Lebensdaten
um 1482 oder 1487 – 1520
Geburtsort
Nürnberg
Sterbeort
Nürnberg
Beruf/Funktion
Maler ; Zeichner
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 121158160 | OGND | VIAF: 862458
Namensvarianten
  • Traut, Wolff
  • Drawt, Wolf
  • Trawtt, Wolff
  • mehr

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Traut, Wolf, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd121158160.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V oder Ov Hans ( 1516), 1477 aus Speyer n. N. zugewandert, Maler d. Marienretabels v. „Unserer Lieben Frau“ in Katzwang b. N. (s. Dict. of Art; Stadtlex. Nürnberg; Nürnberger Künstlerlex.);
    M oder Ehefrau d. Ov Katharina N. N.;
    2 Schw oder Cousinen; Verwandter (?) Hans, Goldschmied in N.

  • Biographie

    T. wird in den Quellen nur selten namentlich genannt. Erhaltene Dokumente belegen zwei Rechtsstreitigkeiten sowie das Jahr seines Todes. Erhalten haben sich außerdem Abrechnungen von T. zugeschriebenen Werken.

    Zum Maler und Reißer für den Holzschnitt wurde T. wahrscheinlich in der Werkstatt des Hans Traut ausgebildet. Der zeichnerische Malstil, die Verwendung ähnlicher Kopftypen und der additive Aufbau von Figuren verbindet T. mit dem Maler des Löffelholz-Epitaphs (Nürnberg, Lorenzkirche, 1504) aus der Werkstatt Hans Trauts. Um 1505 war T.s Ausbildung vermutlich beendet. Gemeinsam mit Hans Baldung Grien, Hans Schäufelein und Hans von Kulmbach, Künstlern aus dem Umkreis Albrecht Dürers, beteiligte er sich an den Illustrationen für Ulrich Pinders Buch „Der beschlossen rosenkrantz marie“ (1505). Eine unmittelbare Verbindung zu Albrecht Dürer entwickelte sich wohl erst nach dessen Rückkehr aus Italien 1507. T.s Arbeiten legen nahe, daß er Dürers laufende Aufträge zwar kannte, doch blieb seine Beziehung zu ihm locker. Mit nur wenigen Rissen beteiligte er sich an Dürers „Ehrenpforte“ für Maximilian I. (1515), einem riesigen Holzschnitt. Neben der Kenntnis von Dürers Werken ist an T.s Figuren bis um 1515 auch eine Beeinflussung durch Hans von Kulmbach auszumachen.

    Nach Beendigung seiner Ausbildung war T. wohl weiterhin in Hans Trauts Werkstatt aktiv. Dafür sprechen auch Auftragsarbeiten für die Äbte des Klosters Heilsbronn, für die schon Hans Traut tätig gewesen war. Vermutlich führte T. nach dessen Tod 1516 (nach Johann Neudörfer) die Werkstatt weiter. Sein Monogramm ist für 1514 zweifach erhalten, was als Hinweis auf seine Selbständigkeit interpretiert wird. Er unterhielt offenbar nur ein kleines Atelier. Bei Bedarf verpflichtete er zusätzliche Mitarbeiter, wie für die Tafeln des Johannesretabels (um 1514/15, Nürnberg, St. Johannis), auf denen sich ein zweiter Maler identifizieren ließ.

    Bei der Mehrzahl von T.s Gemälden handelt es sich um Tafeln für Altaraufsätze unterschiedlichsten Formats und um Bildnisse. Unter den wenigen erhaltenen Zeichnungen befinden sich zwei Hell-Dunkel-Blätter, Visierungen zu einem Retabelschrein und einem Gesprenge sowie der Entwurf zu einer Wandmalerei. Darüber hinaus läßt sich T. als Entwerfer für Holzschnitte sowie als Faßmaler nachweisen. Als sein Hauptwerk gilt das 1514 datierte und monogrammierte Sippenretabel für den Nürnberger Kunz Horn und seine Frau.

    Als jüngerem Zeitgenossen Dürers gelang es T., seinen von der Werkstatt Hans Trauts abhängigen buntfarbigen Stil durch eigene Bilderfindungen und Adaptionen von Motiven aus Dürers Werken zeitgemäß zu modifizieren. Mit seinem Angebot an traditionellen Retabeln und Bildnissen erfüllte T. die Wünsche eines eher konservativen Publikums, zu dem Nürnberger Patrizier und Bürger, die Äbte des Klosters Heilsbronn sowie ein Krakauer Stifter zählten. Damit behauptete er seinen Platz auf dem Nürnberger Kunstmarkt. Das originelle Konzept des Sippenaltars sowie die Zeichnungen „Gespräch zwischen Venus und einem Jüngling“ (1507, Oxford, Ashmolean Mus.) oder „Kampf eines Ritters gegen einen Drachen“ (1513, Erlangen, Univ. bibl., Graph. Slg.) belegen sein Potential und das Interesse an humanistischen Themen.

  • Werke

    Weitere W durch Monogramm nachzuweisen: Retabel d. Hl. Sippe, 1514 (München, Bayer. Nat.mus.);
    Bildnis e. Mannes, um 1516/17 (Wien, Kunsthist. Mus.);
    Hl. Stephanus zw. zwei hl. Bischöfen, aus d. Missale Pataviense, Holzschnitt, 1514;
    Abschied Christi v. seiner Mutter, Einblattholzschnitt, 1516; Hl. Petrus, Holzschnitt aus d. Halleschen Heiltumsbuch, 1520; – Zuschreibungen: Gem. u. a. Bildnis e. jungen Mannes mit Rosenkranz, 1509 (London, Hampton Court); Bildnis d. Katharina Geygerin, 1510 (Madrid, Mus. Thyssen-Bornemisza); Tafeln e. kl. Retabels, um 1510/11(Esztergom, Christl. Mus.); Tafeln e. Katharinenretabels, um 1511/12 (Bamberg, Hist. Mus.); Hl. Barbara u. Hl. Johannes Evangelist, um 1512, Taufe Christi, um 1516/17 (beides Nürnberg, GNM); Flügel e. Elftausend-Jungfrauen-Retabels, 1513, Bildnis d. Abtes Sebald Bamberger, um 1516/17, Tafeln e. Petrus-Paulus-Retabels, um 1517/18 (alle Heilsbronn, St. Marien u. Jakobus); Zwei Flügel e. Stanislausretabels, um 1515 (Warschau, Nat.mus.); – Zeichnungen u. a. Kreuztragung Christi, 1514 (Coburg, Kunstslgg. d. Veste); Hl. Sippe, um 1514 (Budapest, Mus. d. Bildenden Künste, Graph. Slg.).

  • Quellen

    Qu Des Johann Neudörfer Schreib- u. Rechenmeisters zu Nürnberg Nachrr. v. Künstlern u. Werkleuten (…), hg. v. G. W. K. Lochner, 1875.

  • Literatur

    L ADB 38;
    D. Campbell, Catalogue of early German and Flemish woodcuts preserved in the Department of Prints and Drawing in the British Mus., Bd. 1, 1903, S. 500–23;
    ders., Zum Holzschnittwerk W. T.s, in: Mitt. d. Ges. f. vervielfältigte Kunst (Beil. d. Graph. Künste), Nr. 3, 1906, S. 49–53;
    ders., Zum Holzschnittwerk W. T.s, Nachtrag, ebd. 1908, S. 61 f.;
    Ch. Rauch, Die T.s, Stud. u. Btrr. z. Gesch. d. Nürnberger Malerei, T. 1, Hans Traut, T. 2, W. T., 1907;
    Meister um Albrecht Dürer, hg. u. bearb. v. P. Strieder u. a., Ausst.kat. GNM Nürnberg 1961;
    C. Schleif, Donatio et Memoria, Stifter, Stiftungen u. Motivationen an Beispielen aus d. Lorenzkirche in Nürnberg, 1990;
    GMN Nürnberg, Die Gem. d. 16. Jh., bearb. v. K. Löcher u. C. Gries, 1997, S. 523–28;
    S. Lata, W. T. als Maler, 2005 (krit. Kat. d. Gem. u. Zeichnungen, Qu, L, Abb.);
    ThB;
    Dict. of Art;
    Stadtlex. Nürnberg;
    KML;
    Nürnberger Künstlerlex.

  • Autor/in

    Sabine Lata
  • Zitierweise

    Lata, Sabine, "Traut, Wolf" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 370-371 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121158160.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Traut: Wolf T., Maler und Zeichner für den Holzschnitt in Nürnberg, geboren um 1490, 1520, Sohn des Malers Hans T., der vielleicht identisch ist mit einem Hans von Speier, da mehrfach erwähnt ist, daß die Trauts aus Speier stammen. Der 1407 und 1438 in den Bürgerverzeichnissen Nürnbergs aufgeführte Hans von Speier war vielleicht der Großvater des Wolf T. Der Vater, der 1488 erblindet sein soll und nach 1505 gestorben ist, wird 1477 und 1489 in den Bürgerbüchern genannt. Ferner wissen wir von ihm, daß er im Verein mit Hans Beuerlein das Augustinerkloster mit Fresken ausstattete „und darin viel erbare Herren conterfeyet“. Die Erlanger Universitätsbibliothek besitzt von ihm eine aus Dürer's Besitz stammende Handzeichnung eines heil. Sebastian mit einem Vermerk von Dürer's Hand „Dz hatt Hans Trawt zw Nornmerhkg gemacht“.

    Das Geburtsjahr des Wolf T. steht nicht urkundlich fest, doch wird berichtet, daß er mit Hermann Vischer, dem ältesten Sohn Peter Vischer's, eng befreundet war „als wären sie Brüder gewesen“. Das läßt auf Gleichaltrigkeit der beiden schließen und macht es wahrscheinlich, daß die Geburt des Meisters in die Zeit um 1490 fiel. Ueber seine künstlerische Erziehung ist nichts bekannt, seine künstlerische Art, die in Formen- und Farbengebung Alterthümliches mit Neuem verbindet und bei deutscher Grundlage leise italienisirende Anklänge zeigt, läßt vermuthen, daß er bei Wolgemut lernte und dann den Einfluß Dürer's und Hans von Kulmbach's erfahren hat. Als Maler lernen wir ihn nur aus einem Altarwerk kennen, das, mit seinem Monogramm (ein aus der Mitte des W aufsteigendes T) und der Jahreszahl 1514 versehen, aus der Kirche von Artelshofen bei Hersbruck in das Münchener Nationalmuseum gelangt ist. Es zeigt im Mittelfelde die heilige Sippe und auf den festen und beweglichen Flügeln Gestalten von Heiligen und ist aller Wahrscheinlichkeit nach identisch mit dem von Neudörfer erwähnten Altar, den Cunz Horn für die von ihm erbaute St. Annacapelle bei der Lorenzkirche von T. ausführen ließ. Zwar gibt Neudörfer für die Entstehung dieses Altarwerkes das Jahr 1502 an, doch ist, abgesehen davon, daß T. damals etwa 12 Jahr alt war, diese Angabe deshalb als irrige zu betrachten, weil die St. Annacapelle erst 1511 erbaut worden ist. — Ein 1512 für die Familie Murr ausgeführtes Epitaph mit der Darstellung des jüngsten Gerichtes in der Jakobskirche in Nürnberg ist durch mehrfache Uebermalung verdorben. Als Zeichner für den Holzschnitt war er für die Illustration verschiedener Druckwerke thätig. Um 1512 illustrirte er mit 54, z. Th. mit 1511 und 1512 bezeichneten Holzschnitten die 1512 bei Hieronymus Hölzel in Nürnberg gedruckte „Legend des Heyligen Vatters Francisci“. Aus dem Jahre 1512 stammt der, vier einen Garten pflegende junge Mädchen darstellende Titelholzschnitt von Strabi Fuldensis Monachi .... hortulus nuper apud Heluetios in S. Galli monasterio repertus (gedr. in Nürnberg bei Joh. Weyssenburger). 1514 stattete er das von Jodocus Gutknecht in Nürnberg gedruckte Missale Pataviense mit zwei Holzschnitten: St. Stephanus zwischen zwei Bischöfen und Christus am Kreuze zwischen Maria und Johannes sowie mit großen und kleinen Initialen aus. Einen Holzschnitt mit dem Abschiede Christi von seiner Mutter schuf er 1516, einen andern mit der Darstellung des heiligen Augustinus im Gespräche mit einem Kinde, das sich bemüht, mit einem Löffel das Meer auszuschöpfen, im Jahre 1518 und in den Jahren 1518—1520 war er für die Illustration des 1520 erschienenen Hallischen Heiligthumsbuches thätig, dessen 86 Holzschnitte ihn als gewandten Figuren- und Ornamentenzeichner kennzeichnen. Auf dem Sockel der Petrusstatuette (S. 27 der Hirth’schen Neuausgabe des Heiligthumsbuches vom Jahre 1889 als XIII. Bändchen des Liebhaberbibliothek) befindet sich sein Monogramm.

    • Literatur

      Joh. Neudörfer, Nachrichten von Künstlern etc. 1547 herausgegeben von Lochner 1875. — R. Stiaßny, Zwei neue Altdeutsche. Allgem. Kunstchronik Wien, XI. Bd. 1887, S. 815 ff. —
      Georg Hagen. Wolf Traut und der Artelshofer Altar. Kunstchronik, Leipzig 1889, S. 579 ff. —
      Wilhelm Schmidt, Wolf Traut. Repertorium f. Kunstwissensch. XII, 1889, S. 300 ff. — Henry Thode, Die Malerschule von Nürnberg im XIV. und XV. Jahrhundert. 1891.

  • Autor/in

    P. J. R, é, e.,
  • Zitierweise

    Rée, Paul Johannes, "Traut, Wolf" in: Allgemeine Deutsche Biographie 38 (1894), S. 515-516 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121158160.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA