Lebensdaten
1768 – 1847
Geburtsort
Magdeburg
Sterbeort
Kopenhagen
Beruf/Funktion
Schriftsteller
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 120671883 | OGND | VIAF: 24667720
Namensvarianten
  • Grosse, Karl Friedrich August
  • Vargas, E. R. Graf (nennt sich)
  • Vargas Bedemar, Graf (nennt sich)
  • mehr

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Zitierweise

Grosse, Carl, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd120671883.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Christoph Ernst Grosse ( 1790), Arzt u. Hofrat;
    M Dor. Elisabeth Amalia Schröder ( n. 1790).

  • Biographie

    G. ist eine der abenteuerlichsten Gestalten der deutschen Literaturgeschichte. 1786 taucht er in Göttingen auf, wo er sich zum Medizinstudium immatrikuliert. 1788 geht er nach Halle. Im selben und im folgenden Jahre erscheinen seine ersten Veröffentlichungen. 1790 kehrt er nach Göttingen zurück und gibt sich ohne Berechtigung als stolberger Hof- und Forstrat, als Malteserritter, als Marquis von Grosse und Graf von Vargas aus. 1791 steht er im militärischen Dienst in Spanien. Die Folgen eines Duells zwingen ihn zur Flucht. Über Marseille und Korsika gelangt er 1792 nach Italien, wo er als Graf Vargas bis 1809 lebt. In dieser Zeit ist er intensiv schriftstellerisch tätig, besonders auf schöngeistigem Gebiet. Seine naturwissenschaftlichen Interessen führen zu Verbindungen mit mehreren wissenschaftlichen Akademien. Eine politische Anklage zwingt ihn, Italien zu verlassen. Ab 1809 lebt G. unter dem Namen Graf Vargas Bedemar in Dänemark. Die Regierung betraut ihn mit ehrenvollen Aufträgen, besonders hinsichtlich der norwegischen Berg- und Hüttenwerke. Er wird zum Kammerherrn ernannt und ein Freund des späteren Königs Christian VIII. Zum Teil mehrjährige Reisen, die geologischen und mineralogischen Studien gelten, führen ihn in viele Länder. Er erhält einen Sitz in der dänischen Gesellschaft der Wissenschaften und wird Ehrenmitglied der Mineralogischen Gesellschaft zu Jena, deren Präsident Goethe ist. Fast 79jährig stirbt G., ohne daß das Geheimnis seiner Person aufgedeckt worden ist, als hoch geehrter, aber einsamer Mann.

    In G.s umfangreicher schriftstellerischer Produktion stehen neben schöngeistiger Literatur Reisebeschreibungen, Übersetzungen und Schriften mit Themen aus der Philosophie, Ästhetik, griechische Literatur, Geschichte, Militärgeschichte, Biologie, Zoologie und Mineralogie. Bei den fachlichen Arbeiten stützt er sich stark auf fremde Vorarbeiten. Seine Anschauungen sind weitgehend durch aufklärerische und vorromantische Vorstellungen bestimmt. Schöngeistiges Hauptwerk G.s ist der Roman „Der Genius“, der Motive aufgreift, die im Geheimbundwesen des 18. Jahrhunderts vorgezeichnet sind. Aus der Trivialliteratur der Zeit ragt dieses Werk heraus, weil es G. hier gelingt, in der Berührung eines subjektivistischen Helden mit einer geheimen Gesellschaft das frühromantische Lebensproblem zu gestalten. Was in verschiedenen Werken deutscher Romantiker später in viel schärferer Ausprägung dargestellt wird, ist in wesentlichen Erscheinungen in G.s Roman bereits vorgebildet. – Wenn seine Produktion oft eine harte Beurteilung erfuhr, so liegt das daran, daß G. in weiten Teilen seiner Werke zu sehr dem Geschmack und den Interessen einer breiten Leserschicht huldigt.

  • Werke

    u. a. (Angaben bei Goedeke, Kosch, Hayn u. Gotendorf unvollst. u. z. T. ungenau) Über d. Erhabene, Göttingen u. Leipzig 1788, ²1801;
    Mgz. f. d. Naturgesch. d. Menschen, 3 T., Zittau u. Leipzig 1788-91;
    Helim od. üb. d. Seelenwanderung, Zittau 1789;
    John Batties moral. od. rit. Abhh., 3 T., Göttingen 1789 f.;
    Die Schweiz, 2 Bde., Halle 1791 f. (P);
    Der Genius, 4 T. in 5 Abschnitten, ebd. 1791-95, Hohenzollern 1794;
    Novellen d. Gf. v. Vargas, 2 T., Berlin 1792;
    Memoiren d. Marquis v. G., 2 T., ebd. 1792-95;
    Vermischte Bll. d. Gf. v. Vargas, 2 T., ebd. 1793 f.;
    La Palinière, Halle 1793;
    Briefe üb. Spanien, 2 T., ebd. 1793;
    Physikal. Abhh., Zittau u. Leipzig 1793;
    Erzählungen, 2 T., Berlin 1793 f.;
    Kleine Romane, 4 Bde., Halle 1793-95;
    Der Dolch, 4 T., Berlin 1794 f., Frankfurt u. Leipzig 1796 f.;
    Span. Novellen, 4 T., Berlin 1794-96;
    Kleine Aufsätze d. Gf. v. Vargas, 3 T., ebd. 1795 f.;
    Der Blumenkranz, 2 T., Zittau 1795 f.;
    Morgenländ. Erzz., Berlin 1795;
    Chlorinde, ebd. 1796;
    Liebe u. Treue, 2 Bde., Halle 1796 f.;
    Der zerbrochene Ring, 2 T., Berlin 1797;
    Dekameron, Gf. v. Vargas, ebd. 1797;
    E. R. Gf. v. Vargas Versuche, 2 T., Leipzig 1811; weitere Schrr., bes. zu militär. Fragen u. z. Mineral., s.
    E. Kornerup, 1959, s. L;
    Pogg. II.

  • Literatur

    M. Thalmann, Der Trivialroman d. 18. Jh. u. d. romant. Roman, 1923;
    O. Deneke, Der Malteserritter v. Göttingen, in: Festnr. d. Göttinger Tagebl. v. 25.6.1937;
    E. Kornerup, Gf. Edouard Romeo Vargas - C. G., Eine Unters. ihrer Identität, Kopenhagen 1954 (P);
    dies., Eduard Vargas Bedemar, En Eventyrers Saga, ebd. 1959 (W, P);
    G. Hartmann, K. G.s, „Genius“, Eine Stud. z. Menschenbild im Bundesroman d. ausgehenden 18. Jh., Diss. Köln 1957;
    Pogg. II (unter Vargas-Bedemar).

  • Porträts

    v. G., Vargas od. Vargas Bedemar, 1791-1840, mit näheren Angaben wiedergegeben b. E. Kornerup, s. L.

  • Autor/in

    Günter Hartmann
  • Zitierweise

    Hartmann, Günter, "Grosse, Carl" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 150-151 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd120671883.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA