Lebensdaten
1641 – 1729
Geburtsort
München
Sterbeort
Aufhausen bei Regensburg
Beruf/Funktion
Schriftsteller ; Maler ; Oratorianer vom heiligen Philipp Neri
Konfession
-
Normdaten
GND: 119519887 | OGND | VIAF: 30348699
Namensvarianten
  • Seidenbusch, Johann Georg
  • Seidenbusch, Johann G.

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Zitierweise

Seidenbusch, Johann Georg, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119519887.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Andreas, Tuchmacher in M.;
    M Maria Stegmiller, aus Pfaffenhofen;
    11 Geschw; Verwandter Blasius Reichmayr ( n. 1684), Bgm. in Ingolstadt.

  • Biographie

    S. begann schon während seiner Schulzeit am Münchner Jesuitengymnasium 1651–59 zu zeichnen und zu malen. Anschließend diente er als Kammerherr des Abts und als Maler (Hochaltar d. Klosterkirche) in Kloster Scheyern, bevor er 1661 zum Studium der Theologie nach Ingolstadt ging. Hier machte S. durch eine Fassadenmalerei am Haus seines Vetters, des Bürgermeisters Dr. Blasius Reichmayr, Joachim v. Sandrart (1606–88) auf sich aufmerksam, der ihm zum väterlichen Freund wurde und seine Begabung förderte. Das Angebot Sandrarts, ihn zum Kunstmaler auszubilden, lehnte S. jedoch ab. 1665 zum Priester geweiht, übernahm er im Febr. 1667 nach Vermittlung von Sandrart die Pfarrei Maria Schnee in Aufhausen (Bistum Regensburg), die er als Propst bis zu seinem Tod betreute.

    Unter den vielen im Dienste der Seelsorge als Schriftsteller und Dichter tätigen Pfarrern in Bayern ist S. ein herausragendes Beispiel. Sein vielseitiges künstlerisches Bemühen galt der einfachen Bevölkerung, für die er erbauliche Texte und geistliche Lieder schrieb und z. T. mit eigenen Melodien versah. Aus seinem viel benutzten Andachtsbuch „Marianischer Schneeberg“ (1672, 101744) werden einige Lieder noch heute gesungen; ferner verfaßte S. zahlreiche Gratulations- und Kondolenzgedichte und wurde häufig als Prediger zu Jubiläen und Begräbnisgottesdiensten eingeladen. Seine Frömmigkeit, v. a. sein Hang zur Leidensmystik (Passions-Spiegel, 1726), ist beeinflußt von Zeitgenossen aus dem süddt. Raum wie Jakob Rehm, Maurus Xaverius Herbst, Bartholomäus Holzhauser und Anna Maria Lindmayr.

    Für den Bau einer bald vielbesuchten neuen Wallfahrtskirche in seinem Pfarrdorf, deren Gnadenbild er als Gymnasiast für Malerarbeiten vom Münchner Jesuitenkolleg bekommen hatte, verwandte er 1670–72 seinen Anteil am Verkauf des Elternhauses in München. 1692 gründete er in Aufhausen ein Oratorium nach dem Vorbild des hl. Philipp Neri (1827 aufgehoben), weitere 1702 in Wien und 1707 in München. Diese Unternehmungen führten ihn wiederholt nach Rom und zum Kaiserhof nach Wien. Sein Ansehen und seine zahlreichen Beziehungen zu hochgestellten Persönlichkeiten nutzte S., um Vorteile für seine Pfarrei zu erlangen, etwa in Form von finanziellen Zuwendungen oder von Schutzbriefen während des Span. Erbfolgekriegs.

    Die von S. erhaltenen Gemälde, Porträts und Zeichnungen, darunter Entwürfe für Titelkupfer seiner Werke, zeigen Könnerschaft und fanden auch am ksl. Hof Bewunderer. Seine „Autobiographie“ (hg. v. A. Ebner, 1891) berichtet auf unterhaltsame Weise von den merkwürdigen Fügungen in seinem Leben und ist literarisch wie kulturgeschichtlich von beachtlichem Wert.

  • Werke

    in: Bayer. Bibl. II: Die Lit. d. Barock, hg. v. H. Pörnbacher, 1986, S. 583–88, 926–30, 1291.

  • Literatur

    A. Ebner, Propst J. G. S. u. d. Einf. d. Congregation d. hl. Philipp Neri in Baiern u. Oesterr., 1891;
    J. N. Foerstl, in: Der Zwiebelturm 3, 1948, S. 11–15;
    J. Sagmeister, in: Btrr. z. Gesch. d. Bm. Regensburg 2, 1968, S. 283–352;
    J. Gruber, Das Oratorium d. Nerianer in Aufhausen, ebd. 14, 1980, S. 89–136;
    R. Graber, Propst J. G. S. u. d. Erneuerung d. Priestertums, in: Ortskirche, Weltkirche, FS f. Julius Card. Döpfner, 1973, S. 198–212;
    H.-J. Bösl, Aufhausen, Wallfahrtskirche Maria Schnee, 1989;
    S. Rupprecht, Propst J. G. S., Begründer d. Wallfahrt v. Hl. Kreuz (Windberg), in: 300 J. Hl. Kreuz, hg. v. Th. Handgrätinger, 1995, S. 62–85;
    ThB;
    Lb. aus d. Gesch. d. Bm. Regensburg I;
    BBKL 17;
    Kosch, Lit.Lex.³;
    Nachlaß u. weitere Qu:
    Bfl. Zentralarchiv Regensburg.

  • Porträts

    Selbstporträt, 1675 (Aufhausen), danach Kupf., 1716, u. Selbstporträt, 1725 (Regensburg, Kunstslgg. d. Bm. u. Bfl. Zentralarchiv).

  • Autor/in

    Hans Pörnbacher
  • Zitierweise

    Pörnbacher, Hans, "Seidenbusch, Johann Georg" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 178 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119519887.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA