Lebensdaten
1548 – 1622
Geburtsort
Frankenstein (Schlesien)
Sterbeort
Heidelberg
Beruf/Funktion
reformierter Theologe
Konfession
reformiert
Normdaten
GND: 119534479 | OGND | VIAF: 66521049
Namensvarianten
  • Wängler, David
  • Pareus, David
  • Wängler, David
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Zitierweise

Pareus, David, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119534479.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Wängler (1515–89);
    M Magdalena Franck ( 1551);
    Hemsbach 1574 Magdalena Stibel ( 1615), aus Kaiserslautern, Schw d. Heppenheimer Pfarrers u. späteren Kreuznacher Inspektors Johann Stibel;
    3 S, 2 T (früh †), u. a. Johann Philipp (1576–1648; s. ADB 25, L), Rektor d. Casimirianums in Neustadt a. d. H., David (1578–1606), Kandidat d. bürgerl. Rechts;
    E Daniel (1605–35, s. ADB 25), Hist.

  • Biographie

    Nach siebenjähriger Schulzeit an der heimatlichen Lateinschule und nach den beiden abgebrochenen Apotheker- und Schusterlehren in Breslau und Frankenstein besuchte P. seit 1564 das von dem Melanchthonschüler Christoph Schilling ( 1583) geleitete Gymnasium in Hirschberg (Niederschlesien), wo er dem strengen Luthertum entfremdet wurde. Als Schilling wegen seiner melanchthonischen Lehre entlassen wurde, folgte ihm P. mit weiteren Mitschülern 1566 nach Amberg (Oberpfalz) und zog von da weiter nach Heidelberg, in die Hauptstadt der seit 1563 reformierten Kurpfalz. Im April 1566 wurde P. in das theol. Alumnat des Heidelberger Sapienzkollegs aufgenommen. Wesentlich beeinflußt wurde er von seinem älteren Landsmann Zacharias Ursinus (1534–83), dem Leiter des Sapienzkollegs und Verfasser des Heidelberger Katechismus. Ende 1570 disputierte P. über das Thema „De Scripturae sacrae autoritate, perfectione, perspicuitate et lectione“. Nach seiner Ordination kam er auf Veranlassung des Kf. Friedrich III. im Mai 1571 als Pfarrer nach Niederschlettenbach bei Bergzabern (Pfalz), stieß dort jedoch auf heftigen Widerstand der Katholiken. P. folgte daher schon im Okt. 1571 dem Ruf an das Heidelberger Sapienzkolleg, wo er die Leitung der dritten, später der zweiten Klasse übernahm. Im August 1573 wurde er als erster ref. Pfarrer in Hemsbach an der Bergstraße eingeführt. Er ließ hier die Heiligenfiguren und -bilder aus der Kirche entfernen und gewann seine Gemeinde für die ref. Lehre. Als Kf. Ludwig VI. nach dem Tode seines Vaters Friedrich III. alle ref. Pfarrer und Gelehrten durch Lutheraner ersetzte, mußte auch P. 1577 aus Hemsbach weichen. In Oggersheim, auf linksrhein. Gebiet des ref. Pfalzgrafen Johann Casimir, des Bruders Ludwigs VI., fand P. im Nov. 1577 eine Pfarrstelle. Durch seine Versetzung nach Winzingen im August 1580 konnte er die Verbindung zu den einstigen Dozenten, allen voran Ursinus, wiederaufnehmen, die inzwischen am „Casimirianum“, der neugegründeten ref. Hochschule im nahegelegenen Neustadt (Haardt), lehrten. Nach dem Tod Ludwigs VI. 1583 übernahm P. im Sept. 1584 die zweite Lehrerstelle am Heidelberger Sapienzkolleg. Im Febr. 1587 wurde er zum Magister artium promoviert. Im Jan. 1591 erhielt er die Leitung des Sapienzkollegs. Durch seine Berufung in den Kirchenrat im Nov. 1592 rückte er in eine leitende kirchliche Stellung auf. In Anwesenheit von Melanchthons Schwiegersohn Kaspar Peucer erlangte P. 1593 den theol. Doktorgrad. Aus der Leitung des Sapienzkollegs und aus dem Kirchenrat schied P. aus, als er im Aug. 1598 als Professor für Altes Testament in die theol. Fakultät der Univ. Heidelberg eintrat und zugleich „Extraordinarius controversiarum theologicarum exactor et censor“ wurde (Rektor 1599, 1611 u. 1619). 1603 erhielt er die Professur für Neues Testament. Als Dekan gestaltete er 1617 das große Reformationsjubiläum. Vor dem span. Heer wich P. 1621/22 vorübergehend nach Annweiler und Neustadt (Haardt) aus.

    P., der als einer der bedeutenden Theologen der ref. Frühorthodoxie zwischen 1559 und 1619 gilt, verstand sich in erster Linie als Bibelausleger. In seiner „Neustadter Bibel“ (1587/88), der ersten ref. Bibelausgabe Deutschlands, behielt er zwar die Lutherübersetzung bei, ersetzte jedoch Luthers Beigaben durch ein von ihm neu erarbeitetes ref. Rahmenwerk. Als ihn die Tübinger Lutheraner Jakob Andreä (1528–90) und Johann Georg Sigwart (1554–1618) wegen dieser Ausgabe heftig angriffen, setzte sich P. mit Gegenschriften zur Wehr (Rettung, 1589, ²1592; Sieg, 1591). Seit 1605 veröffentlichte er zahlreiche Bibelkommentare. In kontroverstheol. Schriften verteidigte P. als Dogmatiker – oft auch als Polemiker – die ref. Theologie zunächst gegenüber Lutheranern, u. a. als die Angriffe von Ägidius Hunnius (1550–1603) Zweifel schürten, ob die Reformierten der Kurpfalz noch als Augsburger Religionsverwandte gelten dürften (Clypeus, dt. „Summarische Erklärung“, 1593; Calvinus orthodoxus, 1595). Seit dem Erstarken der Gegenreformation erblickte P. jedoch in den Jesuiten die gefährlichsten Gegner der ref. Kirche. Nach seiner Auseinandersetzung mit dem Speyerer Jesuiten Johann Magirus über die Autorität der Hl. Schrift (Disceptatio, 1604) widerlegte P. seit 1612 die kontroverstheol. Werke des ital. Jesuiten Robert Bellarmin („Castigationes“).

    Als nach dem politischen Zusammenschluß in der Prot. Union 1608 eine konfessionelle Einigung fehlte, erwarb sich P. als Ireniker besondere Verdienste. In seiner programmatischen Schrift „Irenicum“ (1614, dt. „Irenicum oder Friedemacher“ 1615, niederl. 1615) rief P. Lutheraner und Reformierte zur Verständigung und zu gemeinsamem Handeln auf. Er erneuerte den Vorschlag einer gesamteurop. ref.-luth. Synode und forderte bis zu deren Zusammentritt gegenseitige Toleranz. Es gelang ihm nicht, die konfessionellen Fronten aufzusprengen. Sein „Irenicum“ stellt jedoch eine wichtige Vorstufe für die späteren innerprot. Unionsbemühungen und namentlich für die pfälz. Kirchenvereinigung von 1818 dar.

  • Werke

    W-Verz. VD 16 (Wängler).

  • Literatur

    ADB 25;
    J. Ph. Pareus, Narratio historica de curriculo vitae et obitu … D. Davidis Parei, in: David Pareus, Opera theologica. I., 1628. Nachdr. 1642, S. 1-110, erw. Neuaufl. 1647 (W);
    F. W. Cuno, in: Pfälz. Memorabile 10, 1882, S. 90-97;
    K. Tavernier, Eine kurpfälz. Gel.-Fam., in: Bll. f. pfälz. KGesch. 1, 1925, S. 42-44;
    H. Leube, Kalvinismus u. Luthertum im Za. d. Orthodoxie I, 1928, S. 59-73;
    G. Hecht, Schles.-kurpfälz. Beziehungen im 16. u. 17. Jh., in: ZGORh NF 42, 1928/29, S. 176-222;
    W. Holtmann, Die pfälz. Irenik im Za. d. Gegenref., Diss. Göttingen 1960, S. 238-60 (ungedr.);
    ders., Irenik, in: TRE 16;
    G. A. Benrath, in: Schles. Lb., hg. v. H. Neubach u. a., V, 1968, S. 13-23 (L, P);
    ders., Irenik u. Zweite Ref., in: Die ref. Konfessionalisierung in Dtld., Das Problem d. „Zweiten Ref.“, hg. v. H. Schilling, 1986, S. 349-58, bes. S. 353-56;
    G. Brinkmann, Das Irenicum des D. R, Frieden u. Einheit in ihrer Relevanz zur Wahrheitsfrage, 1972 (W, L, P);
    T. Himmighöfer. Die Neustadter Bibel v. 1587/88, die erste ref. Bibelausg. Dtlds., 1986 (P);
    dies., 400 J. Neustadter Bibel, in: Bll. f. pfälz. KGesch. 55, 1988, S. 7-19;
    PRE;
    RGG³;
    BBKL (W, L).

  • Porträts

    Versch. zeitgenöss. Kupf., u. a. v. M. Merian (Heidelberg, Kurpfälz. Mus.), Abb. u. a. b. Benrath (s. L).

  • Autor/in

    Traudel Himmighöfer
  • Zitierweise

    Himmighöfer, Traudel, "Pareus, David" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 65-66 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119534479.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Pareus: David P. (eig. Wängler), reformirter Theologe und treuester Schüler des Ursinus, des Mitverfassers des Heidelberger Katechismus, geb. am 30. December 1548 zu Frankenhausen in Oberschlesien, am 15. Juni 1622 zu Heidelberg. Schon auf der Schule zu Hirschberg zeichnete er sich durch außerordentlichen Fleiß aus, so daß sein Lehrer Chr. Schilling auf ihn aufmerksam wurde. Als dieser wegen seiner reformirten Abendmahlslehre von da vertrieben am Amberger Gymnasium Unterkunft fand, folgte ihm P. dahin. Von da kam letzterer bald nach Heidelberg, wo er als Alumnus in das Sapienzcolleg Aufnahme fand, dem Ursinus damals vorstand. Unter diesem und den übrigen ausgezeichneten Lehrern Heidelbergs studirte er daselbst Philologie und Theologie. Hierauf wurde er 1571 Prediger zu Schlettenbach bei Weißenburg im heutigen Elsaß, dann nach kurzer Wirksamkeit daselbst Lehrer am Pädagog zu Heidelberg, von wo er aber 1573 an die Gemeinde zu Hemsbach an der Bergstraße berufen wurde. Nach dem Tode Friedrichs III. von der Pfalz fand er 1577 in dem Gebiete des Pfalzgrafen Johann Casimir zu Oggersheim einen|neuen Wirkungskreis, dann zu Winzingen bei Neustadt an der Haardt. Als nach Ludwigs VI. Ableben Johann Casimir wieder den Calvinismus in Heidelberg restituirte, berief er Pareus zum 2. Lehrer an das Sapienzcolleg, dessen Vorsteher er in der Folge wurde und dann 1598 Professor der Theologie an der pfälzischen Hochschule. In dieser Stellung gewann er bald ein solches Ansehen im In- und Auslande, daß selbst viele Jünglinge aus der Ferne zu seinen Vorlesungen eilten und es für eine große Auszeichnung hielten, wenn sie in seinem unter dem Schloßberge aufgeführten Hause, das er sein Pareanum nannte, eine Aufnahme zum Zusammenleben mit diesem ihrem verehrten Lehrer fanden. Besonders waren es Magyaren und Polen, welche ihn hochschätzten. — P. war bei aller confessionellen Entschiedenheit eine irenische Natur, welche am wenigsten an dem Gezänke so vieler Theologen seiner Zeit Gefallen fand. Gegen die Beschuldigungen eines Polykarp Leyser u. a. Lutheraner, man könne nicht mit den Reformisten gegen die Römischen sich verbinden, mit denen man in vielen Punkten einiger sei als mit jenen, gab er 1615 seine Hauptschrift heraus: „Irenicum sive de unione et Synodo Evangelicarum concilianda, liber votivus paci ecclesias et desideriis pacificorum dicatus.“ Er stellt in diesem Buche einen Consensus der Lehre beider evangelischen Kirchengemeinschaften fest und zeigt, da erst nach Luthers Tode der Zwiespalt der Lehre von Christi Person und der Prädestination ausgebrochen, daß ursprünglich dieser sich nur auf die mündliche Nießung im Abendmahle erstreckt habe, auch daß die Reformirten nicht die Augsburger Confession verwerfen, sondern vielmehr allein recht auslegen. Doch sollte durch diese Schrift keineswegs irgend einer Abschwächung einzelner Lehrpunkte das Wort geredet werden. Allein trotz seiner Friedensliebe wurde auch P. in theologische Kämpfe verwickelt. Seine Bearbeitung der sog. Neustädter Bibel im J. 1587, in welcher er zu der lutherischen Uebersetzung neue Capitelüberschriften, Zusätze und Anmerkungen setzte, rief die ganze Entrüstung eines Jacob Andreä gegen ihn hervor, der eine „Christl. Erinnerung und Warnung“, Tüb. 1589 dagegen ausgehen ließ. P. antwortete hierauf in „Rettung der zu Neustadt gedruckten Bibel“. Ebenso sah er sich zur Polemik aufgefordert durch Beschuldigungen, welche lutherischer Seits auf dem Reichstage zu Regensburg 1594 laut wurden, die Pfälzer seien nicht als Augsburgische Confessionsverwandte anzusehen. Gegen solche schrieb er seinen „Clypeus veritatis catholicae pro sancta Dei veritate et aeterna Christi divinitate“ und gab solchen zugleich deutsch heraus unter dem Titel: „Summarische Erklärung der wahren katholischen Lehre von den fürnehmsten jetziger Zeit streitigen Religionsartikeln.“ Amberg 1598, worin er die Verwandtschaft der reformirten Lehre mit der altlutherischen, von der die heutigen Lutheraner abgefallen, nachzuweisen sich bemühte. Da er in seinem Commentare zum Römerbriefe in den Fällen, wo der Gehorsam gegen die Obrigkeit mit dem Gewissen in Conflict kommt, einen bedingten Widerstand gegen diese einräumt, so sah er sich darüber von mehreren Seiten angegriffen. Gegen den Papst und die Jesuiten erließ er zum Reformationsjubiläum 1617 eine Schrift, nachdem er bereits 1604 seine „Disceptatio epistolaris“ mit dem Jesuiten Joh. Magnus zu Speyer herausgegeben. Das meiste Verdienst aber hat sich P. erworben durch die Veröffentlichung der in lateinischer Sprache geschriebenen Auslegungen des Heidelberger Katechismus seines Lehrers Ursinus im J. 1600. Das letzte Lebensjahr des P. war noch sehr unruhig. Der Einfall der Spanier in die Pfalz vertrieb ihn im September 1621 aus Heidelberg. Er flüchtete nach dem zweibrückischen Städtchen Annweiler, von wo er in krankem Zustande zu seinem Sohne Philipp, Rector in Neustadt a. d. Haardt, im Januar 1622 eilte und sein Testament aufsetzte. Im Mai reiste er sodann, seinem Herzenswunsche, in seinem Pareanum zu sterben, folgend, nach Heidelberg, da sich eben das Kriegsglück den protestantischen Waffen günstig gezeigt. Kurze Zeit darauf starb er daselbst. Seine Werke hat sein oben erwähnter Sohn zu Frankfurt und Genf 1647—1650 in vier Bänden veröffentlicht. Im 1. Bande gibt dieser eine ausführliche Lebensbeschreibung nebst einem Verzeichnisse der Schriften seines Vaters, welche bei Verwüstung der Pfalz verloren gegangen.

    • Literatur

      Ersch und Gruber III. Sect. 12. Th. — Herzog's Realencyclopädie. —
      Bayle. —
      Niceron, Mémoires. — Vor allen aber die vita des P. in s. opp.

  • Autor/in

    Cuno.
  • Zitierweise

    Cuno, "Pareus, David" in: Allgemeine Deutsche Biographie 25 (1887), S. 167-169 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119534479.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA