Lebensdaten
1424 oder 1428 – 1468
Geburtsort
Gebweiler (Elsaß)
Sterbeort
Rom
Beruf/Funktion
Prediger ; Schriftsteller
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119530740 | OGND | VIAF: 13120065
Namensvarianten
  • Kreutzer, Johannes
  • Creutzer, Joannes
  • Creutzer, Johan
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Kreutzer, Johannes, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119530740.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus begüterter Fam. in G.

  • Biographie

    K. bezog 1442 die Univ. Erfurt und verließ sie als Magister artium. 1454 wurde er Münsterpfarrer in Straßburg und Großpönitentiar. Im 1451 erneut entbrannten Streit um die Einnahmen des Pfarrklerus bei Todesfällen (Ultimum-vale-Streit) bekämpfte er den Ordensklerus, auf dessen Betreiben er exkommuniziert wurde. Vom Rat wurde er 1456 der Stadt verwiesen. K. intervenierte für den Weltklerus in Rom ohne Erfolg, erreichte aber die Lösung vom Bann durch den Bischof von Basel. An der Univ. Heidelberg setzte er 1458 sein Theologiestudium fort. Das Basler Domkapitel wählte K. 1459 zum Domherrn und Münsterprediger. Er unterrichtete in dieser Funktion den Klerus und hielt seit Eröffnung der Universität 1460 Vorlesungen in der Theol. und der Artistenfakultät, deren erster Dekan er wurde. Nach der Promotion durch Johann von Wesel wurde er 1461 zum Ordinarius für Theologie berufen und zum 4. Rektor der Universität gewählt. In dem Streit zwischen Konventualen und Observanten um die Reform der Bettelorden standen K.s Straßburger Gegner auf der Seite der Konventualen, die Basler Dominikaner auf der der Observanten. Ihnen schloß sich K. nunmehr an, veranlaßte 1461 die Reform des Predigerkonvents von Gebweiler und unterstützte 1465 seinen Freund, den Ordenschronisten Johannes Meyer, bei der Reform dreier Frauenklöster in Freiburg i. Br. Nachdem er vom Gebweiler Konvent den Verzicht auf den Klosterbesitz zugunsten der Wiederaufrichtung des dortigen, 1442 aufgelassenen Frauenklosters Engelporten erreicht hatte, trat er 1465 als Novize in den Konvent seiner Heimatstadt ein und leistete 1466, einige Tage nach der Besiedlung Engelportens durch Observantinnen, Profeß. 1467 wurde er als Lektor nach Nürnberg versetzt und im März 1468 als gewählter Prior des Gebweiler Konvents bestätigt. Er betrieb bei der Kurie die Verlegung des Generalkapitels von Avignon nach Rom, damit bei den Verhandlungen den Observanten der Einfluß des Papstes zugute kommen konnte. Von Reiseanstrengungen erschöpft, starb er in Rom am Eröffnungstag des Generalkapitels.

    Die Zeitgenossen, allen voran Geiler von Kaysersberg, rühmten K. als Prediger. Es sind nur einige Klosterpredigten erhalten. Das überlieferte Werk steht ganz im Dienst der Seelsorge an Observantinnen. Ihnen stellt K. durch aszetisch-mystische Unterweisungen das kontemplative Leben als bräutliche Christusminne im Zeichen der Fruitio Dei dar, indem er sie zu diesem Leben bereiten, darin beraten und bestärken will. Der Stil der einzelnen Traktate, Festgrüße und Lieder ist von einem der Predigt nahestehenden, begeisternden, zuweilen überschwenglichen Ton bestimmt; die Gegenstände wählt K. bevorzugt aus der bernhardinischen und dominikanischen Mystik. Charakteristisch ist die Fülle der Bilder, die, vom Hohenlied angeregt, die häuslichländliche Umwelt seiner Heimat umfaßt. Die Bilder werden in allen Einzelheiten allegorisiert. Hierfür bieten der „Geistliche Mai“, die „Geistliche Ernte“, das „Geistliche Fastnachtsküchlein“ und ein „Geistliches Badlied“ reiche Beispiele. Sein letztes und umfangreichstes Werk, eine Hoheliedauslegung, mußte K. bei Vers II, 13 abbrechen. K. benutzte die Hoheliedpredigten Bernhards von Clairvaux als Vorlage, erweiterte sie aber vom zweiten Kapitel an um eigene exegetische Kommentare, die im Kern bereits während der Lehrtätigkeit in Basel entstanden sein könnten.

  • Werke

    in 3 Hss. überliefert: 2 in Staatsbibl. Preuß. Kulturbes. Berlin, 1 in Landesbibl. Stuttgart. -
    Gedruckt wurden bisher d. Lieder: Ph. Wackernagel, Das dt. Kirchenlied II, 1867, n. 477, 479, 706, 815-23, 831-35;
    d. Festgrüße, Ein geistl. meymüß, Ein geistl. meykeß, in: L. Pfleger, Zur Gesch. d. Marienmaiandacht im Elsaß, in: Straßburger Diözesanbl., Mai 1912, S. 167-69;
    2 Stücke aus d. Geistl. Mai, in: L. Berthold, Auswertung d. Stuttgarter Cod. theol. et philos. 4° Nr. 190, in: Teuthonista 2, 1925-26, S. 180-241;
    - Auszüge aus allen 3 Hss. zus. mit e. ausführl. Werkbeschreibung: F. Landmann, J. K. … als Mystiker u. Dichter geistl. Lieder, in: Archives de l'Eglise de l'Alsace NF 5, 1953-54, S. 21-67, 8, 1957, S. 21-62.

  • Literatur

    . M. Barth, Dr. J. K. u. d. Wiederaufrichtung d. Dominikanerinnenklosters Engelporten in Gebweiler, in: Archiv f. elsäss. KG 8, 1933, S. 181-208;
    Wieland Schmidt, J. K., in: Festschr. H. de Boor, 1966, S. 150-92 (L);
    V. Honemann, in: Dict. de spiritualité ascétique et mystique VIII, 1974, S. 1779 f.;
    Vf.-Lex. d. MA V.

  • Autor/in

    Dietrich Wittke
  • Zitierweise

    Wittke, Dietrich, "Kreutzer, Johannes" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 26-27 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119530740.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA