Lebensdaten
1774 – 1837
Geburtsort
Tecklenburg
Sterbeort
Elberfeld
Beruf/Funktion
Pietist ; Pfarrer in Elberfeld ; Hauptgestalt der niederrheinischen Erweckungsbewegung ; Theologe
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 120034905 | OGND | VIAF: 67286919
Namensvarianten
  • Krummacher, Gottfried Daniel
  • Krummacher, G. D.
  • Krummacher, Godfried Daniel
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Krummacher, Gottfried Daniel, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd120034905.html [25.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Krummacher: Gottfried Daniel K., der jüngere Bruder von Friedr. Adolf, dem berühmten Parabeldichter, wurde am 1. April 1774 in Tecklenburg geboren. Ueber die Eltern siehe oben S. 240—241. K. wurde in frühester Jugend der Großmutter und Tante, welche in demselben Städtchen wohnten, zur Erziehung überlassen. Ein scheues seltsames Wesen zeichnete schon den Knaben aus; er mußte sich einen Träumer, einen Sonderling schelten lassen. Die ersten Schuljahre verbrachte K. in seiner Vaterstadt unter dem strengen Regiment des Rectors Meese. In Hanau unter dem (später nach Berlin an das Joachimsthalsche Gymnasium berufene) Director Snethlage vollendete K. seine Gymnasialbildung. 1790 bezog K. die Universität Duisburg. Von den Professoren zog ihn allein Prof. Dr. A. W. P. Moeller an; mancherlei Anregungen (auch in religiöser Beziehung) verdankte er dem Hause des Rectors Fr. Arnold Hasencamp. Nach Beendigung seiner Studienzeit begab sich K. zu seinem Bruder Fr. Ad. K. nach Hamm, der dort am Gymnasium Conrector war. Hier gab K. Privatunterricht, predigte wol auch auf den umliegenden Dörfern. Nachdem er kurze Zeit in Soest eine Hauslehrerstelle angenommen, folgte er dem Bruder, der inzwischen als Rector versetzt worden war, nach Mörs a. Rh. 1798 erhielt K. die Pfarrstelle in Baerl, einem Dorfe bei Mörs; diese Pfarrstelle vertauschte er 1801 mit der in Wülfrath. Hier blieb er 15 Jahre. 1816 wurde K. von der reformirten Gemeinde in Elberfeld zum Pfarrer gewählt. Hier ist R. bis zu seinem Tode geblieben. Verheirathet ist K. nicht gewesen. Schon in Wülfrath nahm er seine Schwester Meyer (Wittwe des Bürgermeister M. in Werther) mit ihren 5 Kindern zu sich ins Haus. Diese stand seinem Hauswesen vor, K. ist den Kindern der treueste Vater und Versorger gewesen. In Baerl fand der 22jährige junge Geistliche einige entschieden gläubige Laien, durch deren herzandringendes Zeugniß auch in ihm ein neues Leben entzündet wurde, welches er nun mit gewaltigem Ernste verkündigte. In der Theologie schloß sich K. der koccejanisch-lampischen Schule der reformirten Kirche an; nur daß er besonders in der ersten Zeit seiner Elberfelder Wirksamkeit die absolute Prädestination in der möglichsten Schroffheit nach den Sätzen der Dordrechter Synode verkündigte. Daraus erklärt es sich, daß er sich in der Regel an die gläubige Gemeinde allein wandte, während er diejenigen, welche noch draußen standen, oft absichtlich zurückstieß. Wegen der Verkündigung der Prädestinationslehre in so schroffer Weise, welche bei seinen Anhängern zu den äußersten und ärgerlichsten Extremen führte, kam K. mit seinen kirchlichen Behörden in Conflikt. Nur der unermüdlichen Milde des damaligen Generalpräfes der reformirten Synode, dem späteren Bischof Dr. Roß gelang es, den schon unvermeidlich scheinenden Bruch zu verhindern. Auf Befehl des Consistorii in Köln hielt K. am 24. October 1819 eine Rechtfertigungspredigt über Röm. 6, V. 1. Das Thema lautete: Zollen wir in der Sünde beharren, damit die Gnade desto mächtiger werde? Die Predigt wurde veröffentlicht; R. gab ihr ein Vorwort, in dem er sich dahin|ausspricht: Ich genieße das Vorrecht, ein Glied der evangelisch-resormirten Kirche, habe den Beruf ein Diener derselben zu sein und bin so gücklich ihr mit innigster Ueberzeugung anzugehören. Feind alles Fanatismus, der außerordentliche unmittelbare Offenbarungen Gottes an die Menschen wähnt, während er die geschriebenen gering achtet, hänge ich mit ganzer Seele an der heiligen Schrift, glaube, Gott sei Lob, durchaus Alles, was sie enthält. Röm. 9 so gut, als 1. Tim. 2 V. 4. — Die Folge dieser Predigt war, bah sich die extremeren Elemente von K. abwandten und zum Theil den Secten anheimfielen, während K. das Vertrauen des bei weitem größeren Theils seiner Gemeinde nun erst recht erfuhr; nun wirkte er erst von seiner Kanzel aus mit ganzem Erfolg für seine Gemeinde und weit über die Grenzen derselben hinaus. Sehr berühmt sind Krummacher's Predigten: „Wanderungen der Kinder Israel durch die Wüste“ geworden (auch ins Holländische und Englische übersetzt). Vor der wissenschaftlichen Exegese wird die geistlich-symbolische, allegorisirende Auffassung besonders der verschiedenen Lagerplätze nicht bestehen können; dennoch machten die Predigten, besonders durch die Application auf die Erfahrungen des inneren Lebens einen gewaltigen Eindruck und haben noch heute ihren besonderen Kreis, in welchem sie das recht eigentliche Erbauungsbuch geblicben sind. K. ist, wie aus obigem leicht verstanden werden, wird, ein entschiedener Gegner der Einführung der Union gewesen; besonderen Widerspruch erhob er gegen die Agende König Friedrich Wilhelms III. Am 15. Januar 1834 erlitt K. während der Predigt über Ebräer 11 V. 11 auf der Kanzel einen Schlaganfall. Von diesem hat er sich immer nur auf kurze Zeit erholen können. Der 30. Jan. 1837 ist sein Todestag geworden. Trotz der vielen Ecken und Schroffheiten, welche seine Anhänger leider als Tugenden ansahen, ist K. dadurch für seine Zeit und darüber hinaus so bedeutend geworden, daß er ein ganzer Mann von christlichem Charakter war. Schriften: „Reformationspredigten", 1817; „Beitrag zur Beantwortung der Frage: Was ist Evangelisch? in 5 Predigten", 1828; „Jacobs Kampf und Sieg", 1829; „Einige Predigten über die Ev. Lehre von der Rechtfertigung", 1831; „Die Wanderungen Israels durch die Wüste nach Kanaan in Beziehung auf die innere Führung der Gläubigen beleuchtet"; „Die hohepriesterliche Segensformel", 1834; „Wahrheit zur Gottseligkeit. Hauspostille“, 1835; „Gute Botschaft“, 1838; Uebersetzung der Auslegung des Philipperbriefs von Calvin. 1836.

    Lebensbild Gottfried Daniel Krummacher's von dessen Neffen E. W.

    • Literatur

      Krummacher, Dr. theol., Elberfeld 1830. M. Goebel's Artikel: G. D. Krummacher in der 2. Aufl. der Real-Encyklopädie v. Herzog u. Plitt, Bd. VIII, S. 298.

  • Autor/in

    O. von Ranke.
  • Zitierweise

    Ranke, Otto von, "Krummacher, Gottfried Daniel" in: Allgemeine Deutsche Biographie 17 (1883), S. 246-247 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd120034905.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA