Lebensdaten
1786 – 1850 oder 1859
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Basel
Beruf/Funktion
Volksdramatiker ; Journalist
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 119560038 | OGND | VIAF: 66590602
Namensvarianten
  • Bäuerle, Johannes Andreas (eigentlich)
  • zur Linde, Friedrich (Pseudonym)
  • Horn, Otto (Pseudonym)
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Zitierweise

Bäuerle, Adolf, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119560038.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Kaspar Andreas Bäuerle;
    M Margarete Barbara Trög, beide aus Eßlingen;
    1) 1807 Antonia Egger, 2) 1829 Katharina Ennöckl (1790–1869), Schauspielerin;
    S Adolf Bäuerle (1822–77), seit 27.10.1873 Edler von, Landtagsabgeordneter für Niederösterreich, Reichstagsabgeordneter, Truchseß;
    T Friederike Bäuerle (Pseudonym Friedrich Horn, 1817–96), Schriftstellerin.

  • Biographie

    B. übernahm nach mehrjähriger Staatsbeamtenpraxis die „Wiener Theaterzeitung“ (1806-59). Sie ist - Titelvarianten bei Goedeke XI/2, S. 23 - im Verein mit den angeschlossenen Bildpublikationen von größter theatergeschichtlicher Bedeutung und beherrschte 1818-40 die öffentliche Meinung in Wien. Nach 1848 verlor B. die Fühlung mit dem Publikum, neue Gründungen mißlangen. 1859 mußte er vor seinen Gläubigern nach Basel fliehen. - Sein Anspruch auf geschichtliche Geltung beruht auf seinen Volkskomödien (1813-41). Die von ihm geschaffene Gestalt des lustigen Parapluiemachers Chrysostomus Staberl, welche Goedeke mit Recht „eine des größten Komöden würdige Figur“ nennt, verdrängte endgültig die „Volksnarren“ (Hanswurst, Kasperl, Staberl). Stücke wie B.s „Bürger in Wien“ (1813), „Aline oder Wien in einem anderen Weltteile“ (1822) u. a. gingen vom Leopoldstädter Theater, dessen Sekretär B. 1819-28 war, über alle deutschen Bühnen. Dagegen sind seine Theater-Romane und sog. „Lokalromane“ (1854 ff.) von der Not erzwungene Schleuderarbeiten; sie dürfen - ebenso wie seine (unvollendeten) „Memoiren“ (1858) - nur mit größter Vorsicht als Quellen benützt werden.

  • Werke

    Verz. s. Goedeke VI, 1898, S. 597, VIII, 1905, Nr. 190, S. 96, 132, Nr. 35, IX, 1910, S. 80-85, XI/2, o. J., S. 8-28;
    vollst. chronolog. Verz. sämtl. Theaterstücke in: O. Rommel, Alt-Wiener Volkskomödie, Wien 1952, S. 1054–61;
    theatergeschichtl. wichtig sind d. seit 1826 erscheinenden Bildbeill. z. Theaterztg. mit Rollen- u. Szenenbildern: Gallerie drolliger u. interessanter Szenen nach d. Leben u. aus d. Theaterwelt, Jg. 1-6, 1826-33, Theatral. Bilder-Gallerie, Jg.1-3, 1834–36;
    Theater | stücke: Komisches Theater, 1820–26, 6 Bde., Neudrucke einzelner Stücke bei: R. Fürst, Raimunds Vorgänger, 1907; Ausgew. Werke, hrsg. v. O. Rommel, 2 Bde., o. J. (1916);
    O. Rommel, in: Dt. Lit., Reihe Barockdrama, Bd. 3, 4, 1939.

  • Literatur

    ADB II;
    F. Schlögl, Vom Alt-Wiener Volkstheater, Wien 1884;
    R. Fürst, Raimunds Vorgänger, in: Schrr. d. Ges. f. Theatergesch. 10, 1907;
    K. Danhelowsky, Die Bilderbeil. z. B.s Theaterztg., in: Jb. dt. Bibliophilen 6, 1918;
    K. Paradeiser, A. B. als Volksdramatiker, Diss. Wien 1930 (ungedr.);
    O. Rommel, Barocktradition im österr.-bayr. Volkstheater, in: Dt. Lit., Reihe Barockdrama, 6 Bde., 1935–39;
    ders., Die Alt-Wiener Volkskomödie v. barocken Welt-Theater bis z. Tode Nestroys, Wien 1952, S. 652-716, 774 bis 813, 1054-61;
    L. Kretzer, Die Wiener „Allg. Theaterztg.“ 1818-60, Diss. Berlin 1941 (ungedr.);
    L. A. Jecny, Die theatergeschichtl. Auswertung v. A. B.s Gallerie interessanter u. drolliger Szenen, Diss. Wien (ungedr.);
    Kosch, Lit.-Lex. I (W, L); f. T Friederike:
    A. J. Weltner in: BJ I 1896, S. 335 f.

  • Porträts

    Stich v. Teltscher in: Taschenbuch f. d. Leopoldstädter Theater, 1822, u. in Folio gesondert (Haslinger, Wien); Stich v. A. Dauthage, 1856 (Hist. Mus. d. Stadt Wien);
    Holzschnitte in: LIZ 26, 1856, S. 29, u. in: Tritsch-Tratsch, 1858, Nr. 7 (letzte Aufnahme).

  • Autor/in

    Otto Rommel
  • Zitierweise

    Rommel, Otto, "Bäuerle, Adolf" in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 531-532 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119560038.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Bäuerle: Adolf B., Dichter und Schriftsteller, geb. zu Wien 9. April 1786, in der Nacht vom 19.—20. Sept. 1859. Nach Besuch der Wiener Schulen trat er die Beamtenlaufbahn an, verließ aber dieselbe bald wieder, um sich ganz der Schriftstellerei zu widmen. Schon 1806 hatte er die „Wiener|Theaterzeitung“ gegründet, welche bald das gelesenste Blatt der ganzen Monarchie ward. 1856 konnte er das Jubiläum seiner Redaction feiern, freilich zu einer Zeit, wo unter so ganz veränderten Zuständen des öffentlichen wie litterarischen Lebens die Theilnahme für das Blatt sehr erlahmt war. Bald nach ihres Gründers Tode mußte auch die Theaterzeitung eingehen. — 1819 übernahm B. auch die Leitung der „Eipeldauer Briefe“, einer beliebten Volksschrift, welche, 1785 von Richter gegründet, nach dessen Tode 1813 auf Gewey übergegangen war, der 1819 starb. Aber 1821 ging das Blatt mit dem Tode seines Verlegers König ein. — B., der schon 1806 mit dem Lustspiel „Kinder und Narren reden die Wahrheit“ Glück gemacht hatte, war inzwischen 1809 Secretär am Leopoldstädter Theater geworden, in welcher Stellung er bis 1828 verblieb. Damit begann seine überaus fruchtbare Thätigkeit für die Bühne. Ein vollständiges Verzeichniß seiner Dichtungen gibt Wurzbach im Lexikon. Die früheren seiner Volksstücke sind meistens in dem „Komischen Theater“, 1820—26, gesammelt. Sein letztes Lustspiel „Der Sonderling in Wien“ ist vom J. 1841. Er ist der Schöpfer des „Staberl“, welcher die Bretter, von denen er die älteren „Kasperl“ und „Thäddädl“ verdrängte, zuerst 1813 in den „Bürgern in Wien“ betrat. Es folgten u. a. „Staberl's Hochzeit“, 1815; „Staberl's Wiedergenesung“, 1816; „Staberl's Reiseabenteuer“, 1822. Wie diese Staberliaden, so machten auch manche andere von Bäuerle's Stücken bald den Weg durch ganz Deutschland; namentlich „Die falsche Primadonna“; „Der verwunschene Prinz“; „Der Tausendsassa“; „Der Leopoldstag“. Mit dem „Freund in der Noth“ ward 1819 das Königstädter Theater in Berlin eröffnet. B. erhebt sich zwar nur selten über das Gebiet der niederen Komik, ist aber voll drolliger Einfälle und harmlos fröhlicher Laune; ein Vorläufer Raimund's, wenn auch dessen Stücke an dichterischem Werth viel höher stehen. Fast 10 Jahre, nachdem seine dramatische Ader sich erschöpft hatte, entfaltete er, anfangs pseudonym als „Fels“ oder „Horn“, aufs neue eine erstaunliche Fruchtbarkeit als Erzähler. War er doch schon als Sechszehnjähriger mit dem Ritterroman „Sigmund der Stählerne“ aufgetreten. Seine späteren Romane bewegen sich in der Schilderung des Wiener Lebens und sind meistens den eigenen Erinnerungen des Dichters entnommen, was ihnen ein besonderes Interesse verleiht; so z. B. die „Therese Krones“; „Ferdinand Raimund“; „Director Karl“; „Baron Rothschild und die Tischlerstochter“; „Zahlheim“; „Das Jahr 1848“; „Roman und Wirklichkeit“ u. s. w.

    Mit dem Jahre 1848 war jenes „alte Wien“, in dem Bäuerle's ganzes Wesen wurzelte und für das er mit seiner auch im täglichen Leben unerschöpflichen fröhlichen Laune als eine typische Gestalt gelten konnte, zu Ende gegangen. Bis dahin hatte er sich einer außerordentlichen Popularität zu erfreuen. Schon 1826 konnte er aus dem Ertrag einer patriotischen Broschüre ein Blindeninstitut gründen und es ist amtlich nachgewiesen, daß der Gesamtertrag seiner vielfachen Aufrufe und Sammlungen zu mildthätigen Zwecken sich auf 1200000 fl. berechnet. Dafür ward ihm von Wien, Prag, Ofen, Pest und 15 anderen Städten des Reiches das Ehrenbürgerrecht verliehen. Selbst noch 1848 versuchte er vorübergehend nicht ohne Erfolg durch sein Blatt „Die Geißel" und durch den „Volksboten“, der später in den „Wiener Telegraphen“ umgewandelt ward, in die Bewegung der Geister einzugreifen. Aber in die neue Zeit wußte er sich nicht mehr zu schicken, noch das neue Wien in ihn. So begannen sich seine Verhältnisse zu trüben. Zerfallen mit der ihn umgebenden Welt, vielfachen Kränkungen, ja persönlichen Verfolgungen ausgesetzt, entfloh er endlich im Juni 1859 aus Wien nach Basel, um dort in der Fremde nach wenigen Monaten trüber Verlassenheit gebrochenen Herzens zu sterben, — „der letzte fidele|Wiener der alten Zeit“. — Bäuerle's zweite Frau, Katharina Ennöckl, geb. 1790, war ihrer Zeit eine gefeierte Schauspielerin des Leopoldstädter Theaters. Seine Tochter (erster Ehe) Friederike, geb. 1820, machte sich in Wien als Pianistin und Schriftstellerin einen Namen.

    • Literatur

      Wurzbach, Lex. I. 108 ff. XI. 364 f.

  • Autor/in

    v. L.
  • Zitierweise

    L., von, "Bäuerle, Adolf" in: Allgemeine Deutsche Biographie 2 (1875), S. 147-149 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119560038.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA