Ziegler, Christiane Mariane von (verheiratete)

Lebensdaten
1695 – 1760
Geburtsort
Leipzig
Sterbeort
Frankfurt/Oder
Beruf/Funktion
Dichterin ; Übersetzerin ; Schriftstellerin
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 121540243 | OGND | VIAF: 17409969
Namensvarianten

  • Romanus, Christiane Marianne
  • Könitz, Christiane Marianne von (verheiratete)
  • Ziegler, Christiane Marianne von (verheiratete)
  • Steinwehr, Christiane Marianne von (verheiratete)
  • Ziegler, Christiane Mariane von (verheiratete)
  • ziegler, christiane mariane von
  • Romanus, Christiane Marianne
  • Könitz, Christiane Marianne von (verheiratete)
  • könitz, christiane marianne von
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  • ziegler, christiane marianne von
  • Steinwehr, Christiane Marianne von (verheiratete)
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  • Ziegler, M. von
  • Romanus, Christiane Mariane
  • Romanus, Christiana Maria
  • Romanus, Christiane Maria
  • Romanus, Christiana Mariana
  • Ziegler, Christiana Mariana Romanus von
  • Ziegler, Mariane von
  • Ziegler, Christiana Mariana von
  • Ziegler, Christiane M. von
  • Steinwehr, Christiane Mariane von
  • Ziegler, Christina Maria von
  • Könitz, Christiane Marianne von
  • Steinwehr, Chr. M. von
  • Lindenheim, Clarimene von
  • Silere
  • Ziegler, Christiana Maria von
  • Ziegler, Christiane Maria von
  • b24
  • b25
  • Cönitz, Christiane Marianne von

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Zitierweise

Ziegler, Christiane Mariane von (verheiratete), Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd121540243.html [06.12.2025].

CC0

  • Ziegler, Christiane Mariane von (Pseudonym Silere, de Rose, Clarimene von Lindenheim), geborene Romanus, verheiratete von Könitz und von Steinwehr

    | Dichterin, Übersetzerin, * 28./29.6.1695, ~ 30.6.1695 Leipzig, † 1.5.1760 Frankfurt/Oder, vermutlichFrankfurt/Oder (evangelisch)

  • Genealogie

    Aus Leipziger Juristenfam.;
    V Franz Conrad Romanus (1671–1746), kfl. sächs. Appellationsger.rat, RA, 1701/02 u. 1703/04 Bgm. in L., HR, (s. ADB 29, Fam.art.), S d. Caspar Theophil (Gottlieb) R. (v. Muckershausen) (1646–85) u. d. Christine Margarethe Schuster ( 1671);
    M Christiana Maria (1674–1739), T d. Heinrich Conrad Brummer (1647–1684), Handelsherr in L., Kramermeister, u. d. Maria Regina|Winckler (1660–78);
    7 jüngere Geschw u. a. Franz Wilhelm Romanus (1703–1762), Dr. iur., Oberhofger.advokat;
    1) Nikolaikirche Leipzig 1711 Heinrich Levin v. Könitz (1687–1712), Herr v. Arnstedt u. Friedeburg, aus Arnstedt (Mansfeld), 2) 1715 Georg Friedrich v. Ziegler ( um 1722), auf Eckartsleben b. Gräfentonna, sächs. Hptm., 3) Leipzig 1741 Wolf Balthasar Adolph v. Steinwehr (1704–71), aus Deetz (Dziedzice, Neumark), Prof. f. Gesch., Naturu. Völkerrecht an d. Univ. Frankfurt/O. (Rektor 1745, 1749, 1756, 1765), 1738 ausw. Mitgl. d. Preuß. Ak. d. Wiss. (s. Meusel);
    1 T aus 1) Johanna Mariana Henrietta (1712–1722), 1 T aus 2) Carolina Augusta Louisa (1716–1722).

  • Biographie

    Die energische, vielseitig interessierte und für Musik und Poesie begeisterte Z. verlebte eine unglückliche Kindheit und Jugend. Ihr Vater wurde 1705 als Bürgermeister in Leipzig der Unterschlagung bezichtigt, verhaftet und ohne Beweis seiner Schuld bis zu seinem Tod auf der Festung Königstein inhaftiert. Ihr erster Ehegatte starb früh; der zweite, mit dem sie auf Gut Eckartsleben bei Erfurt lebte, und ihre Töchter wurden möglicherweise Opfer einer Epidemie.

    Finanziell durch väterlichen Besitz und den Nachlaß des zweiten Gatten abgesichert, gründete Z. einen literarischen und musikalischen Salon im elterlichen Stadtpalais Romanushaus in Leipzig – ein Novum außerhalb aristokratischer Kreise. Hier trat sie als streitbare Verfechterin für die Frauenbildung und gegen den Herrschaftsanspruch der Männer ein und wurde in ihren literarischen Neigungen v. a. von Gottlieb Siegmund Corvinus (1677–1747) und seit 1725 von Johann Christoph Gottsched (1700–1766) gefördert. Zu ihren wichtigsten Veröffentlichungen gehört der Ernst Christoph Reichsgf. v. Manteuffel (1676–1749) gewidmete „Versuch in gebundener Schreib-Art“ (2 T., 1728/29), dessen erster Teil v. a. weltliche Dichtung enthält, während im zweiten Teil unter der überwiegend geistlichen Dichtung ein Zyklus von Kantatentexten für das ganze Kirchenjahr zu finden ist. Große Resonanz erhielt Z. auch auf ihre „Vermischten Schriften in gebundener und ungebundener Rede“ (1739), eine Sammlung von 118 Gedichten und 34 Prosatexten, u. a. über die dt. Sprache, korrektes Benehmen und Frauenrechte im Hinblick auf Bildung und Literatur. Bedeutung für die Musikgeschichte erlangte sie durch neun geistliche Dichtungen aus dem ersten Teil des „Versuchs“, die Johann Sebastian Bach (1685–1750) im Frühjahr 1725 vertonte (chronol. BWV 103, 108, 87, 128, 183, 74, 68, 175, 176).

    Wie die Bekanntschaft mit Bach entstand, ist nicht näher bekannt, doch zeugt von dessen enger Verbindung zu Z.s Familie, daß eine Tante Z.s 1726 Patin seiner Tochter Elisabeth (1726–1781) wurde. Seit 1741 lebte Z. mit ihrem dritten Ehemann in Frankfurt/O., wo sie außer einer Übersetzung der Schriften des franz. Moralisten Nicolas-Charles-Joseph Trublet nur noch wenig publizierte.

    Dank Gottscheds Unterstützung wurde Z. am 15.11.1730 als erstes und einziges weibliches Mitglied in die gelehrte Dt. Gesellschaft in Leipzig aufgenommen und 1732 und 1734 mit deren Poesiepreis ausgezeichnet. Beachtung fand sie 1730 mit ihrer kämpferischen Ansprache vor der Gesellschaft „Ob es dem Frauenzimmer erlaubet sey, sich nach den Wissenschaften zu bestreben“ (in: Vermischte Schrr., S. 394–99). In Gottscheds Augen verkörperte Z. das Ideal der gelehrten Frau und lieferte den Beweis, daß die dt. Sprache sich bestens für literarische Zwecke eigne.

    Auf seinen Vorschlag wurde sie 1733 vom Dekan der Wittenberger Philosophischen Fakultät, Johannes Gottlieb Krause (1684–1736), in seiner Eigenschaft als Pfalzgraf zur Poeta laureata gekrönt. Die Verleihung von Diplom, Lorbeer und Ring fand in Z.s Salon statt, da Frauen von universitären Zeremonien ausgeschlossen waren; eine Ode Gottscheds auf Z. und der Text des Diploms wurden noch im selben Jahr, die Lobeshymnen ein Jahr später veröffentlicht; zudem ließ Krause Gedenkmedaillen prägen. Die einzigartige Krönung Z.s löste eine rege publizistische Berichterstattung aus, rief auch heftige Kritik hervor und führte zur Veröffentlichung von Schmähschriften. Als Folge beauftragte Kf. Friedrich August II. von Sachsen (1696–1763) 1734 das Oberkonsistorium, den Universitäten auf seinem Territorium weitere Ehrungen dieser Art ohne seine ausdrückliche Erlaubnis zu untersagen.

    Schon zur Zeit ihrer zweiten Ehe tauschte sich Z. mit der schles. Dichterin Marianna v. Breßler (1690–1728) darüber aus, „ob auch das Frauenvolck zum tichten fähig sei“. Solche Äußerungen trugen zu ihrer zeitgenössischen Berühmtheit bei, die aber schon zur Zeit ihrer dritten Ehe verebbte. Erst die neuzeitliche Frauenforschung hat ihre Stimme wiederentdeckt.

  • Werke

    W Kurzbtrr. in d. Wschr. Die Vernünftigen Tadlerinnen, 1725 u. 1726 (unter Ps.);
    Moral. u. vermischte Sendschreiben, An einige Ihrer vertrauten u. guten Freunde gestellet, 1731;
    Der sächs. Unterthanen getreue Wünsche u. frohe Hoffnung bey d. glückl. Antritte d. gr. Stuffenj. Sr. Königl. Maj. in Pohlen u. Churfürstl. Durchl. zu Sachsen, 1732;
    Die Zufriedenheit e. Landes, das n. e. schweren Kriege|durch d. Frieden wieder erfreuet wird, 1734;
    Preisgedichte, gedr. in: Dt. Ges. z. Verbesserung u. Veredelung d. Muttersprache, Schrr., welche in d. Dt. Ges. zu Leipzig d. Preise d. Poesie u. Beredsamkeit erhalten haben, 1732/34;
    Ode auf Laura Bassi in Bologna, 1732, in: J. C. Brucker, Bilder-Sal heutiges Tages lebender (…) Schrifft-Steller, 4. Zehend, 1745, Nr. 10;
    Überss.: Der Mad. Scudéry Scharfsinnige Unterredungen v. Dingen d. zu e. wohlanständigen Aufführung gehören, 1735 (Übers. v. M. de Scudéry, Conversations morales, 1686, u. Nouvelles conversations morales, 1688);
    Abh. v. d. rechtschaffnen Wesen d. Herrn Chevalier de Meré, in: Der Dt. Ges. in Leipzig eigene Schrr. u. Überss. in gebundener u. ungebundener Schreibart, Bd. 3, 1739, S. 371–412;
    Des Abtes Trublet Gedanken über versch. Sachen, welche z. Gelehrsamkeit u. Sittenlehre gehören, 2 T., 1744.

  • Literatur

    L ADB 29 (Fam.art. Romanus);
    Neue Ztgg. v. Gelehrten Sachen, 1733, S. 789–92 (Ode Gottscheds auf Z.);
    dass., 1733, S. 830 f. (Text d. Dipl., auch b. Zedler 62, S. 576 f.);
    Slg. d. Schrr. u. Gedichte welche auf d. Poet. Krönung d. Hochwohlgebohrnen Frauen, Frauen Ch. M. v. Z. gebohrnen Romanus, verfertiget worden, Mit e. Vorrede z. Druck befördert v. J. F. L[amprecht], 1734;
    G. Wustmann, Der Bgm. Romanus, in: ders. (Hg.), Qu. z. Gesch. Leipzigs, Bd. 2, 1895, S. 263–352;
    P. Spitta, C. M. v. Z. u. J. S. Bach, in: ders., Zur Musik, Sechzehn Aufss., 1892, Nachdr. 1976, S. 93–118;
    S. Ehrmann, J. S. Bachs Leipziger Textdichterin, C. M. v. Z., in: Bach-Stud. 9/10, 1991, S. 261–68;
    S. R. Huff, C. M. v. Z.s Versuch in gebundener Schreib-Art I (1728), in: J. Hardin u. J. Jungmayr (Hg.), „Der Buchstab tödt, der Geist macht lebendig“, FS H.-G. Roloff, 1992, S. 977–88;
    S. Koloch, Madeleine de Scudéry in Dtld., Zur Genese e. lit. Selbstbewußtseins bürgerl. Autorinnen, in: R. Kroll u. M. Zimmermann (Hg.), Gender Studies in d. roman. Literaturen, 1999, Bd. 1, S. 213–55;
    S. Schneider, in: K. Merkel u. H. Wunder (Hg.), Dt. Frauen d. Frühen Neuzeit, 2000, S. 139–52 (P);
    K. R. Goodman, Amazons and Apprentices, Women and the German Parnassus in the Early Enlightenment, 1999, S. 94–195;
    dies., „Ich bin d. dt. Redlichkeit“, Letters of C. M. v. Z. to Johann Ernst Philipp, in: Daphnis 29, 2000, S. 307–54;
    D. Döring, Die Gesch. d. Dt. Ges. in Leipzig, 2002;
    A. Detken, Gekrönte Poetinnen, Gelegenheitsdichtung v. Z. u. Zäunemann, in: S. Heudecker u. a. (Hg.), Kulturelle Orientierung um 1700, 2004, S. 263–81;
    J. L. Flood, Poets Laureate in the Holy Roman Empire, Bd. 4, 2006, S. 2307–11, Bd. 5, 2019, S. 524–28;
    T. Schmotz, Ein Leipziger Ehekonflikt um 1718, Die Poetin C. M. v. Z. gegen d. Hptm. Georg Friedrich v. Ziegler, in: Stadtgesch., Mitt. d. Leipziger Gesch.ver. e.V, Jb. 2006, S. 125–56;
    C. C. Köhler, Frauengelehrsamkeit im Leipzig d. Frühaufklärung, 2007;
    Stadtlex. Leipzig;
    BBKL 17;
    MGG, Suppl.;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    Killy 1+2.

  • Porträts

    P Kupf. v. J. M. Bernigeroth, Abb. in: Zuverläßige Nachrr. v. d. gegenwärtigen Zustande d. Wiss., 1720, T. 2, u. v. G. D. Heumann (zw. 1733 u. 1736), in: Koloch, 1999 (s. L), S. 245;
    J. D. Köhler, Gedächtnüs-Müntze, auf d. Poet. Krönung d. vortreflichen Frauen C. M. v. Z., geb. Romanus, in Leipzig, in: Hist. Münz-Belustigung, 1737, St. 18, S. 137;
    P. Mortzfeld, Kat. d. graph. Porträts in d. Hzg. August Bibl. Wolfenbüttel 1500–1800, Nr. A 24792–A 24795.

  • Autor/in

    John L. Flood
  • Zitierweise

    Flood, John L., "Ziegler, Christiane Mariane von (Pseudonym Silere, de Rose, Clarimene von Lindenheim), geborene Romanus, verheiratete von Könitz und von Steinwehr" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 675-677 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121540243.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA