Lebensdaten
1665 oder 1670 – 1721
Geburtsort
Eschwege (Hessen)
Sterbeort
Altona
Beruf/Funktion
Sektiererin ; Sektengründerin
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 12025414X | OGND | VIAF: 27896836
Namensvarianten
  • Buttlar, Eva Margaretha von
  • Vésias, Eva de
  • Buttlar, Eva von
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Buttlar, Eva von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd12025414X.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hannibal;
    M Ursula Marie v. Dannen;
    1) um 1682 … de Vésias, Hof- u. Tanzmeister in Eisenach, 2) Joh. Gg. Appenfell(d)er alias Brachfeldt (1682–1712), Arzt.

  • Biographie

    Nach 10jähriger unglücklicher Ehe geriet die leichtlebige Frau unter den Einfluß des Pietismus. Sie gründete nach einer Absage an ihre lutherische Kirche am 2.1.1702 in Allendorf (Hessen) die „Christliche und philadelphische Sozietät“. Von Allendorf vertrieben, fand sie mit ihren Anhängern Unterkunft in Wittgenstein. Wegen mancherlei Verfehlungen hier verurteilt, floh sie nach Lügde bei Pyrmont. Hier wurde sie zu ewiger Verbannung verurteilt. Sie entzog sich durch Flucht der Bestrafung und beendete ihr Leben in Altona als Ehefrau eines ihrer Anhänger, des Arztes Appenfeller. Die neugegründete Sekte verkündete in Allendorf das baldige Kommen des tausendjährigen Reiches. Scharfe Abkehr von der Kirche und auf der anderen Seite wilde Befriedigung sinnlicher Lust waren für die Enderwartung bedeutsam. Als Himmlische Sophia, der alles erlaubt ist, ging B. den anderen an Sittenlosigkeit voran. In Wittgenstein verstieg sie sich zu dem Gedanken, daß sie mit dem Theologen Winter und dem Arzt Appenfeller die Dreieinigkeit verkörpere. In Lügde erreichte die Tollheit ihren Höhepunkt, als Winter das Reich des Vaters an Appenfeller, den göttlichen Sohn, übergab und B. feierlich zur Verlobten des Heiligen Geistes erklärt wurde.

  • Literatur

    ADB III;
    M. Goebel, Gesch. d. christl. Lebens in d. rhein.-westfäl. ev. Kirche II, 1852, S. 778 ff.;
    L. Christianx, E. v. B., die Messaline u. Muckerin als Prototyp d. „Seelenbräute“, Ein Btr. z. Kenntnis d. Mysterien d. Pietismus, 1870;
    PRE;
    RGG.

  • Autor/in

    Heinrich Laag
  • Zitierweise

    Laag, Heinrich, "Buttlar, Eva von" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 80-81 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd12025414X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Buttlar: Eva v. B. war 1670 als das einzige Kind schon betagter, lutherischer Eltern zu Eschwege in Hessen geboren. Ohne allen eigentlichen Religionsunterricht auferzogen wurde sie, 17 Jahr alt, mit einem französischen Réfugié, dem Pagenhof- und Tanzmeister de Vésias in Eisenach verheirathet, mit dem sie zehn Jahre herrlich und in Freuden in kinderloser Ehe lebte. Da wurde sie (1697) von dem damals ganz Thüringen erregenden Pietismus ergriffen. Sie brach nun mit ihrem ganzen bisherigen Leben, sagte sich von ihrem Manne los und begab sich über Eschwege nach Allendorf an der Werra. Hier richtete sie Conventikel ein, entfaltete eine sich weit ins Land hinein erstreckende Thätigkeit, und gewann einen ihr so entschieden zugethanen Anhang, daß sie am 2. Januar 1702 daselbst eine aus etwa 40 Personen bestehende besondere christliche oder Philadelphische Genossenschaft gründen konnte. In derselben sollte bei vollkommner Gemeinschaftlichkeit alles Besitzes jedes einzelne Glied selbst in geschlechtlicher Beziehung jedem Gliede des anderen Geschlechts angehören. Dieses stellte man als die wahre, im Geiste eingegangene, Ehe hin, durch welche sich der „Christ“ zum Eintritt in das tausendjährige Reich vorzubereiten habe. Von vornherein war daher das ganze Leben dieser Gesellschaft auf die wildeste Befriedigung der Geschlechtslust gerichtet. Eva ging innerhalb zweier Jahre mit sechs verschiednen Männern sogenannte geistliche Ehen ein, und lebte außerdem mit allen männlichen Angehörigen der Gesellschaft, welche durch geschlechtliche Vermischung mit ihr (als der wahren Mutter Eva, der himmlischen Sophia, der Thür des Paradieses) zur vollen Reinheit gelangen sollten. Natürlich wurden diese Greuel bald ruchbar und schon nach sechs Wochen wurde die Societät aus Allendorf ausgewiesen, worauf Eva mit ihrem Anhang über Frankfurt und Usingen in das Wittgensteiner Land zog und sich 1704 zu Saßmannshausen auf einem dem Grafen von Wittgenstein gehörenden Hofe niederließ. Aber auch hier kam das schandbare Leben Eva's und ihrer Genossen bald an den Tag, weshalb die ganze Rotte nach Laasphe ins Gefängniß gebracht wurde, aus dem sie jedoch zu entkommen wußte. Die Reste der Gesellschaft fanden sich mit Eva und deren damaligem Zuhälter in Köln wieder zusammen, wo dieselben scheinbar den katholischen Glauben annahmen und sich dann in der paderbornischen Enclave Lüde bei Pyrmont niederließen. Hier wurde die Genossenschaft mit Aufstellung bestimmter Regeln für das ganze Gemeinschaftsleben und mit allerlei ebenso burlesken als blasphemischen Weihungen einzelner Mitglieder ganz neu organisirt. Der Wahnwitz erreichte aber hiermit seine Höhe. Eine Criminaluntersuchung brach über die Gesellschaft herein, die nach Schloß Dringenberg gebracht wurde. Die Folter preßte grauenvolle Geständnisse heraus. Die Straferkenntnisse waren hart, aber gerecht. Indessen wußte Eva auch hier zu entfliehen. In Altona, wo sie (schwanger) den neuen Messias gebären wollte, wurde sie ausgewiesen, und die jetzt zersprengten Glieder der Gesellschaft lebten scheinbar als Glieder der lutherischen Kirche in Kiel und in Altona. Eva v. B. ließ sich später am letzteren Orte wiederum nieder, wo sie sich ganz ehrbarlich zu verhalten und sich Ansehen zu verschaffen wußte. Sie lebte daselbst noch im Jahre 1717. Wann sie gestorben ist, weiß man nicht.

    • Literatur

      Vgl. Max Göbel's Geschichte des christlichen Lebens in der rheinischwestfälischen Kirche, B. II. S. 778—809, wo auch die gedruckten und ungedruckten Quellen ihrer Geschichte angegeben sind.

  • Autor/in

    Heppe.
  • Zitierweise

    Heppe, Heinrich, "Buttlar, Eva von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 3 (1876), S. 654-655 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd12025414X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA