Lebensdaten
1515 – 1553
Geburtsort
Amberg (Oberpfalz)
Sterbeort
Nürnberg
Beruf/Funktion
Komponist
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 121138143 | OGND | VIAF: 22406644
Namensvarianten
  • Othmayr, Gaspar
  • Othmayr, Gasparus
  • Othmaier, Caspar
  • mehr

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Zitierweise

Othmayr, Caspar, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd121138143.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Niclas;
    M Margareta;
    1545 Anna Hartung, T d. Heilsbronner Klosterrichters;
    S Hans Caspar ( 1574?).

  • Biographie

    Von Pfalzgf. Friedrich (1482–1556, seit 1544 Kf.) gefördert, kam O. offensichtlich schon in jungen Jahren als Sängerknabe in die Heidelberger Hofkapelle unter Leitung von Lorenz Lemlin. 1533 wurde er an der Univ. Heidelberg immatrikuliert; 1534 erwarb er den Grad eines Baccalaureus artium, 1536 den eines Lizentiaten und Magisters. Über seine Tätigkeit in den nächsten neun Jahren ist nichts bekannt. Durch Hans Ott ( 1546) wurden 1544 seine ersten Liedsätze und 1546 der erste Individualdruck veröffentlicht. 1545 kam O. als Lehrer und Rektor an die kleine Klosterschule von Heilsbronn, bewarb sich aber noch im selben Jahr erfolgreich um das Ansbacher Kanonikat, dessen Pfründe er allerdings erst 1547 in Besitz nehmen konnte. Im selben Jahr erschienen seine fünfstimmigen „Symbola“. 1548 bemühte er sich um das Amt des Propstes des St. Gumprechts-Stifts in Ansbach und reiste in diesem Zusammenhang nach Torgau. Er wurde zwar als Propst bestätigt, kam jedoch nicht in den ungeschmälerten Genuß der einträglichen Pfründe, weil fortwährende Streitigkeiten über die Rechtmäßigkeit seiner Einsetzung sowie eine schwere Erkrankung die letzten Lebensjahre überschatteten. Zu Ehren des Verstorbenen publizierten um 1554 fränk. Freunde eine Sammlung mit acht Epitaphiumskompositionen.

    O. gehört zu den profilierten Komponisten seiner an Talenten armen Generation in Deutschland. Streng lutherisch erzogen und humanistisch hoch gebildet, hatte er zu keiner Zeit von Amts wegen die Verpflichtung zu komponieren. Umfang und Vielseitigkeit seines Schaffens sind erstaunlich, auch wenn in seinem Opus Messen und liturgische Sätze fehlen. Ausgangspunkt seines Komponierens sind jene Liedsätze, mit denen er schon früh in Heidelberg vertraut wurde. Über seine Vorbilder hinaus benutzte er in ihnen die Bicinientechnik eines Josquin Desprez und Ludwig Senfl, tendierte zum Taktprinzip und zu Konsonanzenreichtum und Wohlklang und verwendete häufig Volkslieder als Cantus firmi. In seinen Motetten liebt er Wortwiederholungen; analog zu Nicolas Gombert ist seine Tendenz zu einer akkordisch-homophonen Struktur unverkennbar. Am originellsten sind seine 34 fünfstimmigen „Symbola“ von 1547, in denen er Wahlsprüche von weltlichen und geistlichen Würdenträgern, Gönnern und Freunden der Musik vertonte. Im Geiste der Renaissance sollen laut Vorwort die moralisierenden oder der Bibel entstammenden Devisen die Menschen läutern. Den frei komponierten, ostinat im Tenor vorgetragenen Devisen stehen die vier, diesen umrankenden freien Stimmen gegenüber, die mit Weisheiten und biblischen Sprüchen die Wahlsprüche kommentieren und auslegen, ohne je an die Devisen musikalisch anzuknüpfen. Diese rhythmisch prägnanten und metrisch deklamierenden, kurzmotivisch gegliederten „Symbola“ kennzeichnen einen kompositorischen Sonderweg neben der immer noch geschätzten durchimitierenden Motette niederländ. Provenienz.

  • Werke

    hs. Überlieferung (meist Kopien aus Drucken): vornehml. in d. nach Steude (s. L) in Wittenberg entstandenen Mss. Budapest. Ms. mus. Bártfa 22, Leipzig, Thomaskirche Ms. 49/50, Regensburg, Ms. A. R. 940/41 u. Zwickau, Ms. 81,2. – Drucke: Epitaphium D. Martini Lutheri, 2 T., 5 voc., Nürnberg 1544;
    Cantilenae aliquot elegantes ac piae, ebd. 1546 (11 Sätze, 4 u. 5 voc., davon einer v. J. Buus);
    Symbola Illustrissimorum Principum, ebd. 1547 (34 Sätze, 5 voc);
    Bicinia sacra, ebd. 1547 (?), (44 Sätze, davon 2 von J. Heller);
    Tricinia, ebd. 1549 (30 Sätze);
    Reutterische u. Jegerische Liedlein, ebd. 1549 (50 Lieder, 4 u. 5 voc.), Neuaufl. in d. sog. 68 Liedern, ebd. 1553 (?), (dort Nr. 1-50);
    Einzelsätze in zahlr. Sammeldrucken d. Zeit zw. 1544 u. 1568;
    W-Verz.:
    H. Albrecht, C. O., 1950 – Neuausgg.: Reutterische u. Jegerische Liedlein, 2 T., hg. v. W. Piersig, 1928 u. 1933;
    Geistl. Lieder z. vier Stimmen (7 aus Cantilenae), hg. v. K. Ameln, 1935;
    Geistl. Zwiegesänge 1547, 2 T., hg. v. W. Lipphard, 1935;
    Ausgew. Werke I: Symbola, hg. v. H. Albrecht, 1941, II: Cantilena, Epitaphium, Bicinia, Tricinia u. a., hg. v. dems., 1956.

  • Literatur

    ADB 24;
    H. Osthoff, Die Niederländer u. d. dt. Lied (1400–1640), 1938;
    C. Ph. Reinhardt, Die Heidelberger Liedmeister d. 16. Jh., 1939;
    H. Albrecht, C. O., Leben u. Werk, 1950 (W-Verz.);
    W. Brennecke, Zu C. O.s Epitaph, in: Die Musikforsch. XIV, 1961, S. 185 f.;
    F. Krautwurst, C. O., in: Die Erlanger Univ. VI, 1953;
    ders., Die Heilsbronner Chorbücher d. UB Erlangen (Ms. 473, 1-4), in: Jb. f. fränk. Landesforsch. 25, 1965, S. 273 ff., 27, 1967, S. 253 ff.;
    W. Steude, Unterss. z. mitteldt. Musiküberlieferung u. Musikpflege im 16. Jh., 1978, S. 19, 32, 50, 133;
    J. Lamprecht, Das „Heidelberger Kapellinventar“ v. 1544, 2 Bde., 1987;
    R. A. Murányi, Themat. Verz. d. Musikslg. v. Bartfeld (Bártfa), 1991, S. 205;
    MGG;
    Riemann mit Erg.bd.;
    New Grove.

  • Porträts

    Holzschn. v. M. Ostendorfer, 1543, in: Symbola, abgeb. in: MGG.

  • Autor/in

    Lothar Hoffmann-Erbrecht
  • Zitierweise

    Hoffmann-Erbrecht, Lothar, "Othmayr, Caspar" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 644-645 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121138143.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Othmayr: Caspar O., ein angesehener Componist des 16. Jahrhunderts, über dessen Leben in jüngster Zeit durch eine fleißige Quellenforschung nach und nach eine Nachricht um die andere ans Tageslicht geschafft wurde, so daß dasselbe heute klar vor uns liegt, während Gerber und Fétis sich noch mit der Angabe eines einzigen Titels seiner gedruckten Compositionen begnügen mußten. Sein Geburtsjahr ist in des Joh. Garcaeus Methodus Astrologiae (Basel 1570) verzeichnet; er ward am 12. März 1515 geboren, und zwar in Amberg, wie Mettenleiter in seiner Musikgeschichte Ambergs festgestellt hat. 1545 treffen wir ihn als Rector an der Klosterschule in Heilsbronn und 1546 bewirbt er sich um ein Canonicat zu St. Gumprecht in Ansbach, „damit — wie es in der Eingabe heißt — er sein Leben und Wesen allein haben und sich seiner Kunst seines Gefallens ihm selbst und andern zum Nutz brauchen möge“. Im Jahre 1547 wurde ihm das Canonicat verliehen. Bei dem Abgange aus Heilsbronn gibt ihm der Abt Greulich das Zeugniß: „Er ist vor Andern in unserem Lande ein hoch und weit berühmter Musicus.“ Da er sich in demselben Jahre mit der Tochter des Heilsbronner Richters Hans Hartung vermählte, so erhielt er die Erlaubniß, mit seiner Frau im Heilsbronner Hofe zu Ansbach wohnen zu dürfen. 1548 ernannten ihn die beiden Markgrafen von Ansbach und Bayreuth zum Propst in Ansbach, doch durch eine Meinungsverschiedenheit zwischen der Vormundschaft des unmündigen Markgrafen von Ansbach und dem Markgrafen von Bayreuth, wurde ihm die Stelle von erstgenannter Seite streitig gemacht; es erwuchs ihm ein Mitbewerber und damit ein höchst ärgerlicher Proceß, welcher erst mit dem Tode Othmayr's seinen Abschluß fand. O. starb nach langwieriger schwerer Krankheit in Nürnberg, wohin er sich hatte bringen lassen, ward aber in Ansbach begraben, wo sein Grabstein in der Kirche zum heiligen Kreuz folgende Inschrift trägt: „Anno Dni. 1533 den 4. tag des monats Februarij Ist in Christo verschiden zu Nürnberg Der Erwürdig wolgelert Auch weit berümbt Componist und Musicus Herr Magister Caspar Othmayr, Probst und Canonicus St. Gumprechts Stifft zu Onolzbach so alhie begraben welchem Gott wolle verleihen ein fröliche aufferstehung und das Ewige Leben Amen.“ Nachzutragen wäre noch, daß Georg Forster, der Arzt in Nürnberg und Herausgeber der 5 Theile Deutsche weltliche Lieder, O. in der Dedication zum 3. Theil von 1549 erwähnt und ihn seinen Tisch- und Bettgenossen in Heidelberg nennt, woraus hervorgeht, daß O. in Heidelberg einst studirte. — Von seinen Werken haben sich nur sehr wenige bis auf uns gerettet, bis heute auch nur in je einem einzigen Exemplare bekannt. Zwickau besitzt eine Sammlung dreistimmiger Motetten von 1549: „Tricinia in pias aliquot“, Nürnberg, bei Berg und Neuber gedruckt und eine Samlung zweistimmiger Lieder und Psalmen (circa 1547) ebendort erschienen. Die Gymnasialbibliothek in Heilbronn (Würtemberg) besitzt das sehr merkwürdige fünfstimmige Werk „Tomus I. Symbolorum“ von 1547, ebendort gedruckt, welches sich zum Text die Wappenschilder und Inschriften deutscher Fürsten gewählt hat. Mozart meinte zwar, alles lasse sich componiren und lieferte dazu gleich den Beweis durch die Composition eines Wiener Speisezettels. In Nordamerika hat sogar ein Componist jüngst die Verfassung der Vereinigten Staaten in Musik gesetzt und im Oratorienstil behandelt! — Die von Gerber citirten deutschen Lieder von 1551, die Draudius anzeigt, haben sich bis heute noch nicht gefunden, dagegen hat der oben erwähnte Georg Forster 25 vier- und fünfstimmige weltliche Lieder von O. in seinem Sammelwerke veröffentlicht. Die letzteren allein liegen mir in Partitur vor und ermöglichen ein Urtheil über den Componisten. Forster selbst bezeichnet ihn als einen „derzeit weit berühmten Componisten“, doch unter den 25 Liedern will uns keins so recht zu Gefallen sein. Ernst, fast düster sind|selbst die heitersten Texte behandelt; seine Harmonie ist hart, steif und monoton und die zwar durch Kreuzung der Stimmen vermiedenen häufigen Quintenfortschreitungen werden dadurch dem Ohre nicht angenehmer. Am ansprechendsten sind noch Nr. 27 im 3. Theile: „Hab mir ein Espen-Zweigelein, gebogen zu der Erden“ und Nr. 65: „Wolauff gut gsell von hinnen“. Hier tritt eine mehr schmiegsame Ausdrucksweise hervor, die ihm sonst so sehr mangelt; und doch würde er von den Zeitgenossen nicht so geschätzt worden sein, wenn seine Leistungen sich nicht über das Niveau der Anderen um ein Bedeutendes erhoben hätten.

  • Autor/in

    Rob. Eitner.
  • Zitierweise

    Eitner, Robert, "Othmayr, Caspar" in: Allgemeine Deutsche Biographie 24 (1887), S. 536-537 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121138143.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA