och hans nyförvärvade arbeten i statens konstsamlingar, in: Nationalmusei årsbok 1920, S. 33-66;
    A. Weißenhofer, M. de M. u. d. Wiener Hof, in: Mitt. d. Ver. f. Gesch. d. Stadt Wien 4, 1923, S. 45-57;
    W. Kramm, Fürst Karl v. Waldeck u. die Wiener Hofmaler M. v. M. u. A. Querfurt, in: Zs. d. dt. Ver. f. Kunstwiss. 5, 1938, S. 77-93;
    B. Lisholm, Die Künstlerdynastie Mytens, in: Adler, Zs. f. Geneal. u. Heraldik 6, 1962, S. 84 ff.;
    dies., M. v. M. d. y., Hans liv och hans verk (mit dt. Zus.fassung), 1974 (P);
    E. Baum, Kat. d. Österr. Barockmus. im Unteren Belvedere in Wien II, 1980, S. 425-35;
    Maria Theresia u. ihre Zeit, Ausst.kat. Wien 1980, S. 263 f. u. passim (P);
    Wurzbach 18;
    ThB (unter Mytens).

  • Porträts

    Selbstbildnisse, Gem.: 1727 (Florenz, Uffizien);
    1735 (Stuttgart, Ludwigsburg);
    1750 (Wien, Ak. d. bildenden Künste).

  • Autor/in

    Edwin Lachnit
  • Zitierweise

    Lachnit, Edwin, "Meytens, Martin van" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 409-410 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121987000.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Meytens: Martin v. M., ausgezeichneter österreichischer Bildnißmaler, geb. 24. August 1695 in Stockholm, wo sein Vater Peter Martin gleichfalls als Porträtmaler thätig war. Die Familie, welche bis auf Peters Uebersiedlung im Haag gelebt hatte, schrieb sich dem holländischen Idiome gemäß Mytens, erst seit seinem dauernden Verweilen in Deutschland verdeutschte Martin jene Schreibweise mit der der flämischen Aussprache entsprechenden: Meytens. Der Sohn erhielt zugleich mit seinem Vetter und Landsmann George Desmarées durch den alten M. in Stockholm Unterricht, Desmarées soll auch auf der italienischen Reise sein Gefährte gewesen sein und wurde später Hofmaler in München. Die Epoche der Studienreisen Meytens' ist sehr ausgedehnt, erstreckte sich über die wichtigsten Kunstländer, ist jedoch nach der historischen Folge der einzelnen Aufenthalte bisher nicht völlig klargestellt. Der junge Künstler hielt sich in Holland, England, Frankreich und Italien auf. Es scheint, daß er mit siebzehn Jahren auszog, etwa zwei Jahre in Holland blieb, dann 1714 nach England ging, wo van Dyck sein hauptsächlichstes Studium bildete, wieder nach dreijährigem Verweilen in London begab er sich 1717 nach Paris, wo er bis 1719 sich aufhielt. Nach London war M. im Gefolge Königs Georg I. gezogen, der ihn auch daselbst förderte. In Paris beschäftigte ihn das Fach der Miniaturmalerei auf Email, worin ihm sein Landsmann, ein Spezialist in dieser damals sehr beliebten Kunst, Charles Boite, Unterricht ertheilte. Ich vermuthe, daß die Beziehungen, welche Boite auch zum kaiserlichen Hofe hatte, die Gedanken seines Schülers nach Oesterreich lenkten. Indessen war der Aufenthalt in Wien|zunächst nicht dauernd, indem der Künstler von dort aus wieder eine Studienreise und zwar nach Italien antrat. Nach Einigen soll sie fünf, nach Andern gar neun Jahre gedauert haben. Turin, Florenz, Rom, wo er seit 1724 verweilte, waren die Hauptstationen. Die Rückkehr nach Wien erfolgte 1726, nicht wie Andere behaupten, erst 1731. Er verließ diese Stadt, welche das eigentliche Feld seines Ruhmes wurde, nur auf kurze Zeit, so, als er auf einige Monate die Eltern in Schweden besuchte, die er seit dem 17. Jahre nicht gesehen hatte. Ob er eine 1755 erhaltene Einladung, das Porträt der russischen Kaiserin in Petersburg zu malen, angenommen habe, läßt sich nach dem bisherigen Forschungsmaterial nicht erweisen, daß er erst in Rom angefangen haben soll, in Oel zu malen, ist eine kindische Behauptung mehrerer Autoren, er copirte die Classiker der niederländischen Porträtkunst bereits als Jüngling im Haag und London. Im J. 1732 ernannte ihn Karl VI. zum Kammermaler, Maria Theresia, deren Lieblingskünstler er wurde, schenkte ihm 1746 ein Landhaus auf der Wieden, den 28. Aug. 1759 wurde er zum Director der kais. Akademie der bildenden Künste berufen, der schwedische König Friedrich sendete ihm eine Medaille, eine andere ließ sein Landmann Nik. Keder auf ihn schlagen. Es fehlte nicht an Glanz und Ehren, so daß M. so recht der grandseigneur unter den Künstlern Wiens wurde. Seine persönliche Liebenswürdigkeit, sein edles helfendes Wesen, seine Noblesse machten ihn zum Mittelpunkt des Standes. Er führte das Akademiedirectorat ohne ein Gehalt anzunehmen, verdiente er doch reichlich durch seine Bildnisse, welche rapid Mode wurden. Sein Haus enthielt eine werthvolle Sammlung aller Gemälde, die das Kaiserpaar öfter besichtigte. Dieses Verhältniß zum Hofe und den übrigen vornehmsten Kreisen benützte er aufs edelste zur Förderung seiner Collegen, ja zur Hebung des ganzen Standes, indem er den sowohl timid bedientenhaften Geist der damaligen Künstler als deren vorwiegenden Bildungsmangel wirksam durch die Annäherung an Hof und Adel zu beseitigen wußte. Den Akademikern bewirkte er Befreiung von lästigen Steuern, arme Anfänger unterstützte er fortwährend, nur um den Unterricht in der Akademie scheint sich der vornehme Herr wenig gekümmert zu haben. Dafür beschäftigte er in seinem Atelier eine stattliche Schülerschaar, unter denen z. B. Hubert Maurer besonders zu nennen ist. Ein Anderer war Sophonias Dederich, welcher dreißig Jahre bei ihm diente und meist das Beiwerk besorgte. Der Meister selbst beschränkte sich bloß auf Köpfe und Hände, für die Darstellung der meisterhaft gemalten Spitzen seiner Bildnisse hielt er einen eigenen Specialisten, einen Franzosen. Die Zahl der aus seinem Atelier hervorgegangenen Porträts ist eine außerordentliche. Fast jedes größere Hof- und Regierungsgebäude, geistliche Stift oder adelige Palais in Oesterreich-Ungarn besitzt etwas davon, sei es auch, daß die Hand des Meisters nur einige Retouchen an der Schülerarbeit angebracht habe. Infolgedessen ist der Werthunterschied dieser Leistungen ein höchst bedeutender. Die vorzüglichsten davon sind wahre Juwele von Pracht und stolzer Fürstenherrlichkeit, die Würde der kaiserlichen Majestät, die Feinheit des aristokratischen Wesens, der stolze gesellschaftliche Ton der in Goldstickerei, Brüssler-Spitzen, Seide und Purpur gehüllten Göttersöhne jener vornehmen Zeit hat niemals einen geschickteren und eleganteren Darsteller gefunden als M. Dabei verfällt er jedoch keineswegs in steife Grandezza. Das Gesicht der schönen Maria Theresia blickt aus der Wolke von Spitzen und Puder doch unsäglich frisch, heiter und liebenswürdig in die Well, ihr Gemahl Franz I. mit der ganzen Jovialität seiner Natur etc. Nur einige, ganz hervorragende Arbeiten seien hier kurz erwähnt: Maria Theresia in rosenfarbener Spitzenrobe, Schloß Schönbrunn, wol sein herrlichstes Werk! — Dieselbe, Kniestück, 1759 bei seinem|Amtsantritt für die Akademie gemalt. — Dieselbe, 1744 im Auftrage des Wiener Magistrates, im Rahmen das Brustbild des jungen Erzherzogs, später Kaiser Joseph II. — Herzog Karl von Lothringen, wozu die Schlacht im Hintergrunde Joh. Gabr. Canton malte. — Eine Suite großer Leinwandbilder, die Festlichkeiten bei der Vermählung Josephs II. mit Isabella von Parma darstellend, mit zahllosen Figuren, zu denen M. bloß die Köpfe, das Uebrige Dederich fertigte. Ferner porträtirte er Friedrich I. von Schweden, den Fürsten Kaunitz, die gesammte kaiserliche Familie (mehrmals), die fürstlich Liechtensteinische Familie, die Familie Kaiser Karls VI. 1730 (Schloß Laxenburg); Czar Peter, Herzog von Orleans, Ludwig XV. von Frankreich, August I. von Sachsen. Meytens' Selbstporträt kommt gleichfalls öfters vor, mehrmals in genrehafter Auffassung im Kreise seiner Freunde, bei einem Concert, beim Brettspiel etc., das Bildniß seines Vaters etc. Nach seinen Originalen wurden zahllose Stiche von Schmutzer, Haid, Kilian, Schmittmer, Camerata, Eckardt, Petit, Steuglen u. v. A. gefertigt. Der Meister starb zu Wien, den 23. März 1770.

    • Literatur

      (Aus meinen Collectaneen und Material: die bestehende Litteratur ist ganz unkritisch.)

  • Autor/in

    Ilg.
  • Zitierweise

    Ilg, Albert, "Meytens, Martin van" in: Allgemeine Deutsche Biographie 21 (1885), S. 662-664 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121987000.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA