Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Adelsfamilie
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 121198162 | OGND | VIAF: 10696217
Namensvarianten
  • Stadion, Reichsfreiherren von
  • Stadion, Grafen von
  • Stadion, Reichsgrafen von
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Stadion, Freiherren von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd121198162.html [29.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Die S. sind mit Heinricus de Lapide (Württ. Urk.b. II, S. 323) erstmals 1197 urkundlich nachweisbar. Mit Waltherus de Stadegun (erw. 1270, Württ. Urk.b. VII, S. 95), der sich als erster nach dem Stammsitz Oberstadion bei Ehingen (Schwaben) nannte, beginnt die Stammreihe. Im 14. Jh. erscheinen die S. u. a. als bfl. und österr. Lehensträger in Rätien und Glarus. Ludwig war 1340 österr. Vogt in Glarus, Walter, der die österr. Truppen gegen die Glarner führte, fiel 1352 bei Näfels, seine Burg im Prätigau wurde zerstört. Die S. teilten sich 1392 in eine schwäb. und eine 1693 erloschene elsäß. Linie. Begünstigt durch das Haus Österreich gelang es ihnen, Grundbesitz, Pfründen und Ämter zu kumulieren. Seit dem ersten Drittel des 15. Jh. sind S. auch an Universitäten immatrikuliert, viele machten Karriere innerhalb der Reichskirche: Christoph (1478–1543, s. NDB III; BBKL X; Gatz III; Augsburger Stadtlex.), seit 1517 Fürstbischof von Augsburg, verlieh den S. 1520 den Titel der Erbtruchsessen des Hochstifts Augsburg. Franz Conrad v. S. u. Thannhausen (1679–1757, Reichsgf. 1686, s. Gatz II), studierte am Collegium Clementinum in Rom, war seit 1709 kurmainz. Gesandter am kurbrandenburg. und am sächs. Hof und wurde 1719 Domkapitular in Würzburg, 1727 auch Dompropst sowie 1737 Propst des Stifts Haug. In Bamberg wurde er 1722 Domdekan und 1757 schließlich Fürstbischof. Johann Kaspar (1567–1641, s. ADB 35) nahm als Ritter des Deutschen Ordens 1594–97 am Krieg gegen die Türken teil und leitete seit 1606 die Kommende Freiburg (Br.). 1619 erfolgte seine Ernennung zum Präsidenten des Hofkriegsrats in Wien, seit 1626 gehörte er dem ksl. Geheimen Rat an. 1626 Landkomtur des Dt. Ordens im Elsaß, wurde Johann Kaspar 1627 zum Hoch- und Deutschmeister gewählt. Die vier Brüder Franz Caspar (1637–1704, s. Gatz II), Bischof von Lavant undKapitular zu Würzburg, der kfsl. mainz. Geheime Rat und Domdechant bzw. spätere Generalvikar und Hofratspräsident Christoph Rudolf (1638– 1700, s. Gatz II), der Kapitular und Propst zu Bamberg und Würzburg bzw. spätere Würzburger Domdechant Georg Heinrich (1640–1716, Reichsgf. 1705 /11) sowie der Erbtruchseß des Hochstifts Augsburg und kfsl. mainz. Minister, Großhofmeister und Geheime Rat Johann Philipp Gf. v. S. zu Warthausen u. Thannhausen (1652–1742, Reichsgf. 1705/11) wurden 1668 zu Reichsfreiherren ernannt. Letzterer erwarb 1696 die Herrschaft Warthausen (Schwaben, teils 1806 v. Kgr. Württ. annektiert, teils 1826 an dass. verkauft) als Mannlehen und 1706/08 die reichsunmittelbare Herrschaft Thannhausen. Damit wurden die S. in das schwäb. Reichsgrafenkollegium aufgenommen. Seit 1705 hatten sie einen Sitz auf der schwäb. Grafenbank am Reichstag.

    Im 18. Jh. teilten sich die S. in die auf Johann Philipps Söhne Friedrich Gf. v. S. zu Warthausen und Thannhausen (1691–1768, Reichsgf. 1711, s. 1) zurückgehende (ältere) friderician. Linie Warthausen (1890 erloschen) und die auf Philipp Gf. v. S. zu Thannhausen (1720–85) zurückgehende (jüngere) philippin. Linie Thannhausen (1908 erloschen). Friedrich folgte seinem Vater als kurmainz. Minister und Großhofmeister und entwickelte sich zu einem herausragenden Vertreter der kath. Aufklärung im Alten Reich. Sein Enkel Johann Philipp (1763–1824, s. 2) leitete 1806–09 die österr. Außenpolitik, bis er von Fürst Metternich abgelöst wurde, und war 1816–24 Finanzminister. Dessen zweiter Sohn Franz Seraph Gf. v. S.-Warthausen (1806–53, s. 3) förderte als Gouverneur des österr. Küstenlands die Industrie und betrieb in Armen- und Krankenfürsorge eine fortschrittliche Sozialpolitik. Als Innenminister im Kabinett Schwarzenberg setzte er 1848 eine liberale Gemeindeordnung durch, die jedoch nach seinem Rücktritt 1849 bald wieder abgeschafft wurde. Philipp Franz Gf. v. S. u. Thannhausen (1799–1868, s. ÖBL) war als k. k. Feldmarschalleutnant und General der Kavallerie v. a. in den österr.-ital. Kriegen im Einsatz.

    Besitzschwerpunkte waren im 19. Jh. Böhmen, wo die S. besonders auf ihren Gütern um Chlumetz erfolgreich Eisenwerke betrieben, und Bayern, wo sie 1813 in der Klasse der Grafen immatrikuliert wurden, bis zur Veräußerung von Warthausen auch Württemberg. Bis 1898 war Karl Friedrich Reichsgf. v. S. u. Thannhausen (1817–98, s. BJ V, Tl.), bayer. erblicher Reichsrat, Majoratsherr und Besitzer der ausgedehnten Fideikommisse. Nach seinem Tod übernahm kurzzeitig Emerich Reichsgf. v. S. u. Thannhausen (1838–1901, s. Killy; Kosch, Theater-Lex.; ÖBL) die Verwaltung. Der k. k. Offizier hatte 1862 den Militärdienst quittiert, um sich ganz, allerdings weitgehend erfolglos, seinen literarischen Arbeiten zu widmen. Krankheitshalber übertrug er schon bald seinem Bruder, dem bayer. erblichen Reichsrat Philipp Franz Josef Reichsgf. v. S. u. Thannhausen (1847–1908, s. Wi. 1909; BJ 13, Tl.), die Verwaltung der Fideikommisse. Dieser war seit 1901 der letzte Majoratsherr der S. Mit ihm und Georg Reichsgf. v. S.-Warthausen u. Thannhausen (1844–1906, s. BJ XI, Tl.; GHdA Bayern 14, S. 6) endete auch die philippin. Linie Thannhausen.

  • Quellen

    Fam.archiv S., Staatl. Gebietsarchiv Pilsen, Zweigstelle Klattau; Fam.archiv in Oberstadion.

  • Literatur

    Lb. Schwaben VIII, 1962, S. 113–38;
    J. Pelant, O stadionských archiváliích a knihách [Über d. S.schen Archivalien u. Bücher], 1971;
    W. Erhart, Von Warthausen nach Kozel, Die Bibl. d. Friedrich Gf. v. S. (1691–1768), in: Euphorion 86, 1992, S. 131–47;
    Aus dem Archiv der Grafen v. S., Urkk. u. Amtsbücher d. Gfl.-v.-Schönborn`schen Archivs Oberstadion, bearb. v. H. Schwarzmaier, J. Martin u. W. Schöntag, 2007;
    R. Melville, Adel u. Rev. in Böhmen, Strukturwandel v. Herrschaft u. Ges. in Österr. um d. Mitte d. 19. Jh., 1998;
    M. Krejčová-Wells, Die Gem.slg. der Grafen S. v. ihren Anfängen im frühen 18. Jh. bis z. Verkauf 1824, in: Mainzer Zs. 106/107, 2011/12 (im Druck);
    Zedler;
    Wurzbach;
    R. Frhr. v. Procházka, Gen. Hdb. erloschener böhm. Herrenstandsfamilien, 1973, S. 303–08;
    Adelslex. 13, 2002;
    HLS;
    ÖBL.

  • Autor/in

    Bernhard Ebneth
  • Familienmitglieder

  • Zitierweise

    Ebneth, Bernhard, "Stadion, Freiherren von" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 1-2 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121198162.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA