Lebensdaten
1899 – 1988
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Jerusalem
Beruf/Funktion
Rabbiner ; Erziehungswissenschaftler ; Philosoph
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 120565064 | OGND | VIAF: 846988
Namensvarianten
  • Simon, Ernst Akiba
  • Simon, Ernst
  • Simon, Ernst Akiba
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Zitierweise

Simon, Ernst, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd120565064.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Gotthold Ephraim (1864–1938), Kaufm. in B., S d. Max (1844–1918), aus Kolberg, Lehrer d. Math., seit 1871 in Straßburg, 1903–12 o. Hon.prof. an d. Univ. ebd., stellv. Dir. am Lehrerbildungsseminar d. Berliner Jüd. Gde., Math.hist. (s. DBJ II, Tl.; Pogg. III–VI; Kosch, Lit.-Lex.³);
    M Caecilie Leppmann (1875–1944);
    B Fritz (* 1901), Dipl., Hans (* 1908);
    Frankfurt/Main 1925 Tatjana (Toni) Rapoport (1905–99), aus Moskau;
    1 S Uriel (* 1929), Prof. f. Bibelwiss. an d. Bar-Ilan Univ. (Israel), Begr. d. rel. Friedensinitiative „Os we Schalom“ (Stärke u. Frieden), 1 T.

  • Biographie

    Als enthusiastischer Kriegsfreiwilliger erlitt S. im Sommer 1916 vor Verdun eine schwere Verletzung. Nach Berlin zurückgekehrt, legte er dort im folgenden Winter das Notabitur ab. Nach der wenig später auch aufgrund seiner Kriegserfahrungen folgenden Hinwendung zur zionist. Bewegung und dem damit einhergehenden religiösen Umkehrprozeß in eine bewußt gelebte jüd. Identität studierte S. seit 1919 Philosophie, Geschichte und Germanistik in Berlin und Heidelberg, wo er 1923 mit einer Arbeit über „Ranke und Hegel“ (1928) bei Hermann Oncken zum Dr. phil. promoviert wurde. Nach dem Staatsexamen 1926 in Frankfurt/M. war er hier bis 1928 als Redakteur und Studienassessor tätig. Zunächst als Schüler, dann auch als Lehrer gelangte S. in den Kreis um das 1920 von Franz Rosenzweig gegründete „Freie Jüdische Lehrhaus“ und wirkte dort bis zu seiner Emigration nach Palästina 1928. Seine Auseinandersetzung mit den Traditionen des Judentums wurde entscheidend durch die Begegnung mit Martin Buber (1878–1965) geprägt, auf dessen Bitte hin S. 1934 für ein knappes Jahr nach Deutschland zurückkehrte, um mit Buber und Leo Baeck die Bildungsarbeit dt. Juden mitzugestalten. Konzeption und Chronologie stellte S. in seiner Monographie „Aufbau im Untergang“ (1959) dar und profilierte darin die jüd. Erwachsenenbildung im Nationalsozialismus als „geistigen Widerstand“.

    1939 wurde S. Dozent für Geschichte und Philosophie der Pädagogik, 1950 Professor für Pädagogik an der Hebräischen Univ. Jerusalem. S. war entscheidend am Aufbau des isr. Erziehungs- und Bildungswesens beteiligt, u. a. als pädagogischer Berater der zionist. Jugendeinwanderungsbewegung, als Dozent an Bubers Institut für Erwachsenenbildung und als Mitherausgeber der hebr. „Enzyklopädie für Erziehung“ (seit 1961). Politisch engagierte sich S. als Vordenker jüd.-arab. Verständigung und eines binationalen Staats, religiös und historisch als steter Gesprächspartner im jüd.-christl. Dialog und als Mitbegründer des Leo Baeck Instituts (LBI, 1955) zur Erforschung der Geschichte des dt. Judentums. Zahlreiche Vortragsreisen führten den „Brückenbauer“ (Buber) immer wieder zurück nach Deutschland. S.s Lebenswerk ist geprägt von geistesgeschichtlicher Universalität und dialektischem Denken zwischen Widerstand und Toleranz bzw. zwischen Religion und Humanismus sowie von einem Bemühen um die Vermittlung von alltagsrelevantem Glauben und kritischer Vernunft, von Religion und Bildung, von jüd. Tradition und politischer Zeitgenossenschaft. Zeugnis davon geben seine Aufsatzsammlungen „Brücken“ (1965) und „Entscheidung zum Judentum“ (1979) sowie der Briefwechsel „Sechzig Jahre gegen den Strom“ (1998, hg. v. LBI Jerusalem). Insbesondere aus der Perspektive christl. Theologie bzw. einer Theorie religiöser Bildung in der Gegenwart kann S.s Denken gewinnbringend aufgenommen und kritisch weitergeführt werden.

  • Auszeichnungen

    Buber-Rosenzweig-Medaille (Frankfurt/M. 1969);
    Dr. theol. h. c. (New York 1969);
    Israel-Preis f. Erziehung (1967);
    Mitgl. v. Berit Schalom (1928), Ichud (1942), Os we Schalom (1973) u. d. jüd.konservat. Gde. Emeth we Emunah in Jerusalem (1936).

  • Werke

    Weitere W Zum Problem d. jüd. Witzes, 1929;
    Das Werturteil im Gesch.unterr. mit Beisp. aus d. dt. Gesch. v. 1871 bis 1918, 1931;
    Chajjim Nachman Bialik, Eine Einf. in sein Leben u. Werk, 1935;
    Die Lehre Pestalozzis, 1955, ²1963 (hebr.);
    Sind wir noch Juden?, 1982 (hebr.);
    Das Recht zu erziehen, d. Pflicht zu erziehen, 1983 (hebr.);
    Ziele, Verbindungen, Wege, Das Denken Martin Bubers, 1985 (hebr.);
    Nachlaß: E. S.-Hss.archiv an d. Jewish National and Univ. Library Jerusalem;
    Archiv d. LBI Jerusalem;
    Nachlaßbibl. an d. Moses Mendelssohn Ak. Halberstadt.

  • Literatur

    W. Kraft, E. S. u. d. dt. Kultur, in: Neue Dt. Hh. 26, 1979, S. 227–67;
    Y. Amir, in: Mitt.bl. d. Irgun Olej Merkas Europa, 1988, Nr. 41, S. 5 f.;
    ders., in: Sechzig J. gegen d. Strom, E. A. S.s Briefe v. 1917–1984, hg. v. LBI Jerusalem, 1998, S. V–VI (P);
    M. Bühler, Erziehung z. Tradition, Erziehung z. Widerstand, E. S. u. d. jüd. Erwachsenenbildung in Dtld., 1986 (W, P);
    K. Yaron, Hebrew Humanism in the Tradition of Martin Buber and E. S., in: Panorama 2, 1990, S. 48–53;
    M. Volkmann, E. S. als Erwachsenenbildner in Dtld. u. Palästina/Israel, in: E. Adunka u. A. Brandstätter (Hg.), Das Jüd. Lehrhaus als Modell lebensbegleitenden Lernens, 1999, S. 135–53;
    J. Woppowa, Zw. Integration u. Widerstand, Produktive Spannungen im Bildungsdenken E. S.s vor d. Hintergrund d. jüd. Erwachsenenbildung nach 1933, in: Im Gespräch, Hh. d. Martin Buber-Ges. 10, Frühj. 2005, S. 21–30;
    ders., Widerstand u. Toleranz, Grundlinien jüd. Erwachsenenbildung b. E. A. S. (1899–1988), 2005 (W);
    ders., Die Zweite Naivität, Zum Verhältnis v. Glauben u. Bildung, in: Trierer Theol. Zs. 115, 2006, S. 332–43;
    Enc. Jud. 1971 (P);
    Biogr. Hdwb. Erwachsenenbildung;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    LThK³;
    BBKL 21 (W, L);
    Juden in Berlin.

  • Autor/in

    Jan Woppowa
  • Zitierweise

    Woppowa, Jan, "Simon, Ernst" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 430-431 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd120565064.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA