Lebensdaten
1887 – 1969
Geburtsort
Dresden
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Ethnologe ; Religionswissenschaftler
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 121834948 | OGND | VIAF: 5026320
Namensvarianten
  • Lehmann, Rudolf
  • Lehmann, Friedrich Rudolf
  • Lehmann, F. Rudolf
  • mehr

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Zitierweise

Lehmann, Rudolf, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd121834948.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Karl Johs. Bruno (1863–1919), Kaufm. in D., S d. Ernst Julius u. d. Karoline Augustine Clementine Wenzel in Bautzen;
    M Margarete Auguste Therese (1866–1939), T d. Friedrich Anders (1829–1904), kgl. Haushofmeister u. Lokalrichter in D., u. d. Auguste Clementine Sohr;
    Leipzig 1921 Hildegard (* 1902), T d. Fabr. Karl Friedrich Felix Ellrich (1869–1948) in Leipzig u. d. Ida Ottilie Weinhold;
    1 T.

  • Biographie

    L. studierte seit 1907 in Leipzig Theologie, Philosophie und Völkerkunde und trat nach der 1. theol. Prüfung 1911 als Gymnasialvikar in den Schuldienst ein, in dem er mit einer kurzen Unterbrechung als Hilfsgeistlicher bis 1939 verblieb. Neben seiner Lehrtätigkeit studierte er in Leipzig weiterhin Völkerkunde, Religionswissenschaften, Philosophie, Geschichte, Pädagogik und orientalische Sprachen. 1913 legte er die 2. theol. Prüfung und 1923 die Staatsprüfung für das Höhere Lehramt ab. 1915 war er in Leipzig promoviert worden, 1930 habilitierte er sich dort für das Fach Völkerkunde. 1947 erfolgte seine Ernennung zum ao. Professor für Völkerkunde und Religionswissenschaften. Auf einer Forschungsreise in Südwest-Tansania wurde er vom Ausbruch des Krieges überrascht und in der Südafrikan. Union interniert, doch konnte er seine wissenschaftliche Arbeit bereits 1941 als Lecturer an der Univ. Witwatersrand wieder aufnehmen. 1946-50 war er als Assistant Ethnologist in Südwest-Afrika tätig und mit den Vorarbeiten zu einem „Ethnographic Survey“ von Südwest-Afrika beschäftigt. 1950 erhielt er einen Ruf auf den Lehrstuhl für Völkerkunde an der Univ. Potchefstroom, den er bis 1955 innehalle. Auch in dieser Zeit führte er seine Feldforschungen in Südwest-Afrika weiter. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland nahm er 1958-62 noch einen Lehrauftrag an der Univ. München wahr.

    L. begann seine wissenschaftliche Laufbahn als Religionsethnologe. Er stand in der Tradition der Lehre der sogenannten präanimistischen Zaubertheorie, auf deren Einfluß auch sein lebenslanges Interesse für Fragen der Magie zurückzuführen ist. Er suchte jedoch nach eigenen Wegen zum Verständnis geistig-religiöser Phänomene, indem er sie nicht als Einzelerscheinungen, sondern in ihrem gesamtkulturellen Zusammenhang, besonders in ihren gesellschaftlichen Bindungen und Funktionen untersucht wissen wollte. Als Schüler W. Wundts betonte er darüber hinaus die Notwendigkeit einer struktur- und entwicklungspsychologischen Erforschung der einzelnen religiösen Vorstellungen, um das ihnen zugrunde liegende Glaubenserlebnis erfassen und Einblick in ihren Entwicklungsablauf gewinnen zu können. Eine historische Rekonstruktion der Religionsentwicklung oder gar ein Vordringen zu ihren Anfangsstadien erklärte er für unmöglich. Bei der Vielfalt geistig-religiöser Vorstellungen warnte er vor dogmatischen Verallgemeinerungen und Vereinfachungen. Bekannt geworden ist L. vor allem durch zwei noch heute grundlegende Arbeiten, in denen er sich um die Klärung wichtiger Begriffe wie „mana“ und „tabu“ bemühte. Die Kriegsereignisse bedeuteten für sein wissenschaftliches Wirken einen tiefen Einschnitt und zwangen ihn, sich vorrangig der Feldforschung und ethnographischen Arbeiten zuzuwenden. Sein besonderes Augenmerk schenkte er der Entwicklung des Häuptlingswesens in Südwest-Afrika; er knüpfte damit thematisch an eine frühere Studie an, in der er der Entstehung zentraler Autoritäten in schriftlosen Gesellschaften nachgegangen war.

  • Werke

    Mana, d. Begriff d. „außerordentlich Wirkungsvollen“ bei Südsee-Völkern, 1922;
    Die polynes. Tabusitten, e. ethnosoziolog. u. rel.wiss. Unters., 1930;
    Die Herausbildung d. Führertums auf niederen Stufen d. Kultur im Zusammenhang mit d. gesellschaftl. Entwicklung, in: Baessler Archiv 19, 1936;
    Einige Spannungs- u. Ausgleichserschelnungen in d. soz. Organisation mittel- u. südwestafrikan. Völker, in: Btrr. z. Gesellungs- u. Völkerwiss., 1950;
    Das Häuptlingstum d. Herero in Südwestafrika, Eine kurze Übers. üb. d. Entwicklung d. pol. Organisation u. d. heutigen Nat.bewußtseins d. Herero, in: Sociologus 5, 1955;
    Bemerkungen zu e. neuen Begründung d. Beschneidung, ebd. 7, 1957;
    Die pol. u. soz. Stellung d. Häuptlinge im Ovamboland während d. dt. Schutzherrschaft in Südwestafrika, in: Tribus ⅘, 1954/55;
    Der omulodi-Glaube, „schuldig“ od. „unschuldig“ im Bereich d. „Todeszauber-“ od. „Hexenglaubens“ in Afrika, in: Jb. d. Mus. f. Völkerkde. zu Leipzig 16, 1957.

  • Literatur

    O. F. Raum, in: Sociologus 20, 1970;
    ders., in: Zs. f. Ethnol. 95, 1970 (W-Verz.).

  • Autor/in

    Helmut Straube
  • Zitierweise

    Straube, Helmut, "Lehmann, Rudolf" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 93-94 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121834948.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA