Lebensdaten
1822 – 1905
Geburtsort
Alsenz (Pfalz)
Sterbeort
New York
Beruf/Funktion
Politiker ; Freiheitskämpfer
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 121215911 | OGND | VIAF: 27921621
Namensvarianten
  • Müller, Jacob
  • Mueller, Jacob
  • Müller, Jacob
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Zitierweise

Müller, Jacob, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd121215911.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Georg Wilhelm (1792–1865), S d. Christoph (1752–1810) u. d. Friedericke Charlotte Dietz (um 1754–1830);
    M Johanna Elisabetha (1795–1825), T d. Wilhelm Leopold Geib (um 1766–1833) u. d.|Maria Elisabethe Cörper (um 1768–1833);
    4 Geschw (1 früh †), u. a. Peter (* 1819), wanderte nach Amerika aus, 6 Halb-Geschw (2 früh †);
    1) N. N., 2) Alsenz 1830 Barbara May (1810–14).

  • Biographie

    M., der nach dem Jurastudium als Anwalt tätig war, trat in der Revolution von 1848/49, an der er aktiv teilnahm, als brillanter Redner hervor. Aufgrund seiner agitatorischen Fähigkeiten und seiner juristischen Ausbildung wurde er von der revolutionären Provisorischen Regierung der Rheinpfalz als Repräsentant eines ihrer zwölf Distrikte ernannt; er war u. a. für die Rekrutierung von Soldaten für ein Revolutionsheer zuständig. Nach dem Sieg der Reaktion mußte er Deutschland verlassen. Zusammen mit einem Strom von etwa 3000-4000 Flüchtlingen emigrierte er in die Vereinigten Staaten, wo er sich in Cleveland (Ohio) als Rechtsanwalt niederließ. M. war einer der Gründer der einflußreichen deutschamerikan. Tageszeitung „Wächter am Erie“, die erstmals 1852 erschien. Im selben Jahr unterstützte er aktiv den „Amerikan. Revolutionsbund für Europa“, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, in den Vereinigten Staaten für eine erneute Revolution in Deutschland Gelder zu sammeln. Zu diesem Zweck organisierte er auch die amerikan. Rednertour von Amand Gögg (1820–97), dem Delegierten des Revolutionsbundes in London.

    Wie viele der geflüchteten 48er trat M. 1854 in die neu gegründete Republikanische Partei ein, die zur Sklavenfrage eine entschiedenere Haltung als die Demokratische Partei einnahm. Bei dem Nominierungskonvent der Republikaner für den Präsidentschaftskandidaten Abraham Lincoln 1860 gehörte M. zu den Delegierten aus Ohio. Bei Ausbruch des Bürgerkrieges war er an der Aufstellung mehrerer Regimenter beteiligt, die sich hauptsächlich aus deutschen Immigranten zusammensetzten. Aufgrund seiner konsequenten Ablehnung der Sklaverei zählte M. während des Krieges zum radikalen Flügel seiner Partei, der die moderaten Vorstellungen Lincolns zur Sklavenbefreiung ablehnte. Von einem kurzen Aufenthalt in Deutschland kehrte M. mit kritischen Ansichten über Bismarck und die politische Lage in Deutschland zurück. 1871 wurde er zum stellvertretenden Republikanischen Gouverneur von Ohio gewählt. Im Jahr darauf unterstützte er allerdings aktiv das sog. „Liberal Republican Movement“, das versuchte, die Wiederwahl des Republikanischen Präsidenten und Bürgerkriegsgenerals Ulysses S. Grant wegen dessen Involvierung in Korruptionsaffären zu verhindern. Wie viele andere Politiker in der sog. Wiedereingliederungsphase der Südstaaten vollzog M. einen Schwenk zur Demokratischen Partei und wurde neben seiner Tätigkeit als angesehener Anwalt in Cleveland nunmehr zu einem ihrer wichtigen Vertreter in Ohio. Für sein Engagement im Präsidentschaftswahlkampf 1884 ernannte ihn der neue Demokratische Präsident Grover Cleveland 1885 zum amerikan. Generalkonsul in Frankfurt. – M.s „Erinnerungen eines Achtundvierzigers“ (1896) vermitteln ein anschauliches Bild von der Situation der Exilanten der 48er-Revolution in den USA und ein Porträt der amerikan. Gesellschaft am Vorabend des Bürgerkrieges.

  • Literatur

    A. E. Zucker (Hrsg.), The Forty-Eighters, 1950;
    C. Wittke, Refugees of Revolution, The German Forty-Eighters in America, 1952;
    E. W. Dobert, Dt. Demokraten in Amerika, 1958, S. 150 f.;
    J. Sperber, Rhineland Radicals, The Democratic Movement and the Revolution of 1848-19, 1991, S. 433, 491;
    A. J. Schem (Hrsg.), Dt.-amerikan. Conversations Lexicon, 1869-74.

  • Autor/in

    Jörg Nagler
  • Zitierweise

    Nagler, Jörg, "Müller, Jacob" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 417-418 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121215911.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA