Lebensdaten
1907 – 1996
Geburtsort
Nürnberg
Sterbeort
Nürnberg
Beruf/Funktion
Politikerin
Konfession
konfessionslos
Normdaten
GND: 12086570X | OGND | VIAF: 10687728
Namensvarianten
  • Müller, Käte (geborene)
  • Strobel, Käte
  • Müller, Käte (geborene)
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Zitierweise

Strobel, Käte, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd12086570X.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Fritz (1878–1960), aus Sammenheim, Schuhmacher, Stadtrat in N. (SPD), S d. Johann Georg Müller u. d. Maria Eva Göttler;
    M Anna Breit (1878–1965), aus Weidenbach, Köchin;
    5 Geschw; Nürnberg 1928 Hans Strobel (1904–78, Schriftsetzer, Sozialdemokrat, 1934 wegen Vorbereitung z. „Hochverrat“ zu e. Gefängnisstrafe verurteilt, bis 1937 im KZ Dachau interniert, ab 1943 Kriegsdienst in e. Strafbataillon, bis 1946 Kriegsgefangenschaft, Buchdruckermeister in N.;
    2 T Traudel Vallée (* 1938), Jur. in München, Ilse Hammes (* 1941), in N.; Schwager Karl Maly (1905–85), 1933 im KZ Dachau interniert, Dir. d. städt. Jugendamts in N., Stadtrat ebd. (SPD), Bürgermedaille (1974).

  • Biographie

    S. wuchs in einer sozialdemokratisch und gewerkschaftlich geprägten Nürnberger Schuhmacherfamilie auf. Sie besuchte nach der Volksschule zwei Jahre eine Handelsschule und arbeitete seit 1923 als Bürokraft in einem Obst- und Gartenbauverband. 1921 trat sie in die Arbeiterjugend der USDP ein, wurde 1925 Mitglied der SPD und der sozialdemokratischen Organisation „Kinderfreunde“, wo sie auch ihren späteren Mann kennenlernte. Während der NS-Zeit beteiligten sich Hans und Käte S. an der Verbreitung verbotener sozialdemokratischer Schriften.

    1946 kandidierte S., die unmittelbar nach Kriegsende die Frauenarbeit in der fränk. SPD aufgebaut hatte, vergeblich für den bayer. Landtag. 1949 wurde sie in den dt. Bundestag gewählt, dem sie bis 1972 angehörte, 1961–66 als Mitglied des SPD-Fraktionsvorstands. 1958–66 war S. zudem Abgeordnete im Europ. Parlament, 1962–64 dessen Vizepräsidentin sowie 1964–66 Vorsitzende der sozialdemokratischen Fraktion. Bis 1986 war S. im Wirtschafts- und Sozialausschuß der EG aktiv. Auch innerhalb der SPD stieg S. schnell auf. Neben dem SPD-Bezirksvorstand Franken gehörte sie dem Landesausschuß der bayer. SPD an, war Mitglied des SPD-Parteivorstands (1958–73) und des Parteipräsidiums (1966–71) sowie später Vorsitzende der Bundesschiedskommission und des Seniorenrats der SPD.

    Im Bundestag engagierte sich S. zunächst v. a. in der Verbraucher-, Preis- und Agrarpolitik; in diesen Bereichen arbeitete sie auch auf europ. Ebene. In der Regierung Willy Brandts war S., die in den 1960er Jahren zum engen Führungskreis der SPD gehörte, daher auch als Europaministerin vorgesehen, übernahm aber in der großen Koalition (1966–69) aufgrund des Parteienproporzes das Gesundheitsministerium, das in der sozial-liberalen Koalition (1969–72) unter ihrer Leitung mit dem Bundesfamilienministerium verbunden wurde.

    S. war nach ihrer Amtsvorgängerin Elisabeth Schwarzhaupt (CDU) (1901–86) die zweite Frau in einem bundesdt. Ministeramt und die erste Sozialdemokratin in dieser Position. Im kompetenzarmen Gesundheitsministerium schuf sie sich durch die Einrichtung neuer Institutionen (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung) Handlungsspielraum, den S., die als Jugendliche aus der ev. Kirche ausgetreten war und sich schon in der Weimarer Zeit in einem Verein für Sexualhygiene engagiert hatte, für dezidiert säkulare, zeitgenössisch sehr umstrittene Aufklärungskampagnen nutzte. S. initiierte den ersten bundesdt. Aufklärungsfilm „Helga“ (1967) und einen „Sexualkunde-Atlas“|(1969); in ihre Ministerzeit fällt auch der Beginn der Reformdebatte um das Abtreibungsverbot (§ 218), in der sich S. für die Indikationslösung einsetzte. Die Schwerpunkte ihrer politischen Arbeit verlagerten sich nun zur Frauen- und Familienpolitik, die S. unter dem Begriff der „rationalen Familienpolitik“ zusammenfaßte und die auf die Emanzipation der einzelnen Familienmitglieder, v. a. der Frauen zielte. S. reformierte als Ministerin auch das Lebensmittelrecht und das Arzneimittelrecht, von nachhaltiger Bedeutung waren insbesondere eine Neuregelung der Krankenhausfinanzierung, des Jugendwohlfahrtsgesetzes und der Bundesausbildungsförderung. S. bereitete auch eine Reihe wichtiger Reformen vor, die erst unter ihrer Amtsnachfolgerin Katharina Focke (* 1922) umgesetzt wurden (Jugendhilferecht, Ehe- und Scheidungsrecht, Recht der elterlichen Sorge, Familienlastenausgleich). 1972 schied S. aus dem Ministeramt und dem Bundestag aus und wechselte in den Nürnberger Stadtrat, dem sie – zeitweise als SPD-Fraktionsvorsitzende – noch bis 1978 angehörte.

  • Auszeichnungen

    A Bayer. Verdienstorden (1962);
    Gr. BVK mit Stern u. Schulterband (1969);
    Ehrenbürgerin d. Stadt Nürnberg (1980);
    Waldemar-v.-Knoeringen-Preis (1986);
    Bayer. Vfg.medaille in Gold (1986); K. S.Str. in Nürnberg;
    – Briefmarke in d. Serie „Frauen d. Dt. Geschichte“ (2000).

  • Werke

    Pol. f. morgen, 1968;
    Aktive Gesundheitspol. Investitions-Pol. f. d. Zukunft, in: Die Neue Ges. 16, 1969, S. 192–96;
    Verpflichtung z. Humanität gegenüber d. Schwächsten, ebd. 19, 1972, S. 822–25;
    Halbzeit Jugendpol., hg. v. Bundesmin. f. Jugend, Fam. u. Gesundheit, 1971;
    Deshalb bin ich Soz.demokrat, Bundesmin. K. S., [um 1972];
    Nachlaß:
    Archiv d. soz. Demokratie d. Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn.

  • Literatur

    R. Lepsius, K. S., Tabubrecherin in Fragen d. Sexualität, in: Frauenpol. als Beruf, Gespräche mit SPD-Parlamentarierinnen, 1987, S. 33–51;
    M. A. Panzer u. E. Plößel, in: Bavarias Töchter, Frauenporträts aus fünf Jhh., 1997, S. 271–74;
    B. Meyer, in: H. Sarkovicz (Hg.), Sie prägten Dtld., Eine Gesch. d. Bundesrep. in pol. Portraits, 1999, S. 170–84;
    R. Marquart, Das Ja z. Pol., Frauen im Dt. Bundestag (1949–1961), 1999, S. 215–52;
    R. Kölbel, in: Mitt. d. Ver. f. Gesch. d. Stadt Nürnberg 88, 2001, S. 233–53;
    ders., in: Fränk. Lb. 19, 2002, S. 219–34 (P);
    G. Notz, Frauen in d. Mannschaft, 2003, S. 483–501 (P);
    Stadtlex. Nürnberg (P);
    Kanzler u. Min.;
    Schumacher, M. d. B.;
    Biogr. Hdb. MdB.

  • Autor/in

    Christiane Kuller
  • Zitierweise

    Kuller, Christiane, "Strobel, Käte" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 563-564 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd12086570X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA